Risikomanagement: Definition und leicht verständlicher Leitfaden zur Umsetzung

Von Thomas Sesli, geprüft durch Melina Wandler (zertifizierte Lektorin)
Aktualisiert am 07.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Risikomanagement soll dein Unternehmen vor Gefahren schützen und Stabilität gewährleisten. Es beinhaltet nicht nur die frühzeitige Identifikation potenzieller Gefährdungen, sondern auch die Implementierung geeigneter Maßnahmen und die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen.

In diesem Artikel stellen wir dir einen Leitfaden zur Verfügung, der dir dabei hilft, das Risikomanagement erfolgreich in deinem Unternehmen umzusetzen. Wir werden insbesondere auf folgende Aspekte eingehen:

  • Entwicklung einer Risikokultur und eines Risikofrüherkennungssystems
  • Organisation und Prozesse zur Risikoquantifizierung
  • Verschiedene Methoden und Werkzeuge im Risikomanagement

Erfahre jetzt, wie durchdachtes Risikomanagement dein Unternehmen stärken und auf unvorhergesehene Situationen optimal vorbereiten kann!

Grundlagen des Risikomanagements in Unternehmen

Zunächst klären wir die Grundlagen des Risikomanagements. Auch regulatorisches Wissen wird aufgebaut.

Ziele und Nutzen des Risikomanagements

Das Hauptziel des Risikomanagements besteht darin, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen, um sie angemessen bewerten und passende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Dadurch gelingt es, diverse Unternehmensrisiken zu minimieren, unvorhergesehene Einzelrisiken zu beherrschen und bestandsgefährdende Risikosituationen abzuwenden. Es hat also folgende Vorteile:

  • Steigerung des Unternehmenswerts
  • Reduzierung des Insolvenzrisikos
  • Stärkung des Vertrauens von Mitarbeitern, Kunden und Investoren

Rechtliche Aspekte des Risikomanagements

Ein adäquates Risikomanagement ist nicht nur eine sinnvolle Unternehmenspraxis, sondern in vielen Ländern auch gesetzlich festgeschrieben. So schreibt etwa das deutsche Aktiengesetz (AktG) vor, dass das Management dazu verpflichtet ist, Risiken sorgfältig zu überwachen und die existenzrelevanten Risikoarten zu identifizieren. Sollte aufgrund von Versäumnissen im Risikomanagement der Fortbestand des Unternehmens gefährdet sein, können die Verantwortlichen haftbar gemacht werden.

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Gut zu wissen

Für Unternehmen im Finanzsektor hat die BaFin sogenannte Mindestanforderungen an das Risikomanagement formuliert (MaRisk). Wenn dein Unternehmen also in diesem Bereich tätig ist, solltest du dich damit eingehend auseinandersetzen.

Leitfaden: So verankerst du das Risikomanagement in deinem Unternehmen

Dieser Abschnitt führt dich durch alle wichtigen Schritte auf dem Weg zu einem funktionierenden Risikomanagement und einem proaktiven Umgang mit Risiken.

Risikokultur und Risikobewusstsein etablieren

Eine ausgeprägte Risikokultur erkennt sowohl Risiken als auch Chancen und prägt sämtliche Handlungen und Entscheidungen im Unternehmen. Gesetzliche Anforderungen, beispielsweise aus dem AktG, dem Handelsgesetzbuch (HGB) und dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG), beeinflussen die organisatorische Integration des Risikomanagements sowie die damit verbundene risikoadäquate Steuerung.

Ein wichtiger Faktor hierbei ist das Überwachungssystem gemäß § 91 Abs. 2 AktG, zu dessen Einrichtung die Unternehmensleitung verpflichtet ist. Vorstände und Geschäftsführer tragen die Verantwortung für die Einhaltung dieser regulatorischen Mindestanforderungen und können bei Nichteinhaltung haftbar gemacht werden.

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Lesetipp

Ein möglicher Ansatz, um Sicherheitsdenken in deinem Unternehmen zu etablieren, ist Zero Trust. Was es damit auf sich hat und wieso auch du darüber nachdenken solltest, liest du hier: Zero Trust: Definition, Ziele und Anwendungsbeispiele.

Organisation und Verantwortlichkeiten

So baust du die Organisation auf und sorgt für eine reibungslose Kommunikation:

  • Verankere das Risikomanagement im Unternehmen, indem du einen zentralen Risikomanager mit Führungsaufgabe ernennst, der direkt an die Unternehmensleitung oder den Vorstand berichtet.
  • Der Risikomanager trägt die Verantwortung für das Gesamtrisikomanagement und koordiniert die Zusammenarbeit mit Risikoausschussmitgliedern, die für die strategische Planung zuständig sind.
  • Operative Mitarbeiter sind auch an der Identifikation, Bewertung und Bewältigung von Risiken beteiligt und sollten entsprechend informiert und geschult werden.
  • Ein unabhängiges Risiko-Controlling oder eine interne Revision überprüft die Maßnahmen und Organisation des Risikomanagements und berichtet ebenfalls direkt an die Geschäftsleitung.

Prozesse festlegen

Definiere und integriere notwendige Prozesse für die Identifikation, Bewertung und Bewältigung von Risiken. Dazu gehören:

  • Analysen von Dokumenten, um potenzielle Risiken zu erkennen
  • Eventuell Überwachung von Anlagen zur Früherkennung von Schäden
  • Informationsweitergabe und Schulungen für Mitarbeiter
  • Erstellung und Aktualisierung von Notfallplänen
  • Zusammenarbeit mit externen Partnern in Krisensituationen
  • Anpassung von Versicherungsverträgen zur Abdeckung von Risiken

Risiko-Leitlinie erarbeiten

Die Risiko-Leitlinie fungiert als zentrales Steuerungselement im Risikomanagement und legt den Rahmen fest. Mit einer gut strukturierten Risiko-Leitlinie kannst du:

  • Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten klar definieren.
  • zentrale und dezentrale Aufgaben im Risikomanagement festlegen.
  • vom Risikoidentifikationsprozess bis zur Ergreifung von Gegenmaßnahmen die Steuerung leiten.
  • die Zusammenarbeit zwischen dem Risikomanager, dem Risikoausschuss und den Mitarbeitern gewährleisten.
Risikomanagement: 4 Best Practices für nachhaltigen Erfolg
Gern darfst du diese Infografik auf deiner Webseite einbinden.

Prozesse und Methoden im Risikomanagement

Das Risikomanagement stellt kein einmaliges Ereignis dar, sondern erfordert eine strategische und kontinuierliche Überwachung und Anpassung. Die vielfältigen Prozesse und Methoden, die im folgenden Kapitel erläutert werden, ermöglichen es, Risiken systematisch und transparent einzuschätzen und zu steuern.

Risikoanalyse und -bewertung

Zentrale Elemente des Risikomanagements sind die Risikoanalyse und die Risikobewertung. Diese beinhalten die Identifikation von Risiken, die Quantifizierung sowie die Ableitung geeigneter Maßnahmen. Hier gilt es, das Schadensausmaß möglicher Risiken und deren Eintrittswahrscheinlichkeit abzuwägen.

Eine simple, jedoch nützliche Methode, um Risiken darzustellen und Prioritäten zu setzen, stellt die Risikomatrix dar.

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Lesetipp

Heutzutage sollte auch die Gefahr eines Cyberangriffs nicht unterschätzt werden. Wie du dich davor schützen kannst, erfährst du in unserem Man-in-the-Middle-Angriff: Erkennen, Verstehen und Verhindern von Cyberattacken Artikel.

Risikobewältigung und Maßnahmenplanung

Für den Umgang mit Risiken sind sowohl proaktive als auch reaktive Maßnahmen vonnöten. Beachte hierbei auch eventuelle Vorgaben im KonTraG (Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich). Das Hauptziel der Risikobewältigung ist die Reduktion oder Eliminierung der Risiken. Zu den Maßnahmen gehören beispielsweise:

  • Präventionsmaßnahmen, die das Eintreten eines Schadens verhindern oder mögliche Auswirkungen minimieren
  • Notfallpläne, um bei eingetretenen Schäden schnell und zielgenau handeln zu können

Risikoberichterstattung und -überwachung

Eine fortlaufende Überwachung und Aktualisierung der identifizierten Risiken ist für ein funktionierendes Risikomanagement unerlässlich. Hierzu zählt auch die Kontrolle der implementierten Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Angemessenheit. Darüber hinaus spielt eine offene Kommunikation eine bedeutende Rolle, um das Risikobewusstsein im Unternehmen zu fördern und eventuellen Handlungsbedarf frühzeitig zu identifizieren.

Methoden im Risikomanagement

Die genannten Prozesse erfordern den Einsatz unterschiedlicher Methoden und Instrumente. Einige gängige Ansätze sind:

  • Die Risikomatrix
  • Risikobasierte Kennzahlen (Risikomaße)
  • Die Ermittlung des Risikoappetits
  • Die Reifegrade-Analyse

Die Auswahl der jeweiligen Methoden richtet sich nach den spezifischen Anforderungen deines Unternehmens, den Einsatzbereichen und den jeweiligen Risikoarten.

Fazit: Nachhaltiges Risikomanagement meistern

Ein umfassendes Risikomanagement ist unerlässlich, um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen, ihnen entgegenzuwirken und dadurch den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Dabei gilt es, verschiedene rechtliche Mindestanforderungen sowie die Verantwortlichkeiten und Methoden im Unternehmen zu berücksichtigen.

So geht's im Schnelldurchlauf:

  • Risikokultur: Schaffe ein starkes Risikobewusstsein sowie eine ausgeprägte Risikokultur, die alle Mitarbeiter einbezieht.
  • Organisation: Verankere das Risikomanagement fest im Unternehmen und lege klare Verantwortlichkeiten sowie Zuständigkeiten fest.
  • Prozesse und Methoden: Sorge für die Implementierung strukturierter Abläufe und passender Methoden, um Risiken systematisch zu identifizieren, zu bewerten und bewältigen zu können.

Nutze diese Chance, um mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse die Risikokultur in deinem Unternehmen zu stärken und das Risikomanagement nachhaltig zu gestalten! Damit sicherst du langfristig den Erfolg und Schutz deines Unternehmen.

Disclaimer

Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.

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