Das Product Backlog in Scrum: Definition, Beispiele und Tipps für reibungslose Projektarbeit

Von Thomas Sesli
Aktualisiert am 01.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Die erfolgreiche Umsetzung von Scrum hängt maßgeblich von einem gepflegten Product Backlog ab. Doch wie gelingt es, das Product Backlog so zu strukturieren und zu priorisieren, dass ein reibungsloser Projektverlauf gesichert ist? Dieser Artikel vermittelt dir fundiertes Wissen über dieses fundamentale Instrument im agilen Projektmanagement.

In unserem Artikel erhältst du praxisorientierte Informationen zu folgenden Themenbereichen:

  • Herkunft und Relevanz des Product Backlogs im agilen Kontext
  • Bestandteile, Gliederung und Instandhaltung von Product Backlogs
  • Verantwortlichkeiten verschiedener Rollen innerhalb des Teams

Bist du neugierig, wie ein gut organisiertes Product Backlog deinem Team helfen kann? Dann lies weiter!

Das Product Backlog in Scrum: Definition und Grundlagen

Das Product Backlog ist ein Element im Scrum-Prozessrahmenwerk, das insbesondere für die agile Softwareentwicklung konzipiert wurde. Im Folgenden beleuchten wir die Grundlagen.

Entstehung und Bedeutung im agilen Projektmanagement

Scrum wurde in den 1990er Jahren entwickelt, um eine Alternative zu den überholten Wasserfall-Modellen der Softwareentwicklung zu bieten. Diese traditionellen Modelle zeichneten sich durch mangelnde Flexibilität aus. Im Scrum-Prozessrahmenwerk unterstützt dich das Product Backlog dabei, den Entwicklungsprozess auf geänderte Anforderungen auszurichten und so anpassungsfähig zu bleiben. Dabei wird das Vorgehen auf iterativen Fortschritt und eine kontinuierliche Verbesserung der Produktentwicklung ausgerichtet.

Der Product Owner pflegt das Backlog kontinuierlich und passt es im Verlauf des Entwicklungsprozesses an. Als wichtiges Organisationsinstrument hilft das Product Backlog, den Fortschritt zu überwachen und die Konzentration auf die dringendsten Prioritäten im Projekt sicherzustellen.

Product Backlog im Vergleich zu anderen Backlog-Arten

Das agile Projektmanagement kennt neben dem Product Backlog weitere Backlog-Arten. Im Folgenden werden ihre Unterschiede dargelegt:

  • Product Backlog: Es umfasst alle anstehenden Anforderungen, Features und Verbesserungen des Produkts. Der Product Owner ist für das Priorisieren des Backlogs zuständig und aktualisiert es über den gesamten Entwicklungsprozess hinweg.
  • Sprint Backlog: Es fungiert als Teilmenge des Product Backlogs und enthält die ausgewählten Anforderungen für einen bestimmten Sprint, also eine kleine Teilarbeitseinheit. Während des Sprints bearbeitet das Entwicklungsteam alle Elemente des Sprint Backlogs, um sie umzusetzen.
  • Release Backlog: Es ist eine geplante Auflistung der Funktionen, die in einer bestimmten Produktversion, dem sogenannten Release, enthalten sein sollen. Das Release Backlog dient der Planung und orientiert sich an den Erwartungen und Zielen des Product Owners für das jeweilige Release.

Die verschiedenen Backlog-Arten sind eng miteinander verknüpft und sorgen gemeinsam dafür, dass das Produkt kontinuierlich in die gewünschte Richtung weiterentwickelt wird.

Elemente des Product Backlogs

Um ein gutes Product Backlog zu erstellen, ist es wichtig, die einzelnen Elemente und ihre Wechselwirkungen zu verstehen. Diese bilden die Grundstruktur des Backlogs und gewährleisten Übersichtlichkeit und Organisation.

User Stories und deren Priorisierung

Sie dienen der Beschreibung von Anforderungen in Form benutzerzentrierter und aufgabenorientierter Geschichten, welche aus der Sicht einer bestimmten Rolle oder eines Nutzers formuliert werden. Jede User Story enthält nicht nur eine Aufgabenstellung, sondern auch einen Geschäftswert, der die Relevanz der Anforderung abbildet. Zudem ist die Aufwandsschätzung von Bedeutung, da sie die voraussichtliche Umsetzungsdauer angibt.

Für eine effiziente Bearbeitung der User Stories sollten sie entsprechend ihrer Dringlichkeit und Priorität angeordnet werden. Dabei spielen Faktoren wie der Geschäftswert, aufgabenbezogene Abhängigkeiten und geplante Produktparameterverbesserungen eine Rolle. Auch Fehlerbehebungen können, abhängig von ihrer Dringlichkeit und den Auswirkungen auf das Gesamtprodukt, eine hohe Priorität einnehmen. Die Priorisierung ermöglicht es, die Entwicklung auf die wichtigsten Anforderungen zu fokussieren und das Produkt kontinuierlich zu optimieren.

Akzeptanz- und Abnahmekriterien

Für ein klares Verständnis der Erwartungen an User Stories und für die Qualitätssicherung sind Akzeptanz- und Abnahmekriterien unverzichtbar. Sie legen die konkreten Anforderungen und Bedingungen fest, welche erfüllt sein müssen, damit ein Feature oder eine Funktion akzeptiert und später abgenommen werden kann.

Während Akzeptanzkriterien auf die Funktionsweise des Features und dessen Erfüllung der Nutzerbedürfnisse abzielen, stellen Abnahmekriterien sicher, dass das Feature in das Gesamtprodukt integriert ist und dabei Coding-Standards, GUI-Standards sowie Dokumentationsstandards entspricht. Es ist nötig, diese Kriterien während der Arbeit am Backlog zu definieren und regelmäßig zu überprüfen, um mögliche Verzögerungen oder Missverständnisse zu verhindern.

Strukturierung und Verwaltung eines Product Backlogs

Die Strukturierung und Verwaltung eines Product Backlogs sollten vor der Implementierung von Scrum verstanden werden.

Roadmap und Anforderungen als Grundlage

Die Roadmap fungiert als strategische Basis für die Planung und Priorisierung des Product Backlogs. Sie berücksichtigt Erwartungen und Ziele unterschiedlicher Stakeholder wie Kunden, das Management und Entwicklerteams. Eine aussagekräftige Roadmap weist grobe Meilensteine und Ziele aus, ohne in zu viele Details der einzelnen Features einzutauchen.

Anforderungen sind wesentliche Elemente des Product Backlogs. Sie können aus vielfältigen Quellen entstammen, etwa Stakeholder-Feedback, Marktanalysen oder dem internen Austausch. Anforderungen sollten klar und verständlich formuliert werden und im Product Backlog entsprechend ihrer Dringlichkeit priorisiert werden. Dadurch stellen Entwicklerteams sicher, in jeder Iteration (Sprint) die wichtigsten und wertschöpfenden Aufgaben zu erledigen.

Die kontinuierliche Verfeinerung (Refinement) der Anforderungen stellt einen Prozess dar, bei dem der Product Owner die Items im Product Backlog in regelmäßigen Abständen überprüft, anpasst und priorisiert. Dabei zerlegt er größere Anforderungen (Epics) in kleinere, handhabbare Aufgaben (User Stories), die anschließend im Backlog abgearbeitet werden können.

Tools und Techniken für eine reibungslose Organisation

Eine gut strukturierte Liste ist unabdingbar, um den Überblick über die Items im Product Backlog zu wahren. Du solltest in der Lage sein, den aktuellen Stand jederzeit einzusehen und die relevanten Informationen an die Teammitglieder weiterzureichen. Es gibt verschiedene Tools und Techniken, die den Workflow und die Zusammenarbeit unterstützen:

  • Digitale Tools wie Jira, Trello oder Azure DevOps bieten umfangreiche Funktionen zur Verwaltung von Backlogs und fördern die Zusammenarbeit im Team.
  • Physische Tools wie Whiteboards, Kanban-Boards oder Post-it-Notizen ermöglichen den Teammitgliedern, auf einen Blick den aktuellen Stand der Arbeit zu erkennen.
  • Regelmäßige Meetings für die Priorisierung und Verfeinerung des Backlogs erleichtern Abstimmungen und Diskussionen innerhalb des Teams und mit Stakeholdern, wodurch der Fokus stets auf den wichtigsten Anforderungen bleibt.
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Agile Teams und die Rolle des Product Backlogs

Um einen tieferen Einblick in das Zusammenspiel zwischen agilen Teams und dem Product Backlog zu erhalten, betrachten wir die Rollenverteilung und Kommunikation im Kontext von Scrum.

Product Owner und Scrum Master in der Backlog-Arbeit

Innerhalb des Scrum-Frameworks übernimmt der Product Owner die Verantwortung für das Product Backlog. Seine Aufgabe besteht darin, sämtliche Anforderungen zu priorisieren, definieren und ordnen. Dabei legt der Product Owner besonders Wert darauf, die User Stories nach ihrem geschätzten Wert für das Projekt zu priorisieren. Zu Beginn jedes Sprints bespricht er mit dem Team die höchste Priorität im Backlog und verschafft ihm einen Überblick über die Funktionen und User Stories.

Parallel dazu ist der Scrum Master dafür zuständig, dass das Team zielführend arbeiten kann und alle Scrum-Regeln eingehalten werden. Die Beobachtung des Arbeitsaufwands gehört ebenso dazu, wie Probleme und Hindernisse zu beseitigen. Bei der Backlog-Arbeit unterstützt der Scrum Master den Product Owner, indem er dazu beiträgt, ein gut strukturiertes und leicht verständliches Product Backlog zu erstellen.

Bedeutung des Product Backlogs für die Teamkommunikation

Das Product Backlog ist für die Kommunikation innerhalb des agilen Teams von großer Bedeutung, da es die gemeinsame Vision und die Ziele des Projekts festlegt. Mithilfe des Backlogs wissen die Teammitglieder, worauf sie sich konzentrieren sollten und wie sie ihre Kräfte auf die verschiedenen Aufgaben im Rahmen des aktuellen Sprints verteilen sollen. So können sie sich auf ihre Arbeit fokussieren, ohne ständig über den aktuellen Stand der Anforderungen und deren Priorität nachdenken zu müssen.

Die enge Zusammenarbeit zwischen Product Owner, Scrum Master und dem Team trägt dazu bei, dass das Product Backlog optimal als Planungsinstrument für das gesamte Projekt eingesetzt wird. Beispielsweise fließen durch die regelmäßige Sprint-Retrospektive Verbesserungsvorschläge und Feedback von den Teammitgliedern direkt in das Product Backlog ein, sodass dieses laufend aktualisiert und angepasst werden kann. So funktioniert's:

  • Anpassung der Priorisierung basierend auf dem Feedback der Teammitglieder
  • Integration neuer Anforderungen oder Anpassung bestehender User Stories, falls notwendig
  • Identifizierung von Synergien und Optimierungspotenzialen innerhalb des Backlogs

Beispiele und Tipps für ein gelungenes Product Backlog

Dieser Abschnitt enthält bewährte Beispiele und praxisnahe Tipps, die dir helfen, ein Product Backlog zu erstellen und zu pflegen.

Best Practices aus der Praxis

Ein überzeugendes Product Backlog zeichnet sich durch Übersichtlichkeit und aussagekräftige Einträge aus. Achte dabei auf folgende Punkte:

  • Formuliere User Stories präzise und stelle den Kundennutzen in den Vordergrund
  • Berücksichtige sowohl den geschäftlichen Wert (Business Value) als auch die technischen Anforderungen bei den Einträgen
  • Schätze den Zeit- und Ressourcenaufwand für jeden Backlog-Eintrag realistisch ein
  • Priorisiere die Einträge klar nach Relevanz und Dringlichkeit
  • Grenze unterschiedliche Projekte, Produkte oder Features deutlich voneinander ab

Ein Beispiel für ein gelungenes Product Backlog könnte so aussehen:

| Priority | User Story | Business Value | Effort (in Stunden) |
| 1 | Produktfilterung nach Preis und Beliebtheit | High | 20 |
| 2 | Optimierung der Produktbilder | Medium | 30 |
| 3 | Wunschlisten für Kunden | High | 40 |
| 4 | Rabattcode-Verwaltung für Verkäufer| Low | 15 |

Tipps zum Refinement und kontinuierlichen Verbesserungsprozess

Um dein Product Backlog stets aussagekräftig und auf dem neuesten Stand zu halten, solltest du regelmäßig ein Backlog-Refinement durchführen. Hier einige hilfreiche Tipps für diesen Prozess:

  1. Beziehe das gesamte Team, einschließlich Product Owner, Scrum Master und Entwicklern, aktiv in die Diskussion und Planung während des Refinements ein
  2. Führe das Refinement in regelmäßigen Abständen durch, jedoch nicht zu häufig, um den Fokus auf die Umsetzung der aktuellen Prioritäten zu erhalten
  3. Verwende KPIs und Metriken, um fundierte Entscheidungen bei der Priorisierung zu treffen
  4. Sei offen für Feedback und Verbesserungsvorschläge von Kunden sowie Teammitgliedern
  5. Fördere die Kommunikation und Transparenz, indem du sicherstellst, dass alle Beteiligten über den aktuellen Status des Product Backlogs informiert sind

Fazit: Pflege dein Product Backlog!

Der Product Owner trägt die Verantwortung für die kontinuierliche Pflege des Product Backlogs, um den Entwicklungsprozess anpassbar zu gestalten und die wichtigsten Prioritäten im Fokus zu halten. Es ist wichtig zu erkennen, dass dessen Struktur und Management entscheidende Faktoren für den Erfolg agiler Projekte sind.

Konkret solltest du die folgenden Punkte beachten:

  • User Stories: Durch klar definierte und priorisierte User Stories kannst du den Fokus auf die bedeutendsten Anforderungen legen und somit einen messbaren Geschäftswert liefern.
  • Verwaltung: Eine gut durchdachte Strukturierung sowie passende Werkzeuge erleichtern die Handhabung des Product Backlogs und fördern die Bereitschaft des Teams, die Backlog-Elemente umzusetzen.
  • Kommunikation: Rund um das Backlog sollte ein offener Austausch stattfinden. Das fördert die Transparenz und ermöglicht es, eine gemeinsame Vision der Projektziele zu etablieren.

Nutze die Gelegenheit, die Struktur und Priorisierung deines Product Backlogs kontinuierlich zu verfeinern und ermögliche deinem Team, von einer klaren, zielorientierten Arbeitsweise zu profitieren. Dies fördert nicht nur die Produktivität, sondern auch die Zufriedenheit und den Erfolg jedes einzelnen Teammitglieds.

FAQ

Hier finden sich die Antworten auf häufige Fragen.

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