Das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) erklärt: Dein Weg zu besserem Selbstmanagement und Work-Life-Balance

Von Thomas Sesli
Aktualisiert am 16.05.2024 | Lesezeit ca. Min.

Eine ausgewogene Work-Life-Balance scheint oft ein unerreichbares Ziel zu sein. Dabei gibt es professionelle Methoden, die dir dabei helfen, Privates und Berufliches besser unter einen Hut zu bekommen.

Dazu zählt auch das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM). Dieses vielseitige Instrument kann dich dabei unterstützen, deine Ressourcen besser auszuschöpfen und ein erfüllteres Leben zu führen – wie genau das funktioniert, verraten wir dir in diesem Beitrag.

Wir betrachten im Folgenden das ZRM und erläutern, wie es:

  • deine Work-Life-Balance verbessert,
  • deine Motivation steigert, um dich besser auf individuelle und berufliche Ziele zu fokussieren und
  • erfolgreich im Team- und Projektmanagement angewendet werden kann.

Finde heraus, wie das Zürcher Ressourcen Modell positive Veränderungen in deinem Alltag bewirken kann – alle Details dazu erfährst du in unserem Artikel.

Das Zürcher Ressourcen Modell: Ein Überblick

Entstehung und theoretischer Hintergrund

Das Zürcher Ressourcen Modell fand seinen Ursprung an der Universität Zürich. Dort wurde es von Maja Storch und Frank Krause in den 1990er-Jahren entwickelt. Motivationspsychologisch stützt sich das ZRM auf das Rubikonmodell der Handlungsphasen von Heinz Heckhausen und Peter M. Gollwitzer. Storch und Krause leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung dieser ressourcenorientierten Methode, um tiefere Einblicke in den menschlichen Motivationsprozess zu erlangen.

Ziele und Anwendungsbereiche des ZRM

Das ZRM dient als ressourcenorientiertes Self-Coaching-Tool zur Förderung von Selbstwirksamkeit und persönlicher Weiterentwicklung. Dabei gilt im ZRM alles, was positive neuronale Netze im Gehirn aktiviert und so hilft, Ziele in Verhalten umzusetzen, als Ressource. Die vielfältigen Anwendungsbereiche des ZRM erstrecken sich u. a. auf:

Das Modell eignet sich für verschiedene Anwendungskontexte und kommt zum Beispiel in Bildungseinrichtungen sowie in der betrieblichen Gesundheitsförderung zum Einsatz. Durch seinen ressourcenorientierten Ansatz liegt der Schwerpunkt auf der Stärkung individueller Ressourcen und fördert somit den Lösungs- und Handlungsfokus.

Die fünf Phasen des Zürcher Ressourcen Modells

Bedürfnis-Phase: Selbstreflexion und Bedürfniserkennung

Die erste Phase zielt darauf ab, unbewusste Bedürfnisse sowie emotionale und kognitive Ressourcen effektiv zu erfassen. Dies bildet eine solide Grundlage für die anschließende Zielentwicklung. Du kannst verschiedene Methoden zur Selbstreflexion und Bedürfniserkennung nutzen:

  • Fragen, die deine Lebenszufriedenheit in verschiedenen Bereichen wie Familie, Beruf und Gesundheit beleuchten
  • Analysieren von Stressoren und deinen persönlichen Bewältigungsstrategien
  • Heranziehen von psychologischen Tests

Motiv-Phase: Identifikation persönlicher Motive und Ressourcen

Aufbauend auf der Bedürfnis-Phase ermöglicht die Motiv-Phase eine umfassende Auseinandersetzung mit deinen individuellen Werten, Interessen und Kompetenzen. Das Ziel besteht darin, persönliche Motive und Ressourcen zu erkennen, die dich während des Zielerreichungsprozesses unterstützen und stärken. Hierzu zählen:

  • Das Reflektieren über biografische Erfahrungen und Erfolgsfaktoren
  • Res­sourcen­basierte Selbsteinschätzung zur Verbesserung deiner Selbstwahrnehmung
  • Integration von unbewussten Motiven in dein Handlungskonzept

Intentionale Phase: Formulierung eines Motto-Ziels

In der intentionalen Phase entwickelst du ein handlungswirksames Motto-Ziel, das dir dabei hilft, deine Motive in konkrete Handlungen umzusetzen. Formuliere eine Zielintention, welche:

  • die bisher erlangten Erkenntnisse aus den vorherigen Phasen miteinbezieht,
  • präaktionale Barrieren berücksichtigt und überwindet und
  • einen Beitrag zur Zielerreichung in verschiedenen Handlungsfeldern (zum Beispiel Arbeit, Familie) leistet.

Präaktionale Vorbereitungsphase: Strategien und Umsetzungsplanung

Während der präaktionalen Vorbereitungsphase entwickelst du zielorientierte Lösungsansätze und Strategien zur Umsetzung deines Motto-Ziels. Dabei steht die Entscheidung für ein konkretes Vorgehen, die sogenannte Überwindung der sogenannten "Rubikon-Schwelle", im Vordergrund. Dieser Begriff ist abgeleitet vom Ausdruck "den Rubikon überschreiten" und steht als Metapher dafür, sich unwiderruflich auf eine riskante Handlung einzulassen.

Um die Rubikon-Schwelle zu überwinden, solltest du in der präaktionalen Vorbereitungsphase auf Folgendes achten:

  • Geeignete Handlungsoptionen unter Berücksichtigung deiner persönlichen Ressourcen und äußeren Gegebenheiten auszuwählen
  • Zwischenziele und Meilensteine zur Messung deines Fortschritts zu formulieren
  • Rückmelde- bzw. Feedbackschleifen zu planen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen

Handlungsphase: Umsetzung des Motto-Ziels in die Praxis

In der abschließenden Handlungsphase steht die konkretisierte Umsetzung deines Motto-Ziels im Alltag im Mittelpunkt. Hierbei sind folgende Aspekte von besonderer Bedeutung:

  • Die Verantwortung und das Selbstmanagement für das Erreichen deines Ziels zu übernehmen
  • Zielgerichtetes Handeln unter Berücksichtigung deiner persönlichen Motive und Ressourcen auszuführen
  • Erfahrungen auszutauschen und zu reflektieren, um die Evaluierung und Weiterentwicklung des Konzepts sicherzustellen

Nach Durchlaufen aller fünf Phasen steht dir ein Ressourcenpool zur Verfügung, der dir hilft, eine optimale Work-Life-Balance zu erreichen und deine Ziele umzusetzen. Dieser Ressourcenpool umfasst unter anderem folgende Elemente:

  • Ein handlungswirksames Ziel mit verschiedenen Teilzielen
  • Persönliche Motivations- und Erinnerungshilfen, um die gesetzten Ziele zu verankern
  • Kenntnis der wichtigsten eigenen sozialen Ressourcen

Wichtig ist, die gezielte Ressourcenaktivierung und -nutzung in deinem Alltag, um deinen Bedürfnissen gerecht zu werden und deinem Ziel Schritt für Schritt ein Stück näherzukommen.

Werkzeuge und Methoden im Zürcher Ressourcen Modell

Das Zürcher Ressourcen Modell verwendet diverse Werkzeuge und Methoden, um individuelle Ressourcen, Motive und Ziele optimal zu nutzen und so die Zielerreichung zu fördern. Drei der zentralen Tools stellen wir dir im Folgenden vor:

Affektbilanz: Emotionales Bewusstsein entwickeln

Mithilfe der Affektbilanz werden Emotionen und Gefühle mit dem Verstand verknüpft. Das Ziel ist, unbewusste, auf Gefühlsebene getroffene "Bauchentscheidung" für den Verstand nachvollziehbar zu machen. Diese Vorteile bietet die Affektbilanz:

  • Negative Emotionen können erkannt und bearbeitet werden.
  • Positive Emotionen, Ressourcen und Erfolgsmomente werden gestärkt und ins Bewusstsein gerufen.

Ideenkorb: Eine Sammlung wertvoller Handlungsideen

Der Ideenkorb stellt ein zentrales Werkzeug im ZRM dar. Er entsteht bei einer Art Brainstorming in der Gruppe und dient als Sammlung von Handlungsideen und möglichen Schritten zur Zielerreichung. Das macht den Ideenkorb aus:

  • Relevante Ideen für die eigene Handlung werden aufgenommen.
  • Umsetzungsbarrieren und Lösungsansätze werden identifiziert.
  • Der Ideenkorb wird durch die Ergänzung eigener Erfahrungen und Einflüsse erweitert.

ZRM-Bildkartei: Motive und Ziele visuell darstellen

Die ZRM-Bildkartei ist eine Sammlung von Bildern, die starke positive Gefühle auslösen können. Sie hilft dabei, Ziele bildlich darzustellen und somit eine emotionale Verbindung zu ihnen aufzubauen.

Die Visualisierung fördert das Training neuronaler Netzwerke und die Verankerung der Ziele im Gedächtnis. Sie schult zudem darin, auf positive somatische Marker bei sich selbst und anderen zu achten. Diese Marker sind Körpersignale, wie zum Beispiel Schmetterlinge im Bauch, die unbewusste Bedürfnisse ans Licht holen können. Diesen Nutzen bietet die ZRM-Bildkartei:

  • Bilder fungieren als Impulsgeber, um die Motivation zu steigern.
  • Das emotionale Gedächtnis wird aktiviert.
  • Ziele und Motive werden stärker verinnerlicht.
Zürcher Ressourcen Modell: 4 Tipps für persönlichen Erfolg
Gern darfst du diese Infografik auf deiner Webseite einbinden.

ZRM in verschiedenen Anwendungsfeldern

Das Zürcher Ressourcen Modell zielt darauf ab, die Ressourcen von Menschen zu erweitern und zu verbessern, indem es individuelle Erkenntnisse und Potenziale nutzt. Diverse Bereiche profitieren von diesem Ansatz, darunter der Gesundheitsbereich, der Spitzensport und das Coaching.

Einsatz in der beruflichen und persönlichen Entwicklung

Da das ZRM hilft, individuelle Ressourcen und Leistungen zu optimieren, nutzen es viele, um ihre Karrierechancen zu erhöhen. Diese Benefits bietet das ZRM im Bereich des Karriere-Coachings und der Persönlichkeitsentwicklung:

  • Eigene Stärken und Schwächen analysieren
  • Work-Life-Balance fördern
  • Arbeitszufriedenheit steigern
  • Konfliktbewältigung erfolgreich meistern

Dadurch fällt es leichter, berufliche sowie persönliche Ziele effizienter zu erreichen.

Anwendung im Team- und Projektmanagement

Im Team- und Projektmanagement erweist sich der Einsatz des ZRM ebenfalls als vorteilhaft. In diesem Kontext wird das ZRM für folgende Zwecke angewendet:

  • Gemeinsame Ziele definieren
  • Strategien zur Lösung von Konflikten entwickeln
  • Gegenseitiges Verständnis verbessern
  • Vertrauen aufbauen
  • Zusammenarbeit und Effizienz steigern

Somit verbessert das ZRM das Teamwork durch eine Stärkung der Beziehungen zwischen den Mitarbeitern sowie durch eine gemeinsame Zielsetzung und trägt damit zu einem erfolgreichen Projektmanagement bei.

ZRM in der therapeutischen und beratenden Praxis

Auch in der therapeutischen und beratenden Praxis erfreut sich das Zürcher Ressourcen Modell wachsender Beliebtheit. Verschiedene Bereiche profitieren davon, wie die folgende Tabelle aufzeigt:

Bereich Anwendung des ZRM
Gesundheitsbereich Stressbewältigung und Burnout-Prävention durch Identifikation und Stärkung persönlicher Ressourcen
Spitzensport Mentale Stärke und Motivation erhalten sowie individuelle Leistungen steigern
Coaching Gezielte Fokussierung und kontinuierliche Weiterentwicklung in Arbeit und Privatleben fördern

Die Vielseitigkeit des ZRM ermöglicht es, sowohl im privaten als auch im beruflichen Alltag, gezielt und erfolgreich zu handeln.

Tipps und Tricks für den erfolgreichen Einsatz des ZRM

Um das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) effektiv einzusetzen, ist kontinuierliches Engagement erforderlich. Hier einige erweiterte Ansätze und Techniken, die deine Arbeit mit dem ZRM noch wirkungsvoller gestalten:

Psychoedukatives Wissen nutzen

Die solide Basis psychoedukativen Wissens spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg des ZRM-Prozesses. Dazu gehört, sich stetig über folgende Themenbereiche weiterzubilden:

  • emotionale Intelligenz
  • Stressbewältigung
  • Kommunikationstechniken
  • Konfliktlösungsstrategien

Durch dieses Wissen kannst du eigenständig und gezielt Lösungen für persönliche oder berufliche Herausforderungen entwickeln.

Psychodrama-Elemente einbinden

Der Einbezug von Psychodrama-Methoden im ZRM-Prozess kann tiefere Einblicke und nachhaltige Veränderungen fördern. Rollenspiele und Gestaltungsübungen können helfen, versteckte Wünsche, Bedürfnisse und Ängste sichtbar zu machen, die anderenfalls unerkannt bleiben könnten. Integriere solche Techniken nach Bedarf, am besten unter professioneller Anleitung.

Der Kraft von Gefühlen Raum geben

Emotionen können eine bedeutende Quelle der Motivation für dein Motto-Ziel sein. Indem du Methode wie die Affektbilanz oder die ZRM-Bildkartei nutzt, kannst du gefühlsbasierte Ressourcen identifizieren und diese im Veränderungsprozess als treibende Kraft einsetzen. Lasse deine Emotionen nachhaltig zu einem positiven Antrieb in deinem Leben werden.

Realistische Umsetzung der Motto-Ziele

Für einen gelungenen Transfer der Motto-Ziele in die Praxis sind konkrete, umsetzbare Schritte entscheidend. Vage oder abstrakte Formulierungen sollten vermieden werden. Achte bei der Planung auf:

  • Reale Zeitressourcen
  • Das Setzen von Prioritäten
  • Indikatoren zur Zielerreichung

Diese Maßnahmen erleichtern dir die Umsetzung deiner Ziele und erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs.

Kontinuierliche Evaluation und Anpassung

Reserviere regelmäßig Zeit, um deinen Fortschritt, Hindernisse und Erfolge zu analysieren. Ziehe Lehren aus deinen Erfahrungen und passe deine Strategien zur Zielerreichung entsprechend an. Dieser kontinuierliche Feedback-Prozess ermöglicht es dir, deine Herangehensweise an aktuelle und zukünftige Herausforderungen erfolgreich anzupassen.

Wenn du diese erweiterten und komplexen Aspekte in deinem ZRM-Ansatz berücksichtigst, bist du in der Lage, neue Wege zu beschreiten und eine bessere Work-Life-Balance zu erlangen.

Fazit: Entfalte dein Potenzial mit dem Zürcher Ressourcen Modell

Als Self-Coaching-Tool hilft das Zürcher Ressourcen Modell bei der Optimierung deines Selbstmanagements, deiner Work-Life-Balance und deiner Motivation. Die Arbeit mit dem ZRM kann dabei helfen, unbewusste Bedürfnisse mit bewussten Motiven in Einklang zu bringen sowie die emotionale Motivation hinter Handlungen zu erkennen, um so ein besseres Gleichgewicht zwischen beruflichen und persönlichen Zielen im Leben zu finden.

Das ZRM ermöglicht dir, persönliche Ressourcen und Potenziale zu identifizieren und gezielt für deine Zielerreichung einzusetzen. Durch das ZRM kannst du Ziele visualisieren und Lösungsstrategien für eine erfolgreiche Umsetzung im beruflichen sowie privaten Alltag entwickeln. Nutze die gewonnenen Erkenntnisse über das Zürcher Ressourcen Modell, um deine persönliche und berufliche Entwicklung voranzubringen.

FAQ

Häufig gestellte Fragen und die dazugehörigen Antworten sind nachfolgend aufgelistet.

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