Remarketing: Definition, Beispiele, Strategien und Tipps für 2024

Von Sarah Kreilaus
Aktualisiert am 12.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Ein Dutzend Produkte im Warenkorb und dann doch nicht zum Online-Checkout gehen? Es gibt viele Gründe dafür, dass sich jemand im letzten Moment umentscheidet. Mit Remarketing kannst du diese Menschen nochmal ansprechen und sie in einem besseren Augenblick erwischen.

Remarketing vs. Retargeting

Retargeting und Remarketing werden häufig synonym genutzt, es gibt jedoch durchaus einen kleinen Unterschied zwischen den beiden: Während Retargeting vor allem das Wiederansprechen von (potenziellen) Kunden durch Werbung meint, ist Remarketing das Wiederansprechen von Leads mit interessanten Inhalten. 

Retargeting wäre also beispielsweise eine Werbeanzeige, die sich mithilfe von Cookies speziell an Webseitenbesucher richtet, die einen Kauf abgebrochen haben. Remarketing wäre hingegen eine konkrete Ansprache per E-Mail mit der Frage nach diesem Abbruch und der Vorstellung von ähnlichen Produkten oder einem Rabattangebot, um den Warenkorbabschluss doch noch zu erreichen.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden jedoch beide Methoden weitestgehend gleichgesetzt und dabei geht auch nicht allzu viel verloren. Deswegen halten wir es hier auch so.

Deswegen solltest du Remarketing nutzen

Remarketing ist deutlich effizienter, als Menschen „kalt“ mit Werbeanzeigen anzusprechen. Wenn sie erneut eine Videoanzeige, Bannerwerbung oder Textanzeige von dir sehen, erinnern sie sich an dein Angebot. Das erhöht die Chancen darauf, dass sie bei dir kaufen oder zu einem Lead werden. Wer sich einmal für dein Angebot interessiert hat, tut dies wahrscheinlich immer noch. 

Ein weiterer Vorteil ist, dass du Interessenten mit einer neuen, individualisierten Werbebotschaft ansprechen kannst, weil du sie bereits „kennst“. Du kannst also ihre alten Aktivitäten erwähnen und dadurch deutlich mehr Aufmerksamkeit für deine Anzeige gewinnen.

Selbst falls sie sich nicht dazu entscheiden, bei dir zu kaufen, ist die wiederholte Ansprache hilfreich für dich: Weil du ihnen erneut begegnest, kannst du deine Markenwahrnehmung stärken und darüber hinaus folgende Vorteile erzielen:.

  • Bessere Conversion Rate
  • Geringer Streuverlust
  • Längere Interaktionszeiten
  • Große Reichweite über das Google Suchnetzwerk und Display-Netzwerk
  • Erfolgsmessung und Optimierung
  • Erhöhung der Markenbekanntheit
Erfolgreicher durch Remarketing

Der Königsmacher des Remarketings: An Google führt kein Weg vorbei

Wenn dein Unternehmen Retargeting nutzen möchte, ist die Nutzung von Google Ads kaum vermeidbar. Immerhin ist der Techgigant durch seine Suchmaschine so etwas wie der Dreh- und Angelpunkt des Internets.

Doch noch eine entscheidende Eigenschaft sorgt für die Vorreiterstellung: Das umfassende Displaynetzwerk. Es umfasst rund zwei Millionen Websites und Apps. Hinzu kommen mit YouTube noch unzählige Videos mit Milliarden Views im Jahr.

Entsprechend groß ist die Reichweite, die dein Unternehmen auf diese Weise erzeugen kann. Wenn du also gezielt nach Nutzern suchst, die schon mal auf deiner Website waren, stehen die Chancen gut, dass du diese über Google an irgendeiner Stelle im Internet wiederfindest. Kein anderes Unternehmen hat eine solche Reichweite und damit Möglichkeiten, individualisierte Anzeigen auszuspielen. Über dynamisches Remarketing kannst du Websitebesuchern sogar gezielt Produkte anzeigen, die sie bereits angesehen haben.

Alternativen gibt es jedoch ebenfalls: Auch soziale Netzwerke können dir dabei helfen, Interessenten wieder anzusprechen. Dafür musst du jedoch üblicherweise auch über die jeweilige Plattform schon einmal in Kontakt mit ihnen gekommen sein. Daten, die außerhalb des jeweiligen Firmen-Universums gesammelt wurden, helfen dir hingegen nicht. Du kannst also beispielsweise keine Facebook-Daten bei Google nutzen oder Instagram-Daten bei YouTube.

So nutzt du Remarketing mit Google

Wenn du Google für das Retargeting nutzen möchtest, ist das leicht. Alles, was du benötigst, sind mindestens 100 Besucher innerhalb der letzten 30 Tage. Am heikelsten ist anfangs das Einrichten des Google Tag Managers. Achte unbedingt darauf, dass du hier sehr sorgfältig bist, damit du direkt aussagekräftige Ergebnisse erhältst.

Ansonsten ist das Einrichten einer Remarketing-Kampagne in nur vier Schritten erledigt:

Tag einfügen

Damit Google weiß, wer auf welcher deiner Websites war, musst du eine Tag einrichten. Es sendet die Daten an Google und ermöglicht dir später, Nutzer wieder anzusprechen. Der Google Tag Manager nimmt dir dabei einiges an Arbeit ab. Dieser Schritt ist sehr wichtig, damit du den Erfolg deiner Retargeting-Kampagnen messen und die Kampagne selbst gezielt ausspielen kannst.

Zielgruppenliste erstellen

Mit Zielgruppenlisten kannst du die Besucher deiner Website sortieren und so dafür sorgen, dass du individualisiert die Menschen ansprichst, für die deine erneute Werbung auch relevant ist.

Du kannst die Listen nach verschiedenen Gesichtspunkten anlegen. Diese füllen sich dann nach und nach mit Besuchern, die die Eigenschaften erfüllen, die du für die Liste angegeben hast. Es ist sinnvoll, wenn du die Listen mit aussagekräftigen Namen und auch Beschreibungen versiehst. Auf diese Weise kannst du besser nachvollziehen, was passiert.

Kampagne anlegen

Eine Remarketing-Kampagne findest du im Display-Netzwerk. Du legst also eine neue Kampagne an und legst das Ziel fest. Im Anschluss wählst du die Standard-Displaykampagne, vergibst einen aussagekräftigen Namen und legst mit deinen Wunscheinstellungen los.

Achte dabei auch unbedingt darauf, dass du unter Zielgruppen dann „Suchen“ und dann „Bisherige Interaktionen mit Ihrem Unternehmen“ auswählst. Dort kannst du dann deine Liste wählen und die Zielgruppe noch einmal genauer eingrenzen. Im Anschluss gibst du wie gewohnt deine Anzeige inklusive Bild ein und erstellst die Kampagne.

Alternative Dynamisches Remarketing: Wenn du möchtest, dass Websitebesuchern bereits angesehene Produkte wieder ausgespielt werden, ist dynamisches Remarketing die Werbeform, die du suchst. Du kannst es im Google Merchant Center-Konto aktivieren oder über eine Smart-Shopping-Kampagne durchführen.

Feinheiten prüfen

Wesentlich für den Erfolg ist natürlich, dass du die Kampagnen sinnvoll nutzt, um Besucher sehr gezielt wieder anzusprechen. Das bedeutet beispielsweise, dass du Warenkorbabbrecher mit einem Rabatt zurückholst oder Besucher mit langer Verweildauer gezielt ansprichst. 

Achte aber auch darauf, dass du diese nicht mit Textanzeigen überfrachtest. Es kann durchaus sein, dass jemand deine Anzeige nicht bemerkt, aber die Grenze zum Nerven ist fließend. Mit Frequency-Capping kannst du das verhindern. Du findest die Funktion unter „Weitere Einstellungen“.

Remarketing: Tipps zur Optimierung

Natürlich solltest du die Optimierungsmöglichkeiten nutzen, die dir das Remarketing bietet. 

  • Es kann sein, dass deine Kampagne erfolgreicher wird, wenn du deine Listen granularer anlegst. Achte also genau darauf, ob du einzelne Seitenbesucher und Wiederansprachen noch genauer kombinieren kannst. Achte auch darauf, ob sich auf den einzelnen Listen Eigenschaften unterscheiden. Die Beobachten-Funktion ermöglicht es dir, zu prüfen ob eine Einschränkung besser funktionieren könnte, ohne dass du dafür Geld ausgeben musst.
  • Gerade beim Frequency-Capping kannst du oft noch etwas mehr Effizienz rausholen: Manchmal haben sich Menschen schlicht gegen dein Angebot entschieden und das Produkt bereits (woanders) erworben. Deswegen solltest du es mit der Wiederansprache nicht übertreiben. 
  • Es lohnt sich oft, die Möglichkeiten auszuschöpfen, die dir Google in Bezug auf die Zielgruppendefinition bietet. Oft lohnt es sich, diese Möglichkeiten mit den Listen zu kombinieren und so genaue Ansprachen zu erreichen. 
  • Nutzer mit geringer Interaktion sind nicht deine größten Fans und werden es vielleicht auch nie. Versuche, sie auszuschließen und konzentriere dich stattdessen auf Nutzer, die häufig mit relevanten Seiten interagieren.
  • Nutze nicht nur das Display-Netzwerk, sondern mache deine Remarketing-Listen auch zur Grundlage von Kampagnen im Google Suchnetzwerk.

So nutzt du Remarketing – auch in der Zukunft

Eine der großen Herausforderungen des Remarketings wartet noch: Google will die Third-Party-Cookies abschaffen, sodass die Wiederansprache von Kunden deutlich komplizierter werden könnte. Ende 2023 soll es soweit sein, dann verzichtet der Suchmaschinenriese auf diese Form der Datenerhebung. Damit läutet der US-Konzern auch eine neue Ära des Remarketings ein. 

Dennoch bedeutet dies nicht zwangsweise, dass Remarketingstrategien überhaupt nicht mehr genutzt werden können. Denn auch Google selbst möchte alternative Konzepte nutzen. Diese sind allerdings wesentlich ungenauer und sprechen eher Gruppen an.

  • FLEDGE (First Locally-Executed Decision over Groups Experiment) ermöglicht Interessensgruppen-spezifisches Retargeting, das nicht von Cookies abhängig ist. Es fasst also Nutzergruppen mit ähnlichen Interessen zusammen und lernt ständig Neues über diese Gruppen hinzu. 
  • FLoC (Federated Learning of Cohorts) nutzt ein ähnliches Prinzip. Dabei werden Individuen unter Kohorten-IDs zusammengefasst. Wenn genügend Nutzer in der Kohorte enthalten sind, um die Anonymität zu sichern, können Marketer Werbung an diese Kohorte ausspielen.

Welche Informationen Marketer über diese Gruppen erhalten, ist jedoch noch nicht bekannt. Klar ist jedoch, dass Remarketing über Google mutmaßlich erst einmal ungenauer wird und es nicht länger möglich ist, einzelne Besucher der Website gezielt wieder anzusprechen, sondern nur ähnliche Nutzergruppen. 

Grundsätzlich wirkt dies erst einmal deutlich unattraktiver. Allerdings ist es nahezu sicher, dass Google sich etwas einfallen lassen wird, um Werbetreibende zufriedenzustellen. In den letzten Tests sollen die Ergebnisse denen von heute zudem jetzt schon sehr ähnlich sein. Da das Unternehmen noch rund ein Jahr Zeit für Feinjustierungen hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass es auch ähnlich gut funktioniert.

Darüber hinaus sollten Unternehmen sich jedoch auch verstärkt auf eigene Möglichkeiten konzentrieren. Ein Umdenken beim Marketing wird möglicherweise nicht in dem Ausmaß erforderlich sein, wie viele bei der Ankündigung durch Google befürchtet haben. 

Dennoch ist es eine gute Gelegenheit, den Fokus auf eigene Kanäle zu legen. Wer erfolgreich daran arbeitet, Interessenten zu Leads zu machen, kann diese immer wieder ansprechen. Es ist also sinnvoll, gezielt Newsletter oder CRM-Systeme aufzubauen und so die Stärken der eigenen Daten zu nutzen und auszuspielen.

Fazit: Die Möglichkeiten des Remarketings solltest du nutzen

Remarketing ist eine der effizientesten Möglichkeiten, Interessenten in Leads zu verwandeln und Webseitenbesucher von einem Warenkorbabschluss zu überzeugen. Wenn du ohnehin bereits Ads über Google schaltest, ist die Einrichtung und Eingewöhnung zudem wirklich leicht und bietet dir kaum Hürden. Weil du mit Remarketing Conversion Rates und somit auch ROI deutlich steigern kannst, solltest du diese Gelegenheit nicht verpassen. 

Beachte aber auch deine eigenen Kanäle und Remarketing-Möglichkeiten und behalte im Hinterkopf, dass der Wegfall der Third-Party-Cookies bald einige Änderungen mit sich bringen dürfte. Dennoch lohnt es sich ohne Frage, heute noch mit dem Retargeting anzufangen.

FAQ

An dieser Stelle möchten wir häufig gestellte Fragen zum Thema Remarketing beantworten.

Quellen:

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