Die Suche nach neuen Talenten kann eine herausfordernde Aufgabe sein – gerade in Zeiten des branchenübergreifenden Fachkräftemangels. Der sich im Übrigen wohl nicht verbessern wird: Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schätzt, dass im Jahr 2027 etwa 728.000 Fachkräfte in Deutschland fehlen werden.
Doch mit der richtigen Strategie ist dieses Problem gut zu meistern: Active Sourcing bietet eine effektive Lösung. Fragst du dich, welche Methoden und Kanäle dafür am besten geeignet sind? Wir haben für dich einen Guide erstellt, der wertvolle Einblicke und praxisnahe Tipps zur proaktiven Mitarbeitersuche und Stellenbesetzung liefert.
- Erkenne Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Active Sourcing und Social-Media-Recruiting
- Lerne erprobte Methoden und Prozesse kennen, um deinen Active-Sourcing-Ansatz zu optimieren
- Erhalte Einblicke in die besten Online- und Offline-Kanäle für dein Active Sourcing im Jahr 2025
Los geht's!
Was ist Active Sourcing?
Active Sourcing bedeutet, dass Recruiter proaktiv potenzielle Kandidaten ansprechen (auch wenn diese aktuell nicht aktiv auf Jobsuche sind), anstatt darauf zu warten, dass Bewerbungen eingehen. Dabei wird oft auf Plattformen wie LinkedIn, Xing oder spezialisierte Talentdatenbanken nach passenden Personen gesucht.

Active Sourcing: Begriffsklärung und Bedeutung
Active Sourcing ist eine proaktive Recruiting-Strategie, bei der Unternehmen aktiv auf die Suche nach passenden Talenten gehen, anstatt darauf zu warten, dass Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen eingehen. Ziel ist es, Kandidaten gezielt zu identifizieren, anzusprechen und für das Unternehmen zu begeistern – auch dann, wenn sie derzeit nicht aktiv auf Jobsuche sind.
Der Active-Sourcing-Prozess beginnt mit der Identifikation potenzieller Kandidaten über Karrierenetzwerke wie LinkedIn, Xing oder spezialisierte Jobnetzwerke und Talentpools. Recruiter sichten und analysieren gezielt die Profile von Fachkräften, die für vakante oder künftig vakante Positionen interessant sein könnten.
Lesetipp
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Ist ein passendes Profil gefunden, erfolgt die direkte Ansprache der Kandidaten über eine persönliche Nachricht oder einen Erstkontakt, häufig mit Informationen zur zu besetzenden Position und zum Unternehmen.
Das Ziel ist, langfristige Beziehungen zu potenziellen Mitarbeitern aufzubauen und eine Art „Talentpipeline“ oder Talentpool zu schaffen, der jederzeit zugänglich ist. Besonders in Märkten mit hohem Wettbewerb und Fachkräftemangel bietet Active Sourcing Unternehmen die Möglichkeit, schnell auf Personalbedarfe zu reagieren und Top-Talente für sich zu gewinnen, bevor sie von der Konkurrenz entdeckt werden.
Der Unterschied zwischen Active Sourcing und Social-Media-Recruiting
Obwohl Active Sourcing und Social-Media-Recruiting beide die Suche nach Kandidaten und Mitarbeitern im Blick haben, unterscheiden sie sich in ihren Ansätzen. Social-Media-Recruiting stellt nur einen Teilbereich des Active Sourcing dar und fokussiert sich auf die Kandidatenansprache sowie -suche über soziale Plattformen.
Active Sourcing hingegen geht über die gezielte Ansprache von Kandidaten in sozialen Netzwerken hinaus: Hier kommen zum Beispiel auch persönliche Kontakte bei Veranstaltungen, Messen und anderen Events ins Spiel, um vielversprechende Talente langfristig an das Unternehmen zu binden.
Lesetipp
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Candidate Experience: Definition, Beispiele und wie du sie konkret verbessern kannst
Schau mal rein!
Fünf Schritte für erfolgreiches Active Sourcing
Identifikation und Research
Der erste Schritt im Active Sourcing besteht darin, gezielt nach passenden Talenten zu suchen. Dabei verwenden Recruiter verschiedene Plattformen wie LinkedIn, Xing, spezielle Jobbörsen, aber auch Nischenforen oder Netzwerke wie GitHub (für IT-Fachkräfte). Dazu später mehr.
Ziel ist es, Profile zu finden, die den Anforderungen der offenen Positionen entsprechen. Oft wird dabei auch auf Netzwerke bestehender Mitarbeiter zurückgegriffen oder in Datenbanken des Unternehmens nach Kandidaten gesucht, die schon einmal Interesse gezeigt haben.
Expertentipp: Active Sourcing in der IT
IT-Fachkräfte sind oft sehr gefragt und entsprechend umkämpft. Hier sind einige spezifische Tipps, wie du im IT-Bereich erfolgreich Active Sourcing betreiben kannst:
Verwende in Kontaktanfragen Begriffe und Tools, die in der jeweiligen Rolle genutzt werden (z. B. „Du arbeitest mit Kubernetes und Go? Wir haben ein Projekt, das genau darauf aufbaut.“).
Reagiere schnell auf Antworten – gute Entwickler sind oft schnell wieder „weg“, weil sie häufig von Recruitern angeschrieben werden.
Sei transparent bezüglich Tech Stack, Teamgröße, Remote-Regelung und, im Idealfall, dem Gehaltsrahmen.
Talent Mapping
Im Rahmen des Talent Mapping werden potenzielle Kandidaten identifiziert und in einem sogenannten Talentpool gesammelt, auch wenn aktuell keine konkrete Position für sie verfügbar ist.
Talent Mapping hilft dabei, bestimmte Skills und berufliche Werdegänge frühzeitig zu identifizieren und zu dokumentieren, um bei zukünftigen Bedarfen gezielt auf diese Profile zurückgreifen zu können. Auf diese Weise wird ein Netzwerk von potenziellen Mitarbeitern aufgebaut, das langfristig gepflegt wird.
Ansprache der Kandidaten
Die Ansprache potenzieller Kandidaten erfolgt persönlich und meist individuell auf das Profil zugeschnitten. Der Recruiter spricht gezielt auf den bisherigen Werdegang, relevante Fähigkeiten oder spezifische Erfolge des Kandidaten an.
Ziel ist es, mit der Kontaktanfrage dem Kandidaten das Gefühl zu geben, dass er persönlich angesprochen wird. Die Ansprache erfolgt in der Regel per Direktnachricht auf den Plattformen oder per E-Mail und sollte authentisch, freundlich und professionell sein.
So kann eine individuelle Kandidatenansprache per E-Mail aussehen:
Betreff (optional): Deine Erfahrung mit Kotlin & Microservices – spannende Rolle bei [Unternehmen]
Hallo [Vorname],
beim Durchstöbern spannender Entwicklerprofile ist mir deins besonders aufgefallen – vor allem deine Erfahrungen mit Kotlin und Microservices bei [aktueller Arbeitgeber oder Projektname].
Wir bei [Unternehmensname] bauen gerade ein neues System für [z. B. Zahlungsabwicklung im E-Commerce] komplett auf einer Microservice-Architektur mit Kotlin, Spring Boot und Kubernetes. Deine Kenntnisse in [z. B. „Event Sourcing“ oder „CI/CD mit GitLab“] wären dabei ein echter Gewinn für unser kleines, schlagkräftiges Backend-Team.
Was dich bei uns erwartet:
- ein Tech-Stack, der mit Kotlin, PostgreSQL, Kafka & Docker wirklich „state of the art“ ist
- ein Team aus 6 Backend-Entwicklern, davon 3 remote
- viel Freiraum für Architekturentscheidungen und technische Weiterentwicklung
Wenn du gerade offen für neue Impulse bist (oder einfach neugierig), würde ich mich freuen, wenn wir kurz sprechen – ganz unverbindlich.
Viele Grüße
[Dein Name]
Tech Recruiter @ [Unternehmensname]
[LinkedIn-Profil oder E-Mail]
Bewerberbindung und Talent-Pipeline
Recruiter pflegen die Kontakte mit den Kandidaten in ihrem Talentpool regelmäßig, indem sie beispielsweise Informationen über neue Projekte im Unternehmen oder interessante Entwicklungen in der Branche teilen. Auch Einladungen zu
- Veranstaltungen,
- Webinaren oder
- Workshops
können eine Möglichkeit sein, potenzielle Mitarbeiter langfristig zu binden und das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren.
Nutzung von Tools und Technologie
Viele Unternehmen nutzen spezielle Tools und Software, um Active Sourcing effizienter zu gestalten. Diese Programme helfen, Kandidatenprofile zu speichern, Ansprachemuster zu personalisieren und Daten zu verwalten.
Beispiele sind Bewerbermanagementsysteme, die helfen, die Kontaktverläufe zu dokumentieren und den Status der Kandidaten zu verfolgen. Darüber hinaus ermöglichen einige Tools automatisierte Nachrichten oder Erinnerungen, damit Recruiter regelmäßig an Kandidaten im Talentpool denken.
Herausforderungen und Nachteile im Active Sourcing
Active Sourcing hat zweifelsohne viele Vorteile, jedoch gibt es auch gewisse Herausforderungen und Nachteile, die Personalverantwortliche berücksichtigen sollten.
- Zeitaufwändige Recherchearbeit: Active Sourcing erfordert sorgfältige Recherche, was die Verfahren im Vergleich zu anderen Personalmanagement-Methoden zeitaufwändiger gestaltet.
- Potenzielle Belästigung: Es kann vorkommen, dass sich Kandidaten durch die Kontaktaufnahme belästigt fühlen, besonders wenn sie derzeit nicht aktiv auf Jobsuche sind. Deshalb ist beim Active Sourcing ein taktvolles und einfühlsames Vorgehen unerlässlich.
Lesetipp
Eine starke Arbeitgebermarke erhöht die Chance, dass Talente in Betracht ziehen, zu deinem Unternehmen zu wechseln. Lies dir am besten diese Artikel dazu durch:
Employer Branding: So kannst du deine Bewertung auf kununu und Co. verbessern
Geeignete Kanäle für Active Sourcing
Für Active Sourcing gibt es eine Vielzahl geeigneter Kanäle, die helfen, gezielt Talente zu finden und anzusprechen. Die Auswahl des richtigen Kanals hängt oft von der Branche, den gesuchten Fachkenntnissen und der Zielgruppe ab.
Hier sind einige bewährte Kanäle für Active Sourcing:
- Berufliche Netzwerke
Karriereplattformen wie LinkedIn und XING sind die gängigsten Kanäle im Active Sourcing. Sie bieten umfassende Such- und Filterfunktionen, um gezielt nach Fachkräften zu suchen, deren Profile Fähigkeiten, berufliche Stationen und Empfehlungen enthalten. Besonders für Positionen im Management und für hoch qualifizierte Fachkräfte sind diese Netzwerke sehr wertvoll. - Spezialforen und Fachplattformen
Für technische und spezialisierte Rollen wie IT-Entwickler oder Ingenieure sind Plattformen wie GitHub, Stack Overflow oder Kaggle wertvoll. Diese Netzwerke bieten Einblicke in die Kompetenzen und Projekte der Nutzer und sind ideal, um technisches Fachwissen direkt zu bewerten. Im Design-Bereich sind Plattformen wie Behance oder Dribbble hilfreich. - Universitätsplattformen und Karriereportale
Universitätskarrierezentren und Alumni-Netzwerke sind wertvolle Ressourcen, um Absolventen und Nachwuchstalente zu identifizieren. Viele Universitäten bieten interne Jobportale oder Career Services an, die es Unternehmen ermöglichen, frühzeitig mit Talenten in Kontakt zu treten und Praktika oder Trainee-Programme anzubieten. - Mitarbeiterempfehlungen
Mitarbeiterempfehlungsprogramme sind ebenfalls eine sehr effektive Active-Sourcing-Quelle. Mitarbeiter können über ihr persönliches Netzwerk potenzielle Kandidaten empfehlen, und Unternehmen bieten oft Anreize für erfolgreiche Empfehlungen. Dies erhöht die Reichweite und Qualität der Kandidaten, da Mitarbeiter oft Kontakte in ähnlichen Berufsfeldern haben. - Social Media
Kanäle wie Facebook, Instagram und sogar TikTok gewinnen für Active Sourcing an Bedeutung, besonders wenn es darum geht, junge Talente oder kreative Berufe anzusprechen. Hier können Unternehmen durch zielgerichtete Ansprache auf sich aufmerksam machen, insbesondere über gezielte Kampagnen, Jobvideos und Einblicke in die Unternehmenskultur.
Aber auch alteingesessene Unternehmen feiern große Recruiting-Erfolge mit kreativen Videos auf TikTok:
Geheimtipp: Messen und Networking-Events nutzen
Persönliche Veranstaltungen wie Karrieremessen, Konferenzen und Networking-Events sind ebenfalls gute Kanäle für Active Sourcing. Hier können Recruiter direkt mit Kandidaten in Kontakt treten, informelle Gespräche führen und erste Beziehungen aufbauen. Virtuelle Jobmessen und Online-Events sind zudem eine gute Option, um geografische Einschränkungen zu überwinden.
Tools für effizientes Active Sourcing
Für effizientes Active Sourcing gibt es eine Vielzahl spezialisierter Tools, die Unternehmen dabei unterstützen, potenzielle Talente zu finden, zu verwalten und anzusprechen.
1. LinkedIn Recruiter
LinkedIn Recruiter ist eines der beliebtesten Tools für Active Sourcing und ermöglicht gezielte Kandidatensuche, umfangreiche Filterfunktionen und die Verwaltung von Kandidatenprofilen. Es bietet auch die Möglichkeit, talentierte Kandidaten in Talentpools zu speichern und personalisierte Nachrichten zu versenden.
2. AmazingHiring
AmazingHiring ist auf IT- und Tech-Positionen spezialisiert und durchsucht Plattformen wie GitHub, Stack Overflow, Kaggle und mehr, um Kandidaten zu finden, die in der Tech-Branche aktiv sind. Mit diesem Tool können Recruiter eine detaillierte Analyse der Fähigkeiten eines Kandidaten erhalten, indem sie dessen Beiträge und Aktivitäten auf mehreren technischen Plattformen bewerten.
3. Avature CRM
Avature CRM ist ein umfassendes Talent-Relationship-Management-Tool, das besonders für Unternehmen mit großem Talentpool und langfristigen Sourcing-Strategien nützlich ist. Avature ermöglicht die Verwaltung von Kandidatenbeziehungen, erstellt Talentpools und unterstützt die personalisierte Ansprache. Es eignet sich besonders gut für Unternehmen, die strategisches Talentmanagement betreiben.
4. Entelo
Entelo bietet ebenfalls KI-gestütztes Active Sourcing und verfügt über Funktionen zur Diversitätssuche, die speziell darauf ausgelegt sind, unterrepräsentierte Talente anzusprechen. Die Plattform kann die Wechselbereitschaft der Kandidaten berechnen und ist besonders im amerikanischen Markt weit verbreitet.
5. People Search auf Social Media mit Browser-Erweiterungen (z. B. AmazingHiring Chrome Extension)
Neben großen Plattformen gibt es auch browserbasierte Tools und Erweiterungen wie die AmazingHiring Chrome Extension, die bei der Suche und Direktansprache auf Social-Media-Plattformen helfen. Diese Erweiterungen durchsuchen verschiedene Profile und ermöglichen eine schnelle Kontaktaufnahme mit potenziellen Talenten.
Fazit
Active Sourcing hat sich als zukunftsweisende Recruiting-Strategie etabliert und unterstützt Unternehmen dabei, qualifizierte Kandidaten zielgerichtet und effizient zu erreichen – mit nur wenig Streuverlusten im Vergleich zu klassischen Stellenanzeigen.
Beginne noch heute damit, deine Personalbeschaffung fit für zukünftige Herausforderungen zu machen, und stelle sicher, dass du im Wettbewerb um die besten Talente die Nase vorn hast.
FAQ
Noch Fragen zum Thema? Hier sind die Antworten.
Wie funktioniert Active Sourcing über XING?
Active Sourcing über XING funktioniert, indem du gezielt nach passenden Kandidaten suchst, Profile analysierst und passende Talente direkt kontaktierst. Nutze Filteroptionen, um die Suche zu verfeinern und schreibe personalisierte Nachrichten, um das Interesse der Kandidaten zu wecken.
Was kostet Active Sourcing?
Active-Sourcing-Kosten variieren je nach Umfang und Qualität der gezielten Personalsuche, oft entstehen externe Kosten für Recruiter, Tools und Datenbanken. Interne Kosten beinhalten Arbeitsaufwand und Fortbildungen. Um Kosten zu reduzieren, plane genau und nutze effiziente Recherche- und Kommunikationsstrategien.
Welche Vorteile bietet Active Sourcing für Unternehmen?
Active Sourcing bietet Unternehmen viele Vorteile: gezieltes Ansprechen qualifizierter Kandidaten, Zeitersparnis bei der Rekrutierung und eine höhere Erfolgsquote bei der Mitarbeitergewinnung. Für optimale Ergebnisse setze auf persönliche Ansprache, nutze soziale Netzwerke und baue langfristige Beziehungen auf.
Welche Tools werden für Active Sourcing verwendet?
Active Sourcing Tools, die oft eingesetzt werden, sind LinkedIn Recruiter, XING TalentManager und AmazingHiring. Sie helfen bei der Kandidatensuche, Kontaktaufnahme und Bewerberanalyse. Probier sie aus, um passende Talente für dein Unternehmen zu finden.
Wie sind die Kosten von Active Sourcing im Vergleich zur herkömmlichen Personalbeschaffung?
Kosten von Active Sourcing liegen oft niedriger als bei klassischer Personalbeschaffung, da Stellenanzeigen und Zeitaufwand minimiert werden. Rekrutierungskosten sinken durch gezielte Ansprache passender Kandidaten. Dennoch hängt der Vergleich individuell von der Branche und gewählten Strategie ab.