Nexus (Scrum): Das Framework für die Skalierung mehrerer Scrum-Teams

Von Thomas Sesli, geprüft durch Melina Wandler (zertifizierte Lektorin)
Aktualisiert am 07.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Die Skalierung von Scrum auf mehrere Teams ist eine komplexe Herausforderung, mit der viele Unternehmen konfrontiert sind. Das Nexus-Framework bietet in solchen Situationen eine passende Lösung, die den bekannten Vorteilen des Scrum-Rahmenwerks treu bleibt. In diesem Artikel erhältst du einen umfassenden Einblick in Nexus.

Wir werden die folgenden Aspekte im Detail beleuchten:

  • Gründe für die Skalierung von Scrum und Nexus-Grundlagen
  • Wesentliche Elemente des Nexus-Frameworks
  • Vergleich von Nexus mit anderen Skalierungsansätzen

Lass dich von unseren praxisnahen Informationen inspirieren und erfahre, wie Nexus deinem Unternehmen beim Umgang mit mehreren Scrum-Teams wertvolle Unterstützung bieten kann!

Einführung in das skalierende Nexus-Framework

Das Nexus-Framework erlaubt die Anwendung von Scrum in größeren Kontexten, ohne dass die gewohnten Vorteile des Scrum-Vorgehensmodells auf der Strecke bleiben. Zu Beginn erfährst du, warum die Skalierung von Scrum potenziell sinnvoll ist und wie die Nexus-Grundlagen funktionieren.

Gründe für die Skalierung mit Nexus

Wenn dein Unternehmen wächst, kann es notwendig sein, das Scrum-Vorgehensmodell zu skalieren. Das vorrangige Ziel dabei ist, die Zusammenarbeit mehrerer Teams konstruktiv zu gestalten. Nexus bietet hierfür eine Lösung: Es erweitert vorhandene Prozesse und Strukturen, ohne die Agilität und Flexibilität des ursprünglichen Scrum-Modells einzuschränken.

Die Skalierung von Scrum mit Nexus bietet mehrere Vorteile, zum Beispiel:

  • Eine konsistente Handhabung der Scrum-Prozesse für alle beteiligten Teams
  • Die Verbesserung der Kommunikation und Kooperation sowohl innerhalb der Teams als auch zwischen ihnen
  • Die effiziente Steuerung und Überwachung von Abhängigkeiten
  • Schnelleres Feedback und Lernen durch kontinuierliche Inkremente und Reviews

Die Nexus-Grundlagen und ihre Anwendung

Um das Nexus-Framework erfolgreich zu implementieren und zu nutzen, ist es nötig, die Grundlagen des Modells zu verstehen und anzuwenden. Die zentralen Elemente von Nexus sind:

  • Das Nexus-Integration-Team: Es besteht aus Mitgliedern der beteiligten Scrum-Teams und ist für die Koordination und Integration der Arbeitsergebnisse zuständig.
  • Angepasste Scrum-Events: Sie sind genau auf die Zusammenarbeit mehrerer Teams abgestimmt.
  • Integrierte Inkremente: Sie repräsentieren die Arbeit aller beteiligten Teams und werden stetig ausgewertet, um rasches Feedback und Anpassungen zu ermöglichen.
Gern darfst du diese Infografik auf deiner Website einbinden.

Die Nexus-Elemente im Detail

Erfahre, wie die wichtigsten Elemente miteinander interagieren und eine solide Grundlage für eine funktionierende Nexus-Implementierung bilden!

Teamübergreifendes Refinement

Das teamübergreifende Refinement sorgt für Klarheit und Konsens bezüglich Product-Backlog-Items (PBIs) unter den Scrum-Teams und wird vom Product Owner verantwortet. Es ermöglicht, Abhängigkeiten frühzeitig zu identifizieren und die Entwicklungsarbeit gleichmäßig auf die verschiedenen Teams aufzuteilen. Durch das gemeinsame Verständnis, das die Teams im Refinement entwickeln, wird eine reibungslose Entwicklungsarbeit ermöglicht und sichergestellt, dass alle auf das identische Sprint-Ziel hinarbeiten.

Nexus-Sprint-Planning

Das Nexus-Sprint-Planning erweitert das klassische Sprint-Planning und integriert alle Scrum-Teams. Die Teams planen gemeinsam den Sprint und definieren so ein einheitliches Nexus-Sprint-Ziel sowie ein Nexus-Sprint-Backlog. Dabei werden mögliche Abhängigkeiten und Risiken berücksichtigt. Nach dem Planning haben die Teams einen klaren Plan für den nächsten Sprint und wissen genau, welche Artefakte sie entwickeln müssen, um einen Fortschritt im Projekt zu ermöglichen.

Erreichen des Nexus-Sprint-Ziels

Das Nexus-Sprint-Ziel ist das gemeinschaftliche Ziel aller Scrum-Teams im Verlauf des Sprints. Es gewährleistet, dass alle Teams an einem zusammenhängenden Inkrement arbeiten und zum Erreichen des übergeordneten Ziels beitragen. Mithilfe von kontinuierlichem Monitoring, z. B. durch den Product Owner, während des Sprints wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, das anspruchsvolle Nexus-Sprint-Ziel erfolgreich umzusetzen.

Nexus-Sprint-Backlog und Abhängigkeiten

Während das klassische Sprint-Backlog die ausgewählten Product-Backlog-Items für ein einzelnes Team enthält, umfasst das Nexus-Sprint-Backlog alle PBIs für den gesamten Nexus. Alle Scrum-Teams arbeiten koordiniert am Nexus-Sprint-Backlog und unterstützen sich gegenseitig bei der Bewältigung von Abhängigkeiten, die während des Sprints auftreten können. Eine souveräne Handhabung der Abhängigkeiten ist entscheidend, um das Nexus-Sprint-Ziel zu erreichen.

Das Nexus-Daily-Scrum und seine Bedeutung

Das Nexus-Daily-Scrum ergänzt das herkömmliche Daily Scrum der einzelnen Teams. Hier treffen sich Teammitglieder, um den Fortschritt des Nexus-Sprints zu überprüfen, Probleme und Abhängigkeiten zu identifizieren und Lösung dafür zu koordinieren. Dadurch wird die Zusammenarbeit und Kommunikation der beteiligten Teams gefördert und die Umsetzung des Nexus-Sprint-Ziels erleichtert.

Integrierte Inkremente und ihre Rolle

Integrierte Inkremente gewährleisten, dass alle Teams zusammen funktionierende Artefakte produzieren können, die im jeweiligen Sprint fertiggestellt und ausgeliefert werden. Die Integration der unterschiedlichen Inkremente ermöglicht es, am Ende des Sprints ein konsolidiertes und getestetes Gesamtinkrement zu präsentieren. Dies verbessert die Qualität der gelieferten Arbeit und resultiert in einer schnelleren Wertschöpfung für das Produkt.

Nexus-Sprint-Review und Feedbackschleifen

Das Nexus-Sprint-Review bietet den Teams die Möglichkeit, den Fortschritt gemeinsam zu überprüfen und den Kunden oder Stakeholdern das integrierte, einsatzfähige Inkrement zu präsentieren. Im Zuge dessen werden Feedbackschleifen geschaffen, die dazu führen, dass die Produktentwicklung stetig verbessert wird und künftige Sprints auf Basis der Lehren gestaltet werden können.

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Lesetipp

In diesem Artikel erfährst du mehr über die Grundlagen des Sprint Reviews, die sich für das Nexus-Sprint-Review anpassen lassen: Sprint-Review: So wichtig ist das Meeting für das gesamte Scrum-Team.

Die Nexus-Sprint-Retrospektive zur Verbesserung

Die Nexus-Sprint-Retrospektive hat zum Ziel, die Zusammenarbeit und die Arbeitsweise der Scrum-Teams im Nexus ständig zu optimieren. Gemeinsam analysieren die Teams, welche Aspekte während des Sprints gut funktioniert haben und welche noch verbessert werden können. Die identifizierten Verbesserungen werden in den darauffolgenden Sprints umgesetzt, was zu einer kontinuierlichen Optimierung der Arbeitsprozesse beiträgt.

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Lesetipp

Mehr zum Vorgehen in der Retrospektive kannst du in diesem Artikel nachlesen: Sprint-Retrospektive: Best Practices für produktive Scrum-Abschlussmeetings.

Das Nexus-Integration-Team und seine Funktionen

Das Nexus-Integrationsteam nimmt eine zentrale Position innerhalb des Nexus-Frameworks ein. In diesem Abschnitt beleuchten wir die unterschiedlichen Aufgaben dieses Teams bei der Skalierung von Scrum-Teams sowie die Bedeutung der einzelnen Teammitglieder.

Teammitglieder als Repräsentanten

Das Nexus-Integrationsteam setzt sich vorrangig aus Repräsentanten der verschiedenen Scrum-Teams zusammen. Diese Teammitglieder übernehmen die Verantwortung, ihre jeweiligen Teams im Integrationsteam zu repräsentieren und als Verbindungspunkt für die Kommunikation zu dienen.

Zudem kann das Nexus-Integrationsteam eigene Mitglieder beinhalten, die keine Repräsentanten sind, weil sie keinem Scrum-Team angehören. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Kooperation zwischen den unterschiedlichen Scrum-Teams zu erleichtern und einen erfolgreichen Verlauf der Produktentwicklung sicherzustellen.

Eliminieren von Integrationsproblemen

Eine der zentralen Zielsetzungen des Nexus-Integrationsteams ist das Beseitigen von Integrationsproblemen, um einen reibungslosen Arbeitsablauf zu gewährleisten. Hierfür identifiziert und behandelt das Team Risiken und Hindernisse, die bei der Kombination der verschiedenen Teaminkremente auftreten können. Dank ihrer Expertise und Erfahrung im Projektmanagement und der Technologie übernehmen sie die Aufgabe, passende Lösungsansätze zu finden und zu implementieren.

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Lesetipp

Hindernisse in Scrum, auch Impediments genannt, sollten vorrangig beseitigt werden, um den Projekterfolg nicht zu gefährden. Welche Strategien es dafür gibt, liest du in diesem Artikel: Impediments in Scrum: Tipps und Strategien, um Hindernisse in Projekten zu vermeiden und zu beseitigen.

Arbeit und Zusammenarbeit fördern

Das Nexus-Integrationsteam leistet einen erheblichen Beitrag zur Förderung der Zusammenarbeit innerhalb und zwischen den Scrum-Teams. Da ihre Hauptpriorität in einem effizienten Zusammenwirken der Teams liegt, setzen sie sich aktiv für die Lösung aufkeimender Probleme ein und unterstützen bei der Anpassung oder Koordination von Prozessen. Die zentralen Aspekte ihrer Arbeit sind dabei:

  • Erkennen und Beheben von Integrationsproblemen zwischen verschiedenen Scrum-Teams
  • Förderung der Kommunikation und Abstimmung innerhalb der gesamten Projektstruktur
  • Unterstützung bei der Koordination und Anpassung von Arbeitsprozessen

Nexus im Vergleich zu anderen Skalierungsansätzen

Im Folgenden findest du eine Gegenüberstellung von Nexus und anderen Skalierungsansätzen, um dir einen besseren Überblick zu verschaffen. Diese Vergleiche erleichtern dir die Entscheidungsfindung für das am besten geeignete Framework zur Skalierung deines Scrum.

Nexus vs. Spotify-Modell

Das Spotify-Modell ist ein struktureller Ansatz zur Organisation von Scrum-Teams, der von der gleichnamigen Firma entwickelt wurde. Hier einige Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Vergleich zu Nexus:

  • Nexus stellt ein klar definiertes Framework dar, während das Spotify-Modell als beispielhafte Umsetzung von Scrum in einem speziellen Unternehmenskontext angesehen werden kann.
  • Das Spotify-Modell legt mehr Wert auf die Organisationsstruktur, Nexus hingegen konzentriert sich auf den praktischen Ablauf und schreibt einen detaillierten Prozess zur Integration von Arbeitsergebnissen vor.

Eine Kombination aus beiden Modellen ist ebenfalls denkbar.

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Lesetipp

Du willst tiefer ins Thema Spotify-Modell einsteigen? Wir haben den passenden Artikel für dich: Das Spotify-Modell: Das Organisationsmodell, auf das große Unternehmen setzen.

Nexus vs. Scrum at Scale

Scrum at Scale (S@S) ist ein weiteres Framework zur Skalierung von Scrum. Es basiert auf Scrum-Prinzipien und bildet ein netzwerkartiges System. Im Folgenden findest du wesentliche Unterschiede zu Nexus:

  • Während Nexus sich auf die Skalierung mehrerer Scrum-Teams konzentriert, zielt S@S darauf ab, sowohl Team- als auch Organisationsstrukturen zu skalieren.
  • Scrum at Scale verfügt über ein System von "Circles", das die Skalierung durch Dezentralisierung und die Koordination von Rollen, Prozessen und Artefakten supportet. Nexus hingegen bindet die bestehenden Scrum-Rollen und -Prozesse stärker ein.
  • Im Gegensatz zu Nexus, das auf ein einheitliches Vorgehen bei der Skalierung mehrerer Scrum-Teams setzt, ermöglicht S@S eine flexiblere Umsetzung.
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Lesetipp

Noch Fragen? Wir haben auch hier den passenden Artikel für dich: Scrum at Scale: Wie du mit diesem Framework Scrum über mehrere Teams skalierst.

Nexus vs. SAFe (Scaled Agile Framework)

SAFe ist eine weit verbreitete Methode zur Implementierung von Agilität auf Unternehmensebene. Es verbindet agile Ansätze wie Scrum und Kanban, um einem kontrollierteren und vorausschauenden Ansatz zu folgen. Hier einige Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Vergleich zu Nexus:

  • SAFe spricht verschiedene Projekte, Programme und Portfolios an, während Nexus sich auf die Skalierung mehrerer Scrum-Teams beschränkt.
  • SAFe beinhaltet mehr Rollen, Vorlagen und Prozesse als Nexus, was es zu einer umfassenderen Lösung macht, jedoch auch mehr Zeit und Ressourcen für die Implementierung erfordert.
  • Im Gegensatz zu SAFe, das den Schwerpunkt auf die Organisation von Arbeit, Governance und Risiko legt, fokussiert Nexus sich auf die Erzeugung integrierter Inkremente und eine enge Zusammenarbeit der Teams.

Für größere Organisationen, die ein umfangreicheres Framework mit mehreren Ebenen benötigen, könnte SAFe eine adäquate Lösung darstellen. Nexus ist hingegen eine weniger komplexe Alternative für Unteernehmen, die sich auf die Skalierung mehrerer Scrum-Teams konzentrieren möchten.

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Lesetipp

Lies hier weiter, um dich genauer über das SAFe-Framework zu informieren: SAFe (Scrum): So funktioniert das Scaled Agile Framework, das kann es leisten.

Nexus-Zertifizierungen

Wenn du deine Nexus-Kenntnisse offiziell anerkennen lassen und belegen möchtest, dass du das Framework souverän einsetzen kannst, solltest du eine passende Zertifizierung wie die Scaled Professional Scrum™ Certification in Betracht ziehen.

Diese offizielle Zertifizierung wird von Scrum.org angeboten, das von Ken Schwaber, einem der Mitbegründer von Scrum, ins Leben gerufen wurde. Um eine Zertifizierung zu erlangen, musst du eine Prüfung bestehen, die unter anderem auf dem Nexus-Guide basiert. Dieser Guide bildet die Grundlage für die Elemente und Praktiken, die wir in diesem Text erörtern.

Nexus Screenshot Scrum.org

Fazit: Skalierung von Scrum-Teams meistern

Das Nexus-Framework ermöglicht die Skalierung von Scrum in einem größeren Rahmen, während die Vorteile des Scrum-Modells erhalten bleiben. Es bietet Lösungen für die Zusammenarbeit mehrerer Teams, optimiert die Kommunikation und koordiniert Abhängigkeiten.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Artikel:

  • Gründe für die Skalierung: Unternehmen setzen das Nexus-Framework ein, um Scrum-Teams effizient miteinander arbeiten zu lassen und so aus der Teamarbeit Vorteile zu generieren.
  • Nexus-Grundlagen: Ein Verständnis der zentralen Elemente wie das Nexus-Integration-Team, die modifizierten Scrum-Events und die integrierten Inkremente, ist geboten für eine erfolgreiche Skalierung.

Abschließend sei noch betont, dass eine regelmäßige Reflexion deines Lernprozesses und der Praxiserfahrungen hilfreich ist, um kontinuierlich besser zu werden und deine Expertise im Nexus-Framework auszubauen.

FAQ

Die Antworten auf deine Fragen haben sich hierhin geschlichen.

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