Release-Management: Definition, Ziele und Prozess – erklärt

Von Thomas Sesli, geprüft durch Juliane Becker (zertifiziert von Google)
Aktualisiert am 10.01.2025 | Lesezeit ca. Min.

Der Druck auf Unternehmen, regelmäßig neue Features, Updates und Produkte bereitzustellen, wird zunehmend größer. Doch wie gelingt es, Innovation und Stabilität in Einklang zu bringen?

Hier kommt das Release-Management ins Spiel. Es ist der unsichtbare Taktgeber, der sicherstellt, dass neue Softwareversionen nicht nur pünktlich, sondern auch fehlerfrei und reibungslos ausgeliefert werden. In diesem Artikel werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und zeigen, warum ein durchdachtes Release-Management der Schlüssel zum Erfolg in der Softwareentwicklung ist – und wie es Teams hilft, nicht nur besser, sondern auch entspannter zu arbeiten.

Wir behandeln unter anderem:

  • Die Hauptziele und Phasen des Release-Managements sowie ihre Relevanz für den Softwareentwicklungsprozess
  • Die Bedeutung von ITIL- und ISO 20000-Standards bei der Steigerung der Qualität und Effizienz von IT-Prozessen
  • Strategien zur Optimierung des Release-Management-Prozesses, um Fehler zu reduzieren und Ressourcen sinnvoll einzusetzen

Legen wir los!

Release-Management: Definition und Überblick

Release-Management ist ein Prozess innerhalb des Softwareentwicklungszyklus, der sich mit der Planung, dem Management und der Überwachung von Software-Releases befasst. Das Ziel des Release-Managements ist es, sicherzustellen, dass Softwareänderungen kontrolliert und zuverlässig in die Produktionsumgebung eingeführt werden. Damit ist Release-Management ein wichtiger Bestandteil der Qualitätssicherung innerhalb des gesamten Lebenszyklus von Softwareentwicklungen.

In diesem Zusammenhang nehmen Leitfäden wie ITIL (Information Technology Infrastructure Library), der 34 Practices für den IT-Bereich umfasst, eine zentrale Bedeutung ein. Mitarbeiter können die ITIL-Zertifizierung durch Prüfungen erlangen, um offiziell nachzuweisen, dass sie die Practices beherrschen und anwenden können.

Für Unternehmen ist zudem die Norm ISO 20000 bedeutend, welche ein Qualitätssiegel bietet, wenn das IT-Service Management nach ITIL-Standards umgesetzt wird. Im weiteren Verlauf werden die essenziellen Elemente und Vorteile dieser Methoden und Prozesse erörtert.

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Was unterscheidet die ISO 20000 von ITIL?

Die Norm ISO 20000 gibt dir die Methodik und das System an die Hand, während ITIL dich mit den Practices versorgt, die dir sagen, wie du wirklich jeden IT-Prozess im Unternehmen optimal gestalten kannst. Für die Zertifizierung nach ISO 20000 ist ITIL nicht erforderlich.

Kurz: Die ISO 2000 sagt, was zu tun ist, während ITIL sagt, wie man es anstellen soll.

Notwendigkeit und Nutzen von Release-Management

Der kontinuierliche Wandel, insbesondere in der Softwareentwicklung, erfordert effiziente Prozesse im Lebenszyklus von Softwareprodukten. Das Release-Management trägt dazu bei:

  • den Entwicklungsprozess zu optimieren,
  • Mitarbeiter und Ressourcen besser einzubinden,
  • die Kundenzufriedenheit durch schnellere Softwarebereitstellung zu erhöhen und
  • Risiken bei der Einführung neuer Applikationen oder Funktionalitäten zu minimieren.
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Was macht eigentlich ein Release-Manager?

Der Release-Manager nimmt eine tragende Position im Release-Management-Prozess ein und ist für folgende Aufgaben zuständig:

  • Überwachung der gesamten Release-Planung, -Entwicklung, -Testung und -Bereitstellung

  • Frühzeitiges Erkennen von Problemen und Herausforderungen

  • Gewährleistung eines effizienten Kommunikationsflusses zwischen allen beteiligten Teams und Stakeholdern

  • Enge Kooperation mit dem Change Advisory Board (CAB) zur Sicherung der Release-Anforderungen

  • Leitung und Abstimmung der beteiligten Teammitglieder bei releasebezogenen Aufgaben

Hauptziele des Release-Managements

Das Release-Management verfolgt mehrere zentrale Ziele, um einen reibungslosen Übergang von Softwareänderungen in die Produktionsumgebung sicherzustellen und den Mehrwert für die Endbenutzer zu erhöhen.

Ziel 1: Qualitätssicherung

Das Release-Management stellt die Qualität des Softwareprodukts durch klare Prozesse und Abnahmekriterien sicher. Die Anwendung oder das System wird sorgfältig getestet und kontrolliert, bevor sie in die Produktionsumgebung ausgerollt wird. Dadurch wird die potenzielle Anzahl an Fehlern minimiert, bevor sie Auswirkungen auf die Endbenutzer haben.

Zudem trägt dies zur Reproduzierbarkeit von Releases bei. So stellt das Release-Management sicher, dass sich jeder neu hinzugefügte oder modifizierte Teil der Anwendung oder des Systems problemlos in die bestehende Umgebung einfügt.

Ziel 2: Minimierung von Risiken

Die Einführung eines standardisierten Release-Management-Prozesses hilft dabei, mögliche Risiken bei der Umsetzung von Softwareänderungen zu reduzieren. Ungeplante Änderungen, die zu Prozessstörungen und finanziellem Aufwand führen können, werden durch diesen Prozess vermieden.

Ziel ist es, Systemausfälle, inkonsistente Releases und ungeplante Rollbacks so weit wie möglich zu verhindern. Der Release-Management-Prozess bildet hierbei einen Plan, der die zentralen Ziele in den Vordergrund stellt und dabei hilft, mögliche Risiken proaktiv anzugehen.

Ziel 3: Schnellere Bereitstellung

Ein Hauptziel des Release-Managements ist es, die Bereitstellung von Softwareänderungen zu beschleunigen. Durch die Optimierung von Ressourcen und Prozessen verkürzen sich die Bereitstellungszyklen, wodurch die Zeitspanne zwischen der Entwicklung einer Softwarekomponente und ihrer Nutzung durch die Endbenutzer reduziert wird. Dies stellt auch sicher, dass Fehlerbehebungen und Funktionserweiterungen zügig an die Zielgruppen weitergegeben werden und somit deren Nutzen erhöht wird.

Wir fassen zusammen: Das Release-Management trägt dazu bei, die Qualität von Softwareprodukten und Systemen zu gewährleisten, Risiken zu minimieren und Bereitstellungszyklen zu beschleunigen. Diese Ziele führen insgesamt zu einer Steigerung des Mehrwerts der Software für Endbenutzer, Entwickler und Organisationen.

Der Release-Management-Prozess

Der Release-Management-Prozess bildet eine zentrale Schnittstelle zwischen Change- und Konfigurations-Management und unterstützt eine organisationskonforme Durchführung von Software-Releases.

Obgleich solche Prozesse variieren können, werden in aller Regel fünf grundlegende Schritte durchlaufen: Planung, Erstellung, Benutzerakzeptanztests, Vorbereitung sowie Bereitstellung des Releases.

Schritt 1: Planung des Releases

Ein sorgfältig ausgearbeiteter Plan stellt das Fundament eines erfolgreichen Release-Managements dar. Das Team entwickelt dabei eine Strategie, welche sowohl technische als auch geschäftliche Aspekte des Releases berücksichtigt. Die Planungsphase vernetzt somit die Software-Entwicklung und die Anwendung des Produkts effektiv.

Hierbei sind typischerweise Informationen über:

  • Zeitpläne
  • Liefertermine
  • Anforderungen
  • Gesamtumfang des Projekts

einzubeziehen.

Schritt 2: Erstellung des Releases

Während der Erstellungsphase startet der eigentliche Release-Management-Prozess. In diesem Schritt werden die notwendigen Anpassungen an der Software vorgenommen und neue Funktionen oder Verbesserungen umgesetzt. Dabei sind Entwickler und QA-Team in enger Zusammenarbeit tätig, um sicherzustellen, dass das Release den Mindeststandards sowie Geschäftsanforderungen entspricht.

Schritt 3: Benutzerakzeptanztests durchführen

Bevor ein neues Release bereitgestellt wird, ist es von großer Bedeutung, die Software auch aus Anwendersicht zu prüfen. Hierbei kommen Benutzerakzeptanztests zum Einsatz. Das QA-Team führt abschließende Qualitätskontrollen durch, um sicherzustellen, dass:

  • die Version die Mindeststandards erfüllt
  • die Geschäftsanforderungen eingehalten werden
  • die Software einwandfrei und benutzerfreundlich ist
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Was ist ein Benutzerakzeptanztest?

Der Benutzerakzeptanztest (auch UAT genannt) ist eine Phase der Softwareentwicklung, in der die Software real von einer Zielgruppe getestet wird. Der Endbenutzer prüft die Software beispielsweise auf Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit. Hier geht's zum vollständigen Artikel: User Acceptance Test (UAT): Definition, Ziele, Prozess

Schritt 4: Vorbereitung der Bereitstellung

In dieser Phase des Release-Managements wird das Endprodukt mithilfe der finalen Softwareversion auf die Verteilung an die Anwender vorbereitet. Dazu gehören die folgenden Arbeitsschritte:

  • die Durchführung erforderlicher Schritte wie das Erstellen von Installationspaketen,
  • das Verfassen von Dokumentationen und
  • das Bereitstellen von Schulungsmaterialien für Benutzer.

Schritt 5: Deployment des Releases

Schließlich erreicht der Release-Management-Prozess sein Finale in der Bereitstellung des Releases. In dieser Phase wird die Software den Endbenutzern zugänglich gemacht und in die bestehende IT-Infrastruktur der Organisation eingefügt.

Auch hier bleibt die enge Zusammenarbeit zwischen Entwicklung, Betrieb und Support unerlässlich, um potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren und zügig zu beheben.

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Kurz erklärt: Regressionstests

Regressionstests sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Release Managements, da sie dazu beitragen, die Qualität und Stabilität der Software vor einem neuen Release sicherzustellen. Im Kern prüfen sie, ob bestehende Funktionalitäten weiterhin wie erwartet funktionieren, nachdem neue Änderungen, Features oder Bugfixes implementiert wurden. Dadurch helfen sie, das Risiko zu minimieren, dass durch neue Entwicklungen unbeabsichtigte Fehler in bereits funktionierende Bereiche der Software eingeführt werden.

Im Kontext des Release Managements spielen Regressionstests vor allem in der Phase der Qualitätssicherung eine Schlüsselrolle. Bevor eine neue Version veröffentlicht wird, geben diese Tests den Entwicklern und dem Release-Team die notwendige Sicherheit, dass die Software nicht nur die neuen Anforderungen erfüllt, sondern auch zuverlässig bleibt. Insbesondere in modernen Entwicklungsprozessen, die auf Continuous Integration und Continuous Delivery (CI/CD) setzen, sind Regressionstests oft automatisiert und fest in den Release-Prozess integriert. Sie sorgen dafür, dass jede Codeänderung sofort geprüft wird, bevor sie in die nächste Stufe übergeht.

Change-Management vs. Release-Management

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Obwohl Release- und Change-Management jeweils eigenständige Softwareentwicklungs- und IT-Management-Prozesse sind, gibt es dennoch einige Berührungspunkte. Untenstehend präsentieren wir eine Übersicht, die sowohl die Hauptunterscheidungsmerkmale als auch die gemeinsamen Aspekte herausstellt:

  • Change-Management: Hier steht die Steuerung und Verwaltung von potenziellen Änderungen in der IT-Umgebung, den Prozessen und der Software im Vordergrund. Dies trägt zur Minimierung von Risiken und potenziellen Störungen bei, die durch Änderungen hervorgerufen werden können.
  • Release-Management: Dieser Prozess konzentriert sich darauf, die Entwicklung, Integration, Distribution und den erfolgreichen Einsatz von neuen Software-Versionen zu verwalten. Zudem ist es ein zentrales Instrument zur Qualitätssicherung und schnellen Umsetzung von Änderungen oder Updates.
  • Gemeinsamkeiten: Beide Prozesse sind eng mit dem Konfigurationsmanagement verknüpft, das die strukturierte Verwaltung und Dokumentation von Softwarekomponenten und ihren Beziehungen sicherstellt. Für das Release- und Change-Management sind effektive Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb der Organisation gleichermaßen entscheidend. Beide Verfahren sind risikobasiert und bauen auf einer kontinuierlichen Verbesserung der Prozesse und Vorgehensweisen.

Optimierung des Release-Management-Prozesses

Um die Qualität und Reproduzierbarkeit von Releases zu steigern, Fehler zu reduzieren und Probleme zügig zu beheben, ist eine stetige Optimierung des Release-Management-Prozesses von besonderer Wichtigkeit.

Diese Optimierung basiert auf drei Hauptelementen: Standardisierung der Governance, Echtzeitüberwachung und Berichterstattung sowie Anforderungsnachverfolgbarkeit.

Standardisierung der Governance

Die Standardisierung der Governance fördert Effizienz und Koordination im Release-Management-Prozess. Ein gut strukturierter Plan, der auf festgelegten Regularien und Verfahren basiert, ermöglicht eine effektive Verwaltung jedes Schrittes. Zudem erleichtert er Zusammenarbeit im Team und frühzeitige Identifizierung von Problemen.

Für eine erfolgreiche Standardisierung empfiehlt es sich, folgende Maßnahmen zu ergreifen:

  • Release-Kategorisierung: Unterscheidung von Major, Minor und Emergency Releases anhand ihres Inhalts und Risikograds.
  • Benutzerakzeptanztests (UAT): Definition von Teststandards und Kriterien, die von Endbenutzern angewendet werden, um Releases vor der endgültigen Implementierung zu prüfen.
  • Software Development Life Cycle (SDLC): Phasenübergreifende Integration und Handhabung des gesamten Softwareentwicklungszyklus, um die hohe Qualität und effiziente Implementierung von Releases zu gewährleisten.

Das folgende Video erklärt dir innerhalb weniger Minuten, worauf es beim Software Development Life Cycle ankommt:

Echtzeitüberwachung und Berichterstattung

Eine kontinuierliche Überwachung von Releases trägt dazu bei, Reaktionszeiten zu verkürzen und Schwachstellen frühzeitig aufzudecken. Dabei sind insbesondere folgende Aspekte entscheidend:

  • Echtzeitkommunikation: Stetige Übermittlung von Release-Informationen innerhalb des Teams, um schnell Entscheidungen treffen und Probleme erkennen zu können.
  • Fortlaufende Berichte: Regelmäßige Überprüfungen und Analysen des Release-Managements unterstützen die Identifikation von Verbesserungspotenzialen und gewährleisten einen kontinuierlichen Optimierungsprozess.
  • Risikomanagement: Proaktive Erfassung, Kontrolle und Kommunikation potenzieller Risiken und Herausforderungen während des Release-Prozesses, beispielsweise Server-Ausfallzeiten.

Anforderungsnachverfolgbarkeit

Eine konsequente Nachverfolgung von Anforderungen stellt sicher, dass die Erwartungen aller Stakeholder erfüllt werden und bei auftretenden Problemen eine Rückverfolgbarkeit möglich ist. Um Anforderungsnachverfolgbarkeit erfolgreich umzusetzen, sind folgende Schritte empfehlenswert:

  • Dokumentation: Umfassende Erfassung sämtlicher Release-Anforderungen und Entscheidungen in einer zentralen Datenbank.
  • Anforderungsweitergabe: Gewährleistung einer klaren Kommunikation von Anforderungen zwischen beteiligten Teams und Abteilungen, um ein gemeinsames Verständnis und eine konsistente Umsetzung zu erreichen.
  • Kontrolle und Überprüfung: Lückenlose Überwachung der Umsetzung von Anforderungen in den verschiedenen Phasen des Release-Managements, um kontinuierlich die Qualität und Erfüllung der Erwartungen sicherzustellen.

Fazit

Release-Management nimmt eine wichtige Rolle in der Softwareentwicklung ein, denn es optimiert Organisation, Planung und Durchführung von Software-Releases. Dabei unterstützt es die Qualitätssicherung durch klar definierte Ziele und Prozesse und minimiert Risiken bei der Implementierung neuer Applikationen und Funktionalitäten.

Das kannst du aus unserem Artikel mitnehmen:

  • Strukturierte Prozesse: Die Einbindung von Phasen und Rollen im Release-Management ermöglicht eine effiziente Verwaltung von Entwicklung, Integration und Verteilung von Softwareupdates und -änderungen.
  • Minimierung von Risiken: Die Etablierung standardisierter Abläufe und einer kontinuierlichen Qualitätssicherung reduziert potenzielle Gefahren und gewährleistet die Reproduzierbarkeit von Releases.
  • Zielorientierung: Zentrale Zielsetzungen des Release-Managements sind die Steigerung der Softwarequalität, ein reibungsloser Übergang in die Produktionsumgebung und die zügige Bereitstellung neuer Funktionen.

Nutze die gewonnenen Erkenntnisse, um zielgerichtet erfolgreichere und zuverlässigere Softwareentwicklungsprojekte zu gestalten. Mit einer gut durchdachten Planung und einer vielversprechenden Strategie kannst du deiner Organisation helfen, den Herausforderungen der sich ständig ändernden IT-Landschaft zu begegnen.

FAQ

Antworten zu häufig auftretenden Fragen sind im Folgenden aufgeführt.

Quellen:

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