Die Wahl der richtigen Projektmanagement-Methode kann über den Erfolg oder Misserfolg eines Projekts entscheiden. Scrum und Agile sind zwei flexible Methoden, die sich für anpassungsfähiges Projektmanagement eignen. Aber wie unterscheiden sie sich und wie triffst du die passende Wahl für dein Projekt?
Dieser Artikel hilft dir dabei, die Vor- und Nachteile von Scrum und Agile abzuwägen und sie erfolgreich einzusetzen. Es werden folgende Aspekte behandelt:
- Grundlagen und Ursprung von Agile und Scrum
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Ansätze
- Empfehlungen für die Auswahl der geeigneten Methode im Projektmanagement
Nach diesem Artikel besitzt du fundierte Kenntnisse, die dir dabei helfen werden, eine gut durchdachte Entscheidung für dein Projektmanagement zu treffen.
Ist Scrum eine agile Methode?
Ja, Scrum ist eine agile Methode, die im Projektmanagement und der Softwareentwicklung Anwendung findet. Durch regelmäßige Sprints und Teamkommunikation wird eine kontinuierliche Verbesserung und Flexibilität erreicht. Die Anpassung an Kundenwünsche und Marktanforderungen wird somit beschleunigt.
Einführung in Agile und Scrum
Zunächst möchten wir die Grundlagen und Ursprünge von Agile und Scrum erläutern, bevor wir ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede betrachten. Beide Ansätze sind insbesondere in der Softwareentwicklung und im Projektmanagement bedeutsam.
Agile: Ursprung und Grundlagen
Die Wurzeln des Agile-Ansatzes gehen auf das "Agile Manifesto" zurück, welches 2001 von einer Gruppe von Softwareentwicklern veröffentlicht wurde. Das Manifest beruht auf vier grundlegenden Prinzipien:
- Zusammenarbeit
- Kundenorientierung
- Anpassungsfähigkeit
- Kontinuierliche Verbesserung
Seit seiner Einführung hat sich der Agile-Ansatz in vielen Unternehmen und Branchen etabliert, insbesondere in der Softwareentwicklung. Agile Projektmanagementmethoden setzen auf iterative, inkrementelle Entwicklungszyklen. Dadurch können Anforderungen, das Design und die Implementierung kontinuierlich angepasst und verbessert werden. Ziel des Ansatzes ist ein schnelleres und flexibleres Entwicklungsmodell, welches Kundenanforderungen besser berücksichtigt und auf Veränderungen leichter reagieren kann.
Scrum: Definition und Einsatzgebiete
Scrum ist eine spezifische Methode, die im Rahmen des Agile-Ansatzes den Entwicklungsprozess in klar definierte Rollen, Verantwortlichkeiten und zeitlich begrenzte Arbeitsphasen – sogenannte Sprints – strukturiert. Ein wesentlicher Aspekt von Scrum ist die Transparenz und Messbarkeit des Fortschritts eines Projekts. Dabei soll das Scrum-Team so autonom wie möglich arbeiten. Scrum hat sich als eine der am häufigsten eingesetzten agilen Methoden etabliert und findet vorwiegend in der Softwareentwicklung Anwendung, ist jedoch auch in anderen Unternehmensbereichen anwendbar.
Ähnlichkeiten zwischen Agile und Scrum
Agile und Scrum haben grundlegende Werte und Prinzipien gemeinsam, die in diversen Projektteams erfolgreich umgesetzt werden.
Lesetipp
Egal, welche Methode du wählst, wichtig ist, dass deine Projektplanung reibungslos funktioniert. In unserem Artikel Die 4 Projektmanagement-Phasen: Der komplette Leitfaden für erfolgreiches Projektmanagement erhältst du hilfreiche Tipps, damit garantiert nichts schiefgeht.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Sowohl Agile als auch Scrum zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aus. So kannst du jederzeit angemessen auf Veränderungen im Projektverlauf reagieren. Beide Ansätze sehen einen iterativen und inkrementellen Arbeitsprozess vor, der darauf abzielt, kontinuierlich auf neue Anforderungen zu reagieren und gezielt nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen.
Dabei wird in einem agilen Framework sowie im Scrum-Verfahren der Wert von Arbeitsergebnissen höher bewertet als starre Planungsstrukturen, sodass Projektteams in der Lage sind, gemeinschaftlich und kontinuierlich optimale Lösungen zu entwickeln.
Kundenorientierung und Feedback-Schleifen
Die ausgeprägte Kundenorientierung ist ein zentrales Element, das Agile und Scrum gemeinsam haben. Beide Methoden befürworten die Einbindung der Kunden in den Entwicklungsprozess und das kontinuierliche Einholen von Feedback. Dabei rücken die Qualität und der tatsächliche Nutzen des Endprodukts für den Kunden in den Fokus. Dies wird durch eine projektinterne Zusammenarbeit und Kommunikation erreicht, die eine offene Feedback-Kultur fördert und idealerweise auch auf den Kunden überträgt.
Einsatz von multidisziplinären Teams
Ein weiteres gemeinsames Merkmal von Agile und Scrum ist die Verwendung von multidisziplinären Teams. Solche Teams setzen sich aus Fachleuten unterschiedlicher Bereiche zusammen, um ein breites Spektrum an Kompetenzen für das jeweilige Projekt abzudecken.
Dies steigert die Effektivität und trägt zur Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses für Ziele und Herausforderungen des Projekts bei. Agile- und Scrum-Teams sind dabei so konzipiert, dass sie selbstorganisiert und eigenverantwortlich agieren, was wiederum die Zusammenarbeit und die Geschwindigkeit der Projektabwicklung verbessert.
Unterschiede zwischen Agile und Scrum
Obwohl Agile und Scrum eng miteinander verknüpft sind, existieren wesentliche Unterschiede, die du bei der Auswahl der passenden Projektmanagement-Methode berücksichtigen solltest.
Agile als Rahmen vs. Scrum als Methode
Agile stellt einen Rahmen bereit, der flexible und kundenorientierte Arbeitsweisen ermöglicht und zahlreiche Ansätze sowie Methoden umfasst.
Im Gegensatz dazu ist Scrum eine spezifische Methode innerhalb des Agile-Paradigmas, die klare Vorgaben für Rollen (z. B. den Scrum Master), Artefakte und Prozesse in der Projektabwicklung vorsieht (z. B. den Sprint). Im Überblick:
- Agile: Keine strikten Vorgaben für Rollen, Artefakte oder Prozesse – stattdessen Raum für individuelle Anpassungen
- Scrum: Konkrete Rollen, Artefakte und Prozesse vorgegeben, die einheitlich angewendet werden
Rollen und Verantwortlichkeiten
Im Scrum sind Rollen wie der Scrum Master, der Product Owner und das Entwicklungsteam gut definiert und mit spezifischen Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten verbunden. Im Gegensatz dazu sind im Agile-Rahmen Rollen und Verantwortlichkeiten weniger festgelegt, wodurch mehr Raum für individuelle Anpassungen und Teamstrukturen geschaffen wird.
Planung und Zeitmanagement
Scrum legt besonderen Wert auf die Planung von Sprints, die in der Regel zwei bis vier Wochen dauern und dazu dienen, ein konkretes, vorab festgelegtes Arbeitspaket umzusetzen. In der übergreifenden Agile-Philosophie ist der Umgang mit der Dauer und Gestaltung von Arbeitszyklen hingegen flexibler und weniger strikt definiert.
Art der Zusammenarbeit und Kommunikation
Die Kommunikationsstrukturen unterscheiden sich ebenfalls zwischen Scrum und Agile. Während Scrum auf klar strukturierte Meetings und Kommunikationsformen setzt (zum Besipiel das Daily Scrum, das Sprint-Review oder die Sprint-Retrospective), sind bei Agile die Kommunikationsstrukturen offener und weniger formal geregelt. Dennoch legt Agile genauso großen Wert auf Zusammenarbeit und Kommunikation, gestattet aber mehr Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung.
Agile im Vergleich mit anderen Projektmanagement-Methoden
Agile ist einer von mehreren Ansätzen im Projektmanagement. Im Folgenden vergleichen wir Agile mit zwei weiteren prominenten Methoden.
Agile vs. Wasserfall
Das Wasserfallmodell ist ein linearer und sequenzieller Ansatz im Projektmanagement, der sich deutlich von der agilen Vorgehensweise abhebt. Nachfolgend werden einige zentrale Unterschiede herausgestellt:
- Im Wasserfallmodell müssen sämtliche Anforderungen eines Projekts von Beginn an präzise definiert und dokumentiert sein. Im Gegensatz dazu sind bei agilen Methoden Veränderungen und Anpassungen während des gesamten Projekts vorgesehen und erwünscht.
- Das Wasserfallmodell erfordert eine vollumfängliche Fertigstellung jeder Phase, bevor die nächste Phase beginnt. Agile Projekte hingegen arbeiten in iterativen Zyklen.
- Fehler und Probleme werden im Wasserfallmodell in der Regel erst am Ende des Projekts in Form einer ganzheitlichen Lösung angegangen. In agilen Projekten werden sie jedoch kontinuierlich und zeitnah identifiziert und eliminiert.
- Während das Wasserfallmodell einen stärkeren Fokus auf Dokumentation legt, ist bei Agile der Fortschritt und die Kommunikation von größerer Bedeutung.
Das Wasserfallmodell ist vor allem geeignet, wenn eine klare Projektstruktur mit wenig Raum für Veränderungen erforderlich ist. Agile hingegen eignet sich besser für Projekte, die regelmäßige Anpassungen und Flexibilität voraussetzen.
Lesetipp
Einen detaillierten Überblick über das Wasserfallmodell bietet dir unser Artikel Das Wasserfallmodell: So geht erfolgreiches Projektmanagement mit klarer Struktur.
Agile vs. Kanban
Kanban ist eine weitere Projektmanagement-Methode. Obwohl es einige Gemeinsamkeiten mit Agile gibt, unterscheiden sich die Ansätze auch in verschiedenen Punkten. Dazu zählen:
- Kanban nutzt ein visuelles Management-Tool in Form einer Kanban-Tafel (physisch oder digital), um den Arbeitsfluss und Status von Aufgaben darzustellen. Agile Projekte greifen hier oftmals auf Scrum Boards oder Backlogs zurück.
- Kanban fokussiert sich auf eine kontinuierliche Verbesserung, indem die Anzahl paralleler Aufgaben (Work in Progress bzw. WIP) begrenzt wird. Im Gegensatz dazu verwendet Agile zeitlich begrenzte Arbeitszyklen wie Sprints, um einen iterativen Fortschritt zu ermöglichen. Kanban hingegen verzichtet auf feste Zeiträume.
- Im Vergleich zu Agile-Frameworks wie Scrum legen Kanban-Methoden weniger Wert auf Rollen und Verantwortlichkeiten.
Je nach Problemstellung und Rahmenbedingungen können sowohl Agile als auch Kanban Vorteile für das Projektmanagement bieten. Kanban sollte erwogen werden, wenn ein starker Fokus auf einen kontinuierlichen Fluss und die Prozessoptimierung gewünscht ist. Agile Methoden wie Scrum sind hingegen gut geeignet für komplexe Projekte, die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erfordern.
Lesetipp
Manchmal ist es sinnvoll, für die Projektarbeit verschiedene Ansätze zu kombinieren, zum Beispiel Scrum und die Wasserfallmethode. Wie das gelingt und welche Vorteile hybrides Projektmanagement mit sich bringt, liest du in unserem Artikel Hybrides Projektmanagement: Definition, Methoden und Best Practices für erfolgreiche Projekte in 2024.
Entscheidungshilfe für dein Projektmanagement
Die Wahl der passenden Methode für das Projektmanagement kann eine Herausforderung sein, insbesondere wenn du dich zwischen Agile und Scrum entscheiden musst. Wir helfen dir dabei!
Faktoren, die du beachten solltest
Um die richtige Entscheidung zu treffen, solltest du zunächst die Anforderungen und Ziele deines Projekts genau analysieren. Dabei solltest du folgende Faktoren bedenken und in deine Entscheidungsfindung einbeziehen:
- Art des Produkts: Geht es um ein Software-Projekt oder um ein anderes Produkt?
- Entwicklungstempo: Sind kurze Entwicklungszyklen oder eher langfristige Planungen erforderlich?
- Änderungen: Wie wahrscheinlich ist es, dass sich Anforderungen während des Projekts ändern?
- Zeitrahmen: Welcher Zeitraum steht für die Umsetzung des Projekts zur Verfügung?
- Teammitglieder: Verfügen sie über Erfahrung im Umgang mit Agile oder Scrum?
Tipps für die erfolgreiche Implementierung
Nachdem du dich für Agile oder Scrum entschieden hast, können dir die folgenden Tipps helfen, die gewählte Methodik erfolgreich in dein Projektmanagement einzuführen:
- Schaffe zuerst ein gemeinsames Verständnis der gewählten Methode im gesamten Team.
- Lege klare Rollen und Verantwortlichkeiten für die Teammitglieder fest.
- Organisiere regelmäßige Meetings, um den Fortschritt zu überwachen, Feedback einzuholen und mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen.
- Nutze ein Board (ggf. ein Kanban- oder Scrum-Board) oder eine Software, die den Fortschritt der Aufgaben sowie die Kommunikation im Team transparent gestaltet.
- Führe am Ende jedes Entwicklungszyklus oder Sprints eine Retrospektive durch, um die geleistete Arbeit zu reflektieren und den Prozess kontinuierlich zu optimieren.
Fazit: Agile und Scrum sind leistungsstarke Werkzeuge für dein Projektmanagement
Flexibilität, Kundenorientierung und multidisziplinäre Teams sind zentrale Aspekte in beiden Ansätzen. Deine Entscheidung zwischen Agile und Scrum sollte anhand der Anforderungen, Ziele und Rahmenbedingungen deines Projekts getroffen werden.
Unsere wesentlichen Erkenntnisse aus dem Artikel lauten:
- Ursprung und Anwendung: Agile ist ein Rahmenwerk, das auf dem "Agile Manifesto" basiert, während Scrum eine spezifische Methode innerhalb dieses Ansatzes darstellt.
- Ähnlichkeiten: Agile und Scrum setzen beide auf Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Kundenorientierung und den Einsatz von multidisziplinären Teams.
- Unterschiede: Im Vergleich zum flexibleren Agile-Ansatz verwendet Scrum strikte Rollen (Product Owner, Scrum Master, Entwicklungsteam) und Zeitvorgaben (sogenannte Sprints).
Unabhängig davon, ob du dich für die Arbeit mit Agile oder Scrum entscheidest, solltest du im Hinterkopf behalten, dass beide positive Auswirkungen auf die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit deines Projektmanagements haben können.
Lesetipp
Du liebst agiles Arbeiten? Dann ist sicher auch agiles Marketing für dich eine Option. Unser Artikel Agiles Marketing einführen: Eine Anleitung für effektiveres Arbeiten in 2024 bietet tiefere Einblicke und Tipps. Lies doch mal rein!
FAQ
Im Folgenden sind die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst.
Ist Scrum noch zeitgemäß?
Scrum ist nach wie vor zeitgemäß, da es Unternehmen hilft, den heutigen Anforderungen an Flexibilität, Kollaboration und Reaktionsfähigkeit gerecht zu werden. Durch regelmäßige Produkt-Iterationen und eine direkte Kommunikation in Entwicklungsteams ermöglicht Scrum eine kontinuierliche Anpassung an Marktveränderungen.
Für welche Anwendungsfälle eignet sich Scrum?
Scrum eignet sich für komplexe Projekte, bei denen die Anforderungen und Lösungen unklar sind, Flexibilität nötig ist und Teamarbeit gefordert wird. Dies betrifft vor allem die Softwareentwicklung, Produktentwicklung und Innovationsprojekte. In anderen Projekten kann z. B. die Wasserfallmethode besser geeignet sein.
Warum scheitert Scrum manchmal?
Scrum scheitert manchmal aufgrund mangelnder Kommunikation, unklarer Rollenverteilung und unrealistischer Erwartungen. Setze auf offenen Austausch, definiere die Aufgaben und Rollen (Scrum Master, Product Owner, Entwicklungsteam) präzise und manage die Erwartungen sorgfältig, um mit Scrum erfolgreich zu sein.
Wie verläuft ein Scrum-Projekt typischerweise?
Ein Scrum-Projekt verläuft typischerweise in kurzen, iterativen Phasen, genannt Sprints. Teams planen Ziele, arbeiten gemeinsam an Aufgaben und führen am Ende des Sprints eine Bewertung durch. Das Feedback aller fließt kontinuierlich in den Prozess ein, um Verbesserungen zu ermöglichen.
Gibt es spezifische Software-Tools, die bei Scrum- oder Agile-Projekten nützlich sind?
Spezifische Software-Tools für Scrum- und Agile-Projekte sind hilfreich, um Prozesse zu optimieren und die Teamarbeit zu fördern. Beispiele für solche Tools sind Jira, Trello und Asana. Diese erleichtern die Aufgabenverwaltung, Priorisierung und Kommunikation innerhalb des Teams.
Wie lange dauert es, Scrum oder Agile zu lernen und erfolgreich umzusetzen?
Scrum und Agile zu lernen dauert etwa 1–3 Monate, je nach Vorkenntnissen und Lernengagement. Die erfolgreiche Umsetzung benötigt zusätzlich mehrere Monate Praxiserfahrung und eine kontinuierliche Verbesserung. Nutze Schulungen, Zertifizierungen und Mentoring, um den Lernprozess zu beschleunigen.