Smartphones, Tablets und Computer werden immer intelligenter – aber was ist mit uns? Wirtschaftskrisen, Pandemien und sich verändernde Anforderungen der Zielgruppe – viele der Probleme, mit denen sich Unternehmen heute konfrontiert sehen, hängen mit ihren Lernmethoden zusammen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, sich auf plötzliche Veränderungen umzustellen und neue Herausforderungen im Wettbewerb anzunehmen.
Unternehmen, die kontinuierliches Lernen zu ihrer strategischen Priorität machen – sogenannte „lernende Organisationen“–, sind weitaus besser für plötzliche Veränderungen oder neue Marktentwicklungen gewappnet als ihre unflexiblen Wettbewerber.
Was ist eine lernende Organisation?
Eine lernende Organisation ist ein Unternehmen, das kontinuierlich an der Optimierung seiner Prozesse und Strategien arbeitet, um besser auf Änderungen und Erwartungen des Marktes reagieren zu können. Sie verfügt über ein flexibles und offenes Arbeitsumfeld, in dem Kreativität und Innovation gefördert werden.
In diesem Artikel erfährst du, wie dieser Ansatz auch dir dabei helfen kann,
- neue Handlungsstrategien zu entwickeln;
- mehr Kunden zu gewinnen;
- den Umsatz und die Produktivität zu steigern;
- Talente anzuziehen und
- deine Unternehmenskultur zu verbessern.
Du willst wissen, wie auch dein Unternehmen von den Vorteilen einer lernenden Organisation profitiert? Dann hast du schon die richtige Einstellung, denn:
„Nur aus Enthusiasmus kann Neugierde entstehen, und nur wer neugierig ist, kann lernen.“ (Leonard Bernstein)
Wie funktioniert eine lernende Organisation?
Eine lernende Organisation ist ein Unternehmen, dessen oberste Priorität die Generierung neuen Wissens ist. Die gesamte Unternehmenskultur ist darauf ausgerichtet, neue Chancen zu entdecken und sich an Veränderungen und Herausforderungen anzupassen.
Dabei greifen diese Unternehmen auf das organisationale Wissen der Mitarbeiter, auf Kundenfeedback und unternehmensinterne Daten zurück, um Entscheidungen zu treffen und Prozesse zu optimieren.
Die Merkmale einer lernenden Organisation
Lernende Organisationen scheuen sich nicht davor, sich laufend neu zu erfinden. Aber wie erreicht man das?
Obwohl jede Organisation ihre eigene einzigartige DNA hat, haben die meisten lernenden Organisationen mehrere gemeinsame Merkmale. So zeichnen sich lernende Organisationen durch eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und des Experimentierens aus.
Außerdem pflegen lernende Organisationen eine Lernkultur des organisationalen Wissensaustauschs. Die Mitarbeiter werden aktiv dazu ermutigt, ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihre Möglichkeiten zur Innovation und der beruflichen Weiterentwicklung weiter auszubauen.
Peter Senge, der Autor des renommierten Buchs The Fifth Discipline, unterteilt eine lernende Organisationskultur in fünf Disziplinen:
- Systems Thinking – das Systemdenken
- Personal Mastery – die Selbstschulung
- Mental Models – die Denkformen
- Shared Visioning – die gemeinsame Vision
- Team Learning – das Teamlernen
1. Disziplin: Systems Thinking – das Systemdenken
Nach Peter Senge werden die erfolgreichsten lernenden Organisationen von einer kollaborativen Lernkultur getragen, in der alle Organisationsmitglieder eine wichtige Rolle im Gesamtgefüge spielen.
Kollaborative Lernkulturen leben von unterschiedlichen Standpunkten und ermutigen die Lernenden, sogenannte „Corporate Learner“, die Ideen ihrer Kollegen zu respektieren und untereinander zu diskutieren.
2. Disziplin: Personal Mastery – die Selbstschulung
Organisationen mit einer starken Lernkultur stellen sicher, dass ihre Mitarbeiter aktiv dazu ermutigt werden, ihr Wissen und ihre Kompetenz weiterzuentwickeln und weiterzugeben. Aber auch auf individueller Ebene erfordern lernende Organisationen eine Handlungstheorie des „kontinuierlichen Lernens“.
Individuelle Ziele werden dabei gefördert und sorgfältig auf die gemeinsamen Ziele der Organisation abgestimmt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Erwerb praktischer Fähigkeiten und Softskills, die es den Mitarbeitern ermöglichen, ihre Aufgaben zu verbessern und unternehmerische Ziele voranzubringen.
3. Disziplin: Mental Models – Denkformen
Unternehmen haben oft bestimmte Richtlinien und Rahmenbedingungen dafür, wie Aufgaben erledigt und Probleme angegangen werden sollen. Diese sogenannten „mentalen Modelle“ oder Grundannahmen gilt es auf den Prüfstand zu stellen und sie in der täglichen Arbeit stets aufs Neue herauszufordern.
Was vor über 20 Jahren funktioniert hat, mag bequem und vertraut sein. Solche mitunter veralteten Denkformen und Handlungstheorien können aber in einer sich ständig verändernden Welt auf Dauer nicht funktionieren und schlimmstenfalls den Fortschritt behindern.
4. Disziplin: Shared Visioning – gemeinsame Vision
Die gemeinsame Vision eines Unternehmens sollte nicht vom Führungsteam isoliert entwickelt und an den Rest der Organisation weitergegeben werden.
Bestenfalls sollten die Unternehmensziele auf der Grundlage gemeinsamer Interessen und Ziele aller Beteiligten erwachsen. Wenn alle Organisationsmitglieder in die Entwicklung einer Vision miteinbezogen werden und auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, gibt es auch insgesamt weniger Reibungspotential und eine bessere Zusammenarbeit.
Der acquisa-Expertentipp
5. Disziplin: Team Learning – Lernen im Team
Beim Team-Learning geht es nicht nur darum, dass Mitarbeiter gemeinsam Schulungen absolvieren. Vielmehr erfordert es, dass Teams auf Zusammenarbeit und gemeinsame Kreativität setzen, um Ziele zu erreichen. Diskussion und Dialog sind dabei Schlüsselkomponenten des Teamlernens.
Mit anderen Worten: Jedes Organisationsmitglied sollte die Möglichkeit haben, seine Betrachtungsweise zu einer Herausforderung oder einem Problem einzubringen. Auf diese Weise können Teammitglieder ihr Wissen zusammenbringen und gemeinsam ihr Verständnis erweitern.
Was sind die Vorteile einer lernenden Organisation?
Als lernende Organisationen hast du einige entscheidende Vorteile gegenüber deinen Konkurrenten und Mitbewerbern. Höchste Zeit also, sich einige davon genauer anzusehen:
Größere Flexibilität
Wirtschaftskrisen, Pandemien, technologischer Fortschritt – die Welt ist ein unberechenbarer Ort. Mit einer lernenden Organisation bist du weitaus besser für plötzliche Veränderungen oder neue Marktentwicklungen gewappnet als deine unflexiblen Wettbewerber.
Innovation
Märkte, Kundenansprüche und neue Technologien entwickeln sich schneller denn je. Um in einem so dynamischen Umfeld erfolgreich zu sein, muss dein Unternehmen innovativ bleiben.
Innovation kann zwar nicht erzwungen, dafür aber mit dem richtigen Handlungsmuster gefördert werden. Eine dynamische Lernumgebung ist ein fruchtbarer Boden für Innovationen, um neues Wissen zu generieren und neue Erfahrungen zu sammeln.
Der Umgang mit Fehlern
Um eine lernende Organisation zu sein, muss dein Unternehmen auch über Fehler oder Misserfolge nachdenken und daraus lernen. Die Bereitschaft, Neues auszuprobieren und das Eingeständnis darüber, dass etwas nicht funktioniert, sind von zentraler Bedeutung für einen Verbesserungsprozess.
Lesetipp
Mitarbeiterrekrutierung
Die meisten Mitarbeiter mögen Herausforderungen und die Möglichkeit, an ihrer persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung zu arbeiten. Vor allem die jüngeren Generationen legen zunehmenden Wert auf ein Arbeitsumfeld, in dem sie durch Selbstführung wachsen und lernen können.
Damit bist du als Arbeitgeber mit einer lernenden Organisation interessanter und attraktiver für Top-Talente auf dem Arbeitsmarkt.
Zusammenhalt
Lernen ist nicht nur eine individuelle Aktivität. Lernende Organisationen ermutigen ihre Mitarbeiter aktiv dazu, ihr Wissen zu teilen. Durch diesen Wissensaustausch werden Teamzusammenhalt und Unternehmensbindung zwischen den Abteilungen gestärkt.
Darüber hinaus engagieren sich die Mitarbeiter stärker für die unternehmerischen Ziele und Visionen deiner Organisation als Ganzes.
So wird dein Unternehmen zu einer lernenden Organisation
Nachfolgend findest du einige Anregungen und unsere Expertentipps, die dir beim Übergang zu einer lernenden Organisation helfen werden.
Der Führungsstil
Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, eine Kultur des Lernens und der beruflichen Weiterentwicklung in deinem Unternehmen zu implementieren. Klar ist aber auch: Vieles hängt von dem individuellen Führungsstil ab, der in deinem Unternehmen vorherrscht.
Jede einzelne Führungskraft ist dafür verantwortlich, eine gemeinschaftliche Lernkultur zu fördern und entsprechende Handlungsstrategien für diesen Verbesserungsprozess bereitzustellen. Stelle sicher, dass du mit gutem Beispiel vorangehst und deine Mitarbeiter zur Selbstschulung motivierst.
Der acquisa-Expertentipp
Die langfristige Motivation
Schulungen sind wichtig – aber eine lernende Organisation zu werden, bedeutet mehr als nur einen Kalender mit Schulungsveranstaltungen für deine Mitarbeiter bereitzustellen. Motiviere dein Team aktiv dazu, an Kursen und Workshops teilzunehmen.
Biete ihnen an, ihre Schulungen zu bezahlen und ihnen für die Weiterbildungen Freizeit zu gewähren. So schaffst du Anreize für Lernprozesse und hältst auch mittel- bis langfristig dein Team bei der Stange.
Die Lernkultur in deinem Unternehmen
Fühlen sich deine Mitarbeiter dazu befähigt, neue Ideen vorzuschlagen und bestehende Arbeitsprozesse zu hinterfragen?
Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du sie direkt nach ihrer Meinung zur gelebten Lernkultur in deinem Unternehmen befragen – aber denk daran, ihre Anonymität zu wahren! Am besten stellst du deinem Team eine anonyme Online-Umfrage zur Verfügung. Damit nimmst du ihnen die Angst vor negativen Konsequenzen durch ehrliche Antworten und erhältst zugleich eine transparente Einsicht über die Stärken und Schwächen eurer Lernkultur. So weißt du genau, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden muss!
Fazit
Die Bereitstellung von Lernmöglichkeiten ist heutzutage eine wesentliche Voraussetzung für fast jeden Arbeitgeber, der Spitzentalente gewinnen und wirtschaftlichen Erfolg erzielen möchte.
Die Transformation deines Unternehmens in eine lernende Organisation hat viele Vorteile, erfordert aber, dass alle Organisationsmitglieder aktiv daran arbeiten, ihre individuellen Talente und Perspektiven in den Ausbau mit einzubringen.
FAQ
An dieser Stelle beantworten wir häufig gestellte Fragen zum Thema lernende Organisation.
Wodurch ist eine lernende Organisation gekennzeichnet?
Eine lernende Organisation ist gekennzeichnet durch eine Kultur des Lernens und der Offenheit, die Förderung von Wissensteilung und Zusammenarbeit, die Implementierung von Prozessen für kontinuierliche Verbesserung sowie die Nutzung von Technologie zur Unterstützung des Lernprozesses.
Welche Unternehmen sind lernende Organisationen?
Es gibt viele Unternehmen, die als lernende Organisationen bekannt sind, darunter z.B. Toyota, Microsoft, Google, Amazon, GE und Procter & Gamble.
Warum ist eine lernende Organisation wichtig?
Eine lernende Organisation kann sich schnell an sich verändernde Marktbedingungen anpassen, Innovationen vorantreiben, Wissen teilen und eine Kultur des kontinuierlichen Lernens fördern.
Wie kann eine Organisation eine lernende Organisation werden?
Eine Organisation kann eine lernende Organisation werden, indem sie eine Kultur des Lernens und der Offenheit fördert, den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen und Mitarbeitern unterstützt und Prozesse für die kontinuierliche Verbesserung implementiert.
Was sind die wichtigsten Herausforderungen beim Aufbau einer lernenden Organisation?
Die wichtigsten Herausforderungen beim Aufbau einer lernenden Organisation sind die Kosten, die mit dem kontinuierlichen Lernen verbunden sind, sowie die Notwendigkeit, eine starke Führungskraft zu haben, die die Richtung vorgibt und die Mitarbeiter motiviert.