Wie viele Stunden pro Woche gelten als Vollzeit?

Von Thomas Sesli
Aktualisiert am 27.08.2024 | Lesezeit ca. Min.

Wie viele Arbeitsstunden pro Woche sind für eine Vollzeitbeschäftigung erforderlich?

In diesem Artikel erfährst du, wie die Vollzeitbeschäftigung in Deutschland geregelt ist, und erhältst verschiedene Informationen rund um dieses Thema:

  • Arbeitszeitgesetz und tarifvertragliche Regelungen
  • Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung im Vergleich
  • Verschiedene Arbeitszeitmodelle und -regelungen

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Vollzeit: Definition und Arbeitszeitregelung

In Deutschland existieren zahlreiche Beschäftigungsverhältnisse, wobei die Vollzeitarbeit als verbreitetste Form gilt. Vollzeitbeschäftigung ist definiert als eine Anstellung, bei der Personen die übliche, tarifvertraglich oder gesetzlich festgelegte Arbeitszeit leisten. Dabei kann die Anzahl der vereinbarten Wochenarbeitsstunden variieren.

Üblicherweise umfassen Vollzeit-Arbeitsmodelle in den meisten Betrieben eine Wochenarbeitszeit von 35 bis 40 Stunden.

Arbeitszeitgesetz und Stundenanzahl bei Vollzeit

Die tarifvertraglichen Arbeitszeiten können je nach Betrieb stark voneinander abweichen. In Deutschland ist das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) für die Regelung der Arbeitszeiten zuständig:

  • Maximale Arbeitszeit pro Tag: acht Stunden plus zwei zulässige Überstunden (insgesamt zehn Stunden).
  • Maximale Arbeitszeit pro Woche: 48 Stunden zuzüglich zwölf Überstunden (insgesamt 60 Stunden).
  • Pausenregelung: 30 Minuten Pause bei mehr als sechs Stunden Arbeit, 45 Minuten bei neun Arbeitsstunden.
  • Mindesturlaubsanspruch: 20 Tage pro Jahr bei einer 5-Tage-Woche, 24 Tage pro Jahr bei einer 6-Tage-Woche.
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Lesetipp

Wie du deine Arbeitszeit ganz einfach ausrechnest, lernst du hier: Arbeitsstunden pro Monat berechnen: Wie das geht und welche Tools in 2024 empfehlenswert sind

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Arten von Vollzeitarbeitsmodellen

Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben beim Arbeitsvertrag die Möglichkeit, die Arbeitszeit sowie das Arbeitszeitmodell individuell zu gestalten. In vielen deutschen Unternehmen lassen sich unterschiedliche Typen von Vollzeitarbeitsmodellen finden:

  • Klassisches Modell: Fünf-Tage-Woche mit insgesamt 40 Arbeitsstunden, aufgeteilt in acht Stunden pro Tag.
  • Flexibles Modell: Arbeitsstunden können im Laufe eines Monats flexibel abgeleistet werden, solange die vereinbarte Wochenarbeitszeit erfüllt ist.
  • Vertrauensarbeitszeit: Die Vollzeitkraft dokumentiert ihre Arbeitsstunden nicht explizit, sondern wird anhand der erbrachten Leistung beurteilt.
  • Gleitzeit: Arbeitnehmer können Beginn und Ende ihrer Arbeitszeit innerhalb eines gewissen Rahmens variieren, müssen jedoch bestimmte Kernarbeitszeiten einhalten.
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Lesetipp

Gleitzeit ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, bei dem Arbeitnehmer sowohl Arbeitsbeginn als auch -ende selbst bestimmen können. Zum vollständigen Artikel geht's hier entlang: Gleitzeit: Definition, gesetzliche Regelungen und Vorteile der flexiblen Arbeit für Unternehmen

Vor- und Nachteile von Vollzeit gegenüber Teilzeit

Einfluss auf Work-Life-Balance und Karrierechancen

Die Unterschiede zwischen einer Vollzeitkraft und einer Teilzeitkraft betreffen vor allem die geleisteten Arbeitsstunden. Vollzeitbeschäftigte sind durchschnittlich mehr Stunden im Einsatz als Teilzeitbeschäftigte (§ 2 Teilzeit- und Befristungsgesetz – TzBfG).

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Lesetipp

Wie viele Stunden sind in einer Teilzeitbeschäftigung erlaubt? Und was sagt eigentlich das Gesetz? Lies dich rein! Teilzeit: Wie viele Stunden sind erlaubt? Alles, was du über Stundenzahl, Verdienst und Arbeitsrecht wissen musst

Da Vollzeitmitarbeitende in der Regel mehr Aufgaben wahrnehmen, ergeben sich für sie in der Regel bessere Karriereperspektiven. Allerdings kann sich eine Vollzeitstelle auch auf die Work-Life-Balance auswirken, da mehr Arbeitsstunden unter Umständen weniger Zeit für Familie oder Freizeit lassen.

In diesem Zusammenhang bieten Teilzeitjobs meist eine ausgewogenere Balance zwischen Beruf und Privatleben.

Weitere Vor- und Nachteile von Vollzeit im Überblick

Vorteile Nachteile
Höhere Rente Burnout-Gefahr
Höhere Bezahlung Höhere Arbeitsbelastung
Bessere Chancen auf eine Führungsposition Wenig freie Zeit
Weiterbildungen und Coachings führen zu mehr Karrieremöglichkeiten Überlastung aufgrund mehr Verantwortlichkeiten

Entscheidungshilfen und individuelle Bedürfnisse

Um herauszufinden, ob eine Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung besser zu den persönlichen Lebensumständen passt, sollten individuelle Bedürfnisse und Umstände berücksichtigt werden. Hier einige Faktoren, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen können:

  • Arbeitszeiten und Arbeitsanfall: Eine Vollzeitstelle geht in der Regel mit einer höheren Anzahl an monatlichen Arbeitsstunden einher, während bei einer Teilzeitstelle weniger Wochenstunden geleistet werden.
  • Arbeitsmodelle und Flexibilität: Vollzeitbeschäftigten können verschiedene Arbeitsmodelle wie Gleitzeit oder Homeoffice zur Verfügung stehen. Aufgrund ihrer reduzierten Arbeitszeit verfügen Teilzeitkräfte oftmals über mehr Flexibilität.
  • Karrierechancen: Obwohl Vollzeitmitarbeitende in der Regel bessere Aufstiegsmöglichkeiten haben, kann eine Teilzeitbeschäftigung die Karriereentwicklung innerhalb des Unternehmens erschweren.
  • Arbeitszeitreduzierung: Unter bestimmten Voraussetzungen steht Vollzeitbeschäftigten das Recht auf Teilzeitarbeit oder Brückenteilzeit zu. Das ermöglicht ihnen, ihre Arbeitszeit für einen bestimmten Zeitraum zu verkürzen, wenn es die Lebensumstände erfordern (§ 9a TzBfG). Mehr dazu findest du unter dieser Adresse: Recht auf Teilzeit: Wichtige Fakten und Gesetzesgrundlagen, die du kennen solltest
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Was ist der Unterschied zwischen Brückenteilzeit und Alterteilzeit?

Während die Brückenteilzeit eine zeitlich begrenzte Reduzierung der Arbeitszeit ermöglicht und für Unternehmen mit mehr als 45 Beschäftigten gilt, reduziert die Altersteilzeit die Gesamtarbeitszeit um 50 Prozent bis zum Renteneintritt für Arbeitnehmer ab dem 55. Lebensjahr (Altersteilzeitgesetz). Allerdings basiert die Altersteilzeit auf der Freiwilligkeit des Arbeitgebers.

Arbeitnehmer sollten abwägen, welche Arbeitszeitvariante ihren individuellen Bedürfnissen am besten entspricht, und dabei bedenken, dass es unterschiedliche Formen von Teilzeitbeschäftigungen gibt.

Teilzeit und Rückkehr zur Vollzeitarbeit

Arbeitnehmer, die in Teilzeit arbeiten möchten, sollten sich darüber im Klaren sein, unter welchen Umständen eine Rückkehr zur Vollzeitarbeit möglich ist. Gesetzliche Regelungen und individuelle Vereinbarungen im Arbeitsvertrag sind dabei entscheidend.

Voraussetzungen für Teilzeit und Rückkehrrecht

Ein generelles Recht, einen Teilzeitjob in Vollzeit zurückzuverwandeln, gibt es laut Gesetz nicht. Dennoch können Arbeitnehmer auf Basis von Vorschriften wie dem TzBfG (Teilzeit- und Befristungsgesetz) oder dem ArbZG (Arbeitszeitgesetz) bestimmte Ansprüche geltend machen. Hier einige wesentliche Punkte:

  • Eine Erhöhung der Stundenanzahl und Rückkehr zur Vollzeitbeschäftigung sind im Allgemeinen nicht vorgesehen, es sei denn, sie sind im Arbeitsvertrag festgelegt.
  • Laut Bundesarbeitsgericht haben Teilzeitkräfte jedoch Anspruch auf eine gleichwertige Behandlung wie Vollzeitbeschäftigte.
  • Das Rückkehrrecht von Teilzeit- zu Vollzeitstellen kann ausschließlich durch Verhandlungen oder eine individuelle Vereinbarung mit dem Arbeitgeber erreicht werden.

Beachte: Um ein Rückkehrrecht zu garantieren, sollte es zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Arbeitsvertrag verankert sein, bestenfalls sogar mit einer zeitlichen Befristung.

Stundenreduktionsmodelle und Brückenteilzeit

Brückenteilzeit ist eine Modifizierung im TzBfG, die es Arbeitnehmern ermöglicht, ihre Arbeitszeit für einen festgelegten Zeitraum zu reduzieren und anschließend wieder zur ursprünglichen Vollzeitbeschäftigung zurückzukehren. Diese Anpassung erhöht die Flexibilität von Teilzeitbeschäftigten und ermöglicht ihnen, besser auf Veränderungen in ihrer persönlichen Lebenssituation – etwa familiäre Verpflichtungen oder Weiterbildungsmaßnahmen – zu reagieren.

Die Voraussetzungen hierfür lauten:

  • Mindestens 45 Mitarbeiter im Unternehmen des Arbeitgebers.
  • Ein länger als sechsmonatiges bestehendes Arbeitsverhältnis.
  • Antrag auf Brückenteilzeit muss spätestens drei Monate vor Beginn der Teilzeitbeschäftigung beim Arbeitgeber eingereicht werden.
  • Arbeitgeber entscheidet auf Grundlage von sachlichen Gründen über Zustimmung oder Ablehnung.
  • Arbeitszeitreduktion von einem Monat bis zu fünf Jahren – in der Folge ein Rückkehrrecht zur Vollzeitarbeit.
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Was ist das Rückkehrrecht?

Das Rückkehrrecht (sowie auch das Instrument der Brückenteilzeit) unterstützt Teilzeitbeschäftigte dabei, besser auf Veränderungen in ihrer Lebenssituation einzugehen. Allerdings hängt die Umsetzung von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise der Größe des Unternehmens, der Dauer der Teilzeitbeschäftigung und der Zustimmung des Arbeitgebers.

Nebenjob und Überstunden bei Vollzeitarbeit

Nebenjobs sind auch bei Vollzeitarbeit möglich, allerdings ist es wichtig, den Arbeitgeber darüber zu informieren. Häufig findet sich eine entsprechende Klausel direkt im Arbeitsvertrag. In bestimmten Fällen, etwa bei Konkurrenzunternehmen oder wenn die Arbeitsleistung im Vollzeitjob beeinträchtigt wird, kann der Arbeitgeber einem Nebenjob widersprechen.

Rechtliche Grundlagen und Erlaubnis für Nebenjobs

Grundsätzlich steht es Arbeitnehmern frei, neben ihrer Vollzeitarbeit einem Nebenjob nachzugehen. Um Konflikten vorzubeugen, sollte man jedoch die rechtlichen Grundlagen kennen:

  • Stelle sicher, dass die Stundenzahl des Nebenjobs zusammen mit der Vollzeitarbeit die gesetzliche Höchstgrenze an Wochenstunden nicht überschreitet.
  • Ein erhöhtes Arbeitsvolumen kann sich auf die Steuerklasse auswirken. Informiere dich über die steuerlichen Folgen, um mögliche finanzielle Nachteile zu vermeiden.
  • Teile deinem Hauptarbeitgeber deinen Nebenjob mit. Achte dabei auf vertragliche Regelungen bezüglich Wettbewerbsklauseln, um negative Reaktionen zu verhindern.
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Lesetipp

Teilzeit und Minijob zusammen – geht das? Dazu gibt es einiges zu beachten. Wir haben für dich alles zusammengefasst: Teilzeit und Minijob gleichzeitig: Alles zu Regeln und Steuern in 2024

Umgang mit Überstunden und gesetzliche Regelungen

Überstunden können sowohl für Vollzeit- als auch für Teilzeitbeschäftigte anfallen und hängen häufig vom Arbeitsanfall und speziellen Aufgaben ab. Beachte diese wichtigen Aspekte im Umgang mit Überstunden:

  1. Vollzeitbeschäftigte haben Anspruch auf einen Ausgleich für Überstunden, entweder in Form von Freizeit oder zusätzlichem Gehalt, sofern der Arbeitgeber diese anordnet.
  2. Teilzeitbeschäftigte sind grundsätzlich nicht verpflichtet, Überstunden zu leisten. Ausnahmen können jedoch in Arbeits- oder Tarifverträgen sowie bei Notsituationen im Betrieb vorgesehen sein.
  3. Die Anzahl der Überstunden hat grundsätzlich keine Auswirkungen auf die Art der Anstellung (Vollzeit oder Teilzeit).
Vollzeit-Stunden: 4 Tipps für optimale Arbeitsgestaltung
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Disclaimer

Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.

FAQ

Häufig gestellte Fragen und die dazugehörigen Antworten sind nachfolgend aufgelistet.

Quellen:

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