Projektmanagement-Methoden: Eine Übersicht und alle wichtigen Modelle im Vergleich

Von Thomas Sesli
Aktualisiert am 11.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Projektmanagement ist in der heutigen, schnelllebigen Geschäftswelt unerlässlich, denn schon geringfügige Fehler in der Planung oder Umsetzung eines Projekts können zu ernsthaften Schwierigkeiten führen. Aber wie findest du die richtige Projektmanagement-Methode, die deinem Projekt zum Erfolg verhilft?

In diesem Artikel bieten wir dir einen umfassenden Überblick über verschiedene Projektmanagement-Methoden und vergleichen sie danach. Bevor du weiterliest, möchten wir drei spannende Aspekte hervorheben, die dich im Artikel erwarten:

  • Die Vor- und Nachteile der klassischen Wasserfall-Methode im Projektmanagement
  • Einblicke in agiles Projektmanagement und dessen Methoden wie Scrum und Kanban
  • Abgeleitete Ansätze wie Lean Projektmanagement, Six Sigma und Critical Chain Project Management

Lass dich von der Vielfalt und den Möglichkeiten der verschiedenen Projektmanagement-Methoden überzeugen und finde heraus, welche am besten zu deinem Vorhaben passt.

Klassisches Projektmanagement

Das klassische Projektmanagement stützt sich auf Vorgehensmodelle, welche einen linearen und planbaren Ablauf von Projekten ermöglichen. In diesem Zusammenhang betrachten wir einige Klassiker.

Wasserfall-Methode

Das Wasserfallmodell ist ein Ansatz im Projektmanagement, bei dem die Projektphasen sequenziell durchlaufen werden. Dabei wird jede Phase des Projekts nacheinander abgeschlossen, bevor die nächste beginnt.

  • In der Initiierung werden die Projektanforderungen definiert. Im Anschluss erstellst du einen Projektstrukturplan und schätzt den Projektaufwand in der Planungsphase. In der Durchführungsphase verteilst du die Ressourcen und überwachst kontinuierlich den Projektfortschritt.
  • Die Methode ist besonders für Projekte geeignet, bei denen der Projektumfang klar definiert ist und wenig Änderungen während der Projektlaufzeit erwartet werden. Zudem können Erfahrungswerte aus vergleichbaren Projekten genutzt werden.
  • Bei Änderungen an den Anforderungen können Terminverzögerungen und ein Mehraufwand entstehen. Die Durchlaufzeiten können lange dauern und das Ergebnis wird oft erst beim Projektabschluss sichtbar.

Einen ausführlichen Artikel zu diesem Thema findest du hier: Das Wasserfallmodell: So geht erfolgreiches Projektmanagement mit klarer Struktur.

V-Modell

Das V-Modell, eine Weiterentwicklung des Wasserfallmodells, ist eine Methode im klassischen Projektmanagement, die auf der Idee des Phasenübergangs basiert. Die linke Seite des "V" symbolisiert die Planung und Spezifikation, während die rechte Seite die Integration und Testphasen abbildet.

  • Der Schwerpunkt liegt auf der klaren Definition von Projektzielen, Prozessen und Anforderungen sowie der Verknüpfung von spezifischen Projektphasen mit Qualitätssicherungsmaßnahmen.
  • Das V-Modell wird vor allem bei komplexen Entwicklungsprojekten eingesetzt, insbesondere in der Software- und Systementwicklung.
  • Das V-Modell fördert eine systematische Vorgehensweise, die darauf abzielt, Fehler und Risiken frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Durch die Betonung von Qualitätssicherung und Dokumentation entsteht ein hohes Maß an Transparenz und Kontrolle über den Projektverlauf.

Meilensteintrendanalyse

Die Meilensteintrendanalyse (MTA) ist ein Instrument zur Verfolgung des Projektfortschritts und zur Früherkennung von Terminverzögerungen. Dabei werden die geplanten und tatsächlichen Termine der Projektleistungen über einen bestimmten Zeitraum hinweg erfasst und verglichen.

  • In der MTA werden Meilensteine im Projekt als feste zeitliche Ankerpunkte definiert, deren Einhaltung für den Projekterfolg entscheidend ist. Der Projektmanager ermittelt regelmäßig, ob die erreichten Meilensteine dem Plan entsprechen.
  • Die Meilensteintrendanalyse unterstützt dabei, Unausgeglichenheiten zwischen den geplanten und tatsächlichen Arbeitsabläufen frühzeitig zu erkennen, sodass Projektbeteiligte schnell darauf reagieren können und die Projektleitung eine bessere Planung gewährleisten kann.
  • MTA wird häufig in Kombination mit dem Wasserfallmodell oder anderen klassischen Projektmanagement-Methoden eingesetzt, kann aber auch zusammen mit agilen Ansätzen genutzt werden, um den Projektablauf strukturiert zu überwachen und steuern.

Agiles Projektmanagement

Das agile Projektmanagement verfolgt einen Ansatz, der Flexibilität, Kommunikation und Anpassungsfähigkeit in den Mittelpunkt stellt. Im Folgenden werden vier häufig angewendete agile Methoden vorgestellt.

Scrum

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Lesetipp

Lies am besten unseren Artikel Was ist Scrum? Die Methode, die dein Projektmanagement revolutioniert – erklärt, um dir einen grundlegenden Überblick über das Thema Scrum zu verschaffen.

Scrum ist eine weitverbreitete Methode im agilen Projektmanagement, besonders in der Softwareentwicklung. Scrum-Teams arbeiten in sogenannten Sprints, die üblicherweise zwei bis vier Wochen dauern. Während eines Sprints entwickelt das Projektteam eine funktionsfähige Lösung oder ein Inkrement des Produkts, wobei die Kommunikation innerhalb des Teams von zentraler Bedeutung ist.

Im Scrum-Rahmenwerk sind verschiedene Rollen definiert, etwa der Product-Owner, der für die Anforderungen verantwortlich ist, und den Scrum Master, der die Einhaltung des Scrum-Modells sicherstellt.

Die wichtigsten Schritte im Scrum-Prozess umfassen:

  • Planung und Festlegung der Sprint-Ziele
  • Tägliches Scrum-Meeting zur Koordination und Kommunikation
  • Überprüfung der Arbeitsergebnisse
  • Retrospektive, in der das Team den vergangenen Sprint analysiert und mögliche Verbesserungen identifiziert

Zur Visualisierung von Aufgaben und dem Fortschritt des Sprints kommen Scrum-Boards zum Einsatz.

Kanban

Kanban hat seinen Ursprung in der Automobilindustrie und hat sich als Methode im agilen Projektmanagement etabliert. Im Unterschied zu Scrum gibt es bei Kanban keine festen zeitlichen Rahmen wie Sprints. Stattdessen liegt der Fokus auf der kontinuierlichen Verbesserung des Arbeitsablaufs. Die Aufgaben im Projekt werden auf einem Kanban-Board visuell dargestellt, das in verschiedene Phasen oder Spalten unterteilt ist. Dadurch sind alle anfallenden Arbeitspakete sowie deren Status für alle Projektbeteiligten sichtbar.

Kanban trägt dazu bei, Ressourcenverschwendung zu vermeiden und die Auslastung des Teams zu optimieren. Hierzu werden sogenannte Work-in-Progress-Limits (WIP-Limits) festgelegt, die begrenzen, wie viele Aufgaben gleichzeitig in einer Phase bearbeitet werden dürfen. Mithilfe von ständigem Monitoring der In-Progress-Aufgaben und kontinuierlichen Anpassungen werden Engpässe und Probleme im Arbeitsablauf transparent und können angegangen werden.

Scrumban

Scrumban ist eine Mischform aus Scrum und Kanban – entwickelt, um die Vorteile beider Methoden zu nutzen. Im Scrumban-Ansatz werden Projektaufgaben, ähnlich wie in Scrum, in zeitlich begrenzten Sprints bearbeitet. Allerdings setzt es das Kanban-Board zur Visualisierung des Fortschritts und der Arbeitsbelastung ein.

Scrumban eignet sich insbesondere für Projekte, die verschiedenen Herausforderungen begegnen und sowohl die Struktur eines Scrum-Sprints als auch die Flexibilität von Kanban erfordern. Zudem fokussiert sich das Team stets auf die Verbesserung der Arbeitsabläufe und nutzt Feedbackschleifen, um kontinuierlich Optimierungen durchzuführen.

Extreme Programming (XP)

XP ist eine agile Methode mit einem Ursprung in der Softwareentwicklung. Der Schwerpunkt liegt auf der Optimierung des Entwicklungsprozesses durch ein intensives Maß an Kommunikation, Feedback und Zusammenarbeit innerhalb des Teams sowie mit Kunden bzw. Stakeholdern. Die enge Kommunikation trägt dazu bei, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und Anforderungen besser zu verstehen.

Extreme Programming beinhaltet diverse Praktiken und Werte wie Test-Driven Development (TDD) und Pair Programming, also das gemeinsame Arbeiten an einer Entwickleraufgabe im Team. Ein zentraler Aspekt von XP ist die Anpassungsfähigkeit: Teams sollten bereit sein, ihre Pläne und Arbeitsabläufe an wechselnde Anforderungen und neue Erkenntnisse zu assimilieren.

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Lesetipp

Weitere Ansätze

Damit du deine Methodenwahl sorgfältig treffen kannst, lassen wir auch weniger bekannte Modelle nicht aus.

Lean Projektmanagement

Das Lean Projektmanagement basiert auf der Lean-Management-Philosophie und zielt darauf ab, Abhängigkeiten und Verschwendung in Projektprozessen zu minimieren. Dabei konzentrierst du dich darauf, den Projektfortschritt stetig zu steigern, indem du sämtliche Aspekte hinterfragst:

  • Phasen: Erstellung einer detaillierten Wertstromanalyse
  • Planung: Identifizierung kostenoptimierender Schritte
  • Anwendung: Kontinuierliche Verbesserung der Prozesse

Six Sigma

Six Sigma ist eine datengetriebene Methode zur Analyse und Verbesserung von Geschäftsprozessen und Projekten. Im Fokus dieses Ansatzes steht die systematische Identifikation von Problemen und Schwachstellen durch analytische Untersuchungen:

  1. Planung: Festlegung der Projektabgrenzung und -ziele
  2. Erhebung: Datenanalyse zur Identifizierung von Problemen
  3. Verbesserung: Implementierung von Lösungen, um Abweichungen zu verringern
  4. Kontrolle: Überwachung der Prozesse zur Sicherstellung nachhaltiger Veränderungen

Die Kombination aus starker Zielorientierung und statistischer Analyse macht Six Sigma zu einem wirksamen Ansatz zur Verbesserung von Projektabläufen.

Critical Chain Project Management

CCPM fokussiert sich auf die Optimierung von Projektdurchlaufzeiten und der Ressourcennutzung. Dabei werden Puffer in die Abläufe integriert, um mögliche Unwägbarkeiten im Planungsprozess auszugleichen. So können Stakeholder die Projektergebnisse fristgerecht und erfolgreich begutachten. Im Überblick:

  • Abhängigkeiten: Identifikation kritischer Verknüpfungen und Puffer
  • Ressourcen: Effiziente Nutzung von Personal und Arbeitsmitteln
  • Bewertung: Systematisches Management von Risiken und Chancen

Mithilfe des Fokus auf den kritischen Pfad ermöglicht CCPM intelligentere Planungs- und Ressourcenentscheidungen.

Critical-Path-Methode

CPM ist eine netzwerkplanbasierte Methode, welche den zeitkritischen Pfad entlang der zentralen Aufgaben im Projektmanagement repräsentiert. Dadurch lassen sich die Mindestprojektlaufzeit ermitteln, Verzögerungen verhindern und der Fertigstellungstermin präzise berechnen. So geht's:

  • Übersicht: Grafische Darstellung von Abhängigkeiten und Zusammenhängen zwischen Projektaufgaben
  • Planung: Ermittlung des kritischen Pfades und sinnvolle Einordnung von Prioritäten
  • Management: Überwachung und Steuerung der Fortschritte entlang des kritischen Pfades

PRINCE2

PRINCE2 (Projects in Controlled Environments) ist eine strukturierte Methode für das Projektmanagement, welche Flexibilität bei der Anwendung auf Projekte unterschiedlicher Größe und Komplexität gewährleistet. Diese Methode gründet auf sieben Prinzipien, sieben Themen und sieben Prozessen, welche alle in direkter Verbindung mit projektbasiertem Management stehen. Wir fassen sie für dich zusammen:

  1. Phasen: Gezielte Steuerung von Projektabschnitten
  2. Mitarbeiter: Vereinfachte Kommunikation und Koordination zwischen Teammitgliedern
  3. Produkt: Qualitätssicherung der Projektergebnisse

Methodenauswahl: So triffst du die richtige Entscheidung

Um den Erfolg eines Projekts sicherzustellen, ist die Wahl der passenden Projektmanagement-Methode von grundsätzlicher Bedeutung. Berücksichtige dabei verschiedene Kriterien und Unterschiede, um die beste Methode für dein konkretes Vorhaben auszuwählen.

Kriterien zur Auswahl einer Methode

Bei der Entscheidung für eine geeignete Projektmanagement-Methode spielen unterschiedliche Kriterien eine Rolle. Eine gute Methode sollte leicht verständlich für alle Stakeholder sein und zu den Abhängigkeiten sowie Abläufen innerhalb des Projekts passen. Auch die verwendeten Werkzeuge und die Flexibilität bei Änderungen sind wichtige Aspekte bei der Entscheidungsfindung. Zur Übersicht:

  • Teamgröße: Große Projekte erfordern oft andere Methoden als kleine.
  • Arbeitsweise: Methoden sollten zu der Art und Weise passen, wie dein Team am erfolgreichsten arbeitet.
  • Branche: Verschiedene Branchen haben unterschiedliche Anforderungen.
  • Komplexität: Bei komplexen Projekten sollten Methoden zur Bewältigung der Herausforderungen beitragen.
  • Spezialisierung: Einige Methoden sind besser für spezialisierte Projekte geeignet.
  • Flexibilität: Deine Methode sollte Veränderungen im Projektverlauf berücksichtigen können.

Ein Vergleich der vorgestellten Projektmanagement-Methoden

Gleiche am besten sofort deine vorher definierten Kriterien mit unserer Überblickstabelle ab.

Methode Grundsätze Teamgröße Komplexität
Agile Individuum über Prozess, iterative Prozesse, kollaboratives Arbeiten Alle Teamgrößen Gering bis hoch
Meilensteintrendanalyse Zeitliche Vereinbarung und grafische Analyse von Meilensteinen Alle Teamgrößen Gering bis mittel
Wasserfall-Methode Linearer Prozess, Arbeitsaufgaben verknüpft, detaillierte Planung Große Teams Hoch
Scrum Kurze Sprints, Ernennung eines Scrum-Masters Kleine bis große Teams Gering bis hoch
Kanban Visuelle Darstellung, Vermeidung von Engpässen, flexible Anpassung Alle Teamgrößen Gering bis hoch
Scrumban Hybrid aus Scrum und Kanban, Sprints und visuelle Taskdarstellung Alle Teamgrößen Gering bis hoch
PRINCE2 Phasendefinition, sieben Grundbereiche zur Projektstrukturierung Große Teams Hoch
Six Sigma Qualitätsmanagement, kontinuierliche Prozessverbesserung Große Teams Hoch
Critical-Path-Methode Ermittlung entscheidender Aufgaben und Abhängigkeiten, Produktivitätsmanagement Kleine bis mittelgroße Teams Gering bis mittel
Critical-Chain-Projektmanagement Detaillierter als CPM, Zeitvorgaben, Ressource Leveling Kleine bis große Teams Gering bis hoch
Lean Verschwendung vermeiden, einfacher Rahmen für Anforderungen Alle Teamgrößen Gering bis hoch
Extreme Programming Schnelles Vorgehen, kurze Entwicklungszyklen, Grundwerte und Regeln Kleine bis mittelgroße Teams Gering bis hoch

Fazit: Die richtige Projektmanagement-Methode für deine Bedürfnisse

Indem du die vorgestellten Projektmanagement-Methoden sorgfältig analysierst und deine Entscheidung auf den Bedürfnissen deines Projekts und deines Teams basiert, erhöhen sich die Erfolgschancen deines Projekts.

Die wichtigsten Erkenntnisse des Artikels sind:

  • Klassische Methoden: Sie eignen sich besonders, wenn der Projektumfang eindeutig definiert ist und keine umfangreichen Änderungen während der Umsetzung zu erwarten sind.
  • Agile Methoden: Diese Methoden bieten Flexibilität und sind für Projekte geeignet, die eine schnelle Anpassung an veränderte Anforderungen benötigen.
  • Methodenauswahl: Die Entscheidung für die richtige Projektmanagement-Methode hängt von verschiedenen Aspekten ab, darunter die Teamgröße, Arbeitsweise, Branche und Komplexität. Hol dir Feedback von deinem Team ein und berücksichtige die spezifischen Gegebenheiten, um eine fundierte Wahl zu treffen.

Nutze die Informationen aus diesem Artikel, um den Projekterfolg zu steigern und eine Methode zu wählen, die genau auf deine Anforderungen zugeschnitten ist!

Projektmanagement-Methoden: Was es in verschiedenen Ansätzen zu beachten gibt

FAQ

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