Wertschätzende Kommunikation: Warum sie so wichtig ist, wie du sie anwendest

Von Thomas Sesli, geprüft durch Ekaterina Broska (Google- und Hubspot-zertifiziert)
Aktualisiert am 15.05.2024 | Lesezeit ca. Min.

"Hallo, kannst du mich verstehen?" Wertschätzende Kommunikation ist unabdinglich für harmonische Beziehungen und eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Doch wie funktioniert sie? Wie bringst du deine Gefühle und Bedürfnisse angemessen zum Ausdruck?

Das zeigen wir dir in diesem Artikel. Was dich erwartet:

  • Die Bedeutung wertschätzender Kommunikation im Arbeitsumfeld und in persönlichen Beziehungen
  • Praktische Ansätze zur Integration wertschätzender Kommunikation im Alltag
  • Achtsamkeit als Schlüssel zur Verbesserung der Kommunikationspraxis

Es ist nie zu spät, deine Fähigkeiten für wertschätzende Kommunikation weiterzuentwickeln – lies unbedingt weiter!

Wertschätzende Kommunikation: Die Grundlagen

Wertschätzende Kommunikation ist von größter Wichtigkeit für harmonische Beziehungen und erfolgreiche Zusammenarbeit. Im Folgenden werden wir die Grundlagen und den Ansatz der "Gewaltfreien Kommunikation" nach Marshall Rosenberg näher betrachten.

Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg

Die von Marshall Rosenberg entwickelte Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist eine Methode, die darauf abzielt, empathische Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen und Konflikte konstruktiv zu lösen.

Wertschätzende Kommunikation ist ein zentrales Element der GFK, bei dem Verständnis, Empathie sowie das Ausdrücken eigener Gefühle und Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Die Methode fördert dabei eine authentische, verantwortungsbewusste Kommunikation und hilft, Gewalt und Aggression zu vermeiden.

Grundannahmen und Prinzipien

Die GFK stützt sich auf verschiedene fundamentale Annahmen und Prinzipien. Hier sind einige der wichtigsten Grundvoraussetzungen:

  • Alle Menschen haben gleichwertige Bedürfnisse und Werte, zum Beispiel Sicherheit, Anerkennung und Liebe.
  • Empathie und Verständnis sind zentrale Aspekte einer gelungenen Kommunikation.
  • Jeder Mensch trägt die umfassende Verantwortung für sein eigenes Handeln und seine Gefühle.
  • Die gewählte Sprache beeinflusst unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen.
  • Offene und ehrliche Kommunikation mündet in vertrauensvollen Beziehungen und lösungsorientierten Konfliktbewältigungen.

Indem du diese Grundannahmen und Prinzipien verinnerlichst, kannst du die wertschätzende Kommunikation besser verstehen und in deinem täglichen Leben anwenden.

In vier Schritten zur gewaltfreien Kommunikation

Kommen wir nun zu Rosenbergs Methode.

  1. Beobachtung statt Beurteilung: Zunächst wird eine konkrete Situation beschrieben, allerdings ohne sie zu bewerten oder zu interpretieren. Konzentriere dich lediglich auf das, was passiert. "Du bist immer zu spät" könnte als reine Beobachtung so klingen: "Mir ist aufgefallen, dass du letzte Woche dreimal erst nach 9 Uhr zur Arbeit gekommen bist".
  2. Gefühle erspüren: Nun wird ausgedrückt, welches Gefühl du dabei spürst, ohne jegliche Vorwürfe auszudrücken. Benutze beispielsweise "Ich fühle mich frustriert" an Stelle von "Ich fühle, dass du keine Lust auf die Arbeit hast".
  3. Bedürfnis äußern: Als Nächstes vermittelst du das Bedürfnis, das mit deinem Gefühl einhergeht. Vermeide dabei spezifische Forderungen. "Pünktlichkeit ist für unsere Teamarbeit sehr wichtig" statt "Ich will, dass du nie wieder unpünktlich zur Arbeit erscheinst".
  4. Bitte formulieren: Im letzten Schritt wird eine konkrete Bitte formuliert. Sie sollte klar und ausführbar sein. Erneut gilt es, keine versteckte Forderung einzubauen. In etwa so: "Lass uns über mögliche Lösungen reden, wie du viel öfter pünktlich zur Arbeit kommen kannst".
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Die Bedeutung wertschätzender Kommunikation

Wertschätzende Kommunikation gewinnt immer mehr an Bedeutung, weil sie Menschen dabei hilft, einander näherzubringen und gegenseitige Anerkennung, Verständigung und Verbindung zu fördern. Im Folgenden werden wir ihre Rolle und ihre Auswirkungen in Beziehungen, Arbeitsumfeld und Gesprächen betrachten.

Positive Auswirkungen auf Beziehungen und Arbeitsumfeld

Wertschätzende Kommunikation trägt dazu bei, dass Menschen motivierter und engagierter in Beziehungen sowie im Arbeitsumfeld agieren. Eine respektvolle und wohlwollende Kommunikation bildet die Basis für ein gesundes Gesprächsklima, indem sie dazu beiträgt, dass:

  • Konflikte effektiver gelöst werden,
  • Probleme offen und konstruktiv angesprochen werden und
  • ein produktives Zusammenarbeiten entsteht.

Die Nutzung dieser Art der Kommunikation fördert die Zufriedenheit sowie das Selbstwertgefühl der Beteiligten und spiegelt sich in verbesserten zwischenmenschlichen Beziehungen, höherer Arbeitsqualität und gesteigerter Agilität in kollaborativen Teams wider.

Förderung von Empathie und Verständnis

Wertschätzende Kommunikation ermöglicht es, tiefere Verbindungen mit anderen Menschen auf emotionaler Ebene zu knüpfen. Einfühlsames Zuhören und empathische Resonanz tragen zur Entwicklung eines intensiveren Verständnisses für die Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken anderer sowie eigener bei. Die von Marshall Rosenberg betonte empathische Haltung hilft dabei, in Gesprächen gemeinsame Grundlagen zu finden und respektvollen Umgang miteinander zu gewährleisten.

Eigene Bedürfnisse und innere Zensur

Ein bewusster Umgang mit wertschätzender Sprache führt zu intensiverer Selbstwahrnehmung und regt Prozesse der Selbstreflexion an. Sensibilität für die eigenen Bedürfnisse und gegenüber der inneren Zensur ist dabei hilfreich, um authentisch und klar zu kommunizieren.

Dies regt zudem das analytische Denken an. Durch die bewusste Integration eigener Befindlichkeiten im Gespräch ergeben sich neue Perspektiven und eine Bereicherung des Lebens durch gegenseitiges Verständnis.

Anwendung wertschätzender Kommunikation im Alltag

Der folgende Abschnitt widmet sich der praktischen Umsetzung von wertschätzender Kommunikation, um sie erfolgreich in deinem täglichen Leben anzuwenden.

Schlüsselelemente und Techniken

  • Empathie zeigen: Sei offen für die Gefühle und Bedürfnisse anderer Personen und begegne ihnen mit Einfühlung und Verständnis.
  • Beobachtung statt Bewertung: Beschreibe Situationen und Verhaltensweisen konkret und völlig ohne Urteile oder wertende Worte. Versuche dabei, trennende und verurteilende Schuldzuweisungen und Missverständnisse zu vermeiden.
  • Gefühle ausdrücken: Äußere, was du fühlst – ohne Anschuldigungen oder Vorwürfe. Vermittle deine Emotionen authentisch und ehrlich. Deine Emotionen und Vorurteile gelten als zwei zu trennende Kategorien.
  • Bedürfnisse erkennen und mitteilen: Werde dir bewusst, welche Bedürfnisse hinter deinen Gefühlen stecken, und teile sie klar und offen mit.
  • Konstruktive Bitten formulieren: Formuliere unerfüllte Bedürfnisse als konkrete, realistische und umsetzbare Bitten, anstatt sie als Forderungen zu kommunizieren.

Wertschätzendes Formulieren: Beispiele

Im Folgenden findest du einige Beispiele, wie du wertschätzende Kommunikation im Umgang mit unterschiedlichen Situationen anwenden kannst:

Situation: Dein Kollege kommt regelmäßig zu spät zu Meetings.

Nicht wertschätzend: "Du bist immer zu spät, das ist wirklich respektlos und stört unseren Arbeitsablauf."

Wertschätzend: "Mir ist aufgefallen, dass du häufig zu spät zu unseren Meetings erscheinst. Ich befürchte, dass dadurch wichtige Informationen verloren gehen und unsere Konfliktlösung weniger effektiv sein könnte. Könnten wir gemeinsam die Ursachen dafür finden und Lösungen erarbeiten, um dein pünktliches Erscheinen zu gewährleisten?"

Situation: Dein Partner hat vergessen, Besorgungen zu erledigen.

Nicht wertschätzend: "Du hast schon wieder vergessen, einzukaufen! Du bist echt unzuverlässig."

Wertschätzend: "Mir ist aufgefallen, dass du heute die Einkäufe nicht erledigt hast, und ich fühle mich dadurch enttäuscht, weil wir nun unser geplantes gemeinsames Abendessen nicht zubereiten können. Können wir gemeinsam besprechen, wie wir in Zukunft sicherstellen können, dass solche Aufgaben nicht vergessen werden?"

Wertschätzende Kommunikation: 4 Schlüsselstrategien für bessere Beziehungen
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Wertschätzende Kommunikation in unterschiedlichen Kontexten

Die wertschätzende Kommunikation ist in persönlichen sowie Online-Interaktionen hilfreich und erweist sich besonders in Konfliktsituationen und schwierigen Gesprächen als nützlich.

Persönliche vs. Online-Kommunikation

Im persönlichen Gespräch kannst du verbale und nonverbale Hinweise wie Tonfall, Gestik und Mimik direkt wahrnehmen. Hingegen kann Online-Kommunikation, beispielsweise in E-Mails oder auf sozialen Medien, zu Missverständnissen führen, da solche Hinweise fehlen.

In beiden Kontexten ist es essenziell, wertschätzende Kommunikation zu nutzen, um Missverständnissen und Abwertungen vorzubeugen. Verzichte auch in schriftlicher Kommunikation auf das Verurteilen oder Abwerten deines Gegenübers und bringe stattdessen klar und offen deine Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck. Achte in Online-Situationen darauf, deine Nachrichten präzise zu formulieren und achtsam zu wählen, um Fehlinterpretationen entgegenzuwirken.

Umgang mit Konflikten und schwierigen Gesprächen

Wie hast du mit Konflikten umzugehen? Obwohl Konflikte und schwierige Gespräche unangenehm sein können, ermöglicht eine wertschätzende Kommunikationsweise eine bessere Bewältigung der Situation. Statt das Verhalten deines Gesprächspartners zu beurteilen oder abwertende Bemerkungen zu äußern, konzentriere dich auf deine eigenen Emotionen und die zugrunde liegenden Bedürfnisse des Konflikts.

Experten wie die zertifizierte GFK-Trainerin, Kommunikations- und Managementberaterin Beate Brüggemeier betonen dabei die Bedeutung von Ich-Botschaften. Brüggemeier erklärt, dass diese es ermöglichen, den Einfluss der Handlungen des anderen auf dich darzulegen, ohne in Vorwürfe oder Anschuldigungen abzugleiten. Dadurch verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich dein Gesprächspartner angegriffen fühlt und eine konstruktive Konfliktlösung wird ermöglicht.

  • Nutze Ich-Botschaften, um Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken.
  • Bereite dich auf schwierige Gespräche vor, indem du die anzusprechenden Punkte überdenkst und diese möglichst wertschätzend formulierst.
  • Achte darauf, deinen Gesprächspartner nicht zu unterbrechen und ihm aufmerksam zuzuhören, bevor du antwortest.

Wertschätzende Kommunikation erweist sich somit in diversen Kontexten als äußerst hilfreich und unterstützt ein respektvolles und empathisches Miteinander. Ob in persönlichen Begegnungen, Online-Interaktionen oder bei der Konfliktbewältigung – die Anwendung von wertschätzender Kommunikation trägt dazu bei, in jeder Situation einen konstruktiven und harmonischen Umgang mit anderen zu pflegen.

Achtsamkeit als Schlüssel zur wertschätzenden Kommunikation

Achtsamkeit bildet die Grundvoraussetzung für eine wertschätzende Kommunikation, indem sie dir dabei hilft, sowohl dein Selbstbewusstsein als auch deine Kommunikationsfähigkeit zu stärken.

Achtsame Selbstreflexion und Selbstfürsorge

Die achtsame Selbstreflexion ermöglicht es dir, deine Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse ohne Wertung wahrzunehmen und somit die innere Haltung und Einstellung zu erkennen, die du in deine Kommunikation einbringst. Eine umfassende Selbstfürsorge bleibt dabei nicht unerfüllt und spielt eine bedeutende Rolle: sie trägt dazu bei, eine emotionale Balance zu erlangen und aus diesem ausgeglichenen Zustand heraus klar und wertschätzend zu kommunizieren.

Hier sind einige Methoden, die Selbstreflexion und Selbstfürsorge unterstützen:

  • Atemübungen: Durch regelmäßige Atemübungen kannst du deinen Geist beruhigen und dich besser auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
  • Meditation: Meditieren erlaubt es dir, deine Gedanken und Gefühle zu beobachten und ein tieferes Verständnis für ihre Ursachen sowie Wirkungen zu entwickeln.
  • Achtsamkeitspraxis im Alltag: Versuche, Achtsamkeitsübungen in deine täglichen Routinen zu integrieren, beispielsweise beim Essen, Gehen oder Zuhören.

5 Tipps für eine achtsame Kommunikationspraxis

Im Folgenden findest du fünf Tipps, die dir dabei helfen, deine Kommunikation achtsamer und wertschätzender zu gestalten:

  1. Sei präsent: Schenke der Person, mit der du sprichst, deine volle Aufmerksamkeit und höre aktiv zu. Dies unterstützt dich dabei, empathisch auf dein Gegenüber einzugehen.
  2. Übe Empathie: Versuche, dich in die Lage des anderen zu versetzen, um dessen Gefühle und Bedürfnisse besser zu verstehen und respektvoll darauf einzugehen.
  3. Wähle deine Worte sorgfältig: Formuliere deine Botschaft so klar wie möglich, um Missverständnisse zu vermeiden. Verzichte auf Vorwürfe und Verallgemeinerungen und sprich stattdessen in Ich-Botschaften über deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse.
  4. Sei offen für Feedback: Sieh verschiedene Sichtweisen und Perspektiven als Bereicherung und nimm konstruktive Kritik sowie Anregungen dankbar an.
  5. Praktiziere Geduld: Lass deinem Gesprächspartner Raum und Zeit, um seine Gedanken und Gefühle zu äußern, und unterlasse voreilige Schlussfolgerungen oder Unterbrechungen.

Fazit: Wertschätzende Kommunikation als Schlüssel zu harmonischen Beziehungen

Wertschätzende Kommunikation bildet das Fundament für erfolgreiche Zusammenarbeit und zwischenmenschliche Verbindungen. Durch Empathie, Verständnis und sachliche Verdeutlichung eigener Bedürfnisse lassen sich Konflikte konstruktiv lösen und Aggressionen vermeiden. Ob im persönlichen Umfeld, am Arbeitsplatz oder in der digitalen Kommunikation – dieser Kommunikationsansatz erweist sich als unerlässlich.

Wertschätzende Kommunikation hat das Potenzial, dein Leben und deine Beziehungen positiv zu beeinflussen. Betrachte diese Erkenntnisse als Anregungen zur Reflexion und lass sie deinen Kommunikationsstil bereichern. Mit Geduld, Übung und Achtsamkeit kannst du von den Vorteilen dieses wertvollen Ansatzes in verschiedenen Lebensbereichen profitieren.

FAQ

Im Folgenden sind die wichtigsten Fragen und Antworten aufgelistet.

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