gUG (haftungsbeschränkt): Die Rechtsform für gemeinnützige Projekte – erklärt

Von Thomas Sesli, geprüft durch Anne Lorenz (zertifiziert von Hubspot)
Aktualisiert am 29.11.2024 | Lesezeit ca. Min.

Willst du mit einem gemeinnützigen Projekt die Welt verbessern, aber weißt nicht, welche Rechtsform du wählen sollst, um bürokratische Hürden zu umgehen? Die gUG (haftungsbeschränkt) könnte die Lösung sein. In unserem Artikel beleuchten wir diese flexible Rechtsform. Wir zeigen ihre Vorteile auf und helfen dir, zu bewerten, ob die gUG zu deinem Vorhaben passt.

Wir bieten wertvolle Einblicke zu folgenden Aspekten:

Die Rechtsform gUG: Eine Einführung

Die gUG (haftungsbeschränkt) stellt eine besondere Variante der Unternehmergesellschaft dar, die speziell für gemeinnützige Projekte ins Leben gerufen wurde. Ihr Ziel ist es, eine unkomplizierte und flexible Gründungsmöglichkeit für rechtlich anerkannte Gesellschaften im Non-Profit-Bereich zu bieten. So könnte die gUG (haftungsbeschränkt) eine interessante Option für dein gemeinnütziges Vorhaben sein.

Die gUG ist eine Abwandlung der klassischen Unternehmergesellschaft (UG), die sich dadurch auszeichnet, dass sie ausdrücklich einen gemeinnützigen Zweck verfolgt. Beispiele für Geschäftszwecke einer gUG nach § 52 Abs. 2 AO (Abgabenordnung) sind: Sport, Verbraucherschutz, Förderung von Wissenschaft und Forschung, Jugendhilfe und Altenhilfe.

Grundlegende Eigenschaften einer gUG

Durch folgende Aspekte zeichnet sich eine gUG aus:

  • Einfache Gründung: Der Gründungsprozess einer gUG ähnelt in vielen Punkten dem einer klassischen UG. Allerdings sind bei der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft zusätzliche Anforderungen und Formalitäten bezüglich des gemeinnützigen Zwecks und der Satzung zu berücksichtigen.
  • Geringer Kapitalbedarf: Eines der Hauptmerkmale der gUG ist, dass sie rechtlich bereits mit einem Stammkapital von nur 1 Euro gegründet werden kann. Die geringen Gründungskosten erleichtern die Gründungsphase und ermöglichen es, rasch mit dem gemeinnützigen Projekt zu beginnen und schneller Wirkung zu erzielen.
  • Haftungsbeschränkung: Wie bei einer herkömmlichen UG haftet auch bei einer gUG lediglich die Gesellschaft mit ihrem Vermögen. Die persönliche Haftung der Gesellschafter ist eingeschränkt, wodurch das finanzielle Risiko bei Schwierigkeiten oder Insolvenz minimiert wird.
  • Verwendung des Gewinns: Im Unterschied zur klassischen UG müssen bei einer gUG sämtliche erwirtschafteten Überschüsse des Jahresgewinns ausschließlich für den gemeinnützigen Zweck verwendet werden. Eine Gewinnausschüttung an Gesellschafter ist nicht erlaubt und es darf von der gUG kein Vermögen aufgebaut werden. Alle Gewinne müssen sofort verwendet werden. Zinsbringende Investitionen sind nicht erlaubt.

Gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt) vs. klassische UG: Die Unterscheidungsmerkmale

Die Rolle des gemeinnützigen Geschäftszwecks

Der wichtigste Unterschied zwischen einer klassischen UG und einer gemeinnützigen UG besteht im gemeinnützigen Geschäftszweck. Dieser ist maßgeblich für die Anerkennung im Gemeinnützigkeitsrecht. Während eine klassische UG in der Regel gewinnorientiert handelt, verfolgt eine gUG (haftungsbeschränkt) Projekte oder Zwecke, die der Allgemeinheit zugutekommen – gemäß §52 Abgabenordnung.

UG vs. gUG: Haftungsfrage und Stammkapital

Die Haftungsbeschränkung ist bei beiden Unternehmensformen, der klassischen UG und der gUG (haftungsbeschränkt), gegeben. Ebenfalls identisch ist, dass beide Rechtsformen bereits mit einem Stammkapital von mindestens einem Euro gegründet werden können.

Genau wie bei der UG müssen auch bei der gUG 25 Prozent des erwirtschafteten Jahresgewinns für den Kapitalaufbau und zur Rücklagenbildung zurückgehalten werden. Sobald das Stammkapital 25.000 Euro erreicht hat, kann die gUG in eine gGmbH umgewandelt werden.

Die besonderen Anforderungen an die Satzung

Ein weiterer Unterschied zwischen einer klassischen UG und einer gUG (haftungsbeschränkt) liegt in der Gestaltung der Satzung. Bei der gemeinnützigen UG müssen neben den üblichen Regelungen auch die Vorgaben aus dem Gemeinnützigkeitsrecht in der Satzung verankert sein. Dies betrifft etwa die Mittelverwendung oder die Vermögensbindung.

Alternative Rechtsformen für gemeinnützige Projekte

Gemeinnützige Projekte können in unterschiedlichen Rechtsformen umgesetzt werden. Auch wenn die gUG eine attraktive Option darstellt, sollten je nach spezifischen Bedürfnissen und Zielen alternative Rechtsformen in Betracht gezogen werden.

In diesem Kapitel erfährst du mehr über die wichtigsten Alternativen zur gUG und wie sie sich voneinander unterscheiden.

Der eingetragene Verein (e. V.) im Vergleich zur gUG

Der eingetragene Verein ist eine häufig gewählte Rechtsform für soziale Projekte. Damit du abwägen kannst, welche Struktur für dein Vorhaben geeigneter ist, stellen wir hier die wesentlichen Unterschiede zwischen gUG und Verein vor:

  • Gründung: Während ein Verein für die notariell beglaubigte Erstanmeldung im Vereinsregister mindestens sieben Gründungsmitglieder erfordert, kann die gUG bereits von einer Einzelperson ins Leben gerufen werden.
  • Mitgliedschaft: Vereine basieren auf Mitgliedschaft und gemeinschaftlichen Entscheidungen, während bei der gUG die Geschäftsführung im Vordergrund steht.
  • Gemeinnützigkeitsstatus: Sowohl Verein als auch gUG können als gemeinnützig anerkannt werden, wenn sie mildtätig, gemeinnützig oder kirchlich tätig sind. Dabei unterliegt der gemeinnützige Verein meist strengeren Auflagen bezüglich Zweck, Aktivitäten und Finanzen.
  • Haftung: Bei einem Verein ist die Haftung der Mitglieder begrenzt, während bei der gUG ausschließlich die Gesellschaft selbst haftet und somit die Gründer besser geschützt sind.

Während der Verein insbesondere durch seinen demokratischen Ansatz und seine einfache Handhabung punktet, bieten sich Vorteile der gUG vor allem dann, wenn das Projekt eine stärker unternehmerische Ausrichtung verfolgt oder auf Wachstum und Skalierung abzielt.

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Lesetipp

Wie sieht das bei anderen Rechtsformen aus? Einen umfassenden Überblick erhältst du hier: Gesellschaftsformen: Alles zu den unterschiedlichen Rechtsformen (inkl. Vergleichsübersicht). Klick dich rein!

Andere mögliche Rechtsformen für soziale Unternehmen

Neben Vereinen und gUGs existieren weitere Optionen für die Umsetzung gemeinnütziger Projekte. In der Folge werfen wir einen Blick auf besonders relevante Alternativen:

  • Gemeinnützige GmbH (gGmbH): Ähnlich der gUG benötigt die gGmbH allerdings ein Mindeststammkapital von 25.000 Euro. Sie offeriert vergleichbare steuerliche Vorteile, unterliegt jedoch ebenso speziellen Regulierungen für gemeinnützige Gesellschaften.
  • Gemeinnützige Stiftung: Eine solche Stiftung ist eine selbstständige Vermögenseinheit, die zur Verfolgung eines gemeinnützigen Zwecks eingerichtet wurde. Trotz hoher Kapitalanforderungen, bürokratischer Hürden und strenger Überwachung gewährleistet die Stiftung eine hohe Kontinuität und finanzielle Sicherheit.
  • Genossenschaft: Genossenschaften sind demokratisch organisierte Wirtschaftsunternehmen, innerhalb derer die Mitglieder gemeinsam die Geschäftsführung bestimmen. Genossenschaften können unter gewissen Voraussetzungen als mildtätig agieren, wodurch sie für soziale Projekte durchaus interessant sein können.

Die Wahl der passenden Rechtsform ist von verschiedenen Faktoren abhängig, zum Beispiel den finanziellen Ressourcen, dem Organisationsmodell und den langfristigen Zielen. Durch das sorgfältige Abwägen von Vor- und Nachteilen wird es dir möglich sein, die individuell ideale Struktur für dein Projekt festzulegen.

Gründungsprozess einer gUG: Der Weg zur eigenen gemeinnützigen UG

Um eine gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt), kurz gUG, erfolgreich zu gründen, sollten die folgenden Schritte beachtet werden:

  • Erarbeitung einer Satzung: Es empfiehlt sich, beim Erstellen der Satzung auf Musterprotokolle mit Standardformulierungen zu verzichten. Stattdessen sollte ein spezialisierter Rechtsanwalt hinzugezogen werden.
  • Öffnung eines Geschäftskontos und Einzahlung des Stammkapitals.
  • Notarielle Beurkundung der Unternehmensgründung.
  • Eintragung in das Handels- und Transparenzregister. Informiere dich, wie das funktioniert – Erklärungen hierzu findest du in unseren Artikeln Handelsregister: Wer muss sich eintragen und wie geht das? und Transparenzregister: Was ist das und für wen besteht Eintragungspflicht?
  • Beantragung einer vorläufigen Feststellung des Gemeinnützigkeitsstatus: Dazu sind die aktuelle Satzung und ein Nachweis über das eingezahlte Stammkapital beim zuständigen Finanzamt vorzulegen. Wird die Prüfung positiv beschieden, erhält die gUG die vorläufige Anerkennung des Gemeinnützigkeitsstatus und kann somit Steuervorteile in Anspruch nehmen.

Laufender Geschäftsbetrieb: Besonderheiten und Anforderungen

Der laufende Geschäftsbetrieb einer gUG (haftungsbeschränkt) unterliegt aufgrund ihrer speziellen Rechtsform einer Reihe von Besonderheiten und Anforderungen. Um die Selbstlosigkeit, den gemeinnützigen Zweck und die Mittelverwendung zu gewährleisten, sind besondere Regelungen notwendig. Eine Nichtbeachtung dieser Vorgaben kann zum Verlust des Gemeinnützigkeitsstatus führen.

Steuervorteile und Steuerpflichten einer gUG

Die gUG profitiert von Steuervorteilen im ideellen Bereich – hier sind Gewinne von Umsatzsteuer, Körperschaftssteuer und Gewerbesteuer befreit. Allerdings unterliegen Gewinne aus dem wirtschaftlichen Zweckbetrieb der regulären Besteuerung – wie bei einer normalen GmbH. Bei Umsätzen im Zweckbetrieb kann unter bestimmten Bedingungen ein ermäßigter Umsatzsteuersatz zur Anwendung kommen.

Wichtig ist, dass Verstöße gegen die Grundsätze der Gemeinnützigkeit den Verlust steuerlicher Vorteile zur Folge haben können. Jährlich prüft das Finanzamt den Gemeinnützigkeitsstatus. Folgende Aspekte gelten als Verstöße:

  • Überhöhte Geschäftsführergehälter oder verdeckte Gewinnausschüttungen an Gesellschafter
  • Schwerwiegende Verstöße gegen das Prinzip der Selbstlosigkeit
  • Unzulässige Investition oder zinsbringende Anlage erwirtschafteter Mittel

Darüber hinaus können gemeinnützige UGs Spenden entgegennehmen und bei Erfüllung der Voraussetzungen für eine mildtätige Organisation Spendenquittungen ausstellen.

Transparenz und Berichterstattungspflichten

Das Vertrauen von Spendern und der Öffentlichkeit steht für eine gemeinnützige UG im Fokus – Transparenz und Rechenschaft sind daher essenziell. Die Organisation hat ihren Zweck und ihre Ziele klar darzulegen und muss verantwortungsvoll auf die Mittelverwendung eingehen. Im Rahmen der Berichterstattung müssen folgende Anforderungen erfüllt werden:

  1. Die Prüfung und Veröffentlichung eines gemeinnützigen Jahresberichts muss regelmäßig erfolgen
  2. Die Aufstellung und Veröffentlichung der Mittelverwendung für die verschiedenen Zwecke des Geschäftsbetriebs ist erforderlich
  3. Geschäftsführergehälter und Ausschüttungen des Gewinns an Gesellschafter sind offenzulegen

Im Falle einer Liquidation erhalten Gesellschafter lediglich ihre geleisteten Einlagen zurück. Die verbleibenden Mittel müssen einem anderen gemeinnützigen Zweck zukommen.

gUG: 4 Erfolgstipps für gemeinnützige Projekte
Gern darfst du diese Infografik auf deiner Webseite einbinden.

Erfolgreiche Weiterentwicklung deiner gUG: Tipps und Ratschläge

Nachdem du die Grundlagen für dein gemeinnütziges Unternehmen gelegt hast, liegt der Fokus nun darauf, wie deine gUG wachsen und erfolgreich weiterentwickelt werden kann. In diesem Zusammenhang haben wir einige Tipps und Ratschläge für dich zusammengestellt.

Gute PR für höhere mediale Reichweite

  • Erarbeite eine effektive PR-Strategie, um die Sichtbarkeit deiner gUG in der Öffentlichkeit zu erhöhen und den gemeinnützigen Geschäftszweck überzeugend zu kommunizieren.
  • Baue Kooperationen mit lokalen und regionalen Medien auf, um deine gUG und die von ihr unterstützten Projekte einem breiteren Publikum vorzustellen.
  • Nutze Social-Media-Plattformen, um deine Reichweite auszubauen und potenzielle Unterstützer und Partner auf dich aufmerksam zu machen. Eine Idee, welche Plattform sich für deine gUG in Frage kommen, findest du hier: Zielgruppen auf Social Media: Welche Plattform nutzen deine Kunden?

Stammkapital realistisch aufstocken

Obwohl es möglich ist, eine gUG mit nur 1 Euro Stammkapital zu gründen, empfiehlt es sich, diesen Betrag durch realistische Kalkulationen angemessen zu erhöhen. Dadurch bzw. durch Rücklagenbildung steht dein Unternehmen von Beginn an auf einer soliden finanziellen Grundlage und kann flexibler agieren.

Spezialisierter Steuerberater für den Erfolg

Ein spezialisierter Steuerberater mit fachlicher Expertise im gemeinnützigen Bereich leistet einen wertvollen Beitrag zum Erfolg deiner gUG. Durch seine umfassenden Kenntnisse kann er dabei helfen, eventuell vorhandene Steuervorteile optimal auszuschöpfen und die steuerlichen Anforderungen korrekt zu erfüllen.

Weiterentwicklungspotenziale erkennen und nutzen

  • Fördere den aktiven Austausch und die Vernetzung innerhalb der gUG, um Ideen und Best Practices, die das Wachstum und den Erfolg des gemeinnützigen Unternehmens unterstützen können, miteinander zu teilen.
  • Entwickle Förderprogramme und stelle Partnerschaften her, um den Ausbau und die Verbesserung deiner gUG sowie der von ihr unterstützten Projekte voranzutreiben.
  • Sei stets offen für neues Wissen und innovative Technologien, um dein Projekt bestmöglich weiterzuentwickeln und auf dem aktuellsten Stand zu halten.

Fazit: gUG – die effiziente Rechtsform für gemeinnützige Anliegen

Die gemeinnützige Unternehmergesellschaft (gUG) stellt eine attraktive Rechtsform für Gründer dar, die gemeinnützige Projekte mit geringem Kapital realisieren möchten. Sie vereint Vorteile wie Haftungsbeschränkung und steuerliche Vergünstigungen, erfordert jedoch die Beachtung besonderer Vorgaben hinsichtlich Satzung, Gewinnverwendung und Transparenz.

Im Folgenden fassen wir die zentralen Punkte aus dem Artikel für dich zusammen:

  • Vielfältige Einsatzbereiche: Die gUG ist geeignet für Projekte mit Gemeinwohlbezug in sozialen, kulturellen, wissenschaftlichen und ökologischen Bereichen.
  • Einfache Gründung und Haftungsbeschränkung: Mit einem Mindeststammkapital von lediglich 1 Euro ist die Gründung einer gUG finanziell gut umsetzbar und das Haftungsrisiko wird auf das Gesellschaftsvermögen begrenzt.
  • Alternative Rechtsformen: Je nach individuellen Zielen und Anforderungen können auch andere Rechtsformen wie gemeinnützige Vereine, gGmbHs oder Stiftungen passend sein.

Mit der Gründung einer gUG können Innovatoren wie du, ihre gemeinnützigen Ideen verhältnismäßig leicht in die Tat umsetzen und dadurch die Welt positiv gestalten.

Disclaimer

Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.

FAQ

Häufig gestellte Fragen und entsprechende Antworten sind im Weiteren aufgelistet.

Quellen:

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