Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg: So geht empathisches Miteinander am Arbeitsplatz

Von Thomas Sesli
Aktualisiert am 18.06.2024 | Lesezeit ca. Min.

34,7 Prozent der Befragten einer österreichischen Umfrage identifizieren Kommunikationsprobleme als Hauptursache für Konflikte am Arbeitsplatz. Die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg kann entscheidend dazu beitragen, ein empathisches Miteinander zu fördern.

In unserem Artikel erfährst du, wie du diese Methode erfolgreich im Arbeitsalltag einsetzen kannst und erhältst praxisnahe Beispiele sowie Best Practices, darunter:

  • Die Bedeutung von Empathie in der Kommunikation
  • Anleitung zur Umsetzung der Gewaltfreien Kommunikation
  • Übungen und Techniken zur Optimierung der Kommunikation

Entdecke, wie du die Qualität deiner Gespräche am Arbeitsplatz steigern und zwischenmenschliche Verbindungen verbessern kannst.

Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) oder auch Nonviolent Communication (NVC) ist ein von Marshall B. Rosenberg entwickeltes Handlungskonzept zur Verbesserung menschlicher Beziehungen.

Die Basis der GFK ist unter anderem die klientenzentrierte Psychotherapie von Carl Rogers. Zudem wurde die Entwicklung der GFK beeinflusst durch Mahatma Gandhis Konzept der Gewaltfreiheit (Ahimsa), das Gütekraft-Konzept von Martin Arnold und durch die Praktik der Mediation.

Die wichtigsten Prinzipien und Ziele

Die Methode der Gewaltfreien Kommunikation konzentriert sich darauf, die Bedürfnisse und Gefühle, die Handlungen und Konflikte auslösen, zu erkennen und anzusprechen. Dabei sind ein ehrlicher, klarer Selbstausdruck und empathisches Zuhören essenziell.

Grundlegend für die GFK ist die Annahme, dass Menschen grundsätzlich bereit sind, anderen zu helfen, wenn die richtigen Bedingungen dafür gegeben sind. Folglich sieht Rosenberg Gewalt als tragisches Ergebnis unerfüllter Bedürfnisse.

Giraffensprache und Wolfssprache: Die Symbolik

Rosenberg unterscheidet in seinem Modell zwischen der Gewaltfreien Kommunikation (Giraffensprache) und der lebensentfremdenden Kommunikation (Wolfssprache). Letztere umfasst Kommunikationsformen, die Verbindungen blockieren und Gewalt fördern. Dazu zählen unter anderem

  • statische Sprache,
  • enge Verknüpfungen von Beobachtung und Bewertung sowie
  • das Stellen von Forderungen anstelle von Bitten.

Auch moralische Urteile, Vergleiche, das Leugnen von Verantwortung und das Stellen von Forderungen sind kennzeichnend für lebensentfremdende Kommunikation.

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Rosenberg fördert eine empathische und konstruktive Kommunikation, sowohl am Arbeitsplatz als auch im privaten Umfeld. Dabei spielen vier zentrale Schritte eine entscheidende Rolle:

  1. Beobachtung ohne Bewertung
  2. Gefühle ausdrücken
  3. Bedürfnisse erkennen und benennen
  4. Bitten formulieren und Dialog ermöglichen

Die vier Schritte der GFK helfen dabei, so zu kommunizieren, dass das Eskalationspotenzial auf ein Minimum reduziert wird. Rosenberg bringt diese Schritte wie folgt auf den Punkt: "Wenn ich A sehe, dann fühle ich B, weil ich C brauche. Deshalb möchte ich jetzt gerne D." (A = Beobachtung - B = Gefühl - C = Bedürfnis - D = Bitte)

Beobachtung ohne Bewertung

Im ersten Schritt der GFK ist es wichtig, Situationen und Handlungen objektiv und ohne Bewertung oder Verurteilung wahrzunehmen. Dazu solltest du dich auf die tatsächlichen Ereignisse konzentrieren und sie so präzise wie möglich beschreiben. Dies verhindert, dass dein Gesprächspartner in die Defensive gedrängt wird und Konflikte unnötig eskalieren. Gleichzeitig hilft dir dieser Ansatz, Beobachtungen von eigenen Interpretationen und Wertungen zu unterscheiden.

Gefühle ausdrücken

Der zweite Schritt bezieht sich darauf, die eigenen Emotionen offen und ehrlich zu kommunizieren, welche aus den beobachteten Handlungen entstehen. Hierbei sollte der Fokus auf körperlich wahrnehmbaren Reaktionen liegen. Die Offenlegung der Gefühle trägt zu einem tieferen Verständnis und einer größeren Bereitschaft zur Empathie zwischen den Gesprächspartnern bei.

Bedürfnisse erkennen und benennen

Im dritten Schritt kommt es darauf an, seine eigenen Bedürfnisse zu identifizieren und verständlich zu benennen. Bedürfnisse sind universelle menschliche Anliegen, beispielsweise Sicherheit, Verständnis oder Anerkennung. Indem du deine Bedürfnisse offen kommunizierst und dabei auch die Bedürfnisse anderer respektierst, schaffst du einen stabilen Rahmen für den Austausch und das Auffinden gemeinsamer Lösungen.

Bitten formulieren und Dialog ermöglichen

Der vierte Schritt beinhaltet das Formulieren von Bitten und die Einleitung eines offenen Dialogs. Hierbei sollten die Bitten sich auf gegenwärtige Handlungen beziehen und in einer positiven Sprache verfasst sein. Ziel ist es, klar und unmissverständlich auszudrücken, was du dir wünschst, ohne dabei Forderungen oder Erwartungen aufzustellen. Ein empathisches und offenes Gespräch ermöglicht die Entwicklung konstruktiver Lösungen und trägt zur Konfliktvermeidung bei.

Die Chancen Gewaltfreier Kommunikation im Berufsalltag

Eine Anwendung Gewaltfreier Kommunikation am Arbeitsplatz hat das Potenzial, die Zusammenarbeit zu verbessern und den Teamgeist zu stärken. Diese positiven Effekte können im Berufsleben erreicht werden:

  • Die Förderung eines offenen und ehrlichen Dialogs
  • Das Erkennen und Benennen von unerfüllten Bedürfnissen und Gefühlen in Konfliktsituationen
  • Effektive Problemlösung und Entscheidungsfindung

Bei acquisa findest du zahlreiche weitere Artikel, die dich dabei unterstützen, am Arbeitsplatz empathischer zu kommunizieren. Schau rein in unsere Themenrubrik Kommunikation.

Gewaltfreie Kommunikation: 4 Schlüssel für erfolgreiches Miteinander
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Übungen und Techniken zur Verbesserung der Gewaltfreien Kommunikation

Um die Gewaltfreie Kommunikation zu verbessern, sind kontinuierliches Üben und das Erlernen passender Techniken unerlässlich. In diesem Abschnitt werden verschiedene Übungen und Techniken vorgestellt, die deine Fähigkeiten im Umgang mit Gewaltfreier Kommunikation im Alltag stärken.

Aktives Zuhören und Reflektieren

Das aktive Zuhören ist eine wichtige Fähigkeit, um die Gefühle und Bedürfnisse des Gesprächspartners besser zu verstehen. Um diese Fähigkeit zu entwickeln, bieten sich folgende Übungen an:

  • Paraphrasieren: Fasse das Gesagte deines Gegenübers in eigenen Worten zusammen, um für Klarheit zu sorgen und sicherzustellen, dass die Botschaft richtig verstanden wurde. Dabei sollten auch nonverbale Signale wie die Körpersprache beachtet werden.
  • Emotionen hervorheben: Benenne die beobachteten Gefühle des Gegenübers und erkundige dich nach deren Ursprung. Auf diese Weise zeigst du Empathie und entwickelst ein tieferes Verständnis für die Situation.
  • Bedürfnisse erkennen und ansprechen: Versuche herauszufinden, welche Bedürfnisse hinter den Gefühlen des Gesprächspartners stehen, und schaffe Raum, um darüber zu sprechen.

Das Reflektieren der eigenen Reaktionen und Kommunikation ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Gewaltfreien Kommunikation. Hier einige Anregungen zur Reflexion:

  1. Betrachte deine eigenen Reaktionen auf bestimmte Situationen, um Kommunikations- und Verhaltensmuster zu erkennen.
  2. Hinterfrage deine eigenen Bewertungen und Annahmen, um eine offene und wertschätzende Haltung gegenüber dem Gegenüber zu entwickeln.
  3. Übe Selbstempathie, um die eigenen Gefühle und Bedürfnisse besser zu verstehen und einen angemessenen Umgang damit zu entwickeln.

Konflikte transformieren und Lösungen finden

Durch die Anwendung gewaltfreier Kommunikation können Konflikte gelöst und in einen konstruktiven Dialog verwandelt werden. Hierbei helfen Techniken und Ansätze aus der Mediation und der Konfliktbearbeitung:

1. Konfliktsituationen als Chancen begreifen: Betrachte Konflikte als Möglichkeiten, gemeinsam mit dem Gesprächspartner tragfähige Lösungen zu entwickeln.

2. Eine neutrale Haltung einnehmen: Bleibe empathisch sowie wertschätzend und vermeide es, die Rolle des Anklägers, Verteidigers oder Richters zu übernehmen.

3. Gemeinsame Anliegen identifizieren: Erkenne bei allen beteiligten Parteien die übergreifenden Bedürfnisse und formuliere darauf basierend gemeinsame Ziele.

4. Lösungsmöglichkeiten entwickeln: Sammle unter Berücksichtigung der gemeinsamen Ziele verschiedene Strategien und Vorschläge zur Konfliktlösung.

5. Win-Win-Situationen schaffen: Verhandle gemeinsam mit dem Gesprächspartner eine Lösung, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt und umsetzt.

Fazit: Empathisches Miteinander für ein besseres Arbeitsklima

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall B. Rosenberg trägt dazu bei, die Qualität menschlicher Beziehungen am Arbeitsplatz und in anderen Lebensbereichen zu steigern.

Nachfolgend sind einige zentrale Punkte aus dem Artikel zusammengefasst:

  • Vier Schritte der GFK: Beobachtung ohne Bewertung, Ausdruck von Gefühlen, Erkennen und Benennen von Bedürfnissen, Formulierung von Bitten.
  • Übungen und Techniken: Aktives Zuhören, Reflexion von Reaktionen und Verhalten sowie die Transformation von Konflikten in konstruktive Dialoge gehören zu den grundlegenden Methoden zur Verbesserung der Gewaltfreien Kommunikation.

Indem du die gewonnenen Erkenntnisse nutzt und die Gewaltfreie Kommunikation in deinem Leben anwendest, kannst du sowohl die Qualität deiner Beziehungen als auch deine Fähigkeiten zur Konfliktlösung weiterentwickeln.

FAQ

Folgend eine Liste mit Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Quellen:

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