Lean Canvas: So planst du Projekte in nur 15 Minuten (inkl. Vorlage)

Von Stefan Turiak
Aktualisiert am 05.01.2024 | Lesezeit ca. Min.

Für jeden Entrepreneur ist es eine große Herausforderung, eine Geschäftsidee oder ein Geschäftsmodell zu Papier zu bringen. Noch vor dem Start eines neuen Business müssen Gründer ihre Vision in einem greifbaren Format zusammenfassen. Das hilft ihnen, sich eine präzisere Vorstellung von ihrem Vorhaben zu machen.

Außerdem lässt sich der Plan auf diese Weise leichter an andere beteiligte Personen kommunizieren – hier kann es sich zum Beispiel um Geschäftspartner oder Investoren handeln.

Das Problem: Früher musste ein Gründer hierfür einen detaillierten Businessplan ausarbeiten. Dieser konnte mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate in Anspruch nehmen. Zeit, die an anderer Stelle viel produktiver eingesetzt werden konnte.

Die Lean-Canvas-Methode und das entsprechende Modell sollen Abhilfe schaffen. Wie du mit dem Lean Canvas arbeitest, stellen wir dir in diesem Artikel vor. Ganz unten findest du außerdem einen Link zu einer Lean-Canvas-Vorlage zum Ausdrucken.

Die Vorteile von Lean Canvas

Lean Canvas: Definition, Herkunft und Prinzip

Entrepreneur und Autor Ash Maurya stellte das Prinzip Lean Canvas zum ersten Mal im Jahr 2010 vor. Das Modell basiert auf dem Business Model Canvas, welches Alexander Osterwalder im Jahr 2008 entwickelte und inzwischen in verschiedenen Wirtschaftszweigen Verwendung findet.

Ash Maurya ist Autor des Buches „Running Lean“ und selbst ein Gründer sowie CEO von Leanstack – einem Unternehmen, das jungen Startups in der frühen Gründungsphase mit verschiedenen Tools und Kursen behilflich ist. Sein relativ neuer Ansatz findet nicht länger nur in Startups, sondern mittlerweile auch in vielen etablierten Unternehmen, Universitäten und anderen Organisationen Verwendung.

Bei Lean Canvas handelt es sich um einen Businessplan, der auf einer einzigen Seite Platz findet. Hier stellen Firmen oder Startups ihre Geschäftsmodelle, neue Produkteinführungen, Kampagnen etc. übersichtlich dar.

Der Zweck besteht auch darin, die eigene Idee zu dekonstruieren und über die wichtigsten Aspekte und Elemente eines neuen Unternehmens nachzudenken. Gleichzeitig lässt sich die Geschäftsidee konkretisieren.

Ein Lean Canvas teilt sich in die folgenden neun thematischen Blöcke auf: 

  1. Problem
  2. Lösung
  3. Unique Value Proposition
  4. Unfairer Vorteil
  5. Kundensegmente
  6. Schlüsselkennzahlen
  7. Kanäle
  8. Kostenstruktur
  9. Einnahmequelle(n)

Mit Lean Canvas sollten sich die ersten Ideen für die verschiedenen Bereiche schon nach etwa 20 Minuten manifestieren. Eventuell hast du dir bereits im Vorfeld Gedanken zu diesen Segmenten gemacht, ohne sie zu strukturieren, verbalisieren und aufzuschreiben. Lean Canvas soll dich dabei unterstützen. Setz dich aber nicht unter Zeitdruck, wenn du nicht sofort alle Informationen niederschreiben kannst.

Problem

Ein Unternehmer sollte die Probleme seiner potenziellen Kunden verstehen. In diesem Bereich listest du also die wichtigsten Schwierigkeiten deiner Zielgruppe auf, für die du eine Lösung anbieten möchtest.

Lösung

Wie sieht die Lösung für die Fragen und Probleme deiner Kunden aus? Formuliere in diesem Bereich die Antworten oder entsprechende Ansätze, die du anbietest. Das Feld stellt also einen ebenfalls sehr wichtigen Bestandteil des Geschäftsplans dar.

Diese Lösungen fliegen dir wahrscheinlich nicht einfach zu. Allerdings setzt du dich konkret damit auseinander, wie du die Bedürfnisse deiner Kundensegmente oder Zielgruppe(n) befriedigen kannst.

Unique Value Proposition

Dieses Feld stellt den zentralen Fokus des Lean Canvas dar. Hierbei handelt es sich um deine Dienstleistung oder eine Produktidee. Welchen einzigartigen Wert dein Angebot hat, kannst du also an dieser Stelle definieren.

Unfairer Vorteil/Alleinstellungsmerkmal

Dein Alleinstellungsmerkmal unterscheidet dich von deinen Mitbewerbern. Deine Konkurrenz kann es also nicht kopieren oder käuflich erwerben. Es kann sich schwierig gestalten, dieses eine oder sogar mehrere Merkmale zu identifizieren. Es lohnt sich aber, sich etwas Zeit zu nehmen und darüber nachzudenken, was du anderen Firmen in deinem Tätigkeitsfeld voraushast.

Kundensegmente

Um zu erkennen, welche Probleme deine Kunden haben, musst du sie verstehen. Denk also darüber nach, wie dein Publikum aussieht, wo es herkommt und lebt, wie alt es ist etc.

Schlüsselkennzahlen

In diesem Feld geht es darum, wichtige Aktivitäten und Kennzahlen deines Unternehmens zu identifizieren, die du später überwachen musst. Auf diese Weise erkennst du, wie die Menschen mit deinem Unternehmen, deinem Produkt oder deinem Service interagieren.

Kanäle

Denk darüber nach, über welche Kanäle du deine Kunden erreichen kannst und möchtest. Es geht also um das Marketing deines neuen Unternehmens.

Marketing kann über das Internet erfolgen, beispielsweise mithilfe einer Unternehmenswebsite, eines für Suchmaschinen optimierten Unternehmensblogs oder Social Media. Auch Klassiker wie TV-, Print- oder Radio-Werbung können zu deinem Marketing-Mix gehören.

Kostenstruktur

In diesem Feld stellst du die Kosten dar, die durch die Herstellung deines Produkts oder die Betreibung deiner Dienstleistung entstehen. Hierzu gehören unter anderem Kosten für Personal, Technologie, Marketingmaßnahmen, Marktforschung etc.

Mach eine Aufstellung über deine einmaligen und über deine wiederkehrenden Kosten. Damit bist du in der Lage, zu überschlagen, wie viele Kunden du benötigst, um diese finanziellen Aufwendungen zu decken und um Gewinne zu generieren.

Einnahmequelle(n)

Frage dich, wie du Einnahmen generieren und welche Preise du für dein Produkt oder deine Dienstleistung verlangen möchtest. Die Berechnung des Preises ist ein entscheidender Bestandteil deines Lean Canvas. Einerseits musst du überlegen, wie viel Zeit, Arbeit und ggf. Rohstoffe du in dein Angebot steckst. Andererseits musst du abschätzen, wie viel deine Kunden theoretisch bereit sind, dafür zu zahlen. Ferner musst du berechnen, wie hoch der Preis sein muss, damit du Gewinne erzielst. 

lean canvas infografik

Lean Canvas vs. Business Model Canvas – ein Vergleich

Das Lean-Canvas-Modell und der Business Model Canvas zielen beide auf eine schlanke Unternehmensplanung ab. Dementsprechend gibt es einige Gemeinsamkeiten, aber auch signifikante Unterschiede.

Wie beim Lean Canvas gibt es beim Business Model Canvas die Bereiche „Kundensegmente“, „Kanäle“, „Einnahmequellen“ und „Kostenstruktur“.

Der Business Model Canvas bietet allerdings folgende Felder an, die beim Lean Canvas nicht zu finden sind:

  • Schlüsselpartner (zum Beispiel Zulieferer)
  • Geschäftsbeziehungen 
  • Schlüsselressourcen
  • Schlüsselaktivitäten

Ash Maurya geht davon aus, dass sein Lean Canvas nur zum Erfolg führt, wenn Unternehmer die für sie riskantesten Faktoren identifizieren. Deswegen entfernte er einige Felder, die ihm nicht relevant genug erschienen. Er ersetzte sie durch die Bereiche „Problem“, „Lösung“, „Schlüsselkennzahlen“ und „Unfairer Vorteil“.

In seinen Augen helfen Felder wie „Schlüsselaktivitäten“ und „Schlüsselressourcen“ eher anderen Personen, das Geschäftsmodell zu verstehen. Maurya wollte sich dagegen darauf konzentrieren, Unternehmern zu helfen, ihre eigene Geschäftsidee zu begreifen und auszuformulieren.

Zudem nimmt er an, dass das Feld „Kanäle“ bereits die Geschäftsbeziehungen abdeckt und ein separates Feld dafür deswegen nicht mehr notwendig sei. Selbiges gilt für die Schlüsselaktivitäten-Box, deren Inhalte schon in den Kostenstruktur- und Kanäle-Felder definiert werden.

Die neue Strukturierung soll es leichter machen, Probleme zu identifizieren und Lösungen für potenzielle Kunden zu finden. Gleichzeitig wollte Maurya den Gründern nicht zu viel Platz und Freiheiten einräumen, damit sie sich nicht in Details verlieren. Diese sind in der ersten Phase der Gründung noch nicht allzu wichtig und lassen sich später noch hinzufügen.

Fazit: Lean Canvas hilft, schnell Gedanken und Ideen zu sortieren

Das Lean-Canvas-Modell dient dazu, eine noch grobe Geschäftsidee oder ein noch nicht ganz ausgereiftes Geschäftsmodell zu konkretisieren. Gründer können einen solchen Plan nutzen, um ihr Unternehmen zum Beispiel potenziellen Geschäftspartnern oder Teilhabern vorzustellen.

Vor allem sollen die neun Felder des Lean Canvas jungen Unternehmern helfen, ihre Gedanken zum eigenen Geschäft zu ordnen und genauer auszuarbeiten. Ferner motiviert es Startup-Gründer, wichtige Fragen zu ihren Kunden und den Unternehmensrisiken zu stellen, zentrale Kennzahlen zu definieren und zu überlegen, welche Lösungen sie anbieten können.

Wenn du also das Ziel hast, ein Startup auf die Beine zu stellen, lohnt sich das frühzeitige Ausfüllen eines Lean Canvas sehr. Dadurch steigen die Erfolgschancen einer neuen Dienstleistungs- oder Produktidee, ohne dass – wie bei einem Businessplan – alle Faktoren in Stein gemeißelt sein müssen.

FAQ

An dieser Stelle möchten wir häufig gestellte Fragen zum Thema Lean Canvas beantworten.

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