Intrapreneurship: Wenn Mitarbeiter wie Unternehmer denken

Von Thomas Sesli
Aktualisiert am 19.11.2024 | Lesezeit ca. Min.

Ein unternehmerischer Geist in den eigenen Reihen: Das ist Intrapreneurship! Aber wie kann man diese Energie sinnvoll einsetzen – und welche Herausforderungen bringt sie mit sich?

In unserem umfassenden Artikel zu Intrapreneurship untersuchen wir diese aufregende und leistungsfördernde Methode, um unternehmerisches Denken in Unternehmen gezielt zu entwickeln. Du erhältst wertvolle Einblicke und Anregungen zu diesen Themen:

  • Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Intrapreneuren und Entrepreneuren
  • Wie die Förderung von Kreativität, Innovation und Mitarbeiterbindung durch Intrapreneurship gelingt
  • Bewährte Strategien, Strukturen und Prozesse für Intrapreneurship-Initiativen

Legen wir los!

Intrapreneurship: Unternehmerisches Denken im Unternehmen

Intrapreneure nutzen die Ressourcen und das Umfeld ihres Arbeitgebers, um ihre Ideen umzusetzen – ähnlich wie ein Unternehmer (Entrepreneur) es tun würde. Ziel ist es, Innovation und Wachstum zu fördern, ohne dass die Person das Risiko einer Gründung auf sich nehmen muss. Unternehmen profitieren dabei von kreativen Lösungen und einem unternehmerischen Geist im Team.

Intrapreneurship ist also wie Entrepreneurship – aber "im Inneren" eines Unternehmens.

Intrapreneur vs. Entrepreneur: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Einer der Hauptunterschiede liegt in der Position: Intrapreneure agieren innerhalb von Unternehmen, während Entrepreneure Unternehmen gründen oder leiten. In Bezug auf das unternehmerische Denken gibt es jedoch viele Gemeinsamkeiten, beispielsweise Zielstrebigkeit, Innovationslust und Risikobereitschaft.

Vorteile von Intrapreneurship: Mehr Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Mitarbeiterbindung

  • Eine ausgeprägte Intrapreneurship-Kultur führt zu mehr Innovationen innerhalb eines Unternehmens. Intrapreneure entwickeln neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle, die den Wettbewerb mit anderen Marktteilnehmern aufnehmen können.
  • Intrapreneurship ermutigt Mitarbeiter dazu, Verantwortung zu übernehmen und eigene Entscheidungs- und Innovationsprozesse voranzutreiben. Dies stärkt das Vertrauen der Mitarbeiter in ihre Führungsqualitäten und ihre Fähigkeit, Probleme selbstständig zu lösen.
  • Durch ein Umfeld, das unternehmerisches Denken und Handeln fördert, wird ein Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen, was die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit steigert.

Intrapreneurship: Eine kurze Historie des Konzepts

Das Konzept von Intrapreneurship wurde in den 1980er-Jahren von Gifford Pinchot III geprägt. Er führte den Begriff „Intrapreneur“ erstmals in seinem Buch Intrapreneuring: Why You Don’t Have to Leave the Corporation to Become an Entrepreneur ein, das 1985 veröffentlicht wurde.

Pinchot definierte Intrapreneure als Mitarbeiter, die innerhalb eines Unternehmens wie Unternehmer agieren. Sie entwickeln neue Geschäftsideen und treiben Innovationen voran, indem sie Chancen erkennen und Risiken eingehen – jedoch unter der Unterstützung und den Ressourcen ihres Arbeitgebers.

Interessant: Pinchot beschrieb das Konzept ursprünglich bereits 1978 in einem Artikel, aber es gewann erst in den 1980er-Jahren größere Aufmerksamkeit. Seine Idee zielte darauf ab, Unternehmen flexibler, kreativer und anpassungsfähiger zu machen, ähnlich wie Start-ups, aber mit den Stärken etablierter Organisationen.

Heute ist Intrapreneurship in vielen Unternehmen eine gängige Strategie, um Innovationskraft zu fördern.

Was brauchen erfolgreiche Intrapreneure?

Erfolgreiche Intrapreneure benötigen eine Kombination aus persönlichen Fähigkeiten, unterstützendem Umfeld und geeigneten Ressourcen.

Persönliche Fähigkeiten

  • Kreativität: Um innovative Lösungen und neue Ideen zu entwickeln.
  • Eigeninitiative: Proaktive Haltung und Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
  • Risikobereitschaft: Mut, unkonventionelle Wege zu gehen und Fehler als Lernmöglichkeiten zu sehen.
  • Durchhaltevermögen: Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden und Projekte trotz Rückschlägen voranzutreiben.
  • Kommunikationsfähigkeit: Um Stakeholder zu überzeugen und Unterstützer für ihre Ideen zu gewinnen.

Unterstützendes Umfeld

  • Kultur der Innovation: Eine Unternehmenskultur, die Experimentieren und Lernen aus Fehlern fördert.
  • Freiheit und Autonomie: Flexibilität, eigene Ideen zu verfolgen und umzusetzen.
  • Mentoren und Netzwerke: Zugang zu erfahrenen Kollegen oder Führungskräften, die als Sparringspartner dienen können.
  • Anerkennung: Wertschätzung und Belohnung für erfolgreiche Beiträge, um Motivation zu fördern.

Ressourcen und Strukturen

  • Zeit und Budget: Freiräume, um an Ideen zu arbeiten, und finanzielle Mittel, um Projekte umzusetzen.
  • Zugang zu Wissen und Tools: Unterstützung durch Technologie, Daten und Weiterbildungsmöglichkeiten.
  • Flache Hierarchien: Direkte Kommunikationswege, um schneller Entscheidungen treffen zu können.

Unterstützung von Führungskräften

  • Offenheit: Führungskräfte sollten bereit sein, Risiken einzugehen und innovative Vorschläge ernst zu nehmen.
  • Förderung: Führung, die Intrapreneure ermutigt, und Hürden im Unternehmen abbaut.

Mit diesen Voraussetzungen können Intrapreneure ihre Ideen erfolgreich umsetzen und einen bedeutenden Beitrag zur Innovationskraft ihres Unternehmens leisten.

Unternehmen als Innovationsplattform: Intrapreneurship als Chance

Förderung von Intrapreneurship: Strategien, Strukturen und Kulturwandel

Unternehmen können die Schaffung und Umsetzung innovativer Ideen durch Mitarbeiter gezielt fördern. Eine wichtige Voraussetzung ist die Entwicklung einer Fehlerkultur, die Misserfolge als Lernprozess statt als Bestrafungsgrund betrachtet.

Für die Förderung eines intrapreneurialen Denkens und Handelns können Organisationen einige Maßnahmen ergreifen. Sie sollten …

  • … eine den Möglichkeiten zugewandte Kultur schaffen und Mitarbeiter ermutigen, über den Tellerrand hinauszuschauen
  • … Freiräume für kreatives Arbeiten durch Innovation Days oder Hackathons ermöglichen, um die Entwicklung neuer Ideen anzuregen
  • … Plattformen für den Ideenaustausch, etwa digitale Foren oder Innovationsmeetings, einrichten, um den direkten Austausch und die Weiterentwicklung von Ideen zu fördern

Prozesse und Methoden für ein erfolgreiches Intrapreneurship

Erfolgreiches Intrapreneurship benötigt klar definierte Prozesse und Methoden, um Ideen systematisch zu entwickeln, zu testen und umzusetzen:

Ideenfindung und Förderung der Kreativität

  • Design Thinking: Nutzerzentrierte Methode, um Probleme zu verstehen und kreative Lösungen zu entwickeln.
  • Brainstorming-Workshops: Gemeinsame Ideensessions zur Förderung von Kreativität im Team.
  • Hackathons: Kurze, intensive Innovationsveranstaltungen, bei denen Teams an neuen Projekten arbeiten.
  • Innovation Labs: Räume oder Einheiten innerhalb des Unternehmens, die speziell für kreative Experimente eingerichtet sind.

Bewertung und Auswahl von Ideen

  • Scoring-Modelle: Bewertung von Ideen anhand von Kriterien wie Marktpotenzial, Umsetzbarkeit und strategischem Fit.
  • Stage-Gate-Prozesse: Strukturiertes Modell, bei dem Ideen verschiedene Phasen (z. B. Konzept, Prototyp, Test) durchlaufen und an definierten Punkten Entscheidungen über Fortführung getroffen werden.

Prototyping und Validierung

  • Lean Startup-Methode:Build-Measure-Learn-Zyklus: Schnelles Erstellen von Prototypen, Testen am Markt und Lernen aus Feedback.Fokus auf Minimale Lebensfähige Produkte (MVPs), um Ressourcen zu sparen und schnell Erkenntnisse zu gewinnen.
  • Rapid Prototyping: Schnelle Entwicklung von Modellen oder Skizzen zur Visualisierung der Idee.
  • Pilotprojekte: Kleine Testläufe, um die Idee in realen Bedingungen zu prüfen.

Umsetzung und Skalierung

  • Agiles Projektmanagement (z. B. Scrum): Iterative Arbeitsweise mit kurzen Entwicklungszyklen, die Flexibilität ermöglicht.
  • Cross-funktionale Teams: Teams mit Experten aus verschiedenen Abteilungen (z. B. Marketing, IT, Produktion), um vielfältige Perspektiven einzubringen.
  • Budget- und Ressourcenfreigabe: Klare Prozesse zur Bereitstellung von Mitteln für die Umsetzung innovativer Ideen.

Unterstützung durch Unternehmensstrukturen

  • Mentorship-Programme: Bereitstellung von erfahrenen Führungskräften oder Experten als Sparringspartner.
  • Feedback-Schleifen: Regelmäßige Reviews mit Stakeholdern, um Fortschritte zu bewerten und Anpassungen vorzunehmen.
  • Belohnungssysteme: Anreize wie Boni, Anerkennung oder Karrieremöglichkeiten für erfolgreich umgesetzte Projekte.

Erfolgsmonitoring und Lernen

  • KPIs für Innovation: Definieren von Erfolgskriterien wie Time-to-Market, ROI oder Nutzerakzeptanz.
  • Retrospektiven: Rückblick auf Projekte, um aus Erfolgen und Fehlern zu lernen.
  • Wissensmanagement: Dokumentation und Verbreitung von Erkenntnissen im Unternehmen, um die Innovationskultur zu stärken.

Interessante Einblicke von Innovation Leader David Gram findest du in diesem Video:

Die Rolle der Führung im Intrapreneurship

Führungskräfte nehmen im Intrapreneurship eine zentrale Position ein. Sie tragen die Verantwortung für die Schaffung von Bedingungen, unter denen intrapreneuriale Aktivitäten entstehen können. Dabei sollten sie folgendermaßen vorgehen:

  • Mitarbeiter dazu ermuntern, Ideen aktiv vorzuschlagen
  • Unterstützung bei der Realisierung von innovativen Projekten gewährleisten
  • Feedback und Ressourcen bereitstellen
  • Risikobereitschaft fördern und bei Misserfolgen konstruktiv agieren
  • Das intrapreneuriale Denken und Handeln in Entscheidungsprozessen berücksichtigen
Intrapreneurship: 4 Elemente für innovatives Wachstum
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Fazit

In diesem Artikel wurde beleuchtet, wie Intrapreneurship – also das unternehmerische Denken und Handeln von Mitarbeitern innerhalb des Unternehmens – zu Innovationen, Wettbewerbsfähigkeit und Mitarbeiterbindung beiträgt. Dabei wurden verschiedene Facetten und Anwendungsfelder von Intrapreneurship sowie entscheidende Merkmale und Fähigkeiten erfolgreicher Intrapreneure analysiert. Zudem wurde erörtert, wie eine starke Intrapreneurship-Kultur gefördert werden kann.

Die wesentlichen Erkenntnisse aus diesem Beitrag lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Vorteile: Intrapreneurship bringt Innovationen hervor, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und bindet Mitarbeiter an das Unternehmen.
  • Förderung: Um Intrapreneurship aktiv zu unterstützen, sind entsprechende Strategien, Strukturen und ein Kulturwandel erforderlich.
  • Führung: Eine Schlüsselrolle für den Erfolg von Intrapreneurship fällt Führungskräften zu, die ihre Mitarbeiter befähigen und unterstützen.

Nutze diese Anregungen, um Wege zu finden, wie du den internen Unternehmergeist fördern und eine Innovationskultur etablieren kannst. Wir drücken dir die Daumen!

FAQ

Noch Fragen zum Thema? Hier sind die Antworten.

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