Variable Kosten steigen oder fallen je nach Produktionsvolumen und stellen aufgrund dieser Schwankungen eine Herausforderung für Unternehmen dar. In diesem Artikel erörtern wir die Grundlagen variabler Kosten und zeigen, wie sie berechnet und erfolgreich gehandhabt werden können.
Das Wichtigste in Kürze:
- Definition, Beispiele und Berechnung variabler Kosten
- Einblicke in verschiedene Kostenverläufe und deren Formeln
- Informationen zum Deckungsbeitrag und zum Zusammenhang mit variablen Kosten
Wir führen dich Schritt für Schritt durch die betriebswirtschaftlichen Konzepte und die Berechnung variabler Kosten. Bleib dran!
Begriffsverständnis variabler Kosten
In der betriebswirtschaftlichen Kostenrechnung werden variable Kosten als beschäftigungsabhängig, mengenabhängig, beweglich oder veränderlich beschrieben. Sie sind direkt abhängig von der betrachteten Bezugsgröße, etwa der Produktionsmenge.
Ein einfaches Beispiel: Steigt die Menge der produzierten Güter oder angebotenen Dienstleistungen, nimmt ebenso der Betrag der variablen Kosten zu.
Variable Kosten sind eng an die erstellte Menge von Gütern und Dienstleistungen gekoppelt. Das heißt: Sobald die Produktionsmenge zunimmt, steigen auch die Ausgaben für Rohstoffe oder Energie.
Verhältnis zu fixen Kosten
Anders als variable Kosten sind die festen Kosten, auch Fixkosten genannt, weitestgehend unbeeinflusst von der Produktionsmenge. Die Unterschiede lassen sich so zusammenfassen:
- Feste Kosten: Auch als Gemeinkosten bezeichnet, fallen sie unabhängig von der Produktionsmenge an und umfassen zum Beispiel die Miete für Gebäude oder die Gehälter der Verwaltung.
- Variable Kosten: Sie sind mengenabhängig und stehen somit in direktem Zusammenhang mit der Höhe der Produktion.
Die Kombination aus beiden Kostenarten ergibt die Gesamtkosten, die bei der Produktion bzw. Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen anfallen. Eine zentrale Herausforderung in der Betriebswirtschaft besteht darin, das Gleichgewicht zwischen festen und variablen Kosten zu finden, um die Rentabilität eines Unternehmens sicherzustellen. Wie du die berechnest, liest du übrigens hier: Rentabilität berechnen: Formel, Beispiel und handfeste Tipps für dein Unternehmen.
Lesetipp
Mehr Informationen zu fixen Kosten findest du in unserem ausführlichen Artikel: Fixe Kosten: Beispiele, Berechnung und Unterschied zu variablen Kosten
Berechnung variabler Kosten
Um eine verursachungsgerechte Verteilung der variablen Kosten auf die einzelnen Produkteinheiten zu erreichen, müssen Faktoren wie Kostenauflösung, Kostenfunktion, Ausbringungsmenge und Produktionsmenge berücksichtigt werden. Dies ermöglicht die Ermittlung von Stückkosten, die bei der Kostenanalyse und -planung hilfreich sind.
Variable Kosten: Formel
Die grundlegende Formel zur Berechnung der variablen Kosten (VK) lautet wie folgt:
VK= Proportionaler Kostenfaktor * Ausbringungsmenge
Der proportionale Kostenfaktor repräsentiert die veränderlichen Kosten je Produktionseinheit, die durch gegebene Einflussgrößen bestimmt werden. Die Ausbringungsmenge meint die produzierte Menge einer spezifischen Ressource.
Durchschnittliche variable Kosten
Die durchschnittlichen variablen Kosten (DVK) beziehen sich auf die variablen Kosten pro Einheit und lassen sich wie folgt berechnen:
DVK = VK / Produktionsmenge
VK umfasst hier die gesamten variablen Kosten. Durch die Division der gesamten variablen Kosten durch die Produktionsmenge wird ein Durchschnittswert ermittelt, der die Kosten je produzierter Einheit angibt.
Variable Kosten pro Stück berechnen
Um die variablen Kosten pro Stück zu ermitteln, gehst du so vor:
- Identifikation der Einflussgrößen, die die variablen Kosten beeinflussen, z. B. Materialkosten, Löhne und Energiekosten.
- Anwendung der Kostenfunktion auf die relevanten Einflussgrößen.
- Berechnung der variablen Kosten für eine vorgegebene Ausbringungsmenge mithilfe der Formel VK = Kostenfaktor * Ausbringungsmenge
- Division der gesamten variablen Kosten durch die Produktionsmenge, um die durchschnittlichen variablen Kosten pro Stück zu ermitteln: DVK = VK / Produktionsmenge.
Kostenverläufe und Formeln
In diesem Kapitel fokussieren wir uns auf unterschiedliche Kostenverläufe und ihre dazugehörigen Formeln. Wir behandeln dabei insbesondere vier Haupttypen: proportionale (lineare), unterproportionale (degressive), überproportionale (progressive) und regressive variable Kosten. Jeder Typ weist charakteristische Eigenschaften auf, die in verschiedenen betrieblichen Situationen relevant sein können.
Proportionale (lineare) variable Kosten
Proportionale Kosten steigen im selben Verhältnis wie der Beschäftigungsgrad an. Das bedeutet, dass eine Zunahme der Produktionsmenge (häufig in Stückzahlen ausgedrückt) zu einem gleich großen Anstieg der Gesamtkosten führt.
Die Formel zur Berechnung der Stückkosten lautet:
Gesamtkosten = Fixkosten + variable Kosten
Dabei bleiben die Fixkosten konstant, während die variablen Stückkosten in direkter Abhängigkeit von der Produktionsmenge steigen.
Unterproportionale (degressive) variable Kosten
Unterproportionale Kosten steigen langsamer als der Beschäftigungsgrad an und sind im Vergleich zu proportionalen Kosten weniger effizient. Bei einer Zunahme der Produktionsmenge fällt die Steigerung der variablen Kosten geringer aus als das Verhältnis der Produktionsmenge. Ein Beispiel hierfür sind Ressourceneinsparungen durch effizienten Einsatz von Produktionsmaschinen.
Variable Kosten = (variable Kosten/ Stück) x Produktionsmenge – degressive Ersparnis
Überproportionale (progressive) variable Kosten
Überproportionale Kosten steigen stärker als der Beschäftigungsgrad. Ursachen hierfür können erhöhte Komplexität, Ineffizienzen oder technische Grenzen in der Produktion sein. In diesem Fall liegt die Steigerung der variablen Kosten deutlich über dem Verhältnis der Produktionsmenge.
Variable Kosten = (variable Kosten/ Stück) x Produktionsmenge + progressive Belastung
Regressive variable Kosten
Regressive Kosten bilden einen Spezialfall, bei dem variable Kosten bei abnehmendem Beschäftigungsgrad steigen und bei zunehmendem Beschäftigungsgrad sinken. Dies kann zum Beispiel eintreten, wenn Investitionen in neue Technologien oder Verfahren erst ab einer bestimmten Produktionsmenge rentabel sind.
variable Kosten = (variable Kosten/Stück) x Produktionsmenge – regressive Ersparnis
Regressive Ersparnisse entstehen, wenn die Produktion im optimalen Bereich stattfindet. In diesem Fall verursacht eine Erhöhung der Produktionsmenge sinkende Kosten, während eine Verringerung zu steigenden Kosten führt.
Deckungsbeitrag und variable Kosten
Der Deckungsbeitrag hilft Unternehmen, ihre Wirtschaftlichkeit zu bewerten. Er gibt an, welcher Geldbetrag zur Verfügung steht, um die Fixkosten zu decken. Dazu werden variable Kosten von den Umsatzerlösen abgezogen.
Formel zur Berechnung des Deckungsbeitrags
Deckungsbeitrag = Umsatzerlöse – variable Kosten
Um den Deckungsbeitrag pro Stück zu ermitteln, teilt man diesen durch die Absatzmenge. Die Bezugsgröße der Deckungsbeitragsrechnung ist dabei die Kostenfunktion, welche den Zusammenhang zwischen Kosten und den Faktoren ausdrückt, die von der Ausbringungsmenge abhängig sind.
Um die Anwendung dieser Formel besser zu veranschaulichen, betrachten wir ein konkretes Beispiel anhand der fiktiven Super Saft GmbH:
- Verkauf von 890 Säften
- Preis von 2,90 Euro pro Stück
- Erlös von 2.581 Euro
- Variable Kosten von 489,50 Euro
- Fixkosten von 1.300 Euro
Anhand der Deckungsbeitragsformel lässt sich der Deckungsbeitrag wie folgt berechnen:
Deckungsbeitrag = 2.581 Euro (Erlöse) – 489,50 Euro (variable Kosten) = 2.091,50 Euro
Nach Abzug der Fixkosten ergibt sich der Gewinn:
Gewinn = 2.091,50 Euro (Deckungsbeitrag) – 1.300 Euro (Fixkosten) = 791,50 Euro
Durch eine solche Berechnung können Unternehmen ihre Rentabilität analysieren und fundierte Entscheidungen hinsichtlich Produktion und Vertrieb treffen.
Beispiele variabler Kosten
Im Folgenden werden verschiedene Beispiele für variable Kosten näher betrachtet. Dabei ist es von Bedeutung, sowohl die praktische Anwendung der vorangegangenen Theorie als auch deren Einfluss und Relevanz für Unternehmen zu verstehen.
Gehälter als variable Kosten
Unter bestimmten Umständen können Gehälter als variable Kosten wahrgenommen werden, insbesondere wenn sie unmittelbar mit der erbrachten Arbeitsleistung verknüpft sind. Beispiele hierfür sind Lohnkosten, Fertigungslöhne, Akkordlöhne und Leistungslöhne, die an Arbeitsstunden oder erbrachte Dienstleistungen gebunden sind. Solche mengenabhängigen Kosten hängen direkt von der Produktionsmenge eines Unternehmens ab.
Saft-Beispiel
Ein Beispiel: Stellen wir uns ein Obstgeschäft vor, in dem die Super Saft GmbH insgesamt 850 Säfte für jeweils 0,30 Euro pro Stück produziert, was variablen Kosten von 255 Euro entspricht. Später steigt die Nachfrage und die Produktion erhöht sich auf 890 Säfte – bei gleichem Preis entstehen jetzt variable Kosten von 267 Euro.
Unter anderem fallen dabei folgende variable Kosten an:
- Rohstoffkosten: Zum Beispiel die Kosten für Früchte, die zur Herstellung der Säfte benötigt werden.
- Energiekosten: Der aufgewendete Strom für Produktion und Kühlung der Getränke.
- Fremdleistungen: Eventuell entstehende Kosten für Reinigung, Catering oder sonstige externe Dienstleistungen.
- Fracht- und Transportkosten: Kosten für den Transport der Rohstoffe und fertigen Produkte.
- Vertriebskosten: Kosten für den Verkauf der Produkte, zum Beispiel Provisionen oder gegebenenfalls Transportkosten zum Kunden.
Variable Kosten und Betriebswirtschaft
Beleuchten wir nun die Rolle variabler Kosten im Feld der Betriebswirtschaft.
Bedeutung für Kostenrechnung und -analyse
Variable Kosten sind ein ausschlaggebender Faktor in der Kostenrechnung und -analyse von Unternehmen. Sie beeinflussen die Profitabilität direkt durch ihre Wirkung auf den Deckungsbeitrag und die Rentabilität.
Im Gegensatz zu Fixkosten, die sich etwa auf Energiekosten für den Betrieb eines geheizten Büros oder lineare Abschreibungen belaufen, sind variable Kosten von der Produktionsmenge abhängig.
Die Kenntnis der variablen Kosten eines Unternehmens ist entscheidend für das Ermitteln des Break-Even-Points. Die Break-Even-Analyse nutzt den Deckungsbeitrag, um den Punkt zu bestimmen, an dem Unternehmen weder Gewinn noch Verlust machen. Dieser Punkt ist der Break-Even-Point. Er gibt an, wie viele Einheiten eines Produkts verkauft werden müssen, um die fixen Kosten vollständig zu decken:
Break-Even-Point = Fixkosten / Deckungsbeitrag (pro Stück)
Betriebswirtschaftliche Entscheidungen wie Preisbildung, Festlegung der Produktionsmenge oder Kostensenkungsmaßnahmen basieren auf dem Verständnis von variablen Kosten und deren Entwicklung.
Kostenauflösung
Die Kostenauflösung dient zur Unterscheidung zwischen fixen und variablen Kosten. Hierbei gilt es auch, sogenannte Mischkosten richtig zuzuordnen. Diese verändern sich zwar, folgen jedoch keinem bestimmten Kostenverlauf. Beispiele sind Abschreibungen und Energiekosten.
Genauigkeit bei der Kostenauflösung erfordert das Trennen und Verstehen unterschiedlicher Fixkosten wie Grundlöhne, Mieten oder Pachten sowie variabler Kosten wie Gehälter, Materialkosten oder Fertigungskosten im Produktionsprozess.
Ein Ansatz hierfür ist die Kostenauflösungsrechnung. Hierbei werden Mischkosten den fixen und variablen Kosten entsprechend zugeordnet. So können Unternehmen ihre Gesamtkostenstruktur besser durchschauen und passende Strategien sowie Entscheidungen treffen, um die Rentabilität zu steigern.
Fazit
Variable Kosten spielen eine wichtige Rolle in der Betriebswirtschaft und wirken sich direkt auf die Rentabilität von Unternehmen aus. Sie entstehen in Abhängigkeit von der Produktions- oder Ausbringungsmenge und sind von den fixen Kosten zu unterscheiden, welche unabhängig von der produzierten Menge anfallen.
Die wesentlichen Aspekte variabler Kosten:
- Berechnung: Variable Kosten= Proportionaler Kostenfaktor * Ausbringungsmenge
- Kostenverläufe: Im betrieblichen Kontext können unterschiedliche Verläufe variabler Kosten auftreten, etwa proportionale (lineare), unterproportionale (degressive), überproportionale (progressive) oder regressive variable Kosten.
- Deckungsbeitrag: Für die Analyse der Rentabilität wird der Deckungsbeitrag herangezogen, der als Differenz zwischen Erlösen und variablen Kosten berechnet wird.
Nun, da du die Basics und Prinzipien variabler Kosten verstanden hast, steht dir die Möglichkeit offen, dieses Wissen in die eigene Kostenanalyse und -planung zu integrieren.
FAQ
Häufig auftretende Fragen und ihre Antworten sind im Folgenden zusammengefasst.
Sind Mitarbeiter fixe oder variable Kosten?
Mitarbeiter sind sowohl fixe als auch variable Kosten. Fixe Kosten entstehen durch Grundgehälter und Sozialversicherungsbeiträge. Variable Kosten beziehen sich auf leistungsbezogene Vergütungen, Überstunden und Aushilfskräfte.
Was sind Beispiele für variable Kosten im Haushalt?
Variable Kosten im Haushalt sind Ausgaben, die je nach Verbrauch variieren, wie Strom, Wasser, Heizung, Lebensmittel und Telefonkosten. Durch bewussteres Verhalten, etwa beim Einkaufen oder Energieverbrauch, können diese Kosten reduziert werden. Eine regelmäßige Kontrolle hilft, den Überblick zu behalten.
Wie hängen variable Kosten und Produktionsmenge zusammen?
Variable Kosten und Produktionsmenge hängen direkt zusammen: Je mehr Einheiten produziert werden, desto höher sind die variablen Kosten. Variable Kosten entstehen durch Material, Strom oder Lohnkosten für jede zusätzliche produzierte Einheit.
Wie wirken sich variable Kosten auf die Preisgestaltung aus?
Variable Kosten beeinflussen die Preisgestaltung, indem sie die Gesamtkosten erhöhen. Um Gewinne zu sichern, sollte der Verkaufspreis stets über den variablen Kosten liegen. Beachte Produktions-, Material- und Lieferkosten bei der Preisfindung.