Deep Learning einfach erklärt: Was du 2025 wissen musst

Von Steffen Grigori
Aktualisiert am 30.09.2024 | Lesezeit ca. Min.

Deep Learning ist längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern hat bereits Einzug in unseren Alltag gehalten. Doch wie funktioniert diese spannende Technologie? In diesem Artikel begleiten wir dich auf einer leicht verständlichen und praxisnahen Reise in die Welt des Deep Learnings. Gemeinsam befassen wir uns mit den beeindruckenden Möglichkeiten, die Deep Learning bietet, und werfen ebenso einen Blick auf Risiken, Bedenken und ethische Fragen.

Egal, ob du neu in diesem Bereich bist oder bereits ein erfahrener Profi, der sein Wissen auffrischen möchte – dieser Artikel versorgt dich mit tiefgehenden Informationen zu den Grundlagen von Deep Learning sowie mit praktischen Ratschlägen und Beispielen zur Anwendung dieser Technologie.

Deep Learning: Grundlagen und Konzepte

Deep Learning ist ein Teilgebiet des maschinellen Lernens, bei dem künstliche neuronale Netze mit mehreren Schichten verwendet werden, um Muster in großen Datenmengen zu erkennen und komplexe Aufgaben zu lösen.

Neuronale Netze und ihre Funktion

Neuronale Netze sind mathematische Modelle, die das Verhalten von Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn nachahmen. Sie bestehen aus Schichten von Neuronen, die miteinander verbunden sind. Jede Schicht verarbeitet Informationen und gibt diese an die nächste weiter.

Der Aufbau von neuronalen Netzen gestaltet sich wie folgt:

  1. Eingabeschicht (Input Layer): Diese Schicht nimmt die Rohdaten auf. Jedes Neuron in dieser Schicht entspricht einem Merkmal der Eingabedaten (z. B. ein Pixel in einem Bild oder ein Wort in einem Text).
  2. Versteckte Schichten (Hidden Layers): Diese Schichten liegen zwischen der Eingabe- und Ausgabeschicht. Hier wird die eigentliche Verarbeitung der Daten durchgeführt. Jede versteckte Schicht besteht aus Neuronen, die mit allen Neuronen der vorherigen und der nächsten Schicht verbunden sind. In jedem Neuron wird eine gewichtete Summe der Eingaben berechnet, ein Bias-Wert hinzugefügt und dann durch eine Aktivierungsfunktion (z. B. Sigmoid oder ReLU) transformiert. Diese Aktivierung bestimmt, ob das Neuron "aktiviert" wird oder nicht.
  3. Ausgabeschicht (Output Layer): Diese Schicht gibt das Ergebnis des neuronalen Netzes aus. Die Anzahl der Neuronen hängt von der Zielaufgabe ab (z. B. zwei Neuronen für eine Klassifikation "Hund" oder "Katze" oder ein einzelner Wert für eine Vorhersage).

Neuronen in einer Schicht sind mit allen Neuronen der nächsten Schicht verbunden, was als vollständig verbundenes Netz (fully connected network) bezeichnet wird.

icon

Kurz erklärt: Was ist Backpropagation?

Backpropagation ist ein Lernverfahren für künstliche neuronale Netze, bei dem der Fehler, den das Netz macht, genutzt wird, um die Gewichte der Verbindungen zwischen den Neuronen zu verbessern.

Der Ablauf gestaltet sich wie folgt:

  1. Vorhersage: Das Netz macht eine Vorhersage basierend auf den Eingabedaten.

  2. Fehlerberechnung: Der Unterschied zwischen der Vorhersage und dem tatsächlichen Ergebnis (der Fehler) wird berechnet.

  3. Fehler zurück propagieren: Der Fehler wird vom Ende des Netzes rückwärts durch alle Schichten zurückgesendet.

  4. Gewichte anpassen: Die Verbindungen im Netz werden so angepasst, dass der Fehler in der nächsten Runde kleiner wird.

Das Ziel von Backpropagation ist es, das Netzwerk schrittweise zu verbessern, damit es in Zukunft bessere Vorhersagen trifft.

Deep Learning vs. Machine Learning: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Obwohl Deep Learning und Machine Learning eng miteinander verknüpft sind, unterscheiden sie sich hinsichtlich der verwendeten Modelle und Algorithmen.

Während klassische Machine-Learning-Modelle einfache neuronale Netze mit einer oder zwei Rechenschichten verwenden, greifen Deep-Learning-Modelle auf mehrschichtige neuronale Netze zurück, die aus mindestens drei Schichten bestehen. Üblicherweise nutzt man Hunderte oder Tausende von Schichten, um komplexe Zusammenhänge in den Daten darzustellen.

  • Deep Learning ist ein spezieller Teilbereich des maschinellen Lernens, welcher auf mehrschichtigen, tiefen neuronalen Netzwerken basiert.
  • Machine Learning umfasst ein breiteres Feld und verwendet grundlegende neuronale Netzwerkstrukturen sowie verschiedene Algorithmen für unterschiedliche Aufgaben.

Insgesamt ermöglicht Deep Learning eine effektivere Mustererkennung und Verarbeitung. Daher findet es in zahlreichen Anwendungsbereichen Verwendung, beispielsweise in der Bild- und Videobearbeitung, Spracherkennung, Robotik und in vielen weiteren Gebieten.

Relevanz von Deep Learning heute und in der Zukunft

Durch die Verfügbarkeit großer Datenmengen (Big Data) und leistungsfähiger Hardware (wie GPUs und TPUs) ist Deep Learning in den letzten Jahren enorm vorangekommen. Es hat sich als entscheidende Methode zur Lösung komplexer Probleme etabliert, die traditionelle Algorithmen nicht bewältigen können.

Deep Learning wird heute in vielen Bereichen erfolgreich eingesetzt:

  • Bilderkennung: z. B. bei medizinischen Diagnosen, Gesichtserkennung oder automatischer Bildanalyse.
  • Sprachverarbeitung: z. B. bei Übersetzungsdiensten, Sprachassistenten (Siri, Alexa) oder Chatbots.
  • Empfehlungssysteme: Online-Plattformen wie YouTube, Netflix oder Amazon setzen es ein, um personalisierte Empfehlungen zu geben.

Deep Learning ermöglicht es Maschinen, intelligente Entscheidungen zu treffen, indem sie Muster in Daten erkennen, die Menschen möglicherweise übersehen würden.

Potenzielle Risiken und ethische Aspekte

Obwohl Deep Learning zweifellos zahlreiche Vorteile für die Technologiebranche bereitstellt, gibt es auch potenzielle Risiken und ethische Belange, die in Betracht gezogen werden sollten:

  • Datenschutz und Privatsphäre: Aufgrund der Tatsache, dass Deep Learning auf der Analyse großer Datenmengen beruht, besteht das Risiko, dass persönliche Daten missbraucht oder verletzt werden. Unternehmen sind dazu angehalten, den Datenschutz ihrer Kunden und Nutzer jederzeit zu gewährleisten.
  • Fairness und Bias: Deep-Learning-Modelle können bestehende Vorurteile aus Trainingsdaten übernehmen und so unbewusste diskriminierende Entscheidungen treffen. Hier obliegt es den Entwicklern, Verzerrungen zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
  • Sicherheit und Transparenz: Wie bei jeder neuen Technologie besteht ein gewisses Risiko, dass Deep-Learning-Systeme missbräuchlich verwendet werden oder Sicherheitslücken aufweisen, die Benutzer gefährden können.

Anwendungsgebiete von Deep Learning

Natural Language Processing und Textanalyse

Rekurrente neuronale Netze (Recurrent Neural Networks, RNNs) nehmen im Bereich des Natural Language Processing (NLP) und der Textanalyse eine bedeutende Position ein. Sie sind darauf ausgelegt, Textsequenzen effizient zu verarbeiten und durch die erlernten Trainingsdaten komplexe Vorhersagen abzuleiten. Dies befähigt sie, natürliche Sprache erfolgreich zu interpretieren und Spracherkennung zu realisieren.

Bild- und Videobearbeitung

Konvolutionale neuronale Netze (Convolutional Neural Networks, CNNs) eignen sich insbesondere für Anwendungen im Bereich der Computer Vision und der Bildklassifikation. Sie sind darauf spezialisiert, charakteristische Merkmale aus Bildern zu extrahieren und diese für die Klassifikation oder weitere Verarbeitung zu verwenden. In der Branche der Bild- und Videobearbeitung liegt der Nutzen von CNNs auf der Hand.

Spracherkennung und -verarbeitung

Auch in der Spracherkennung und -verarbeitung kommen RNNs zum Tragen. Ihre Fähigkeit, die sequenzielle Struktur von Sprache zu verarbeiten und darauf basierende Vorhersagen oder Ergebnisse zu erzeugen, macht sie zu idealen Kandidaten für Anwendungen wie Sprachübersetzung oder Transkription von gesprochenem Text.

Industrielle Automatisierung und Robotik

Das Potenzial von Deep Learning zeigt sich auch in der Automatisierung und Robotik. Mit dem zunehmenden Einfluss künstlicher Intelligenz in der Industrie können verschiedene Deep-Learning-Ansätze diese Bereiche unterstützen. So demonstrieren Support Vector Machines (SVMs) ihre Stärken in der Klassifikation und Regression, während neuronale Netze dazu in der Lage sind, komplexe Aufgaben in der Automatisierung zu steuern und auszuführen.

Deep-Learning-Frameworks und ihre Eigenschaften

Ein Framework ist eine Sammlung von wiederverwendbaren Funktionen und Algorithmen, die Entwicklern dabei hilft, effizienter zu arbeiten und ihre Lösungen besser zu strukturieren. Im Bereich des Deep Learning existieren mehrere populäre Frameworks, beispielsweise TensorFlow, Keras und PyTorch. In diesem Kapitel nehmen wir uns die Zeit, diese Frameworks und deren Eigenschaften genauer unter die Lupe zu nehmen.

Einführung in TensorFlow und Anwendungsbeispiele

TensorFlow ist ein Open-Source-Framework, das vom Google Brain-Team entwickelt wurde und datenstromorientierte Programmierung ermöglicht. Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2015 und seiner Grundlage auf der Apache-2.0-Open-Source-Lizenz hat TensorFlow rasch an Popularität gewonnen. Seinen Namen hat das Framework von den Rechenoperationen künstlicher neuronaler Netze auf Tensoren erhalten, die als Graphen dargestellt werden.

Die Popularität von TensorFlow ist unter anderem auf seine Anwendung in verschiedenen Google-Produkten, etwa der Spracherkennung, Gmail, Google Fotos, der Google-Suche und Maps zurückzuführen. TensorFlow löste seinen Vorgänger DistBelief ab und bietet Unterstützung für zahlreiche Programmiersprachen, darunter Python, C, C++, Go, Java und JavaScript. Tensor Processing Units, spezialisierte Chips, tragen maßgeblich zur effizienten Handhabung von Tensor-Operationen bei.

Einige praxisnahe Anwendungsbeispiele von TensorFlow sind:

  • Textklassifikation
  • Bildanalyse
  • Spracherkennung
  • Empfehlungssysteme

Keras: Grundlagen und Nutzung

Keras ist eine weitere Open-Source-Deep-Learning-Bibliothek, die von François Chollet ins Leben gerufen wurde. Seit der Veröffentlichung am 28. März 2015 hat Keras sich insbesondere mit großer Nutzerfreundlichkeit hervorgetan. In der Praxis dient Keras als Schnittstelle für TensorFlow und andere Backend-Systeme, etwa das Microsoft Cognitive Toolkit und Theano.

Ein praktisches Anwendungsbeispiel von Keras ist die Implementierung eines neuronalen Netzes zur Lösung des XOR-Gatter-Problems. Mithilfe von Bibliotheken wie Numpy und Matplotlib kann man ein leistungsstarkes Modell erstellen und trainieren.

PyTorch und seine Vorteile

PyTorch ist ein Open-Source-Framework, das von einem Forschungsteam für künstliche Intelligenz bei Facebook entwickelt wurde. Seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 2016 bietet PyTorch Unterstützung für Tensor-Analysen mit GPUs, neuronale Netze und ein Autograd-System. PyTorch ist vor allem für seine Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit bekannt, insbesondere im Vergleich zu TensorFlow.

Einige der Vorteile von PyTorch sind:

  • Dynamisches Berechnungsdiagramm
  • Vereinfachtes Debugging
  • Leichtes Tensor-Handling
  • Umfangreiche Dokumentation und Community-Unterstützung

PyTorch unterstützt zudem TorchScript, eine Technologie, die das Ausführen von PyTorch-Modellen unabhängig von Python ermöglicht. Insgesamt verfügt PyTorch über eine Vielzahl von Funktionen und Bibliotheken, die es zu einer starken Alternative gegenüber TensorFlow und Keras machen.

Deep Learning: 4 Schritte zum Erfolg
Gern darfst du diese Infografik auf deiner Webseite einbinden.

FAQ

Nachstehend werden die am häufigsten gestellten Fragen beantwortet.

Weitere Artikel