Das Baader-Meinhof-Phänomen und wie du es im Marketing nutzt

Von Miriam Prellwitz
Aktualisiert am 12.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Du bekommst zufällig ein Gespräch deiner Kollegen über eine neue Software mit und hörst auf einmal überall davon. In den sozialen Medien fällt dir Werbung des Anbieters auf, du wirst von deiner Chefin auf die Software angesprochen und an der Bushaltestelle siehst du ein Plakat, das für das herstellende Unternehmen wirbt.

Hast du solche Situationen, die sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext auftauchen, auch schon erlebt? Es besteht erst einmal kein Grund zur Sorge, denn du wirst nicht von hinterlistigen Marketingexperten abgehört oder von mystischen Kräften beeinflusst. Du wirst vielmehr mit dem sogenannten "Baader-Meinhof-Phänomen" konfrontiert, welches auch unter dem englischen Begriff Frequency Bias bekannt ist.

Was genau hinter diesem Phänomen steckt und wie du es geschickt für dein Marketing nutzen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Wie funktioniert das Baader-Meinhof-Phänomen?

Wir haben dir in der Einleitung bereits ein Beispiel für das Baader-Meinhof-Phänomen genannt: Du kommst zum ersten Mal mit etwas in Berührung und siehst dich dann auf einmal überall damit konfrontiert. Es handelt sich dabei um eine kognitive Verzerrung, die durch vier psychologische Effekte begünstigt wird.

Baader-Meinhof-Phänomen: Woher kommt der Begriff?

Der Begriff Baader-Meinhof-Phänomen wurde vom US-amerikanischen Zeitungsredakteur Terry Mullen eingeführt. Er hatte damals das Gefühl, dass die berüchtigten RAF-Terroristen Baader und Meinhof ihn überall hin „verfolgten"; sie waren in der Presse omnipräsent. Er wurde ständig mit der berüchtigten RAF-Bande konfrontiert und benannte das Phänomen deshalb nach ihnen.

Heutzutage wird auch der Terminus Frequency Illusion verwendet, der 2006 von dem Sprachwissenschaftler Arnold Zwicky geprägt wurde.

Welche Faktoren begünstigen das Baader-Meinhof-Phänomen?

Selektive Aufmerksamkeit: Unser Gehirn verarbeitet nur, was relevant ist

Wir konfrontieren unser Gehirn täglich mit unzähligen Eindrücken – zu viele, um sie alle verarbeiten zu können. Bei dieser Häufung werden unwichtige Dinge selektiv ausgefiltert, um sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Das geschieht unbewusst und ist nur schwer zu verhindern.

Du fragst dich nun vielleicht, wie das Gehirn zwischen wichtigen und unwichtigen Dingen unterscheidet. Forscher konnten herausfinden, dass eine Wiederholung dazu führt, dass unser Gehirn etwas als relevant einstuft. Du kennst das zum Beispiel auch von Charthits, die überall zu hören sind. Auch, wenn es dich eigentlich nicht interessiert, fallen sie dir irgendwann auf, da die Songs ständig wiederholt werden.

Diese Selektierung unseres Gehirns ruft das Baader-Meinhof-Phänomen hervor. Sobald unser Gehirn etwas als relevant eingestuft hat, stoßen wir ständig auf dieses eine Produkt, eine bestimmte Marke oder eben einen bestimmten Song.

Confirmation-Bias: Unsere persönliche Voreingenommenheit wird bestätigt

Das Baader-Meinhof-Phänomen wird durch einen weiteren Effekt begünstigt: den Confirmation-Bias. Menschen haben zu den verschiedensten Themen eine persönliche Meinung. Unser Gehirn sortiert nicht nur unwichtige Eindrücke aus, sondern lässt uns unbewusst Informationen auch so aufnehmen, dass unsere Haltung dazu bestätigt wird. Dadurch kommt es zu einer kognitiven Verzerrung.

Wenn wir beispielsweise Nachrichten schauen, dann nehmen wir häufig nur die Informationen wahr, die unserer bereits bestehenden Überzeugung entsprechen. Einwände gegenüber einem Umstand oder objektive Widersprüche werden von unserem Gehirn unterbewusst ausgeblendet.

Mere-Exposure-Effekt: Informationen werden immer positiver aufgenommen

Das Baader-Meinhof-Phänomen wird ebenfalls durch den Mere-Exposure-Effekt, also die Darbietungshäufigkeit, ausgelöst. Wenn wir immer wieder mit einem Produkt, einer Marke etc. in Berührung kommen, interpretieren wir diese Information mit der Zeit immer positiver.

Wenn du eine neue App für die Zeiterfassung erst total uninteressant fandest, wird nach der zehnten Werbeanzeige deine Neugier geweckt. Dein Gehirn lässt dich denken, dass die Software vielleicht ziemlich gut sein könnte und du dich darüber informieren solltest.

Social Proof: Die allgemeine Meinung beeinflusst uns

Der Frequency Bias wird auch durch eine soziale Bestätigung begünstigt. Wenn dich verschiedene Kollegen auf diese neue Software angesprochen haben und auch deine Chefin diese schon erwähnt hat, lässt das den Eindruck entstehen, dass diese Information wichtig ist und deine Aufmerksamkeit benötigt.

Wenn sich viele Menschen für ein bestimmtes Produkt interessieren, ist die Nachfrage danach groß. Diese soziale Bestätigung, die beispielsweise auch aus Online-Bewertungen und -Kommentaren hervorgeht, begünstigt das Baader-Meinhof-Phänomen.

Finde das richtige Maß: Aufdringliche Werbung schießt über das Ziel hinaus

Du solltest es nicht übertreiben. Wir werden heutzutage an jeder Ecke mit Werbung beschallt. Wenn ein Unternehmen dabei zu aufdringlich wird, kippt die ursprünglich positive Stimmung schnell.

Es gilt also, die Balance zu finden. Ja, du solltest immer wieder auf dich aufmerksam machen, damit das Baader-Meinhof-Phänomen wirkt und potenzielle Kunden dein Angebot als positiv bewerten. Gleichzeitig solltest du aber sicherstellen, nicht über das Ziel hinauszuschießen.

Fazit: Steigere deinen Marketingerfolg durch das Baader-Meinhof-Phänomen

Das Baader-Meinhof-Phänomen ist ein psychologischer Effekt, den du für dein Marketing nutzen kannst. Je häufiger eine Person von dir hört, deine Werbeanzeigen sieht oder deinen Newsletter empfängt, desto positiver wird der Eindruck, den du hinterlässt. Mit einem geschickten E-Mail-Marketing und Cookies kannst du dies erreichen.

Bedenke jedoch, dass du es nicht übertreiben solltest. Jeden Tag E-Mails plus Werbung auf Werbetafeln, in den sozialen Medien und im Radio werden schnell zu viel. Versuche, die Balance zu finden – dann kannst du das Phänomen geschickt zu deinem Vorteil nutzen.

FAQ

An dieser Stelle beantworten wir häufig gestellte Fragen zum Baader-Meinhof-Phänomen.

Quellen:

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