Dieser Gastbeitrag wurde in Zusammenarbeit mit dem acquisa-Redakteur Steffen Grigori erstellt.
Ist dir das bei einer Texterstellung auch schon einmal passiert? Bei einer genderneutralen Formulierung stolperst über eine Bezeichnung, weil du nicht weißt, welche der vielen Schreibvarianten nun die richtige ist. Gleichzeitig gilt es, potenzielle Kunden unter SEO-Kriterien auf dich und dein Unternehmen aufmerksam zu machen.
Damit bist du nicht alleine: Immer mehr Unternehmen gehen aktuell dazu über, die Inhalte ihres Internetauftritts genderneutral zu formulieren. So können sich Unternehmen in der Außenwirkung als diverser Arbeitgeber präsentieren.
Das Thema der genderneutralen Sprache gewinnt zunehmend an Bedeutung: Arbeitgeber sind seit dem 01. Januar 2019 dazu verpflichtet, geschlechterneutrale Stellenanzeigen zu formulieren. Nicht zuletzt sorgte auch der Rechtsstreit zwischen Audi und einem Mitarbeiter für internationales Aufsehen: Das Landgericht Ingolstadt musste jüngst darüber entscheiden, ob der Automobilkonzern seinen Mitarbeitern eine geschlechtersensible Sprache vorschreiben darf.
Damit ergeben sich für zahlreiche Berufsfelder neue Chancen und Herausforderungen – etwa eine geschlechtergerechte Sprache mit der Suchmaschinenoptimierung zu vereinbaren. Das macht Gendern und SEO zu einem weiteren relevanten Themenbereich. Wie gehst du gendersensibel bei der Texterstellung vor und wirst trotzdem noch über die Google-Suche gefunden?
Im folgenden Beitrag lernst du, wie du deine Webtexte optimierst, um auch mit genderneutraler Sprache von Google berücksichtigt zu werden.
Was ist Gender SEO?
Gender SEO ist eine Strategie zur Optimierung von Webinhalten, die geschlechtsspezifische Unterschiede im Suchverhalten und in der Sprache berücksichtigt, um die Sichtbarkeit und Relevanz für männliche und weibliche Zielgruppen zu erhöhen.
Gendern und der gesellschaftliche Einfluss
In den letzten Jahren hat das Gendern auch in der öffentlichen Wahrnehmung an einen wahren Schub erfahren. Ob auf Webseiten, in Unternehmensbroschüren oder direkt in der gesprochenen Sprache: Das Thema Diversität ist allgegenwärtig – und damit einhergehend die Frage nach der geschlechtergerechten Ansprache.
In der Forschung hat das Thema der gendergerechten Sprache ebenfalls viel Beachtung gefunden. Zahlreiche Studien zeigen eindeutige Ergebnisse: Geschlechtsneutrale Texte machen Frauen sichtbarer, indem sie gedanklich mit einbezogen werden.
Geschlechtergerechte Sprache zielt darauf ab, Geschlechterstereotypen und Diskriminierung abzubauen. Dass männliche Formen verwendet werden, um alle Menschen darzustellen, steht im Einklang mit der traditionellen Geschlechterhierarchie, die Männern mehr Macht und einen höheren sozialen Status zuspricht als Frauen.
Die Forschung hat gezeigt, dass männliche Generika eine männliche Voreingenommenheit hervorrufen und den Leser oder Zuhörer dazu bringen, eher an männliche Personenkategorien zu denken. Dies belegt auch eine Studie mit deutschen und belgischen Schulkindern: Es wurde festgestellt, dass die Wahrnehmung der Kinder von stereotypen Männerberufen bereits durch die sprachliche Form beeinflusst wird. So können sich Mädchen die Ausübung einer generisch männlichen Berufsbezeichnung als Arzt oder Techniker kaum vorstellen.
Die gesellschaftliche Herausforderung besteht darin,
- die geistige Erreichbarkeit von Berufsbezeichnungen geschlechtsunabhängig zu erhöhen,
- eine ausgewogene Wahrnehmung des Erfolgs für Männer und Frauen gleichermaßen zu fördern und
- das Interesse von Mädchen an „stereotypen Männerberufen“ zu stärken.
Welche Möglichkeiten des Genderns gibt es?
Für eine gendergerechte Schreibweise gibt es im Wesentlichen folgende Mögichkeiten:
- Die Paarform, also die Nennung beider Geschlechter: Friseurin und Friseur
- Das Gendersternchen: Friseur*in
- Der Gender-Gap: Friseur_in
- Der Doppelpunkt: Friseur:in
- Das Binnen-I: FriseurIn
Während bei der Paarform ausschließlich das weibliche und männliche Geschlecht angesprochen wird, bieten die anderen Formen deutlich mehr Spielraum, auch nichtbinäre oder diversgeschlechtliche Personen mit einzubeziehen.
Gender-Gap, Gendersternchen und der Doppelpunkt gehören zu den Genderzeichen. Der Gender-Gap bildet mit einem Unterstrich dabei viel Raum für geschlechtliche Variationen. Der Doppelpunkt adressiert als neueste Form der gendersensiblen Schreibweise alle Geschlechter. Hierbei wird nach der männlichen Bezeichnung ein Doppelpunkt gesetzt und dann die weibliche Endung hinzugefügt.
Der Doppelpunkt beim Gendern ist nicht unumstritten: Für Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder einer eingeschränkten Sprachkompetenz könnten dieses Genderzeichen eine Herausforderung darstellen. Auch beim Gendersternchen sind alle Geschlechter mitgemeint, allerdings ist es ebenfalls nicht barrierefrei.
Für Menschen mit Sehbehinderungen und Erblindungen sind Genderzeichen generell problematisch zu bewerten, wie der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) auf seiner Website konstatiert. Bei der Verwendung von Kurzformen empfiehlt der Verband das Gendersternchen.
Das Suchinteresse analysieren
Das Suchverhalten der User verhält sich aktuell noch nicht analog zum gestiegenen Interesse an einer gendergerechten Sprache. So suchen aktuell die meisten Suchmaschinennutzer immer noch nach einem „Friseur“. Das verdeutlichen die Zahlen der Suchanfrage: Die männliche Berufsbezeichnung „Friseur“ wird häufiger gesucht als die weibliche Form „Friseurin“. Auch die Anzahl der Suchergebnisse zu den jeweiligen Geschlechterformen zeichnet ein eindeutiges Bild: Zur Suche nach „Friseur“ werden circa achtmal so viele Ergebnisse angeboten wie zur Suche nach „Friseurin“.
Wenn du in deinen Webtexten eine nicht eindeutig männliche Form nutzt, hast du bei Google aktuell also noch Nachteile. Google erkennt das generische Maskulinum nicht so, wie es gemeint ist, und rankt nur Ergebnisse für männliche Friseure. Andersherum ist das übrigens genauso: Wer bei Google nach „Friseurin“ sucht, bekommt auch nur Ergebnisse für weibliche Friseurinnen angezeigt.
Die Problematik liegt jedoch nicht nur bei den Suchenden begründet – auch die Suchmaschine selbst erkennt Gendersymbole nur unzuverlässig.
Ein Beispiel: Sucht man nach dem Begriff „Friseur*in“, ignoriert Google das Gendersternchen und zeigt fast nur männliche Friseure in den Ergebnissen an. Ebenso verhält es sich mit dem Doppelpunkt: Die Suchergebnisse für „Friseur:In“ fallen genau umgekehrt aus: Da Groß- und Kleinschreibung bei der Google-Suche nicht berücksichtigt werden, interpretiert die Suchmaschine das Binnen-I als normales I und liefert überwiegend Ergebnisse für Friseurinnen.
Dennoch ist es möglich, SEO und Gendern auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Wir geben dir im Folgenden vier Tipps an die Hand, die für Orientierung sorgen.
1. Eine einheitliche Sprache verwenden
Ob Paarform, Sternchen oder Doppelpunkt: Zunächst sollte von der Unternehmensseite eine einheitliche genderneutrale Schreibweise festgelegt werden, die dann in der gesamten Außenwirkung verwendet wird. Vermeide es, zwischen den Genderzeichen zu wechseln und mehrere Formen heranzuziehen. So wird der Lesefluss nicht unnötig strapaziert und du trägst zu einem einheitlichen Schriftbild bei.
2. Alternativen finden
Natürlich gibt es noch ein paar SEO-freundliche Alternativen zum Gendern: Die einfachste Option ist es, das Vokabular leicht anzupassen, also beispielsweise auf objektive Bezeichnungen wie „Mitarbeitende“ statt „Mitarbeiter“) auszuweichen.
Pro-Tipp: Das Genderwörterbuch
3. Beispiele in Texten nennen
In manchen Fällen ist der maskuline Suchbegriff aus SEO-Sicht zu relevant, um darauf zu verzichten. Aber mit ein paar Tricks kann auch hier richtig gegendert werden: So kann die männliche Bezeichnung etwa in Form eines Beispiels auf der Website erscheinen: „Mein Kunde Hans Müller war mit seinem Friseur unzufrieden, jetzt bin ich seine Friseurin.”
4. Tricks anwenden
Wer dennoch auf solche Beispiele verzichten möchte, kann noch weiter in die Trickkiste greifen und die maskuline Bezeichnung auf der Website gänzlich „verstecken“: In der URL, in Dateinamen, Bildertiteln oder HTML-Beschreibungen von Videos.
Fazit
Auch wenn SEO und Gendern auf den ersten Blick eine Herausforderung darstellen, lohnt sich die Mühe. Zum einen ist damit ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung getan. Zum anderen wird sich auch Google ändern, wenn wir anfangen, uns zu ändern und genderneutrale Bezeichnungen googeln.
FAQ
Was versteht man unter SEO?
SEO (Suchmaschinenoptimierung) ist der Prozess, Webseiten für höhere Rankings in Suchmaschinen wie Google zu optimieren. Dazu zählen Keyword-Recherche, Onpage-Optimierung, technische SEO und Backlinkaufbau. Dadurch erhöht sich die Sichtbarkeit und bringt mehr qualifizierten Traffic auf deine Website.
Wie wird aktuell richtig gegendert?
Aktuell wird richtig gegendert, indem man den Genderstern (*), Doppelpunkt (:) oder Binnen-I verwendet, um alle Geschlechter einzubeziehen. Beispiele sind Mitarbeiter*innen, Mitarbeiter:innen oder MitarbeiterInnen. Setze diese Methoden ein, um inklusiv zu kommunizieren und Diskriminierung zu vermeiden.
Welche Begriffe lassen sich nicht Gendern?
Welche Begriffe lassen sich nicht gendern? Einige Wörter, wie z.B. Personennamen, Berufstitel mit spezifischen Qualifikationen oder sprachlich festgefügte Redewendungen, können in der Regel nicht gegendert werden. Trotzdem kannst du oft alternative Formulierungen finden, um inklusiven Sprachgebrauch zu fördern.
Kann ich zum Gendern verpflichtet werden?
Ob du zum Gendern verpflichtet werden kannst, hängt von deinem Arbeitsumfeld und der Unternehmenskultur ab. In einigen Fällen können Arbeitgeber Gendern als Teil ihrer Kommunikationsrichtlinien vorschreiben. Beachte gesetzliche Vorgaben und die Erwartungen deiner Zielgruppe für optimale Ergebnisse.
Wie gendere ich Kunden richtig?
Kunden richtig zu gendern bedeutet, geschlechtsneutrale Formulierungen zu verwenden. Beispielsweise kannst du Begriffe wie "Kund*innen", "Kunden/-innen" oder "Kunden (m/w/d)" einsetzen. Achte auf Inklusivität und verwende solche Formulierungen stets konsequent in deinen Texten.