Rezession und Wirtschaft: Drei Best Practices für den Ausweg aus der Krise

Von Benedikt Sauter
Aktualisiert am 05.01.2024 | Lesezeit ca. Min.

Die hohe Inflationsrate, die sinkende Kaufkraft und Konsumbereitschaft und die drohende Rezession lassen bei vielen E-Commerce-Anbietern die Alarmglocken schrillen. Standen die Zeichen lange auf Wachstum, müssen viele Onlinehändler nun Umsatzrückgänge und sinkende Gewinne verkraften. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung und die damit einhergehende Schwäche vieler Unternehmen führt dazu, dass auch das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Jahr davor um einen hohen Prozentwert gesunken ist. Das Land befindet sich in einer Phase des Wirtschaftsabschwungs und steckt im Konjunkturtief.

Doch sollte man hier durchaus differenzieren: Befindet sich aktuell der gesamte E-Commerce in einer handfesten Krise oder gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Branchen oder auch Unternehmensgrößen? Und letztendlich stellt sich die Frage: Mit welchen Maßnahmen stabilisiert man sein Business so weit, dass man nicht (weiter) ins Minus rutscht? Und wie lässt sich das Wachstum wieder ankurbeln?

Die drohende Rezession und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen

Eines steht fest: Mit dem wirtschaftlichen Abschwung schnallen die Verbraucher ihre Gürtel enger. So sank der durchschnittliche Umsatz pro Warenkorb im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11 Prozent.

Aber nicht jede Branche ist gleichermaßen betroffen. Denn trotz der Konsumflaute gibt es sehr wohl Wachstum: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legte der Umsatz im Modesegment um 5 Prozent zu, in der Lebensmittelbranche um 24 Prozent und im Bereich Haus und Garten sogar um 44 Prozent. Die Bereiche Produzierendes Gewerbe und Unterhaltungselektronik hingegen stagnierten.

Nettogewinnmargen sinken

Insgesamt sanken im 3. Quartal im Vorjahresvergleich die Nettogewinnmargen durchschnittlich um 6,7 Prozent. Auch hier zeichnet sich in den einzelnen Branchen ein differenziertes Bild: Die Bekleidungs- (+0,8 Prozent) und die Lebensmittelbranche (+1,0 Prozent) konnten ein leichtes Plus erzielen, während Haus und Garten (-0,9 Prozent) und die Unterhaltungselektronik (-4 Prozent) einen Rückgang verzeichneten. Produzierende Unternehmen mussten mit minus 16 Prozent den größten Einbruch verkraften.

In diesen schwierigen Zeiten, in welchen die Unternehmen in einem Konjunkturtief stecken, ist es wichtig nach Wegen zu suchen das Wachstum wieder anzukurbeln, das Produktionspotential zu stärken und den Wohlstandsverlust aufzuhalten.

Konjunkturtief: Es besteht Handlungsbedarf – und zwar jetzt!

Sinkende Gewinnmargen zeigen, dass es für viele Unternehmen höchste Zeit ist, schnell gegenzusteuern. Als Unternehmer solltest du dich deshalb bewusst mit dem drohenden wirtschaftlichen Abschwung auseinandersetzen, um dein Unternehmen stabil zu halten und das Wachstum wieder anzukurbeln.

Unser Tipp: Beschäftige dich intensiv mit den Abläufen in deinem Unternehmen.

  1. Zunächst solltest du dir ein Bild von den aktuellen Konjunkturphasen (wie z.B. Aufschwungphase, Abschwungphase, Konjunkturtief) machen und analysieren, in welcher Phase sich dein Unternehmen und die Branche befindet.
  2. Identifiziere anschließend die Einflussfaktoren auf die Wirtschaftsleistung (z.B. Inflation, Bruttoinlandsprodukt, Konsumbereitschaft) und überprüfe ihren Einfluss auf dein Unternehmen.
  3. Untersuche das Produktionspotential deines Unternehmens und überlege dir Maßnahmen, um es abzuschwächen

Folgende drei To-Dos sind besonders wichtig:

Erfolgreich in der Rezession: 3 Best Practices für Unternehmen

To-Do 1: Kosten- und Zeitfresser identifizieren

Die Erfahrung zeigt, dass in nahezu jedem Prozess Einsparpotenziale stecken – ob es sich um direkte Kosteneinsparungen handelt oder um Zeitersparnis. Nimm dir am besten die einzelnen Abschnitte des Order-to-Cash-Prozesses vor, das heißt:

  • Einkauf
  • Auftragsmanagement
  • Lagerverwaltung
  • Versand
  • Logistik
  • Finanzen & Controlling

Es geht darum, die Teilprozesse zu identifizieren, die nicht rund laufen.

  • Gibt es auffällig viele Retouren?
  • Müssen Daten händisch vom Bestellsystem in die Rechnungsstellung übernommen werden?
  • Sind Produkte oft Out-of-Stock?
  • Brechen Kunden häufig den Bestellvorgang im Shop ab?

Wenn du diese Fragen beantworten konntest, geht es im nächsten Schritt um die konkreten Abläufe. Gehe hier der Frage auf den Grund, woran es krankt:

  • Arbeitet ihr noch mit händischen Excel-Listen oder selbst entwickelten Teillösungen?
  • Wird so verhindert, dass wiederkehrende Prozesse automatisiert und verknüpft werden und Daten bereichsübergreifend zur Verfügung stehen?

Aus den Antworten auf diese Fragen lassen sich konkrete Maßnahmen ableiten.

To-Do 2: Cash Management überprüfen

Behalte deine Liquidität immer im Auge. Denn auch hier bieten sich Stellschrauben, um den Cashflow kontinuierlich zu sichern und zu verbessern.

Die wichtigsten zwei Maßnahmen sind:

  1. Regelmäßige Kontrolle der Kosten in allen Unternehmensbereichen: Knüpfe dir dafür die Bereiche Controlling, Buchhaltung, Kreditoren- und Debitorenmanagement sowie das Handling der Steuern vor. Wichtige Fragen sind beispielsweise, welche Zahlungsziele ihr den Kunden steckt, wann ihr eure eigenen Rechnungen bezahlt und ob ihr hierbei die Skonto-Möglichkeit ausnutzt. Ebenso wichtig: Könnt ihr auf Zahlungsausfälle durch ein effektives Debitorenmanagement reagieren?
  2. Tool für Finanzplanung: Grundsätzlich solltet ihr überlegen, ob euch ein leistungsfähiges Tool dabei helfen könnte, eure Finanzplanung und -abläufe reibungslos zu bewerkstelligen. Was es können sollte: KPIs und Berichte über einzelne Geschäftsbereiche zur Verfügung stellen, bei der Planung der laufenden und künftigen Einnahmen und Ausgaben unterstützen und Liquiditäts-Forecasts bereitstellen.

To-Do 3: An der Kundenzufriedenheit arbeiten

Neben der Prozess- und Liquiditätsoptimierung solltest du an der Kundenzufriedenheit arbeiten. Denn es ist langfristig deutlich günstiger, Kunden zu binden, als ausschließlich auf Neukundenakquise zu setzen.

Fehler in den verschiedensten Bereichen der Customer Journey, darunter fallen beispielsweise Lieferengpässe oder mangelhafte Produkt- und Lieferqualität, lassen die Kunden zur Konkurrenz abwandern. Im schlimmsten Fall droht negatives Feedback auf Bewertungsplattformen und Bewertungsportalen.

So kannst du dir das Vertrauen der Kunden sichern:

  • Schnelligkeit in der Auftragsbearbeitung und im Versand
  • Einfacher, reibungslos funktionierender Shop hinsichtlich Performance, Ladezeiten sowie optimierter Check-Out-Prozesse
  • Einfaches Retourenhandling
  • Unterschiedliche Zahlungsmöglichkeiten
  • Ein offenes Ohr für alle Kundenbelange

Wichtig für Hersteller: Produktionsprozesse automatisieren

Die produzierenden Unternehmen haben es im aktuellen Abschwung besonders schwer. Hersteller sollten deshalb mit der Optimierung ihrer Produktionsprozesse starten und die gesamte Produktionsplanung – von der Beschaffung über die Herstellung bis hin zur Qualitätssicherung – automatisieren.

Die Daten, die durch eine Automatisierung zur Verfügung stehen, helfen,

  • Workflows nachvollziehbar abzubilden,
  • einen Echtzeit-Überblick über relevante Informationen wie Durchlaufzeiten, Ausschuss oder die Maschinenauslastung zu erhalten und
  • Potenzial für Produktivitätssteigerungen und Kostensenkungen zu erkennen und so die Nettogewinnmargen zu verbessern.

Mittelgroße Unternehmen sollten Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wachstum schaffen

Es gibt nicht nur branchenabhängig Handlungsbedarf. Auch die Größe des Unternehmens wirkt sich aktuell auf die Performance aus:

  • Die kleinsten Unternehmen mit weniger als 20.000 Euro Umsatz pro Monat konnten ihren Umsatz im 3. Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 10 Prozentpunkte steigern.
  • Mini-Unternehmen (20.0000 bis 40.000 Euro/Monat) um 13 Prozentpunkte.
  • Bei den großen Unternehmen (> 500.000 Euro/Monat) waren es sogar 24 Prozentpunkte.
  • Schwierig wurde es für Unternehmen im mittleren Bereich (zwischen 40.000 und 500.000 Euro/Monat): Sie verlangsamten ihr Wachstum.

Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Skalierung im E-Commerce ein zentrales Thema ist. Viele Startups und kleine Unternehmen können das erste Wachstum mit Excel-Listen oder Teillösungen im ersten Moment noch bewerkstelligen. Doch sie stoßen damit perspektivisch an ihre Grenzen. Der Grund: Die schiere Anzahl der einzelnen Vorgänge wächst ihnen schnell über den Kopf.

Auch für sie gilt: bereichsübergreifende und automatisierte Prozesse

  • sparen Zeit und Kosten,
  • geben Überblick,
  • verbessern die Gewinnmargen und
  • schaffen die Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wachstum.

Und das auch in schwierigen Zeiten!

Schrittweise Optimierung mit geeigneter Business-Operations-Software

In diesem Sinne möchten wir dir die Nutzung einer für dein Unternehmen geeigneten Business-Operations-Software nahelegen – sofern du bisher noch keine verwendest oder mit inkompatiblen Teillösungen arbeitest.

Eine gut durchdachte, strukturelle Lösung sollte alle relevanten Bereiche optimieren und einzelne Teilbereiche zusammenführen können. Dabei ist es wichtig, auf ein Tool zu setzen, das

  • modular nutzbar ist,
  • bei steigendem Bedarf problemlos erweitert werden kann und
  • so auf lange Sicht alle Prozesse zentralisiert.

Dadurch kannst du dich zunächst darauf konzentrieren, deine wichtigsten Problemprozesse zu verbessern und so kurzfristig positive Veränderungen zu erzielen.

Anschließend kannst du die Lösung dann schrittweise auf alle Bereiche ausrollen. Bei der Auswahl der Software solltest du zudem darauf achten, dass sie einfach einzuführen ist und diverse Schnittstellen bietet – unter anderem zu deinen Onlineshops, Payment-Lösungen und Marktplätzen. Ein anderes wichtiges Kriterium: Die Lösung sollte skalierbar sein, sodass sie kontinuierlich mit deinem Unternehmen mitwachsen kann.

FAQ

Quellen:

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