Scrum-Velocity: Was beschreibt die Velocity und wie kann ich sie berechnen?

Von Thomas Sesli
Aktualisiert am 05.08.2024 | Lesezeit ca. Min.

In diesem Artikel widmen wir uns intensiv den kritischen Fragen und Herausforderungen rund um das Thema Scrum-Velocity. Wir prÀsentieren dir:

  • Eine prĂ€zise ErklĂ€rung der Scrum-Velocity und deren Bedeutung im agilen Kontext
  • Die Berechnung der Velocity und deren praktische Anwendung fĂŒr die Planung von Projekten
  • Strategische Tipps zur Steigerung der Team-Velocity und zur Interpretation der Ergebnisse

Lass uns gemeinsam herausfinden, wie du diese Erkenntnisse optimal fĂŒr dein Projektmanagement nutzen kannst.

Die Scrum-Velocity: Bedeutung und Berechnung

Im agilen Umfeld, etwa bei Scrum, kommt es auf die LeistungsfĂ€higkeit von Entwicklerteams an – und diese ist messbar. Die sogenannte Scrum-Velocity misst, wie viel Arbeit ein Team pro Sprint abschließt. Dabei meint ein Sprint einen festgelegten Zeitraum, in dem eine bestimmte Arbeitsleistung erledigt wird.

Scrum-Velocity gibt demnach einen konkreten Aufschluss ĂŒber die Planung und das Leistungsvermögen. Mithilfe der Velocity können auch Kunden realistische Erwartungen an ein Projekt setzen und effektiver zusammenarbeiten. Doch wie genau lĂ€sst sie sich berechnen?

Der Stellenwert der Velocity im agilen Kontext

Konkreter dient die Velocity als Maßeinheit in agilen Frameworks (etwa Scrum), um die Menge an Arbeit zu bestimmen, die ein Team innerhalb eines festgelegten Zeitraums erledigen kann, beispielsweise pro Sprint oder pro Monat. Dabei gilt es, den Arbeitsaufwand mithilfe eines Wertesystems abzuschĂ€tzen, das diesen relativiert und vergleichbar macht.

Im Scrum-Prozess werden Aufgaben oder Elemente meist in einer Einheit namens "Punkte" bewertet. Die Velocity eines Teams wird auf Grundlage dieser Punkte ermittelt und gibt an, wie viele Punkte einem Element zugewiesen werden. Da dies subjektiv ist, kann es von Team zu Team Unterschiede geben. Ein solches Punktesystem bietet dennoch einen hilfreichen Anhaltspunkt, um den Fortschritt und die Effizienz verschiedener Teams zu vergleichen.

Sprint Planning: Velocity als Entscheidungsgrundlage

Ein zentraler Bestandteil des Scrum-Prozesses ist das Sprint Planning. Hier greift man auf die Velocity zurĂŒck, um realistische Zielsetzungen und ZeitplĂ€ne fĂŒr zukĂŒnftige Projekte zu erstellen. Das Planen der Sprints mithilfe korrekter Velocity-Werte trĂ€gt dazu bei, eine optimale Auslastung der Entwicklungsteams zu gewĂ€hrleisten.

Die Velocity kann auf verschiedene Weise betrachtet werden:

  • Die durchschnittliche Velocity eines Teams zeigt auf, wie viel Arbeit das Team gewöhnlich in einem bestimmten Zeitrahmen bewĂ€ltigen kann.
  • Individuelle Velocity-Werte können hingegen verdeutlichen, welche Teammitglieder besonders effektiv arbeiten und wo ihre jeweiligen StĂ€rken oder SchwĂ€chen liegen.

Indem die Velocity in Planungs- und Entscheidungsprozesse integriert wird, können Scrum-Teams potenzielle EnttÀuschungen von Kunden und Kollegen minimieren. Gleichzeitig ermöglicht es eine kontinuierliche Verbesserung des Workflows und der eigenen AblÀufe, womit sich langfristig die Gesamtleistung steigern lÀsst.

Die Berechnung der Scrum-Velocity: Schritt fĂŒr Schritt

Wir fassen zusammen: Die Velocity ist ein zentrales Konzept im Scrum-Modell, das Auskunft ĂŒber die LeistungsfĂ€higkeit eines Teams innerhalb eines bestimmten Zeitraums gibt. In diesem Kapitel zeigen wir dir, wie man sie berechnet.

Arbeitsaufwand bestimmen: Was ist zu tun?

Um die Velocity eines Teams berechnen zu können, mĂŒssen wir zunĂ€chst den Arbeitsaufwand fĂŒr die einzelnen User Stories im Backlog ermitteln. Dazu werden die Stories in sogenannte Story Points geschĂ€tzt. Story Points stellen den relativen Aufwand dar, den ein Team benötigt, um eine Story abzuschließen.

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Lesetipp

Ein Sprint-Backlog ist eine Liste von Aufgaben, die im nĂ€chsten Scrum-Sprint abgearbeitet werden sollen. Es wird zu Beginn des Sprints vom Scrum-Team erstellt und enthĂ€lt alles, was zur Erreichung des Sprint-Ziels notwendig ist. Hier geht's zum Artikel: Das Sprint-Backlog: Profi-Tipps fĂŒr die Optimierung deiner Scrum-Projekte

  • Im Sprint-Planning schĂ€tzt das Team gemeinsam den Arbeitsaufwand der einzelnen Stories.
  • ÜberprĂŒft, ob die SchĂ€tzungen plausibel sind und passt sie gegebenenfalls an.
  • Tauscht euch untereinander aus und zieht eure Erfahrungswerte heran, um realistische SchĂ€tzungen abgeben zu können.

Ein Praxisbeispiel fĂŒr die Berechnung der Velocity

Um die praktische Anwendung der Velocity-Berechnung zu veranschaulichen, betrachten wir ein fiktives Scrum-Team und seine Story Points ĂŒber drei abgeschlossene Sprints:

  1. Sprint 1: Das Team hat 20 Story Points erledigt.
  2. Sprint 2: Das Team hat 29 Story Points erledigt.
  3. Sprint 3: Das Team hat 23 Story Points erledigt.

Zur Berechnung der durchschnittlichen Velocity addieren wir die erledigten Story Points der einzelnen Sprints und teilen das Ergebnis durch die Anzahl der Sprints:

(20 + 29 + 23) = 72 / 3 = 24

Das Ergebnis; Die durchschnittliche Velocity des Teams liegt bei 24 Story Points pro Sprint. Mit Hilfe dieser Information kannst du nun abschÀtzen, wie viele Sprints das Team benötigt, um den gesamten Arbeitsaufwand im Backlog zu bewÀltigen. Angenommen, das Team hat 347 Story Points im Backlog:

347 / 24 = 14,5

Das Ergebnis: Das Team benötigt etwa 15 Sprints, um alle Aufgaben abzuarbeiten.

In einem weiteren Beispiel legen wir den Arbeitsaufwand fĂŒr bestimmte Stories fest:

  • Story 1: 2 Punkte
  • Story 2: 9 Punkte
  • Story 3: 4 Punkte

Das Team schließt Story 2 und 3 erfolgreich ab, wĂ€hrend Story 1 nur zu 70 Prozent fertiggestellt wird. Die Velocity fĂŒr diesen Sprint betrĂ€gt demzufolge:

9 (Story 2) + 4 (Story 3) = 13

Das Ergebnis: Die Velocity fĂŒr diesen Sprint liegt bei 13 Punkten. Dabei ist zu beachten, dass wir die unvollstĂ€ndig bearbeiteten Story Points von Story 1 in dieser Betrachtung nicht berĂŒcksichtigen.

Visualisierung und Nutzung der Velocity

Die Velocity ist ein zentraler Wert in der agilen Projektplanung. Daher ist ihre ansprechende grafische Darstellung und effektive Nutzung fĂŒr ein erfolgreiches Projektmanagement unerlĂ€sslich. In diesem Kapitel erfĂ€hrst du, wie du die Velocity optimal prĂ€sentierst und verwendest.

Darstellung der Velocity: Wie zeigt man sie anschaulich?

Die Visualisierung der Velocity erfolgt hĂ€ufig mithilfe eines Burndown-Charts. Diese grafische Darstellung macht es möglich, den Fortschritt des Entwicklungsteams wĂ€hrend des aktuellen Sprints nachzuvollziehen und die kĂŒnftige Arbeit abzuschĂ€tzen.

Im Burndown-Chart werden auf der X-Achse die geplanten Arbeitstage und auf der Y-Achse der Arbeitsaufwand dargestellt. Ein wichtiger Aspekt der Darstellung liegt in der farblichen Unterscheidung von:

  • geplantem Zeit- und Arbeitsaufwand,
  • tatsĂ€chlichem Zeit- und Arbeitsaufwand und
  • Ideal-Linie der Velocity.

Scrum-Velocity als Leistungsfaktor im agilen Prozess

Die Anwendung der Velocity bringt verschiedene Vorteile fĂŒr das agile Projektmanagement mit sich. Sie kommt insbesondere bei der Planung kĂŒnftiger Sprints und der Identifikation von Verbesserungspotenzialen zum Einsatz:

  1. EinschĂ€tzung der LeistungsfĂ€higkeit: Die regelmĂ€ĂŸige ÜberprĂŒfung der Velocity verschafft dem Projektteam einen Überblick ĂŒber die erbrachte Leistung in vergangenen Sprints.
  2. Vorhersagen fĂŒr die Projektdauer: Mithilfe der Velocity können Projektverantwortliche abschĂ€tzen, wie lange es noch dauert, um alle Aufgaben im Backlog zu bearbeiten.
  3. Anpassungen und Optimierungen: Die Velocity ermöglicht es, das Entwicklungsteam und dessen Arbeitsweise im Hinblick auf ihre LeistungsfÀhigkeit zu optimieren. So können Anpassungen am geplanten Arbeitsumfang vorgenommen werden.
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Velocity in Kanban

Gut zu wissen: Neben Scrum findet die Velocity auch in Kanban Anwendung. Dabei kommen beliebige Timeboxen zum Einsatz.

Bei sogenannten Replenishment-Meetings kann ein Kanban-Team anhand der durchschnittlichen Velocity die Arbeit planen, die aus dem Backlog in die "To Do"-Spalte verschoben werden kann. Die Verwendung dieser Metrik ist somit auch in Kanban ein zentraler Aspekt fĂŒr die Planung des Arbeitsaufwands.

Interpretation und Optimierung der Scrum-Velocity

Die Velocity im agilen Kontext kann sich von Sprint zu Sprint unterscheiden. Um das TeamverstÀndnis zu vertiefen und Optimierungen vorzunehmen, ist das Analysieren dieser VerÀnderungen im Laufe der Zeit hilfreich. In diesem Kapitel untersuchen wir die Bedeutung von Velocity-Schwankungen und prÀsentieren dir drei Tipps, die zur Verbesserung der Team-Velocity beitragen.

Die Bedeutung von Velocity-VerÀnderungen im Zeitverlauf

Eine detaillierte Analyse der Velocity-Schwankungen ĂŒber mehrere Sprints hinweg ermöglicht einen Einblick in die Faktoren, die die ProduktivitĂ€t des Teams beeinflussen. Ist die Velocity steigend, ist das ein Indikator fĂŒr eine verbesserte Arbeitsgeschwindigkeit und -effizienz des Teams.

Abnehmende Velocity-Werte deuten hingegen auf wachsende Herausforderungen oder Hindernisse bei der Erledigung von Aufgaben hin. Es ist wichtig zu betonen, dass die Velocity nicht herangezogen werden sollte, um die Leistung einzelner Teammitglieder zu beurteilen oder bei der Berechnung von Belohnungen oder Boni einzubeziehen.

Die Retrospektive am Ende eines Sprints stellt eine ausgezeichnete Gelegenheit zur Diskussion und Reflexion ĂŒber VerĂ€nderungen der Velocity dar. Dabei kann das Team die Ursachen fĂŒr steigende oder fallende Velocity erkennen und dieses Wissen nutzen, um methodische Anpassungen im nĂ€chsten Sprint gezielt umzusetzen.

3 Tipps fĂŒr die Verbesserung der Team-Velocity

  1. Arbeitsaufwand realistisch einschĂ€tzen: Eine prĂ€zise EinschĂ€tzung des Arbeitsaufwands stellt sicher, dass die im Sprint geplante Arbeit in einem realistischen Rahmen erfolgt. Eine Über- oder UnterschĂ€tzung der AufgabenkomplexitĂ€t erschwert eine kontinuierliche Steigerung der Velocity.
  2. Kommunikation und Zusammenarbeit fördern: Ein offenes und eng zusammenarbeitendes Team ist meist produktiver. Im Scrum-Prozess sollten regelmĂ€ĂŸige Team-Meetings, Pair Programming sowie die gemeinschaftliche Weiterentwicklung von LösungsansĂ€tzen gefördert werden. Dies trĂ€gt zur sicheren Lieferung von Arbeitspaketen bei.
  3. Impediment Management: Die aktive Identifikation und Beseitigung von Störungen oder Hindernissen im Arbeitsprozess wirken sich positiv auf die Team-Velocity aus. Proaktive Kommunikation innerhalb des Teams und die UnterstĂŒtzung durch Scrum-Master oder Management sind dabei essenziell.

Bei der Optimierung der Team-Velocity ist es wichtig zu berĂŒcksichtigen, dass dieser Wert allein das Team nicht vollstĂ€ndig abbilden kann. Dennoch dient er als Grundlage, um Verbesserungspotenziale im agilen Prozess zu erkennen und zielfĂŒhrend anzugehen.

Scrum-Velocity: 4 Tipps fĂŒr optimierte Planung
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Velocity und andere Metriken: Alternativen und ErgÀnzungen

In diesem Kapitel widmen wir uns einer Reihe von gĂ€ngigen Metriken im agilen Umfeld, die in ErgĂ€nzung zu Velocity oder als Alternative dazu herangezogen werden können. Wir untersuchen dabei deren Anwendungsbereiche, um dir ihre Eignung sowohl fĂŒr Scrum- als auch fĂŒr Kanban-Projekte aufzuzeigen.

Alternative Metriken in agilen Vorhaben: Wann sind sie sinnvoll?

Obwohl die Velocity im Rahmen agiler Projekte zentral fĂŒr die Planung und Abarbeitung des Product Backlogs ist, gibt es UmstĂ€nde, unter denen andere Metriken besser geeignet oder hilfreicher sein können. AbhĂ€ngig von den Eigenschaften und Anforderungen eines Projekts könnten die folgenden alternativen Metriken in Betracht gezogen werden:

  • Lead Time: Die Zeitspanne von der Auftragserteilung bis zur Fertigstellung einer Arbeitseinheit. Diese Metrik eignet sich besonders fĂŒr Projekte mit hoher PrioritĂ€t oder kurzen Entwicklungszyklen.
  • Cycle Time: Die Zeit, die ein Entwickler fĂŒr die Abarbeitung einer bestimmten Arbeit benötigt. Diese Metrik kann dazu beitragen, die Geschwindigkeit zu optimieren und EngpĂ€sse zu identifizieren.
  • Throughput: Die Anzahl der Arbeitseinheiten, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums abgeschlossen wurden. Durch den Throughput erhĂ€lt man eine aggregierte Darstellung der ProduktivitĂ€t eines Teams.
  • Work In Progress (WIP): Die Anzahl der unfertigen Aufgaben innerhalb eines Teams. Eine Begrenzung der WIP kann helfen, EngpĂ€sse zu verhindern und die Geschwindigkeit zu erhöhen.

Anders als die Velocity basieren diese Metriken auf dem, was tatsĂ€chlich geleistet werden kann – und nicht auf Prognosen. Daher können sie bei Bedarf mit der Velocity kombiniert werden, um ein umfassenderes Bild der LeistungsfĂ€higkeit eines Teams zu erhalten.

Velocity und Kanban: Gibt es Gemeinsamkeiten?

Eine genauere Betrachtung von Velocity und Kanban offenbart enge Übereinstimmungen, die beide Managementprozesse zum Erfolg fĂŒhren. Sowohl Scrum als auch Kanban fokussieren sich auf die kontinuierliche Verbesserung von ArbeitsablĂ€ufen. Dies erfolgt durch das Erkennen von EngpĂ€ssen und Potenzialen, die zu einer schnelleren Abarbeitung des Backlogs fĂŒhren können.

Auch nutzen beide Systeme Story Points und schaffen so eine verlÀssliche Vergleichbarkeit. Dadurch wird es möglich, die Geschwindigkeit verschiedener Teams zu bewerten.

Ein grundlegender Unterschied besteht darin, dass Velocity in Scrum als zentrale Metrik zur Steuerung des Prozesses dient, wÀhrend Kanban mehr auf WIP, Lead Time und Cycle Time fokussiert. Trotzdem können beide AnsÀtze kombiniert werden, um die kontinuierlichen Verbesserungs- und Selbstorganisationsprozesse zu fördern.

Fazit: Scrum-Velocity – Maßstab fĂŒr agile Leistung

Die Scrum-Velocity gilt als entscheidende Metrik in agilen Entwicklerteams und dient als Bewertungsgrundlage fĂŒr deren Entwicklungsgeschwindigkeit und -effizienz. Mithilfe von Velocity- und Punktesystemen lassen sich fĂŒr deine Scrum-Projekte realistische Erwartungen definieren und gezielte Optimierungen einplanen.

Durch die Anwendung dieser Erkenntnisse hast du die Möglichkeit, deinen Arbeitsalltag besser zu strukturieren und kontinuierlich durch Punktesysteme und Velocity-Werte im Scrum-Umfeld zu optimieren. Nutze jetzt die Möglichkeit, dein agiles Team und deine Projektarbeit nachhaltig zu verbessern, um Kunden und Kollegen mit effizienten und realistischen Ergebnissen zu ĂŒberzeugen.

FAQ

HÀufig gestellte Fragen und die dazugehörigen Antworten sind nachfolgend aufgelistet.

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