Logistiktrends 2024: So optimierst du die Lieferketten

Von Micha Augstein
Aktualisiert am 13.01.2024 | Lesezeit ca. Min.

Die Logistik im E-Commerce steht unter enormen Druck. Sie muss steigende Kundenanforderungen bedienen, gleichzeitig aber wirtschaftlich bleiben. Darüber hinaus muss sie äußeren Störungseinflüssen gegenüber widerstandsfähiger werden. Die Logistiktrends 2024 greifen diese Aspekte auf: Mit zunehmender Digitalisierung, Vernetzung und nachhaltigeren Konzepten.

In den letzten Jahren stand die Logistik im E-Commerce vor vielen Herausforderungen. Das Bestellaufkommen bei Onlinehändlern ist stetig gestiegen. Laut einer McKinsey-Studie erhält jeder Verbraucher in Deutschland im Schnitt 24 Pakete pro Jahr.

Doch nicht nur das Paketaufkommen ist eine logistische Herkulesaufgabe geworden. Herausforderungen zeigen sich mittlerweile entlang der gesamten Supply Chain in verschiedenen Logistikprozessen. Aktuell sorgen besonders die Auswirkungen der Corona-Pandemie für Schwierigkeiten bei Onlinehändlern.

Logistiktrends im Zeichen von Effizienz, Nachhaltigkeit und Resilienz

Wie in nahezu allen Unternehmensbereichen spielt das Thema Effizienz bei den Logistiktrends im kommenden Jahr weiterhin eine wichtige Rolle. Onlinehändler müssen Kosten einsparen. Und das, obwohl der Kapazitätsbedarf in der Logistik hoch ist.

Darüber hinaus steht der Onlinehandel vor der Herausforderung, ressourcenschonender zu werden. Logistikprozesse müssen nachhaltiger werden. Einerseits sind es politische Veränderungen, die diesen Druck im kommenden Jahr weiter verstärken werden. Andererseits wünschen sich auch die Kunden mehr nachhaltige Konzepte von Händlern. Und das schließt die Logistik mit ein. Umweltbewusste E-Shopper machen laut E-Shopper Barometer 2019 mittlerweile die größte Käufergruppe im Onlinehandel aus. Mehr als zwei Drittel von ihnen sind bereit, für umweltfreundliche, ressourcenschonende Produkte und Services mehr zu bezahlen. 

Ein dritter Aspekt, der die Logistiktrends 2024 prägt, ist das Thema Resilienz. Die derzeitigen Lieferengpässe zeigen, wie eng verzweigt die globale Supply Chain ist – und wie schnell sich äußere Einflüsse auf die Logistik auswirken können. Im Fokus der Logistik der Zukunft ist dabei auch der Aufbau einer widerstandsfähigen Supply Chain. 

Die Logistiktrends im kommenden Jahr stehen so ganz im Zeichen von Effizienz, Nachhaltigkeit und Resilienz. Die Logistik muss sich den neuen Spielregeln anpassen, um dem globalen Druck langfristig standhalten zu können.

Doch was heißt das jetzt für dich als Onlinehändler? In erster Linie solltest du natürlich diese drei Themenbereiche auch bei der Planung deiner Logistikprozesse berücksichtigen. Und zwar vor allem durch moderne Technologien und neue Strategien.

E-Commerce-Logistik 2024: 6 Trends, die du kennen musst

Supply Chain Management besteht aus verschiedenen Aspekten. Aber in allen Bereichen haben sich mittlerweile neue Entwicklungen ergeben. Die Logistikbranche befindet sich im digitalen Wandel. Die Entwicklung von neuen Transportmöglichkeiten, Monitoring-Software und Automation-Tools verändert vieles. Aber auch Lagerstrategien und das Versand- sowie Retourenmanagement werden zurzeit hinterfragt.

Die sechs wichtigsten E-Commerce-Logistiktrends haben wir für dich hier zusammengefasst.

Monitoring in Echtzeit – Blockchain in der Logistikbranche

Für Onlinehändler ist es wichtig, über ihre Lieferungen und deren Verbleib genauestens Bescheid zu wissen. Die Echtzeitverfolgung von Logistikprozessen stützt sich auf die Blockchain-Technologie. Durch sie lassen sich Daten einfach, sicher und vor allem auch korrekt zwischen Händlern, Lieferanten und Transporteuren übermitteln. Als Onlinehändler bleibst du so immer auf dem Laufenden, wo sich deine Produkte befinden, wann sie voraussichtlich bei dir im Lager ankommen und wo es eventuell Lieferschwierigkeiten gibt. 

Der Informationsaustausch im eigenen Lager und hin zu Lieferanten sowie Transporteuren wird nicht zuletzt auch durch den weltweiten Ausbau der 5G-Netze beschleunigt. Denn Echtzeitdaten via Blockchain-Technologie benötigen selbstverständlich eine ausgebaute Infrastruktur in der Telekommunikation mit der Möglichkeit, erhebliche Datenmengen in sekundenschnelle zu verarbeiten. Mit 5G-Netzen wird diese Infrastruktur nun sukzessive geschaffen.

Künstliche Intelligenz und Logistik-Automation

Eng verbunden mit der Blockchain-Technologie ist der Einsatz künstlicher Intelligenz. Sie kommt etwa bei der automatisierten Nachbestellung zum Einsatz, aber auch beim Versand von Waren an deine Kunden:

  • Künstliche Intelligenz ermöglicht eine Vielzahl von automatisierten Prozessen und bildet nicht zuletzt die Grundlage für einen optimierten Versand. So können KI-Systeme dich dabei unterstützen, für jede deiner Sendungen den optimalen Versanddienstleister, abhängig von Zielland, Sendungsgröße und -gewicht, auszuwählen.
  • KI übernimmt beispielsweise auch genauere Vorhersagen für die Kundennachfrage, ebenso die Vorhersage zum Flottenmanagement in der globalen Supply Chain. Mittels künstlicher Intelligenz wird es möglich, diese Prognosen für eine resiliente Logistik zu nutzen.
  • In der Logistik-Automation spielt KI unter anderem für eine automatisierte Warenverräumung und -entnahme eine wichtige Rolle. Warenanlieferungen registrieren, zuordnen, verräumen und bestellte Ware genauso akribisch wieder entnehmen und als „entnommen" kennzeichnen – das erfordert viel Zeit und personelle Ressourcen. Hinzu kommt die Totzeit. Totzeiten machen immer noch 10 bis 25 Prozent der gesamten Kommissionierungszeit aus und hemmen damit die Effizienz. 

Vollautomatische Systeme können die Effizienz hier steigern und gleichzeitig Fehler reduzieren. Zudem entlasten sie das Lagerpersonal. Bei Kommissionierungsprozessen gewinnen aber nicht nur vollautomatisierte Systeme an Bedeutung, sondern auch halbautomatische wie Pick-by-Light- oder Pick-by-Voice-Techniken. KI und Automatisierung in der Logistik gehen damit nicht zuletzt auch Hand in Hand mit einem weiteren Trend: Neuen Transportsystemen und digitalen Helfern für Logistiker.

Drohnen, FTS und AMR

Für den Transport im eigenen Lager werden Drohnen, fahrerlose Transportsysteme (FTS) sowie autonome mobile Roboter (AMR) zunehmend eingesetzt. Das gilt bisher vor allem in der Industrie. Aber auch im E-Commerce werden Drohnen und Co. für effizientere Logistikprozesse zum zentralen Hilfsmittel. Sie unterstützen bei der Arbeitsteilung und ermöglichen es Logistikern, sich auf andere Prozesse zu konzentrieren.

Drohnen, FTS, AMR, aber auch Logistik-Automation und KI bieten Onlinehändlern somit mehr Flexibilität, vereinfachen einzelne Prozesse und damit letztlich auch die Geschwindigkeit des Versands zum Kunden hin.

Umdenken bei Lagerstrategien

Die Auswirkungen der Pandemie zeigen, wie wichtig eine vorausschauende Logistik ist. Das bedeutet für dich als Händler nicht nur, auf Digitalisierung zu setzen, sondern auch Lagerstrategien zu überdenken. Die bis jetzt vorwiegend genutzte Just-in-Time-Lieferung erhöht das Risiko, bei Verzögerungen in der Supply Chain Produkte nicht mehr verfügbar zu haben. Die aktuelle Problematik wird sich sehr wahrscheinlich auch im kommenden Jahr erst einmal fortsetzen, wie aus einem Statement des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V. (BGA) gegenüber dem Business Insider hervorgeht.

Damit du Waren dennoch verfügbar hast, gilt es, Bestände zu erhöhen und langfristig Lagerstandorte auszuweiten. In Kombination mit einem digital unterstützenden Lieferketten-Monitoring sind Händler so besser auf Lieferengpässe und Störungen im Supply Chain Management vorbereitet.

Lösungen für eine nachhaltige Logistik

Nachhaltigkeit betrifft alle Logistikprozesse. Im E-Commerce sind allerdings Versand und Retouren die größten Treiber. Denn Nachhaltigkeit ist für Kunden nicht nur bei Produkten wichtig. Einer Box.Inc-Umfrage nach sehen Kunden hier Optimierungsbedarf. Sie geben unter anderem an, dass Verpackungen aus Plastik vermieden werden sollten (68 Prozent) und

  • dass umweltfreundlichere Fahrzeuge (59 Prozent),
  • kürzere Transportwege (39 Prozent) sowie
  • detailliertere Produktinformationen zur Retourenvermeidung (49 Prozent)

essenzielle Aspekte eines nachhaltigeren E-Commerce sind. 

Für den E-Commerce werden damit nachhaltige Transportmöglichkeiten, alternative Verpackungen und die Reduzierung von Retouren sowie ein optimiertes Retourenmanagement in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen.

Verpackungsmaterialien wie Kartonage und mehrfach verwendbare Transportboxen sind genauso wichtig wie ein optimiertes Routing der Transportwege, um den ökologischen Fußabdruck durch weniger Leerfahrten zu reduzieren. Für die Vermeidung von Retouren sind wiederum detailliertere Produktinformationen im Online-Shop ein geeignetes Mittel.

Bindest du zusätzlich moderne Technologien wie Virtual Reality in deinen Shop ein, bietest du deinen Kunden zudem die Möglichkeit, Produkte online zu „erleben", und trägst damit zur Reduzierung von Retouren bei. Nicht zuletzt ist es wichtig, Gründe für Retouren zu identifizieren. Software-Lösungen, die KI nutzen, können dabei helfen, Rücksendegründe automatisch zu erfassen und das eigene Produktsortiment der Entwicklung von Kundenbedürfnissen umgehend anzupassen.

Auslagerung von Logistikprozessen

Ein letzter Trend ist die Auslagerung von Logistikprozessen. Nicht jeder Onlinehändler kann oder möchte in hohem Maße in neue Technologien und erweiterte Lagerflächen investieren. Fulfillment fängt dies auf und ermöglicht dir, dennoch die Logistiktrends zu nutzen, ohne dabei selbst große Anschaffungen zu tätigen. Mittlerweile nutzt mehr als die Hälfte der Onlinehändler Fulfillment-Dienstleister, um ihre Logistikprozesse auszulagern.

Fazit

Die Logistik wird im nächsten Jahr angetrieben von neuen Technologien und einer fortschreitenden Digitalisierung der Prozesse. Hinzu kommt die Notwendigkeit, mehr auf Aspekte der Nachhaltigkeit zu achten.

Der ökologische Fußabdruck rückt weiter in den Mittelpunkt des Onlinehandels. Flotten- und Supply Chain-Management werden in Zukunft noch mehr KI-gestützt erfolgen und durch Echtzeit-Monitoring optimiert. Und nicht zuletzt spielt die Entlastung von Logistikern durch digitale Lagerhelfer mit zunehmendem Wachstum im E-Commerce eine zentrale Rolle.

Die Logistik 2024 ist damit digitaler, vernetzter, widerstandsfähiger gegen äußere Störungen und – im besten Fall – auch noch nachhaltiger als jemals zuvor.

FAQ

Quellen:

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