Feedforward: Praxisnahe Anwendung und welche Unterschiede es zum klassischen Feedback gibt

Von Thomas Sesli, geprüft durch Anne Lorenz (zertifiziert von Hubspot)
Aktualisiert am 14.11.2024 | Lesezeit ca. Min.

Feedback-Gespräche können oft ziemlich frustrierend sein. Wie kannst du also als Führungskraft sinnvoll und konstruktiv Kritik üben?

Das Prinzip des Feedforward stellt nicht nur eine Alternative zum herkömmlichen Feedback dar, sondern bietet auch einen innovativen Ansatz zur Optimierung der Kommunikation in Unternehmen.

Anstatt den Fokus auf vergangene Ereignisse, Fehler und Schwächen zu legen, konzentriert sich Feedforward auf die Zukunft. Es schafft somit neues Potenzial für Führungskräfte, Mitarbeiter und Organisationen.

Auf deinem Weg zur Verbesserung der Kommunikation in deinem Unternehmen beleuchten wir folgende Aspekte:

  • Die Entstehung und Entwicklung des Feedforward-Konzepts
  • Die Hauptmerkmale, die Feedforward von traditionellen Feedback-Methoden abgrenzen
  • Praktische Tipps und exemplarische Anwendungen von Feedforward in verschiedenen Unternehmensbereichen

Feedforward: Praxisnahe Anwendung und Unterschiede zur Feedback-Kultur

In diesem Kapitel beleuchten wir die Grundlagen des Feedforward-Ansatzes, gehen auf seine Entstehung ein und ziehen Vergleiche zur konventionellen Feedback-Kultur.

Feedforward als fortschrittliche Kommunikationsmethode

Beim klassischen Feedback liegt der Fokus auf vergangenen Ereignissen sowie Fehlern und Schwächen.

Feedforward konzentriert sich hingegen auf zukünftige Handlungsoptionen und Verbesserungspotenziale. Es ermöglicht, den Blick nach vorne zu richten und lösungsorientiert zu arbeiten.

Woher kommt der Feedforward-Ansatz?

Der renommierte amerikanische Führungscoach und Autor Marshall Goldsmith prägte das Konzept des Feedforwards. Es basiert auf der Erkenntnis, dass konventionelle Feedback-Methoden häufig zu spät eintreffen und nicht die angestrebten Verhaltensänderungen bewirken. Goldsmith entwickelte daraufhin Feedforward als zukunftsorientiertes Instrument zur Kommunikation und Personalentwicklung.

Inzwischen hat sich der Feedforward-Ansatz in zahlreichen Unternehmen und Organisationen durchgesetzt, da er die Verantwortung für Veränderungen auf alle Beteiligten verteilt und die Zusammenarbeit unterstützt.

Die Schwächen konventioneller Feedback-Methoden

Um die Vorteile von Feedforward besser zu verstehen, werfen wir einen Blick auf die Schwachstellen herkömmlicher Feedback-Methoden, die oft in der Vergangenheit verhaftet bleiben und Mitarbeiter unzureichend unterstützen.

Feedback kommt oft zu spät

Eine der größten Schwächen traditioneller Feedback-Methoden liegt in der Verzögerung zwischen Handlung und Rückmeldung. Nicht selten erhält der Mitarbeiter die Rückmeldung erst, wenn die relevante Arbeitssituation bereits abgeschlossen ist.

In solchen Fällen trägt das Feedback nicht mehr zur Verhaltensänderung des Mitarbeiters und zur Verbesserung des aktuellen Prozesses bei. Um es bildlich auszudrücken: Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen, bevor man es retten kann.

Mangelnde Initiative bei Feedback-Anfragen

Zudem holen sich Führungskräfte zu selten Feedback bei ihren Mitarbeitern ein. Diese Passivität in Bezug auf Mitarbeitergespräche kann Probleme nach sich ziehen.

Führungskräfte sollten aktiv auf ihre Mitarbeiter zugehen, um sie nach ihren Meinungen und Erfahrungen zu fragen. Ansonsten bleiben wertvolle Impulse für Verbesserungen ungenutzt.

Ist Feedback immer objektiv?

Ein weiterer Schwachpunkt konventioneller Feedback-Methoden besteht in der oftmals irreführenden Annahme, dass Feedback stets objektiv und neutral ist. Tatsächlich sind Rückmeldungen in vielen Fällen subjektiv und spiegeln individuelle Erfahrungen, Wahrnehmungen und Bewertungen des Feedback-Gebers wider.

Deine Mitarbeiter erhalten also ein Feedback, das von den persönlichen Erwartungen und Präferenzen der Feedback-Geber geprägt sein könnte. Solch ein möglicherweise voreingenommenes Feedback kann für den Empfänger wenig hilfreich oder sogar verletzend sein. Wie lässt sich das vermeiden?

  1. Achte darauf, dass Feedback ehrlich und konstruktiv ist, um die Entwicklung der Mitarbeiter zu fördern.
  2. Etabliere klare Richtlinien für Feedback-Gespräche, um Rückmeldungen objektiver und besser strukturiert zu machen.
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Lesetipp

Zum Thema Feedback hat acquisa einige interessante Artikel für dich parat. Lese hier nach, was Feedback konkret bedeutet, welche Methoden und Regeln der Gesprächsführung es dazu gibt und wie du sie umsetzt:

Was ist Feedback? Definition, Beispiele und Tipps, um produktives Feedback zu geben

Feedback: Die wichtigsten Regeln und Methoden für konstruktive Kritik

Feedback-Methoden: 13 wirkungsvolle Ansätze für erfolgreicheres Kommunizieren

Die wesentlichen Elemente von Feedforward

Um den Feedforward-Ansatz nach Marshall Goldsmith wirksam zu implementieren, solltest du drei grundlegende Elemente berücksichtigen.

Wohlwollende Grundhaltung

Den Grundstein für ein positives Feedforward legt eine wohlwollende Haltung. Hierbei unterstützen sich Führungskräfte und Mitarbeiter gegenseitig und erwarten das Beste voneinander.

In einer Atmosphäre des Vertrauens fällt es leichter, offen und ehrlich über Optimierungspotenziale zu sprechen und gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln. So entsteht ein Umfeld, in dem Mitarbeiter wirksam zur Erreichung gemeinsamer Ziele beitragen können.

Fokus auf Lösungen statt Probleme

Ein zentrales Merkmal des Feedforward-Ansatzes ist die Ausrichtung auf Lösungen. Es bleibt nicht bei simplen Leistungsbeurteilungen in der Vergangenheit verhaftet, sondern ist darauf gerichtet, zukünftige Ziele zu erreichen und mögliche Lösungsoptionen in den Vordergrund zu stellen.

Indem die Aufmerksamkeit auf zukünftige Möglichkeiten gelenkt wird, erhalten Mitarbeiter die Chance, sich auf ihre Stärken und Potenziale zu fokussieren. Diese Ausrichtung ermutigt sie dazu, wirksame Veränderungen vorzunehmen und ihre persönliche Entwicklung voranzutreiben.

Vorschläge gemeinsam erarbeiten

Ein zentrales Element des Feedforward-Ansatzes ist die kollaborative Entwicklung praxisnaher Verbesserungsideen. Anstatt lediglich auf Schwächen hinzuweisen, sollen sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter Hand in Hand arbeiten. Auf dieser Grundlage können sie alternative Ansätze entwickeln, die bei der Zielerreichung unterstützend wirken können.

Dabei kommen Techniken wie Brainstorming, Diskussionsrunden und konkrete Aktionspläne zum Einsatz, die alle Beteiligten einbeziehen und zur Eigenverantwortung motivieren. Dies fördert den Motivations- und Kompetenzgrad im Team und ermöglicht einen engeren Zusammenhalt sowie erhöhte Flexibilität bei der Bewältigung neuer Herausforderungen.

Die positiven Auswirkungen von Feedforward auf Führungskräfte und Teams

Feedforward bietet sowohl für Führungskräfte als auch für Teams bedeutende Vorteile. Im Folgenden werden die vier entscheidenden Aspekte beleuchtet, in denen dieses Vorgehen von Nutzen ist:

Förderung intrinsischer Motivation bei Mitarbeitern

Feedforward zielt darauf ab, die intrinsische Motivation der Mitarbeiter zu steigern, indem es deren Leistungsfähigkeit und Entwicklungspotenzial ins Zentrum rückt. Es steht die Frage im Vordergrund: Wie kann ein bestimmtes Verhalten zu optimalen Lösungen führen?

Durch die Fokussierung auf zukünftige Verbesserungen und persönliche Ziele erhalten die Mitarbeiter ein klares Signal: Ihre Entwicklung und ihr Wachstum im Unternehmen werden geschätzt und gefördert.

So entsteht ein Umfeld, in dem Mitarbeitergespräche als Chance zur Selbstentwicklung statt als Kritik empfunden werden.

Unterstützung vorausschauender Planung

Im Gegensatz zum Feedback, das sich auf vergangene Ereignisse und Leistungen stützt, ermöglicht Feedforward eine zielgerichtete Planung für Führungskraft und Team.

Dieses Vorgehen konzentriert sich auf die Zukunft und ermöglicht es, Strategien und Maßnahmen zur Erreichung der angestrebten Ziele gemeinsam zu gestalten und gegebenenfalls frühzeitig anzupassen.

Aktive Mitgestaltung der Arbeit durch Mitarbeiter

Ein weiterer Vorteil von Feedforward ist die aktive Einbindung der Mitarbeiter in die Gestaltung von Arbeitsabläufen und professioneller Entwicklung.

Durch die Förderung eines offenen Dialogs, in dem die Mitarbeiter dazu ermutigt werden, ihre Ideen, Anliegen und Bedenken frei zu äußern sowie um Unterstützung und Anregungen für eine optimierte Leistung zu bitten, werden Eigenverantwortung und Empowerment im Team gestärkt.

Auf diese Weise können sowohl Führungskraft als auch Teammitglieder ihre Rolle in der Kommunikation und Zusammenarbeit optimieren.

Stärkung einer modernen Fehlerkultur

Feedforward trägt zur Etablierung einer zeitgemäßen Fehlerkultur bei, indem sein Fokus auf Lernen und Verbesserungen statt auf Schuldzuweisungen und Rechtfertigungen gerichtet ist.

Gemeinsam können Mitarbeiter und Führungskräfte aus gemachten Fehlern lernen und dadurch lösungsorientierte, personenunabhängige Ansätze entwickeln.

Das Ergebnis: Die Angst vor negativen Konsequenzen bei Fehlern wird reduziert und das Team lernt, konstruktiv mit Rückschlägen umzugehen.

Feedforward in der Team- und Organisationsentwicklung

Indem Feedforward in Teams und Organisationen integriert wird, kommt es zu einer gezielten Weiterentwicklung sowohl in der Zusammenarbeit als auch in der Führung.

Einsatzmöglichkeiten von Feedforward in unterschiedlichen Unternehmensbereichen

Feedforward bietet in verschiedenen Abteilungen die Chance, bestimmte Bereiche gezielt zu verbessern:

  • In der Produktentwicklung ermöglicht es Feedforward, Verbesserungsvorschläge frühzeitig zu generieren und dadurch eine raschere Anpassung an Marktbedingungen zu gewährleisten.
  • Im Marketing kann durch Feedforward die Effektivität von Kampagnen und Strategien optimiert werden. Gemeinsam mit den Teammitgliedern werden Erfolgsansätze und Potenziale zur Verbesserung eruiert und neue Ziele definiert.
  • Bezüglich Personal- und Organisationsentwicklung fördert Feedforward eine offene Kommunikation, um zukunftsfähige Verhaltensweisen und Arbeitsstrukturen umzusetzen. Dies bildet das Fundament für gezielte Weiterbildung, Karriereplanung und Teambuilding-Maßnahmen.

Integration von Feedforward als Bestandteil agiler Arbeitsmethoden

Agile Arbeitsweisen, zum Beispiel Scrum oder Kanban, bauen auf iterative Prozesse, fortlaufende Verbesserungen und adaptives Planen.

Die Einbindung von Feedforward in solche Ansätze unterstützt diese Methoden optimal:

  1. Mithilfe von regelmäßigen Stand-Up-Meetings oder Retrospektiven dient Feedforward zur Reflexion und Verbesserung von Arbeitsprozessen sowie zur gemeinschaftlichen Zielsetzung.
  2. Der Fokus auf konkrete Vorschläge und zukunftsorientierte Lösungen harmoniert mit dem agilen Prinzip, stets einen Schritt vorauszudenken und gemeinsam an Optimierungsmaßnahmen zu arbeiten.
  3. Die eher informelle Natur von Feedforward erleichtert die Integration in den agilen Kontext, da hier flache Hierarchien und eine offene Kommunikationskultur gefördert werden.

Praktische Anwendung von Feedforward: Leitfaden und Tipps

Da du nun mit den Grundlagen der Feedforward-Methode vertraut bist, wollen wir dir in diesem Leitfaden zeigen, wie du sie konkret im Arbeitsalltag einsetzen kannst. Dabei liegt der Fokus auf Schritten zur Implementierung. Hier kommen einige exemplarische Dialoge und Situationen.

Schritte zur Implementierung von Feedforward

Die Einführung von Feedforward erfordert Disziplin und offene Kommunikation. Um diese Methode erfolgreich in deinem Team oder deiner Organisation zu etablieren, beachte die folgenden Schritte:

  1. Sensibilisierung und Aufklärung: Sorge dafür, dass dein Team die Grundlagen und Vorteile von Feedforward kennt. Schulungen oder Workshops können helfen, den Unterschied zu herkömmlichen Feedback-Methoden zu veranschaulichen.
  2. Einbeziehung der Führungsebene: Die Führungskräfte sollten mit einem positiven Beispiel vorangehen. Lerne, wie du die Feedforward-Methode in der täglichen Kommunikation anwenden und deine Mitarbeiter dazu ermutigen kannst, ebenfalls diese Methode zu nutzen.
  3. Rahmenbedingungen schaffen: Entwickle gemeinsam mit deinem Team Richtlinien und Grundsätze für die Feedforward-Gespräche. Dabei sollten der respektvolle Umgang miteinander und das gemeinsame Ziel im Vordergrund stehen.
  4. Regelmäßige Praxis: Integriere Feedforward in den Arbeitsalltag – zum Beispiel in Form von regelmäßigen Team-Meetings oder bei Projektabschlüssen, in denen über Ziele, Aufgaben und Herausforderungen diskutiert wird.
  5. Reflexion und Verbesserung: Evaluiere kontinuierlich die Anwendung der Feedforward-Methode und führe bei Bedarf Anpassungen durch, um die Kommunikation im Team weiter zu optimieren.

Beispielhafte Feedforward-Dialoge und -Situationen

Nachfolgend findest du einige exemplarische Dialoge und Situationen, die die Anwendung der Feedforward-Methode veranschaulichen und dir dabei helfen, sie umzusetzen:

Situation 1: Ein Mitarbeiter hat Schwierigkeiten, seine Arbeitslast zu bewältigen.
Führungskraft: "Wir haben festgestellt, dass du aktuell viele Aufgaben hast. Gibt es etwas, bei dem wir dir helfen können, um deine Arbeitslast effizienter zu gestalten?"
Mitarbeiter: "Ja, ich bin momentan etwas überfordert. Vielleicht könnten wir gemeinsam darüber nachdenken, wie ich meine Prioritäten besser setzen und welche Aufgaben wir eventuell delegieren könnten."
Situation 2: Ein Teammitglied möchte seine Präsentationsfähigkeiten verbessern.
Kollege: "Mir ist aufgefallen, dass du an deinen Präsentationsfähigkeiten arbeiten möchtest. Wäre es hilfreich, wenn wir zusammen an deiner nächsten Präsentation arbeiten und dabei besprechen, welche Aspekte noch optimiert werden können?"
Teammitglied: "Das klingt nach einer guten Idee! So können wir direkt gemeinsam herausfinden, wie ich meine Präsentationen zukünftig verbessern kann."

Indem du die Feedforward-Methode konsequent in deiner Kommunikation einsetzt und dabei stets das Erreichen gemeinsamer Ziele betonst, förderst du nachhaltig die Entwicklung und Zusammenarbeit innerhalb deines Teams oder deiner Organisation.

Fazit: Feedforward für zukunftsorientierte Kommunikation und Entwicklung

Feedforward stellt einen zukunftsweisenden Ansatz dar, um Kommunikation und Zusammenarbeit zu optimieren.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Feedback-Kultur, die oftmals in der Vergangenheit verhaftet bleibt und proaktive Entwicklungen vermissen lässt, liegt der Fokus bei Feedforward auf zukünftigen Handlungs- und Verbesserungsmöglichkeiten:

  • Wohlwollende Grundhaltung: Eine positive und unterstützende Atmosphäre ist unabdingbar für erfolgreiche Feedforward-Gespräche.
  • Lösungsorientierte Herangehensweise: Indem der Fokus auf zukünftige Lösungen und Potenziale gelegt wird, erhöht sich die intrinsische Motivation von Mitarbeitern und Teams.
  • Gemeinsame Vorschläge: Zusammenhalt und Eigenverantwortung innerhalb des Teams werden messbar gestärkt, indem gemeinsam erarbeitete Alternativen und Verbesserungen vorgebracht werden.

Die Implementierung von Feedforward in deinem beruflichen Umfeld unterstützt die Schaffung einer dynamischen, lösungsorientierten und kooperativen Kultur. Dies kommt allen Beteiligten zugute und maximiert das Potenzial für kontinuierliche Verbesserung und Entwicklung innerhalb der Organisation.

FAQ

Häufig gestellte Fragen und die dazugehörigen Antworten sind nachfolgend aufgelistet.

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