PESTEL-Analyse einfach erklärt: Definition, Aufbau und Nutzen

Von Thomas Sesli, geprüft durch Melina Wandler (zertifizierte Lektorin)
Aktualisiert am 03.06.2024 | Lesezeit ca. Min.

Wie kannst du dein Unternehmen erfolgreich im globalen Geschäftsumfeld navigieren? Die Antwort liefert dir die PESTEL-Analyse – ein leistungsstarkes Werkzeug, das dir dabei hilft, das internationale Makroumfeld besser einzuschätzen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

In diesem Artikel bieten wir dir:

  • Einblicke in die Definition und den Aufbau der PESTEL-Analyse.
  • klare Darstellungen der unterschiedlichen Einflussfaktoren und ihrer Auswirkung auf dein Unternehmen.
  • eine schrittweise Anleitung, um das volle Potenzial der PESTEL-Analyse auszuschöpfen und dein Unternehmen auf dem Weg zum Erfolg zu unterstützen.

Los geht's!

PESTEL-Analyse einfach erklärt: Definition und Aufbau

Die PESTEL-Analyse ist ein strategisches Tool für Unternehmen, um das Geschäftsumfeld mit Blick auf verschiedene externe Einflussfaktoren systematisch zu untersuchen.

Das Akronym PESTEL setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der sechs Bereiche, die bei der Analyse berücksichtigt werden: politische (political), wirtschaftliche (economic), soziokulturelle (social), technologische (technological), ökologisch-geografische (ecological) und rechtliche (legal) Faktoren. Durch die Betrachtung dieser Aspekte erhalten Unternehmen ein umfassendes Verständnis des Unternehmensumfelds und können Chancen und Risiken identifizieren, die sich aus diesen Einflussbereichen ergeben.

Die PESTEL-Analyse ergänzt die SWOT-Analyse, die das Unternehmen von innen nach außen analysiert und sich daher eher auf interne Stärken und Schwächen konzentriert. Sie setzt den Fokus auf den Ist-Zustand des Unternehmens und nicht auf dessen Makroumwelt. Daher können die Ergebnisse aus der SWOT- und der PESTEL-Analyse gut kombiniert werden, um ein umfassendes Bild zu erlangen.

Nutzen und Anwendungsbereiche der PESTEL-Analyse

Die PESTEL-Analyse ist ein äußerst nützliches Instrument für Unternehmen, um ihr Makroumfeld besser einzuschätzen und zu verstehen. Die vielseitige Anwendbarkeit dieses Analysewerkzeugs zeigt sich beispielsweise in folgenden Bereichen:

  • Expansion in neue Absatzmärkte
  • Verständnis von Konsumverhalten und Kaufkraft innerhalb eines Marktes (z. B. im Zielland)
  • Identifikation von Veränderungen im Raum der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Einflussfaktoren

Die genaue Umfeldanalyse hilft, Chancen und Risiken zu identifizieren, veränderte Bedingungen in den globalen Wirtschaftsräumen rechtzeitig zu erkennen und darauf basierend eine erfolgreiche Geschäftsstrategie zu entwickeln. Eine gut durchgeführte PESTEL-Analyse führt somit zu fundierten Entscheidungen und einer stärkeren Marktposition.

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Lesetipp

Nicht nur für die Expansion in internationale Märkte, auch im Kleinen, etwa bei Projekten, ist eine Umfeldanalyse sinnvoll. Mehr dazu liest du in diesem Artikel: Projektumfeldanalyse (PUMA): Ziele, Aufbau und wie du mit ihr deinen Projekterfolg steigerst

Die sechs Faktoren der PESTEL-Analyse

In diesem Abschnitt widmen wir uns den sechs Umweltfaktoren, die im Rahmen einer PESTEL-Analyse untersucht werden. Mithilfe dieser umfassenden Umweltanalyse gelingt es, Entwicklungen und Trends frühzeitig aufzuspüren und daraus erfolgversprechende Geschäftsstrategien abzuleiten.

1. Politische Faktoren

Die politischen Faktoren betreffen die Gesetzgebung sowie die politischen Rahmenbedingungen, innerhalb derer ein Unternehmen agiert. Dazu gehören beispielsweise:

  • Stabilität der Regierung und das politische Klima
  • Steuerregelungen und Fördermittel
  • Außenhandelsbestimmungen, Handelspolitik und eventuelle Handelsbarrieren
  • Arbeitsgesetze und Regulierungen
  • Einflussnahme politischer Organisationen und Parteien

Ein solides Rechtsbewusstsein unterstützt Unternehmen dabei, politische Risiken frühzeitig zu erkennen und angemessene Gegenmaßnahmen einzuleiten.

2. Wirtschaftliche Faktoren

Die wirtschaftlichen Faktoren haben Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und das Wachstumspotenzial eines Unternehmens. Dazu zählen unter anderem:

  • Inflationsrate und Zinsniveau
  • Arbeitslosenquote und Wirtschaftssektoren
  • Wechselkurse und ihre Schwankungen
  • Wirtschaftswachstum und Konjunkturzyklen
  • Wettbewerbsintensität in den jeweiligen Märkten

3. Soziokulturelle Faktoren

Unter den soziokulturellen Faktoren sind gesellschaftliche und kulturelle Aspekte zu verstehen, die das Kundenverhalten und die Geschäftspraktiken beeinflussen. Hierzu gehören:

  • Demografische Entwicklungen wie Alter, Geschlecht oder Familienstrukturen
  • Bildungsniveau und Verfügbarkeit von Fachkräften
  • Kulturelle Normen und Wertvorstellungen
  • Lebensstil und Konsumverhalten der Verbraucher
  • Soziale Mobilität und Einkommensverteilung

4. Technologische Faktoren

Die technologischen Faktoren umfassen Innovationen, Entwicklungen und Trends in Technologien, die das Geschäftsumfeld prägen. Folgende Aspekte sind beispielhaft zu nennen:

  • Emerging Technologies und Innovationen
  • Forschung und Entwicklung
  • Automatisierung und Digitalisierung
  • Infrastrukturelle Anforderungen wie Transport, Kommunikation und Energiequellen
  • Technologische Lebenszyklen und Verbreitung neuer Technologien

5. Ökologisch-geografische Faktoren

Ökologisch-geografische Faktoren beziehen sich auf Umweltaspekte sowie auf den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen. In diesem Kontext spielen folgende Faktoren eine Rolle:

  • Auswirkungen des Klimawandels und andere Umweltbelastungen
  • Nachhaltige Energiesysteme und Energieeffizienz
  • Entsorgung, Recycling und Kreislaufwirtschaft
  • Umweltauflagen und ökologische Richtlinien in bestimmten Ländern, z. B. zu CO₂-Emissionen oder Wasserverbrauch

6. Rechtliche Faktoren

Rechtliche Faktoren befassen sich mit dem Rechtssystem, Gesetzen und Vorschriften sowie gesetzlichen Rahmenbedingungen, die für Unternehmen von Bedeutung sind. Hierzu gehören etwa:

  • Gesetzgebungen und Vorschriften für Produkte und Dienstleistungen
  • Wettbewerbsrecht und Kartellgesetzgebung
  • Strafrecht und Haftungsrecht
  • Arbeitsrecht und Arbeitsschutzbestimmungen
  • Datenschutzgesetze und -bestimmungen

Ein Fünf-Schritte-Plan für erfolgreiche PESTEL-Analysen

Ein fundierter Plan unterstützt dich bei der Durchführung einer PESTEL-Analyse. Die einzelnen Schritte erlauben dir eine tiefe Auseinandersetzung mit den Einflussfaktoren des entsprechenden Landes und liefern handfeste Ergebnisse für deine Management-Entscheidungen.

Schritt 1: Sammeln relevanter Faktoren

Beginne damit, mögliche Faktoren zu identifizieren, die Einfluss auf dein Unternehmen und das Unternehmensumfeld nehmen könnten. Diese solltest du in die sechs PESTEL-Bereiche eingruppieren und anschließend die für dein Unternehmen relevantesten Faktoren identifizieren. Diese Eingrenzung ist sinnvoll, um Kosten zu minimieren und die Komplexität möglichst gering zu halten.

Schritt 2: Konkretisierung und Definition der Faktoren

Nachdem du relevante Faktoren gesammelt hast, gilt es, diese für dein Unternehmen zu konkretisieren und zu definieren. Dieser Schritt hilft dir, den Rahmen für deine Analyse zu setzen und sicherzustellen, dass alle wichtigen Bereiche abgedeckt sind. Außerdem solltest du die Wertung und Gewichtung der einzelnen Faktoren festlegen.

Schritt 3: Recherche und Datenerhebung

In diesem Schritt recherchierst du die konkreten Daten zu den zuvor definierten Faktoren, um einen umfassenden Überblick über alle relevanten Informationen zu erhalten. Achte darauf, stets aktuelle Daten und Informationen zu verarbeiten. Nutze für deine Datenerhebung verlässliche Quellen, beispielsweise Regierungsberichte oder Statistiken. Beziehe zudem unterschiedliche Perspektiven, Meinungen und Expertisen ein, um ein klares und differenziertes Bild der Einflüsse zu erhalten.

Schritt 4: Datenanalyse und Interpretation

Nun folgt die Auswertung der gesammelten Daten. Um einen Überblick zu bekommen, lohnt sich eine grafische Aufarbeitung der Daten und eine vereinfachte Wertung der einzelnen Faktoren, z. B. eine Gliederung nach einem positiven, neutralen oder negativen Einfluss auf dein Unternehmen. Bewerte zudem, welche Faktoren langfristige oder kurzfristige Effekte haben könnten.

Schritt 5: Ableitung von Handlungsoptionen

Die gewonnenen Erkenntnisse kannst du jetzt nutzen, um gezielte Handlungsoptionen abzuleiten, die deinem Unternehmen dabei helfen, Strategien und Maßnahme zu entwickeln, die Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen. Achte dabei auf realistische Zielsetzungen und Meilensteine für die Umsetzung der Maßnahmen. Überprüfe zudem kontinuierlich die Ergebnisse, und passe deine Maßnahmen bei Bedarf an.

PESTEL-Analyse: 4 Tipps für erfolgreiche Umfeldanalysen
Gern darfst du diese Infografik auf deiner Webseite einbinden.

PESTEL-, PEST- und STEP-Analyse: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Die PESTEL-Analyse ist aus der PEST-Analyse, die auch unter dem Namen STEP-Analyse bekannt ist, hervorgegangen. Die PEST-Analyse funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die PESTEL-Analyse. Sie betrachtet ebenfalls die politischen, wirtschaftlichen, soziokulturellen und technologischen Faktoren zur Erforschung der makroökonomischen Aspekte, welche die Geschäftsumgebung eines Unternehmens beeinflussen. Der Unterschied zur PESTEL-Analyse besteht darin, dass bei der PEST-Analyse die Bereiche Umwelt und Recht außer Acht gelassen werden.

Beide Tools dienen dazu, die Auswirkungen externer Faktoren auf Unternehmen zu analysieren, und eröffnen somit die Möglichkeit, fundierte Entscheidungen zu treffen. Für Unternehmen, die einen besonderen Fokus auf Faktoren wie Umweltschutz oder Arbeiterrechte legen, ist es allerdings sinnvoll, die etwas umfangreichere PESTEL-Analyse zu nutzen.

Vergleich von PESTEL-Analyse und Fünf-Kräfte-Modell

Die PESTEL-Analyse und das Fünf-Kräfte-Modell von Michael Porter sind beide etablierte Methoden zur Analyse des unternehmerischen Umfelds sowie zur Entwicklung von Handlungsoptionen. Während bei der PESTEL-Analyse das komplette Makroumfeld unter die Lupe genommen wird, konzentriert sich das Fünf-Kräfte-Modell auf das strategische Umfeld in einer Branche und lässt beispielsweise rechtliche Bestimmungen außen vor.

Die folgende tabellarische Gegenüberstellung der relevanten Aspekte der beiden Methoden verdeutlicht ihre jeweiligen Schwerpunkte:

Aspekt PESTEL-Analyse Fünf-Kräfte-Modell
Einflussbereich Analysiert makroökonomische Einflussfaktoren, die die gesamte Wirtschaft und Umwelt prägen Konzentriert sich auf wettbewerbsrelevante Mikroaspekte innerhalb einer Branche
Anwendungsmöglichkeiten Erkennen von Marktchancen und -risiken sowie Identifikation von Trends Beurteilung von Wettbewerbsdynamiken und Analyse von Marktstrukturen
Stabilität der Faktoren Berücksichtigt längerfristig beständige Einflussfaktoren Befasst sich mit kurz- bis mittelfristigen branchenspezifischen Faktoren, die einer schnelleren Veränderung unterliegen
Umfang der Analyse Liefert einen umfassenden Einblick in die unternehmensweite Umwelt sowie den Markt als Gesamtes Fokussiert sich auf einzelne Aspekte von Wettbewerbsfähigkeit und Wettbewerb innerhalb einer Branche
Nutzen für das Unternehmen Identifikation von Chancen und Risiken auf Grundlage der PESTEL-Faktoren Offenlegung von Stärken und Schwächen einer Branche für die Ableitung von Wettbewerbsvorteilen
Relevanz der Infrastruktur Einbezug der Infrastruktur im Kontext von ökonomischen und technologischen Faktoren Beurteilung der Infrastruktur hinsichtlich Wettbewerbsbeziehungen zu Zulieferern und Kunden

Wie in der Tabelle ersichtlich wird, setzen beide Analysemethoden einen unterschiedlichen Fokus. Demnach hängt die Wahl der passenden Methode von individuellen Fragestellungen und Erfordernissen ab. Um ein möglichst umfassendes und differenziertes Bild zu erhalten, kann es ratsam sein, beide Analysen miteinander zu verknüpfen und die gewonnenen Erkenntnisse in die Strategieentwicklung zu integrieren.

Fazit: PESTEL-Analyse als umfassendes Analysewerkzeug

Die PESTEL-Analyse stellt für Unternehmen ein systematisches Verfahren zur Verfügung, um ihr Geschäftsumfeld im Zielland (z. B. vor einer geplanten Expansion) mithilfe der Untersuchung politischer, ökonomischer, soziokultureller, technologischer, ökologischer und juristischer Aspekte zu bewerten. Sie ermöglicht eine eingehende Erforschung der externen Faktoren, die das Unternehmen und die angebotenen Produkte bzw. Dienstleistungen beeinflussen.

Hier haben wir die zentralen Erkenntnisse aus dem Artikel noch einmal zusammengefasst:

  • Anwendungsbereiche: Die PESTEL-Analyse unterstützt bei der Expansion in neue Märkte, dem Erfassen von Verbraucherverhalten sowie der Identifikation von Veränderungen im gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereich.
  • Entscheidungsgrundlage: Sie bietet Unternehmen eine Basis, um einen umfassenden Blick auf exogene Einflüsse zu erhalten und somit Wettbewerbsvorteile zu generieren.
  • Vergleich mit anderen Methoden: Die PESTEL-Analyse unterscheidet sich von der PEST-, bzw. STEP-Analyse sowie dem Fünf-Kräfte-Modell hinsichtlich ihres Schwerpunkts und der berücksichtigten Aspekte, verfolgt aber ähnliche Zielsetzungen.

Setze das Wissen, das du in unserem Beitrag über die PESTEL-Analyse gewonnen hast, ein, um dein Unternehmen optimal auf externe Veränderungen vorzubereiten. In Verbindung mit weiteren Analyseverfahren kann sie als solide Grundlage für die Entwicklung deiner Geschäftsstrategien dienen und zu einer verbesserten Ausrichtung und Marktpositionierung beitragen.

FAQ

Häufig auftretende Fragen und ihre Antworten sind im Folgenden zusammengefasst.

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