Rehiring: Wie du ehemalige Mitarbeiter überzeugst, zum Unternehmen zurückzukehren (und warum sich das lohnt)

Von Veronika Zadoroznaja
Aktualisiert am 05.01.2024 | Lesezeit ca. Min.

Herr Müller arbeitet als Software-Entwickler für ein Unternehmen in Hamburg. Da seine Frau von ihrem Arbeitgeber nach Mannheim versetzt wird, gibt Herr Müller seine Stelle auf und zieht stattdessen mit seiner Partnerin an ihren neuen Arbeitsstandort.

Nach drei Jahren bekommt Frau Müller das Angebot, wieder nach Hamburg zu wechseln, und da Herr Müller den Kontakt zu seinem ehemaligen Arbeitgeber gehalten hat, erfährt dieser, dass Herr Müller nach Hamburg zurückkehren will.

Da Herr Müller immer ein zuverlässiger Mitarbeiter war und sich mit den Abläufen und Strukturen im Unternehmen bestens auskennt, möchte der Arbeitgeber aus Hamburg ihn zurückgewinnen.

Also entscheidet er sich für: Rehiring – die Wiedereinstellung von Ehemaligen, auch „Boomerang Hiring“ genannt. Das Rehiring ist in der schnelllebigen Arbeitswelt ein immer relevanterer Aspekt im Personalmanagement.

Das Rehiring ehemaliger Mitarbeiter kann sowohl für das Unternehmen als auch für den zurückkehrenden Arbeitnehmer erhebliche Vorteile mit sich bringen. Allerdings gibt es auch Herausforderungen zu bewältigen.

In diesem Artikel werden wir uns mit der Thematik der Wiedereinstellung beschäftigen, um dir einen umfassenden Überblick und wertvolle Tipps für eine erfolgreiche Umsetzung in deinem Unternehmen zu geben.

Warum verlassen Mitarbeiter überhaupt ein Unternehmen?

Die Gründe, aus denen sich ein Mitarbeiter entscheidet, seine Stelle aufzugeben oder zu einer anderen zu wechseln, können vielfältig sein. Zu den häufigsten Ursachen zählen:

  • Fehlende Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten: Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass es begrenzte Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten gibt oder ihre beruflichen Ziele und Ambitionen in einem Unternehmen nicht realisierbar sind, suchen sie nach neuen Chancen.
  • Veränderung der Lebensumstände: Persönliche Umstände wie familiäre Verpflichtungen, Gesundheitsprobleme oder ein Wegzug in eine andere Stadt oder ins Ausland können dazu führen, dass ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt, obwohl er mit dem Arbeitgeber ansonsten zufrieden ist.
  • Unzureichende Vergütung und Benefits: Eine unangemessene Vergütung oder unzureichende Zusatzleistungen wie Sozialleistungen, flexible Arbeitszeiten oder Weiterbildungsmöglichkeiten können Mitarbeiter dazu veranlassen, sich nach besser bezahlten oder attraktiveren Stellen umzusehen.
  • Mangelnde Work-Life-Balance: Überstunden, häufige Dienstreisen oder eine hohe Arbeitsbelastung können dazu führen, dass Mitarbeiter zu einer Stelle wechseln, bei der sie eine bessere Balance zwischen Beruf und Privatleben halten können.
  • Fehlende Anerkennung und Wertschätzung: Mitarbeiter möchten sich für ihre Arbeit anerkannt und wertgeschätzt fühlen. Wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Leistungen nicht ausreichend wahrgenommen oder belohnt werden, kann dies zu Frustration führen und den Wunsch wecken, das Unternehmen zu verlassen.
  • Konflikte und Unstimmigkeiten: Konflikte am Arbeitsplatz mit Kollegen oder Vorgesetzten können dazu führen, dass Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Insbesondere, wenn für die Konfliktlösung keine Unterstützung seitens des Unternehmens geboten wird.
  • Veränderungen der Unternehmensstruktur oder -werte: Wenn ein Unternehmen große Veränderungen wie Fusionen, Übernahmen oder Umstrukturierungen durchläuft, kann es passieren, dass Mitarbeiter sich nicht mit den neuen Abläufen, Zielen oder Werten arrangieren können.

Vorteile der Wiedereinstellung

Nachdem wir nun wissen, wieso ein Mitarbeiter ein Unternehmen verlassen könnte, schauen wir uns an, wieso er zu einem Unternehmen zurückkehren könnte. Die Wiedereinstellung ehemaliger Angestellter kann nämlich viele Vorteile mit sich bringen.

In diesem Kapitel betrachten wir also die drei wichtigsten Vorzüge von Rehiring: Kosteneffizienz, schnellere Einarbeitung und Erhalt von Unternehmenswissen.

Kosteneffizienz

Ein großer Vorteil beim Rehiring ist, dass es kostengünstiger ist als das Einstellen von neuen Mitarbeitern. Du sparst Zeit und Ressourcen, die sonst für das Recruiting, Auswahlverfahren und Vorstellungsgespräche benötigt werden würden. Da du den ehemaligen Mitarbeiter bereits kennst, kannst du besser einschätzen, ob er für die Position geeignet ist; du verringerst also die Chance, eine Fehlentscheidung zu treffen.

Schnellere Einarbeitung

Ein weiterer Pluspunkt ist die schnellere Einarbeitung. Ehemalige Mitarbeiter sind bereits mit den Abläufen im Unternehmen, der Firmenkultur und oft auch mit den Kollegen vertraut. Das bedeutet, dass sie sich schneller eingearbeitet haben und bereits früher produktiv sein können.

Erhalt von Unternehmenswissen

Rehiring trägt auch zum Erhalt von unternehmensspezifischem Wissen bei. Ehemalige Mitarbeiter, die zurückkehren, bringen ihre Kenntnisse und Erfahrungen mit und können diese im Unternehmen erneut einbringen. Dies kann für das Unternehmen besonders wertvoll sein, wenn es um die Weiterentwicklung von Projekten oder die Anpassung von Prozessen geht.

Strategisches Rehiring

Rehiring-Strategie: Best Practices für eine erfolgreiche Wiedereinstellung

Angesichts der wertvollen Vorteile, die Rehiring deinem Unternehmen zu bieten hat, lohnt es sich, zu schauen, wie du es am besten für dich nutzen kannst.

Nicht nur für den Rehiring-Prozess zahlt es sich aus, wenn ein Arbeitgeber eine gute Employer-Branding-Strategie und organisierte Abläufe an den Tag legt. Deshalb folgen nun einige Tipps, die generell förderlich für dein Unternehmen sind, aber besonders die Wiedereinstellung eines ehemaligen Mitarbeiters erleichtern.

Onboarding

Damit Rückkehrer sich reibungslos wieder in die Unternehmensstruktur einfügen können, ist ein strukturierter Onboarding-Vorgang entscheidend.

Glücklicherweise fällt die Einarbeitung von Mitarbeitern, die bereits in deinem Unternehmen gearbeitet haben, generell kürzer aus. Dennoch gibt es neben Standardverfahren wie dem Einrichten des Arbeitsplatzes oder Systemzugängen für das Onboarding Ehemaliger noch einige spezielle Aspekte zu beachten:

  • Führe, wenn nötig, ein offenes Gespräch über mögliche Probleme aus der Vergangenheit, um unbelastet in das neue Arbeitsverhältnis zu starten.
  • Berichte dem neuen Mitarbeiter von Veränderungen, die seit seinem Ausscheiden angestoßen wurden, und mache ihn nach Bedarf mit unbekannten Strukturen, Prozessen oder Rollen vertraut.
  • Fördere eine offene Kommunikation und konstruktives Feedback, um mögliche Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren und zu bewältigen.

Arbeitgebermarke

Um als Unternehmen attraktiv für (ehemalige) Mitarbeiter zu erscheinen, ist es wichtig, eine starke Arbeitgebermarke aufzubauen. Das bedeutet, dass du ein positives Image als Arbeitgeber etablierst. Du kannst dies erreichen, indem du:

  • Eine positive Unternehmenskultur pflegst
  • Weiterbildungsmöglichkeiten und Unterstützung bei der Karriereentwicklung anbietest
  • Für eine gute Work-Life-Balance sorgst
  • Teamaktivitäten organisierst und so die Zusammenarbeit und das Vertrauen zwischen den Mitarbeitern förderst
  • Eine transparente Kommunikation und gegenseitigen Respekt praktizierst

Offboarding

Ein respektvoller und professioneller Offboarding-Prozess ermöglicht ehemaligen Mitarbeitern, ihr Arbeitsverhältnis in guter Erinnerung zu behalten. Dabei bietet sich außerdem die Möglichkeit, ein klärendes Gespräch zu führen, um möglichen Streit beizulegen; gleichzeitig kann aber auch eine negative Offboarding-Erfahrung ein eigentlich gutes Arbeitsverhältnis schlussendlich in ein schlechtes Licht rücken.

Um also dafür zu sorgen, dass ehemalige Mitarbeiter sich gerne erneut bei deinem Unternehmen bewerben, achtest du beim Offboarding darauf, dass du:

  • Ein angenehmes Abschiedsgespräch führst
  • Möglichkeiten zur Verbesserung unternehmensinterner Prozesse diskutierst
  • Ehemalige Mitarbeiter in eine Talentpool-Datenbank aufnimmst
  • Ehemalige Angestellte zu Firmenveranstaltungen einlädst, um den Kontakt aufrechtzuerhalten

Herausforderungen bei der Wiedereinstellung

Trotz aller Vorkehrungen und Bemühungen deinerseits könntest du bei der Wiedereinstellung ehemaliger Mitarbeiter einigen Herausforderungen begegnen.

In diesem Abschnitt werden wir uns auf Unstimmigkeiten mit Vorgesetzten und Kollegen sowie Änderungen in der Unternehmensstruktur konzentrieren und darauf eingehen, welche Anpassungen ggf. erforderlich sind, um Ehemalige erneut erfolgreich in den Betrieb einzubinden.

Zeitliche Veränderungen

Es ist wichtig, zu bedenken, dass sich im Laufe der Zeit viele Aspekte innerhalb deines Unternehmens verändert haben; sowohl auf Mikro- als auch auf Makroebene.

Dazu gehören unter anderem:

  • Aktualisierte Technologien und Tools
  • Veränderte interne Prozesse
  • Neuausrichtung von Arbeitsaufgaben
  • Unternehmenskultur und -werte können sich ebenfalls geändert haben, was Anpassungen erforderlich macht

Da dieser Wandel wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgt ist, hatten du und deine Mitarbeiter Zeit, sich nach und nach anzupassen. Bedenke aber, dass Rückkehrer auf einen Schlag mit der Menge der Veränderungen konfrontiert werden und möglicherweise nicht darauf vorbereitet sind.

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Perspektivwechsel

Für dich als ehemaligen Mitarbeiter bedeutet das, dass du offen für Anpassungen und Aktualisierungen bist und dich auf dem Laufenden hältst, wenn es um aktuelle Technologien und veränderte Prozesse geht. Nutze auch Feedback und Kritik von Kollegen und nimm Weiterbildungsmöglichkeiten wahr, um dich nahtlos in das Arbeitsumfeld einfügen zu können.

Neue Rolle und Verantwortung

Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Zurückkehren zum ehemaligen Arbeitgeber ist die Präzisierung der Rolle und Verantwortung. Es kann sein, dass du für deinen ehemaligen Mitarbeiter eine Stelle vorgesehen hast, die von seiner früheren abweicht.

Eventuell hat aber auch der Rückkehrer mittlerweile neue Kompetenzen erworben und stellt andere Erwartungen an seinen Arbeitgeber. Wenn du ihn dafür entsprechend entlohnen kannst, bieten dir seine Erfahrungen allerdings sicher viele Vorteile.

Um etwaige Missverständnisse zu vermeiden, kannst du die folgenden Praktiken implementieren:

  • Klare Kommunikation über Arbeitsanforderungen und Verantwortung
  • Evaluation der Kenntnisse, Qualifikationen und potenziellen beruflichen Aufstiege, die deinem ehemaligen Mitarbeiter in der Zwischenzeit gelungen sind
  • Anbieten von Schulungen oder Weiterbildungen, um Kompetenzen und Fähigkeiten anzupassen
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Perspektivwechsel

Als ehemaliger Mitarbeiter solltest du damit rechnen, dass du vielleicht nicht genau dieselbe Position einnehmen wirst wie vor deinem Weggang – und vielleicht willst du das auch gar nicht.

Sei offen für eine neue Rolle und die damit einhergehende Verantwortung und beteilige dich, falls nötig, an Schulungen oder Weiterbildungen, um deine Fähigkeiten anzupassen.

Unstimmigkeiten mit Vorgesetzten und Kollegen

Ehemalige Mitarbeiter sind möglicherweise nicht mit allen Kollegen, die immer noch für dein Unternehmen arbeiten, im Guten auseinander gegangen. Informiere dich also über vorausgegangene Streitigkeiten und wäge ab, ob noch Konfliktpotenzial existiert. Beachte dabei, dass:

  • Emotionen aus der Vergangenheit die Zusammenarbeit behindern oder alten Konflikten neues Leben einhauchen könnten
  • Gekündigte Mitarbeiter Schwierigkeiten haben könnten, das Vertrauen und den Respekt ihrer Kollegen zurückzugewinnen
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Perspektivwechsel

Obwohl du als ehemaliger Mitarbeiter wahrscheinlich nicht dein altbekanntes Team vorfinden wirst, sind bestimmt auch vertraute Gesichter unter deinen Kollegen. Achte darauf, dass sich alte Konflikte aus dem Weg räumen lassen und kein böses Blut herrscht, bevor du dich dem Unternehmen wieder anschließt.

Änderung der Unternehmensstruktur

Seit dem Ausscheiden des ehemaligen Mitarbeiters hat sich die Struktur deines Unternehmens möglicherweise geändert. Veränderte Rollen, Prozesse und Organigramme können eine Herausforderung für den Wiedereinstieg darstellen.

Kläre also sowohl deine aktuellen Angestellten als auch den ehemaligen Mitarbeiter darüber auf, welche Rollenverhältnisse derzeit in deinem Unternehmen herrschen.

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Perspektivwechsel

Sei darauf vorbereitet, dass du als ehemaliger Mitarbeiter bei deiner Wiedereinstellung auf neue Vorgesetzte und Kollegen treffen wirst.

Es könnte außerdem passieren, dass Kollegen, die vorher in der Hierarchie unter dir standen, mittlerweile zu deinen Vorgesetzten aufgestiegen sind.

Obwohl du das Unternehmen wahrscheinlich schon länger kennst als einige andere, solltest du dir bewusst sein, dass du der Neue im Team bist und dich an einer neuen Stelle der Hierarchie wiederfinden könntest.

Fazit

Die Wiedereinstellung ehemaliger Mitarbeiter kann sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringen. Du solltest als Arbeitgeber alle Faktoren sorgfältig abwägen, bevor du eine Entscheidung triffst.

Ein großer Vorteil der Wiedereinstellung ist, dass ehemalige Mitarbeiter bereits mit deinem Unternehmen, seinen Abläufen und der Firmenkultur vertraut sind. Zudem haben sie vermutlich während ihrer Abwesenheit neue Fähigkeiten und Erfahrungen gesammelt, die sie nun ins Unternehmen einbringen können.

Dennoch gibt es auch einige Herausforderungen bei der Wiedereinstellung. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, jeden Einzelfall sorgfältig zu prüfen und auf der Grundlage der Gesamtsituation eine Entscheidung zu treffen.

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