Digitales Marketing: 5 Trends für 2024, um deine Kunden zu erreichen

Von Iseult Grandjean
Zuletzt überprüft am 05.01.2024 | Lesezeit ca. Min.

Spätestens die Pandemie hat gezeigt, dass an durchdachtem Online-Marketing kein Weg mehr vorbeiführt. Auf digitalen Wegen konnten Unternehmen, Influencer und Marketer trotz Lockdown und Geschäftsschließungen den Kontakt zu ihren Kunden aufrechterhalten – und stärken.

Was die Zukunft bereithält? Gerade in der schnelllebigen Marketingwelt lässt sich das nie so einfach sagen. Die folgenden Entwicklungen sollten digitale Marketer weiterhin im Auge haben.

Trend 1: Video

Die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen beträgt acht Sekunden. Die eines Goldfisches neun. Das verkündete zumindest eine viel diskutierte Microsoft-Studie im Jahr 2015.

Auch wenn diese Aussagen etwas überspitzt sind, ist eines klar: Die Zeitspanne, in der du die Aufmerksamkeit von potenziellen Kunden wecken kannst, wird stetig kleiner.

Das begründet den wachsenden Erfolg von kurzen Clips im Netz. Ob Instagram-Reels, Facebook Watch oder TikTok: Videos dominieren die sozialen Medien. Je kürzer, desto besser. Marketer, die die Bedeutung von Videos erkannt haben, stellen inzwischen sogar eigene Social-Media-Manager für Video-Content ein.

  • Video wirkt: Das menschliche Gehirn ist am stärksten auf den Empfang visueller Reize angelegt. Außerdem können in kurzer Zeit viel mehr Informationen vermittelt werden: Unser Gehirn verarbeitet bewegte Bilder 60.000-mal schneller als Text. Plus: Menschen vertrauen Menschen. Ein freundliches Gesicht verkauft besser als ein unsichtbares Unternehmen.
  • Video ist schnell: Und zwar nicht nur für den User, sondern auch für dich. Es kostet wesentlich weniger Zeit, 15 Sekunden für TikTok abzudrehen, als einen seitenlangen Blogpost zu schreiben. Die meisten Smartphones nehmen heutzutage Videos in Topqualität auf. Und das Beste: User stehen auf Authentizität. Kleine Versprecher oder unvorteilhaftes Licht sind also kein Hindernis.
  • Video steckt an: Vor dem Hintergrund der Pandemie zum Schreckenssymbol geworden, im Marketing immer noch das ultimative Ziel: Viralität. Videos sind die am meisten verbreitete Form des viralen Inhalts. Thales Teixeira, Professor an derHarvard Business School, bezeichnet das virale Video gar als „heiligen Gral des digitalen Marketings“. Videos erzeugen Emotionen und werden am häufigsten im Netz geteilt.

Gerade während der Pandemie hat Video-Marketing zusätzlich an Aufschwung erfahren: Die Videoplattform TikTok, anfangs belächelt als App für Teenager, verzeichnet inzwischen 800 Millionen monatlich aktive User. Mit dem neuen TikTok Ads Manager bietet die Plattform Unternehmen eine eigene Einstiegshilfe ins Video-Marketing.

Trend 2: Hypertargeting

Kunden werden immer schlauer – und immer anspruchsvoller. Im Zeitalter des Informationsüberflusses gibt sich kaum jemand noch damit zufrieden, mit einer unpersönlichen oder gar irrelevanten Werbung für die große Masse abgefertigt zu werden. Jeder Kunde ist einzigartig und möchte sich auch so fühlen.

Mit Hypertargeting werden kleine, dafür aber sehr spezifische Gruppen angesprochen. Statt Reichweite um jeden Preis, gewinnt immer mehr die richtige Reichweite an Bedeutung: Maßgeschneiderte Werbung trifft genau dort, wo sie soll.

Um Hypertargeting in Werbekampagnen effektiv einzusetzen, solltest du deine Zielgruppe ganz genau kennen: Nicht nur demografische Angaben wie Alter, Beruf oder Wohnort spielen eine Rolle. Auch Überzeugungen, Interessen, politische Einstellungen sind wichtig. Je genauer die einzelnen Gruppen am Ende definiert sind, desto besser funktioniert das Hypertargeting.

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Was ist Segmentierung?

Segmentierung bedeutet allgemein die Zerlegung eines Ganzen in einzelne Teile. Im Marketing bezeichnet man mit Segmentierung die Identifikation verschiedener Gruppen, um eine Zielgruppe zu bestimmen.

Für die Segmentierung nutzen viele Unternehmen einen weiteren Trend, der die Zukunft des Marketings prägen wird: Künstliche Intelligenz (KI). Personalisierte Werbung funktioniert nur durch die Sammlung und Verarbeitung unzähliger Kundendaten. Wie lange verweilt ein User auf einer bestimmten Seite? Von wo aus shoppt er? Was hat er in der Vergangenheit gekauft? Algorithmen, die Nutzerverhalten berechnen und analysieren, können für jeden individuellen Kunden relevanten Content generieren.

Beispiel Hyperlocal Targeting: Der Standort eines Nutzers verrät viel über sein Verhalten und seine Interessen. Geolokalisierung ist ein wertvolles Tool im Hypertargeting. Zum Beispiel kann man eine bestimmte Werbung an alle Besucher oder Interessenten eines spezifischen Events ausspielen. Gibt es inhaltliche Überschneidungen mit dem Event, spricht dein Content mit hoher Wahrscheinlichkeit fast alle Nutzer an.

Trend 3: Brand Activism

Polizeigewalt und Black Lives Matter, Klimakatastrophe, #MeToo und das alles vor dem Hintergrund einer globalen Pandemie: In Zeiten globaler Umwälzungen werden User politisch immer aktiver – und verlangen auch von Unternehmen, dass sie Verantwortung übernehmen. Brand Activism, also Markenaktivismus, ist die Vermittlung und Verkörperung von sozialen, politischen und ökologischen Werten eines Unternehmens. Dieser Trend wird sich in Zukunft nur noch verstärken.

Gerade für die trendstifenden Gen Y und Gen Z ist Social Purpose, also eine sinnstiftende Markenbotschaft, beim Shopping oberstes Gebot: Mehr als nur hochwertige Produkte zu besitzen, wollen sie mit ihrem Kauf vor allem einen sozialen oder politischen Zweck unterstützen. Laut einer Edelmann-Studie sind beinahe zwei Drittel (64 Prozent) der Kunden weltweit sogar bereit, ein Unternehmen einzig aufgrund von dessen Positionierung in einem sozialen oder politischen Anliegen zu unterstützen oder zu boykottieren. Markenaktivismus ist also weit mehr als nur ein Nice-to-have: Politische und soziale Haltung bestimmen inzwischen wesentlich den wirtschaftlichen Erfolg deiner Marke.

Brand Activism: Vorbild Ben & Jerry’s

Die beiden Brüder mit dem Eis-Imperium gelten international als Vorreiter des Brand Activism. Seit ihrer Gründung im Jahr 1978 verkörpert die Marke Ben & Jerry’s die politischen und sozialen Überzeugungen ihrer Gründer. Dazu gehören nicht nur gerechte Arbeitsbedingungen im eigenen Unternehmen, sondern auch zahlreiche Werbekampagnen für Umweltthemen oder soziale Anliegen. Jeff Furman, langjähriger Vorstand des Unternehmens, sagte sogar einmal, Ben & Jerry’s sei eigentlich „eine Organisation für soziale Gerechtigkeit, die nebenher Eis verkauft, um ihre Überzeugungsarbeit zu finanzieren“.

Als zum Beispiel nach dem gewaltsamen Mord an George Floyd im Sommer 2020 weltweit Proteste gegen Polizeigewalt entflammten, gaben sich Ben & Jerry’s nicht, wie viele andere Unternehmen, mit einem simplen Statement auf der Website zufrieden: Sie kreierten ein eigenes Eis zu Ehren von Floyd, riefen einen Podcast mit dem Titel Who We Are: A Chronicle Of Racism In America ins Leben und haben es sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam die 400-jährige Geschichte ihres Landes aufzuarbeiten.

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Trend 4: Voice Search

Alexa, was ist Voice Search? Voice Search ist im Begriff, die Stimme der Zukunft zu werden. 20 Prozent aller mobilen Suchanfragen werden über Voice Search gestellt und viele Prognosen schätzen, dass es bald über 50 Prozent sein werden. Jeder vierte Deutsche besitzt bereits heute einen oder mehrere Smart Speaker mit digitalen Sprachassistenten wie Siri (Apple), Alexa (Amazon) oder Cortana (Microsoft).

Ob Wettervorhersage, Navigation oder dieser eine Punkt, über den man sich beim Tischgespräch einfach nicht einig wird: Viele Nutzer empfinden es als große Erleichterung im Alltag, mit ihren Geräten sprechen zu können, statt umständlich eine Google-Suchanfrage zu tippen. Auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen stellen digitale Sprachassistenten eine große Erleichterung dar.

Doch was bedeutet das für das Marketing deines Unternehmens oder deiner Marke? Und wie verändert Voice Search das Suchmaschinenmarketing?

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Was ist Voice-Search-Marketing?

Als Voice-Search-Marketing bezeichnet man alle Strategien, die darauf ausgerichtet sind, Inhalte für Suchanfragen durch Sprachanwendungen bestmöglich auffindbar zu machen.

Oberste Priorität hat die SEO-Strategie. Denn bisher lesen die Sprachassistenten nur das oberste Ergebnis einer Suchanfrage vor. Während User, die selbst im Internet scrollen, zumindest noch die erste Seite der Suchergebnisse überfliegen, ist ein hohes beziehungsweise das höchste Ranking jetzt wichtiger denn je. Du solltest also eine Strategie entwickeln, damit deine Inhalte in Zukunft besonders bei sprachgesteuerten Suchanfragen ziehen.

Sechs Tipps für ein erfolgreiches Voice-Search-Marketing:

1. Keywordsuche: Durch die Sprachsuche können längere Fragen gestellt werden. Doch auch wenn User ihre Fragen mündlich oft umständlich formulieren, kann man die meisten Anfragen auf einen Schlüsselaspekt herunterkochen. Identifiziere wichtige Keywords und bringe deinen Inhalt kurz und bündig auf den Punkt: Auch wenn die Anfragen bei einer Sprachsuche länger sein mögen – die Antworten sollten es nicht sein.

2. 5 Ws: Gerade bei der Sprachsuche kommt es auf schnelle Antworten an. Schau dir an, welche Fragen deine User am meisten stellen. Die häufigsten Fragen beinhalten entweder ein Wer, Was, Wann, Wie oder Wo und sollten so direkt auch beantwortet werden können.

3. Local SEO: Schnelle Suchanfragen sind oft mit der geografischen Umgebung verknüpft. Wo ist die nächste Apotheke? Was ist das beste italienische Restaurant in meiner Stadt? Wenn du eine Marke mit einem lokalen Bezug hast, ist es also besonders wichtig, oben zu ranken. Mach deinen Standort oder deine Adresse auf Seiten wie Google My Business präsent.

4. Aussprache: Durch die Sprachsuche gewinnt natürlich die Aussprache an Bedeutung. Hier sollte es keine Verwirrung geben. Ein Markenname kann so schnell zum Nachteil werden – oder zum Vorteil: Ein Name, der in vielen Sprachen gleich ausgesprochen wird, landet zum Beispiel mehr Treffer.

5. Snippets: Digitale Sprachassistenten lesen meist nur das Snippet vor. Das Snippet ist der Text unter der Headline, also die Vorschau auf den Inhalt der Seite. Wurde das Snippet bei der SEO-Arbeit gegenüber Titel, Untertitel oder dem Textkörper bisher oft vernachlässigt, gewinnt es beim Voice-Search-Marketing nun an Bedeutung.

6. Hörmarken: Ja, Jingles sind wieder da! Wenn du eine eingängige Melodie mit deiner Marke verknüpfst, können User, die sich nicht mehr ganz an den Namen deiner Marke erinnern, ihrem Sprachassistenten das Jingle vorsingen – und werden mit etwas Glück durch dieses sogenannte Sonic Branding zu deinem Unternehmen geführt.

Trend 5: Shoppable Content

Convenience ist King. Das gilt besonders für Einkäufe im Internet. Statt durch Werbung einen potenziellen Kunden aufwendig in den Onlineshop zu navigieren, geht der Trend hin zum sogenannten Shoppable Content oder Shoppable Ads: User können direkt aus dem Inhalt oder dem Werbemittel heraus einkaufen.

Gerade die sozialen Medien entwickeln sich derzeit zum rasant wachsenden Marktplatz. Pinterest, Instagram und YouTube sind die Onlineshops von morgen. Mit Shoppable Content bietest du Kunden ein angenehmeres Kauferlebnis und treibst gleichzeitig deine Konversionsraten in die Höhe.

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Was ist der Unterschied zwischen Content und Commerce?

Content unterhält und inspiriert. Zum Beispiel in Form von Blogartikeln, Videos, Audiodateien oder Bildern. Commerce begleitet und verkauft. Dazu gehören im E-Commerce alle Transaktionen rund um den Kaufvorgang im Onlineshop.

Drei Gründe, wieso Shoppable Content die Zukunft des digitalen Marketings verändert

  1. Content mit direkter Kaufoption verkürzt den Kaufprozess. Der User muss im Instagram- Post nur auf das Oberteil des Models klicken – und schon landet das gute Stück im Warenkorb. Kurze Klickwege verbessern nicht nur die Customer Experience, sondern führen auch zu mehr Käufen. Je weniger Schritte zwischen dem Wecken eines Wunsches im Kunden (Desire) und der Erfüllung desselben liegen (Action), desto besser.
  2. User können mithilfe von Shoppable Ads direkt mit dem Content interagieren. Dadurch gewinnt Werbung auch für Nutzer an Mehrwert. Shoppable Content stärkt so die Beziehung zwischen deiner Marke und deinen Kunden. Denn das Kauferlebnis kann durch Shoppable Content persönlicher gestaltet werden: Statt abstrakter Produkte shoppt der Kunde zum Beispiel den Lieblingslook eines bekannten Bloggers.
  3. Shoppable bietet die einzigartige Chance, Content mit Commerce zu verbinden. Bislang waren Content und Commerce oft strikt getrennt: Content sollte Geschichten erzählen und Emotionen erzeugen, Commerce das Produkt verkaufen. Den Weg zum Shop musste der Kunde aber bisher selbst zurücklegen. Mit Shoppable Content werden die beiden nun vereint: Commerce holt den Kunden genau dort ab, wo ihn der Content überzeugt hat.

Fazit

Content für Ohr und Augen, Personalisierung und eine starke Markenbotschaft: Die Zukunft des digitalen Marketings wird von neuen technologischen Möglichkeiten einerseits und dem zunehmenden Bedürfnis nach persönlichem und verantwortungsbewusstem Content andererseits bestimmt.

Marketer sollten ins Jahr 2024 also vor allem einen Gedanken mitnehmen: Ein großzügiges Werbebudget lohnt sich. Denn kluge Marketingkampagnen steigern jetzt nicht nur die Markenbekanntheit, sondern sorgen auch für höhere Umsätze: durch Hypertargeting, Shoppable Content, Markenaktivismus sowie ein Suchmaschinenmarketing, das auf die Entwicklungen im Video- und Sprachbereich perfekt kalibriert ist.

Quellen:

 

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