Das Skalieren von Scrum in einem Unternehmen kann komplex und herausfordernd sein, insbesondere, wenn mehrere Teams beteiligt sind. Scrum at Scale ist ein Framework, das entwickelt wurde, um genau diese Herausforderungen zu meistern und Scrum in großen Unternehmen erfolgreich zu implementieren.
In diesem Artikel erfährst du, wie du Scrum at Scale anwendest und so die Zusammenarbeit, Kommunikation und Ergebnisse zwischen Teams und Abteilungen optimierst. Wir konzentrieren uns dabei auf drei konkrete Aspekte:
- Ziele von Scrum at Scale
- Die beiden Zyklen, die das Framework bestimmen
- Erfolgsfaktoren für die Implementierung von Scrum at Scale
Lass dich inspirieren und lerne, wie du Scrum at Scale einsetzen kannst, um gemeinsam mit deinem Team noch bessere Ergebnisse zu erzielen!
Scrum at Scale: Grundlagen und Prinzipien
Zunächst führen wir dich grundlegend in das Framework ein, um später darauf aufzubauen und zu erklären, wie Scrum skaliert werden kann.
Skalierung im agilen Umfeld
Einzelne Teams können die agilen Prinzipien mühelos anwenden, wenn sie an einem Projekt arbeiten. Sind jedoch mehrere Teams beteiligt, entstehen zusätzliche Hürden hinsichtlich der Koordination, Kommunikation und Ressourcenallokation. Um eine funktionierende Zusammenarbeit verschiedener Rollen und Teams in einem Unternehmen zu gewährleisten, müssen agile Frameworks wie Scrum angepasst werden.
Ziele von Scrum at Scale
Das Framework Scrum at Scale verfolgt vier Hauptziele:
- Skalierung von agilen Teams und Rollen
- Optimierung von Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Teams
- Vereinfachung des Programm- und Portfoliomanagements
- Steigerung der Leistungsfähigkeit und Bereitstellung wertschöpfender Produkte
Dadurch soll das Unternehmen so agil werden, wie es für den Erfolg und die Bewältigung der Herausforderungen des Marktes erforderlich ist.
Die zwei Zyklen
Scrum at Scale basiert auf zwei aufeinander abgestimmten Zyklen: dem Product-Owner-Zyklus und dem Scrum-Master-Zyklus. Diese Struktur ermöglicht eine klare Trennung der Rollen und Verantwortlichkeiten und legt gleichzeitig die Zusammenarbeit beider Seiten innerhalb des Skalierungsframeworks fest.
Der Product-Owner-Zyklus fokussiert sich auf Planung und Priorisierung von Arbeitspaketen, während der Scrum-Master-Zyklus die Koordination und Synchronisation zwischen den Teams umfasst und die kontinuierliche Verbesserung fördert.
Der Product-Owner-Zyklus im Detail
Lernen wir als Erstes den Zyklus für Product-Owner genauer kennen!
Vision und Product-Roadmap
Für den Erfolg von Scrum at Scale ist ein solides Verständnis der Vision und der Product-Roadmap unerlässlich. Die Vision vermittelt ein klares Bild des angestrebten Endprodukts und seines Wertes für Kunden und Stakeholder sowie für das Unternehmen selbst. Die Product-Roadmap hingegen präsentiert einen strategischen Plan der Produktentwicklung in verschiedenen Phasen und gibt einen Überblick über kommende Anforderungen und Funktionalitäten.
Dem Product-Owner obliegt die Verantwortung, die Vision und die Product-Roadmap sowohl innerhalb des Teams als auch teamübergreifend zu kommunizieren. Dies fördert ein gemeinsames Verständnis und eine stärkere Motivation, um gemeinschaftlich an den Zielen zu arbeiten. Außerdem koordiniert er die Backlogs.
Backlog-Management und Priorisierung
Ein intensives Backlog-Management und eine strenge Priorisierung zählen zu den zentralen Aufgaben eines Product-Owners. Im Backlog sind alle relevanten Funktionen, Anforderungen und Bugfixes für das Produkt aufgelistet. Die Aufgabe des Product-Owners besteht darin, die Backlog-Einträge zu sortieren und entsprechend ihrer Priorität zu gewichten.
Zum Backlog-Management gehören unter anderem folgende Tätigkeiten:
- Erstellen, Aktualisieren und Priorisieren von Backlog-Einträgen
- Schätzung und Löschung von Backlog-Einträgen
- Identifizierung von Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Einträgen
- Klärung der Abhängigkeiten mit den beteiligten Scrum-Teams
Lesetipp
Um ein gut funktionierendes Backlog aufzubauen, sollte der Prozess regelmäßig überprüft und gegebenenfalls verbessert werden. In unserem Artikel Backlog-Refinement: Erfolgreiche Scrum-Praktiken für eine bessere Projektplanung in 2024 erfährst du, wie das funktioniert.
Das Executive MetaScrum-Team
Im Scrum-at-Scale-Modell gibt es MetaScrum-Teams sowohl auf Teamebene als auch auf höheren Organisationsetagen. Das Executive MetaScrum-Team ist dazu da, Prioritäten bei teamübergreifenden Anforderungen zu setzen und die Koordination der Product-Owner in verschiedenen Scrum-Teams zu gewährleisten. Es setzt sich aus Repräsentanten aller beteiligten Teams zusammen und trifft sich in regelmäßigen Abständen, um Informationen auszutauschen und Entscheidungen zu treffen.
Das MetaScrum-Team dient als zentrale Instanz zur Gewährleistung einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen den Scrum-Teams. Es unterstützt bei der Identifikation und Lösung von übergreifenden Herausforderungen und Abhängigkeiten. Als Product-Owner nimmst du an den MetaScrum-Meetings teil und arbeitest eng mit den anderen Product-Ownern zusammen, um die kontinuierliche Verbesserung und Skalierung der Prozesse voranzutreiben.
Der Scrum-Master-Zyklus unter der Lupe
Der Scrum-Master-Zyklus fokussiert sich auf teamübergreifende Aspekte zwischen den Scrum-Teams. Dieser Abschnitt erklärt die drei Hauptbereiche dieses Zyklus und zeigt auf, wie sie miteinander interagieren.
Koordination und Kommunikation zwischen Teams
Ein entscheidender Faktor im Scrum-Master-Zyklus ist, die Kommunikation zwischen den verschiedenen Teams zu koordinieren. Regelmäßige Treffen sind hierfür unerlässlich. Ein Beispiel dafür sind die Scrum-of-Scrums-Meetings (SoS bzw. SoSM), in denen sich Vertreter der Teams austauschen, um teamübergreifende Herausforderungen und Abhängigkeiten zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Im SoSM werden Fortschritte und Blockaden auf Teamebene diskutiert und entsprechende Maßnahmen koordiniert.
Darüber hinaus gibt es erweiterte Formate wie das Scaled Daily Scrum (SDS) oder Scrum-of-Scrum-of-Scrums-Meeting (SoSoSM). Hier kommunizieren Scrum-Master mehrerer SoS-Gruppen untereinander und etablieren eine Kommunikationsplattform auf größerer Skalenebene.
Das Executive Action-Team
Das Executive Action-Team (EAT) ist eine Gruppe aus Führungskräften und Managern, die für die Überwachung und Steuerung von Scrum at Scale verantwortlich ist. Das EAT schafft auf organisatorischer Ebene die notwendigen Rahmenbedingungen, um das Scrum-Framework erfolgreich zu skalieren. Dazu gehört auch das Beseitigen von organisatorischen Hindernissen, die Teammitglieder bei der effizienten Erledigung ihrer Aufgaben behindern könnten.
Kontinuierliche Verbesserung und Metriken
Im Scrum-Master-Zyklus spielen kontinuierliche Verbesserung und Metriken eine wichtige Rolle, um Arbeitsabläufe und Prozesse stetig zu optimieren. Key-Performance-Indicators (KPIs) ermöglichen es, die Leistungen der Teams und Projektfortschritte messbar und transparent darzustellen.
Hierbei nehmen Scrum-Master, Product-Owner und Teammitglieder die Erkenntnisse aus Retrospektiven zur Hand, um Schwachstellen zu identifizieren und Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten. Durch die kontinuierliche Verbesserung wird somit die Qualität und Effektivität der Arbeitsabläufe ständig angepasst und verbessert.
Erfolgsfaktoren für die Implementierung von Scrum at Scale
Damit Scrum at Scale im Unternehmen sachgerecht genutzt werden kann, sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Im Folgenden erfährst du, welche Erfolgsfaktoren zu beachten sind.
Organisationsstruktur und Kulturwandel
Die Einführung von Scrum at Scale erfordert eine grundlegende Anpassung der Organisationsstruktur sowie einen Kulturwandel in der gesamten Firma. Agile Prinzipien sollten fest in der DNA verankert sein, damit Teams autonom agieren und Entscheidungen treffen können. Um dies zu erreichen, ist es ratsam,
- Barrieren abzubauen und Silos aufzulösen,
- kollaboratives Arbeiten zu fördern und
- eine offene Kommunikation zu unterstützen.
Auswahl der richtigen Tools und Technologien
Die Umsetzung von Scrum at Scale erfordert den Einsatz passender Tools und Technologien, die eine bereichernde Zusammenarbeit im Unternehmen ermöglichen. Achte bei der Auswahl darauf, dass sie
- einfach zu bedienen,
- gut in vorhandene Systemlandschaften integrierbar sind und
- Möglichkeiten zur Verfolgung von Aufgaben, der Kommunikation sowie Dokumentation bieten.
Im Fokus sollte dabei die Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den verschiedenen Teams und Rollen stehen.
Lesetipp
Wir haben dir ein paar unserer Lieblingstools für Scrum Boards zusammengestellt. Wenn du wissen möchtest, welche das sind, lies hier weiter: Scrum Board: Der große Anbieter-Vergleich für 2024
Training und Coaching für alle Beteiligten
Der Erfolg bei der Implementierung von Scrum at Scale hängt maßgeblich vom Wissen und den Fähigkeiten der Mitarbeiter ab. Um dies sicherzustellen, ist es wichtig,
- dass jeder im Unternehmen mit den Grundlagen von Scrum vertraut ist;
- in Schulungen zu investieren, sodass das gesamte Personal fit für die Arbeit in agilen Teams wird, und
- ein kontinuierliches Coaching und die Beratung durch erfahrene Scrum-Experten einzuplanen, um den Lernprozess zu unterstützen und Hindernisse zu überwinden.
Scrum at Scale im Vergleich mit anderen Skalierungsframeworks
Um eine fundierte Entscheidung für die passende Skalierungsmethode in deinem Unternehmen zu treffen, stellen wir in diesem Kapitel verschiedene Skalierungsframeworks mit ihren spezifischen Merkmalen vor.
Das Spotify-Modell
Das Spotify-Modell, entwickelt vom gleichnamigen schwedischen Musikstreaming-Anbieter, ist ein bekanntes Beispiel für ein erfolgreich umgesetztes Skalierungsframework. Die Organisationsstruktur beruht auf vier Prinzipien: Squads, Tribes, Chapters und Guilds.
Die Squads sind selbstorganisierende, multidisziplinäre Teams, die jeweils für eine langfristige Mission verantwortlich sind und einem Product-Owner unterstehen. Mehrere Squads, die an demselben Produkt oder derselben Dienstleistung arbeiten, bilden einen Tribe, welcher höchstens 100 Personen umfasst. Chapters sind Gruppen innerhalb eines Tribes, die auf einer bestimmten Expertise beruhen und einen regelmäßigen Austausch pflegen. Abschließend fördern Guilds den unternehmensweiten Wissensaustausch und die Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern mit ähnlichen Interessen oder einschlägigem Fachwissen.
Unternehmen, die von dieser Organisationsstruktur profitieren möchten, sollten eine agile HR-Abteilung etablieren, um den Veränderungsprozess zu unterstützen.
Lesetipp
Du willst tiefer ins Thema Spotify-Modell einsteigen? Wir haben den passenden Artikel für dich: Das Spotify-Modell: Das Organisationsmodell, auf das große Unternehmen setzen.
Das Nexus-Framework
Das Nexus-Framework erweitert die Scrum-Methode und hat zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen mehreren Scrum-Teams zu optimieren. Nexus besteht aus einem Nexus-Integration-Team und mehreren Scrum-Teams, die gemeinsam an einem Produkt oder einer Dienstleistung arbeiten.
Das Nexus-Integration-Team ist verantwortlich für die Förderung der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Scrum-Teams sowie die Behandlung möglicher Abhängigkeiten oder Konflikte. Die enge Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen ermöglicht im Nexus-Framework eine passgenaue Skalierung von Scrum-Projekten und eine verbesserte Kommunikation zwischen beteiligten Teams.
Lesetipp
Ausführliche Informationen zum Nexus-Framework findest du in diesem Artikel: Nexus (Scrum): Das Framework für die Skalierung mehrerer Scrum-Teams.
Scaled Agile Framework (SAFe)
Das Scaled Agile Framework (SAFe) ist ein weiteres populäres Skalierungsframework, das auf agilen Prinzipien basiert. SAFe gliedert sich in vier Ebenen: Team, Programm, Large Solution und Portfolio. Klare Rollen, Artefakte und Prozesse stehen auf jeder Ebene zur Verfügung, um die Zusammenarbeit zwischen Teams und Ebenen zu unterstützen.
Agile Release Trains bilden ein zentrales Element von SAFe und ermöglichen die Koordination und Zusammenarbeit mehrerer Teams auf Programmebene. Durch die Festlegung von Executive Sponsors und die Einrichtung eines Lean Portfolio-Managements zielt SAFe darauf ab, den strategischen Fokus des gesamten Unternehmens auf agile Prinzipien auszurichten und kontinuierliche Verbesserungsprozesse zu etablieren.
Die Wahl des optimalen Skalierungsframeworks für dein Unternehmen hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Unternehmensgröße, der Firmenkultur und den spezifischen Anforderungen deiner Projekte. Unabhängig von der ausgewählten Methode ist es essenziell, alle Beteiligten in den Prozess einzubeziehen und ihnen die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen.
Fazit: Skalierung agiler Teams leicht gemacht
Scrum at Scale erlaubt die Anwendung agiler Prinzipien auf mehrere Teams innerhalb eines Unternehmens und ermöglicht das Bewältigen der zentralen Herausforderungen, die beim Skalieren von agilen Frameworks wie Scrum auftreten. Das Framework besteht aus zwei eng miteinander verzahnten Zyklen, die eine klar definierte Rollenverteilung und transparente Zuständigkeiten garantieren.
Die wichtigsten Erkenntnisse dieses Artikels sind:
- Zyklen: Der Product-Owner- und Scrum-Master-Zyklus unterstützen eine klare Rollenverteilung und fördern die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Teams.
- Erfolgsfaktoren: Eine passende Organisationsstruktur, geeignete Tools und Technologien sowie kontinuierliches Training und Coaching sind entscheidend für eine erfolgreiche Implementierung von Scrum at Scale.
- Vergleich: Es existieren weitere Skalierungsframeworks wie das Spotify-Modell, das Nexus-Framework oder SAFe, die sich in unterschiedlichen Unternehmenskontexten und -anforderungen bewährt haben.
Nutze die gewonnenen Erkenntnisse, um festzustellen, ob Scrum at Scale der geeignete Ansatz für dein Unternehmen ist, um die Agilität über mehrere Teams hinweg zu skalieren!
FAQ
Lies einfach weiter, wenn du noch Fragen hast.
Warum scheitern Scrum-Projekte?
Scrum-Projekte scheitern häufig aufgrund unklarer Anforderungen, fehlender Struktur, unzureichender Kommunikation (z. B. mit Stakeholdern oder untereinander) und mangelnder Zusammenarbeit im Team. Ein erfahrener Scrum-Master kann helfen, Hindernisse zu identifizieren und Lösungen mit allen Mitgliedern zu erarbeiten.
Für wen lohnt sich Scrum?
Scrum lohnt sich für Teams, die an komplexen Projekten arbeiten und häufige Anpassungen benötigen. Besonders in der Softwareentwicklung und in Businessprojekten werden Agilität und Flexibilität gefördert. Mithilfe von Scrum meistern Teams Herausforderungen, verbessern die Kommunikation und steigern die Produktivität.
Ist Scrum eine agile Methode?
Ja, Scrum ist eine agile Methode. Es ermöglicht ein flexibles Projektmanagement, indem Teams iterativ und inkrementell arbeiten. Die Anwendung von Scrum fördert die Anpassungsfähigkeit und kontinuierliche Verbesserung.
Gibt es Zertifizierungen für Scrum at Scale?
Ja, Zertifizierungen für Scrum at Scale existieren. Sie ermöglichen dir, Kompetenzen in skalierten Scrum-Projekten nachzuweisen. Ein Beispiel ist das "Certified Scrum@Scale Practitioner".