Investoren finden für deine Geschäftsidee: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Von Miriam Prellwitz
Aktualisiert am 05.01.2024 | Lesezeit ca. Min.

Du hast eine erfolgversprechende Geschäftsidee und möchtest damit richtig durchstarten? Dafür suchst du einen Investor, der dir das nötige Startkapital stellt? Dann fragst du dich sicher, wo du diesen Geldgeber findest und wie du ihn am besten von deiner Idee überzeugst. Wer mit seinem Startup erfolgreich sein möchte, braucht demnach nicht nur Kreativität, Fleiß und ein gutes Konzept, sondern auch Grundkenntnisse im Fundraising.

In diesem Artikel beleuchten wir dieses wichtige Thema aus den verschiedensten Blickwinkeln. Im Rahmen unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung erfährst du, wie du bei deiner Investorenansprache am besten vorgehst und worauf du bei den einzelnen Etappen achten solltest, um erfolgreich durchzustarten. Zudem stellen wir dir noch einige Tücken bei der Investorensuche vor.

Schritt 1: Welcher Investor passt am besten zu dir und deiner Geschäftsidee?

Auf der Suche nach einem Geldgeber begegnen dir verschiedene Arten von Investoren. Nicht jede eignet sich für deine Geschäftsidee – je nach Branche, Gründungsphase und deinen persönlichen Vorstellungen passen einige Konzepte besser als andere.

Bevor du aktiv auf die Investorensuche gehst, solltest du dir darüber im Klaren sein, welche Anforderungen du hinsichtlich des Finanzierungsbedarfs und der Finanzierungsformen an den Investor stellst und welche Grundvoraussetzungen erfüllt sein müssen.

  • Zunächst solltest du festlegen, wie hoch der Kapitalbedarf deines Startups ist. Arbeite mit einer konkreten Summe – das hilft dir dabei, den Kreis möglicher Investoren einzugrenzen.
  • Prüfe, an welchen Unternehmen ein potenzieller Investor beteiligt ist und wie erfolgreich er damit bisher war.
  • Stelle außerdem sicher, dass der Investor seriös ist und eine weiße Weste hat. Vorsicht ist in diesem Falle besser als Nachsicht. Es kann sich auch lohnen, einen Experten aus deiner Branche als Investor zu gewinnen.
  • Einige Investoren, beispielsweise Ralf Dümmel, der aus Die Höhle der Löwen bekannt ist, sind dafür berühmt, in Unternehmensanteile einer bestimmte Produktgruppe zu investieren – im Falle von Dümmels Unternehmen sind das zum Beispiel Produkte, die im Einzelhandel zu finden sind. Frank Thelen wiederum investiert oft in Food- und Technologie-Startups. Prüfe daher, ob es einen geeigneten Kandidaten für deine Idee gibt und dieser deine anderen Kriterien erfüllt.

Accelerator

Accelerator-Programme werden in der Regel von Unternehmen aus dem Mittelstand betrieben. Das Ziel ist es, jungen Wachstumsunternehmen vor allem in der Gründungsphase dabei zu helfen, richtig durchzustarten. So wird also nicht nur ein reiner Geldbetrag in die Geschäftsidee investiert, sondern auch fachliches Wissen, das in Form von Coaching oder Mentoring weitergegeben wird.

Einer der Nachteile ist, dass das Investment meistens aber nur über einen festgelegten Zeitraum erfolgt, der nicht länger als sechs Monate ist. Das Investment eines solchen Mittelständlers ist in der Regel recht niedrig, du brauchst also ein relativ hohes Eigenkapital. Damit eignen sich Accelerator für Gründer, die einen letzten Schubs in die richtige Richtung brauchen.

Business Angels

Bei Business Angels handelt es sich um Privatpersonen, die aus Begeisterung in eine Idee investieren. Meistens handelt es sich dabei um Menschen, die selbst einmal ein Unternehmen geleitet haben und nun in neue Projekte investieren möchten. Dabei geht es dann oftmals nicht um den schnellen Gewinn, sondern um die Förderung und Finanzierung von Herzensprojekten oder Menschen, zu denen eine Sympathie besteht.

Finanzierungen über Business Angels eignen sich vor allem für dich, wenn du eine nicht allzu hohe Summe an Kapital benötigst. Du findest sie beispielsweise über Startup-Netzwerke wie BayStartUP oder das Business Angels Netzwerk Deutschland.

Crowdinvesting

Möchtest du nicht von einem einzelnen Investor abhängig sein, ist Crowdinvesting eine geeignete Möglichkeit, Kapital zu erhalten. Du stellst deine Idee auf einer entsprechenden Plattform vor und hoffst auf Unterstützung. So beteiligen sich viele Menschen mit einer kleineren Summe und fordern in der Regel nicht mal ein Mitspracherecht. Sie erhalten beispielsweise eine prozentuale Beteiligung an zukünftigen Einnahmen.

So können mittlere und sogar hohe Summen zusammenkommen, die dir den Start mit deiner Idee ermöglichen. Die bekanntesten Plattformen für Crowdinvesting in Deutschland sind unter anderem Seedmatch und Companisto.

Förderprogramme

Neben privaten Investoren kannst du auch eine institutionelle oder staatliche Förderung in Anspruch nehmen, um deine Idee zu finanzieren. Es gibt verschiedene Programme für unterschiedliche Finanzierungsphasen und Branchen. EXIST ist beispielsweise ein Förderprogramm für Gründungen aus Hochschulen. Es werden Gründerstipendien für innovative und marktorientiere Ideen vergeben. Die Summe ist vergleichsweise niedrig.

Ideen, die nur schwer einen Investor oder eine Förderung finden, können durch den Mikromezzaninfonds Deutschland gefördert werden. Dabei geht es vor allem um soziale Projekte und Menschen, die aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen.

Inkubator

Ein Inkubator eignet sich für dich, wenn du noch in einer sehr frühen Finanzierungsphase der Gründung bist. Steht die Idee, aber an der Umsetzung hapert es noch, dann bietet sich ein solcher „Brutkasten“ für dich an. Ein Investor unterstützt dich dann in den verschiedensten Bereichen, die von Coaching bis zu einer professionellen IT-Ausstattung reicht. Das kann auch eine Anschubfinanzierung beinhalten, für die in der Regel Firmenanteile erworben werden.

Venture Capital (VC)

Vielleicht kennst du Venture Capital (VC) auch unter dem Begriff Risikokapital oder Wagniskapital. Es handelt sich also um Investitionen, die mit einem hohen Risiko verbunden sind. Das kann zum Beispiel an einem ganz neuen Geschäftsmodell, einer besonders innovativen Idee oder an unerfahrenen Gründern liegen.

VC-Geber investieren somit häufig in sehr ambitionierte Gründer mit großen Zielen – etwa, der Marktführer in einem Bereich zu werden oder einen baldigen Börsengang anzustreben. Es gibt sogar ganze Beteiligungsgesellschaften, die sich nur darüber finanzieren, Kapital zu kaufen, zu halten und profitabel zu verkaufen.

Dafür werden auch schon mal sehr hohe Summen investiert. Im Gegenzug erhalten sie Unternehmensanteile sowie ein Mitspracherecht. Da sie schnell wieder aussteigen und einen möglichst hohen Profit erzielen möchten, treiben sie Gründer häufig dazu an, schnell erfolgreich zu werden. 

Verschiedene Arten von Investoren

Schritt 2: Investoren finden – die besten Wege und Tipps

Weißt du nun, welche Art des Investments du anstrebst, solltest du dich auf die Suche begeben. Möchtest du einen Investor finden, gibt es verschiedene Möglichkeiten und Wege dafür:

  • Teilnahme an Wettbewerben: Sogenannte Gründerwettbewerbe gibt es für die verschiedensten Branchen. Sie erregen mediales Aufsehen und sind oftmals auch mit Preisgeldern versehen. Fokussiere dich nur auf erfolgversprechende Wettbewerbe und investiere deine Energie hauptsächlich in die Weiterentwicklung deines Unternehmens.
  • Dein Netzwerk und Empfehlungen: Schau dich in deinem privaten Umfeld um und klappere deine Kontakte ab. Verbreite die Nachricht, dass du einen Investoren suchst – möglicherweise findet sich so ein Business Angel oder du erhältst hilfreiche Tipps und Empfehlungen.
  • Matchingveranstaltungen: Es gibt zahlreiche Veranstaltungen und Events, auf denen du potenzielle Investoren triffst. Dazu gehören beispielsweise Stammtische, Pitching-Events und spezielle Konferenzen für Startups und Gründer. 
  • Vermittlungsportale: Es gibt professionelle Investorenvermittler, die darauf spezialisiert sind, Gründer und Investoren zusammenzubringen. 
  • Kaltakquise: Auch die klassische Kaltakquise ist ein geeigneter Weg, Investoren zu finden. Recherchiere, wer sich für deine Idee und deine Branche anbieten würde und gehe direkt auf den möglichen Investor zu. LinkedIn und andere Plattformen können dir dabei behilflich sein.

Du siehst: Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten, einen Investor zu finden. Welche sich für dich am besten eignet, hängt von individuellen Faktoren ab. Es kann aber nicht schaden, wenn du dich breit aufstellst und dich nicht nur auf einen Weg verlässt.

Schritt 3: So überzeugst du mit deiner Idee

Einen Investoren zu finden, ist nur die halbe Miete: Du musst ihn auch noch überzeugen. Jetzt kommt der Moment der Wahrheit für dich. Du solltest dich deshalb akribisch genau vorbereiten und dich und deine Unternehmensidee im besten Licht präsentieren.

Biete knackige Antworten und Unterlagen

Du stehst potenziellen Investoren nicht nur in einem Pitch Rede und Antwort, sondern wirst dich und deine Idee auch immer wieder in Gesprächen und Telefonaten vorstellen müssen. Deshalb ist es wichtig, dass du kurze und knackige Antworten parat hast. Dabei hast du meistens keine Präsentation dabei und kannst dich auch nicht vorbereiten – überlege dir also, wie du dein Business in nur wenigen Sätzen vorstellst.

Das gilt im Übrigen auch für deine Unterlagen: Bereite professionelles Material vor, das du Interessenten ohne Wartezeit zukommen lassen kannst. Auch dabei gilt: Sei konkret und komm auf den Punkt. Liefere alle wichtigen Informationen, ohne vom Wesentlichen abzuweichen.

Du kannst dich dabei an folgenden Fragen orientieren:

  • Welches Problem löst dein Produkt/dein Startup?
  • Wie macht es das und was ist der Mehrwert?
  • Wie wirst du damit Geld verdienen?

Erstelle einen Businessplan und einen Finanzplan

Schon am Anfang deiner Kapitalbeschaffung solltest du einen Business- und Finanzplan erstellen. Das ist zum einen ein Leitfaden für dich: Du kannst dich daran orientieren und prüfen, ob du dem Plan noch entsprichst, oder ob Anpassungen/Weiterentwicklungen nötig sind. Zudem stellst du damit sicher, dass es nicht unendlich viele Finanzierungsrunden geben wird und du von vornherein ordentlich geplant hast.

Zum anderen sind diese Unterlagen für potenzielle Investoren von großer Bedeutung. Ohne einen professionellen Business- und Finanzplan wirst du nicht weit kommen. Geh bei der Anfertigung also sehr sorgfältig vor und hole dir gegebenenfalls Hilfe von einem Experten.

Fertige ein Pitch Deck an

Du stellst deine Idee einem interessierten Investor im Rahmen eines Pitchs vor. Die Inhalte solltest du schriftlich zusammenfassen – das nennt sich dann Pitch Deck. Dieses beinhaltet alle wichtigen Fakten aus deinem Business- und Finanzplan. Es sollte diese aber nicht nur wiedergeben, sondern den Investor bewusst überzeugen wollen.

Stell den Nutzen deiner Idee heraus und erläutere, wieso diese erfolgreich sein wird. Gehe auf konkrete Situationen ein und belege diese mit Studien oder Umfrageergebnissen. Komm auf den Punkt und vermeide dabei Marketingfloskeln und zu viele Fachausdrücke. Hier kann ein Perspektivwechsel helfen: Präsentiere dein Pitch Deck Freunden, die keine Ahnung von deiner Idee haben.

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Lesetipp

Einen ausführlichen Artikel darüber, wie du ein Pitch Deck gestalten solltest, findest du hier: Anleitung: So sieht ein optimales Pitch Deck aus

Präsentiere dein professionelles Gründerteam

Die Finanzierung durch einen Investor scheitert oftmals nicht an der eigentlichen Idee, sondern am Gründerteam. Denn wer einen größeren Geldbetrag investiert, möchte sicher sein, dass das Projekt Erfolg haben wird. Dafür muss auch das Menschliche passen: Unstimmigkeiten zwischen den Gründern und Gründerinnen sind dafür ein großes Hindernis.

Sprecht euch vor einem Pitch also genau ab und klärt alle offenen Unstimmigkeiten, welche die Planung, die Finanzierung und alle anderen Bereiche betreffen. Präsentiert euch als Gründerteam harmonisch und professionell: Damit zeigt ihr dem Investor, dass ihr einig hinter eurer Idee steht.

Schritt 4: Augen auf bei den Konditionen und der Beteiligung

Zeigt ein Investor Interesse an deiner Idee, geht es daran, die Konditionen und die Beteiligung auszuarbeiten. Dies ist oftmals ein heikler Vorgang, bei dem sich Fingerspitzengefühl bezahlt macht. Auch, wenn die Freude erstmal groß ist: Ihr seid Geschäftspartner und keine Freunde. Behalte eine professionelle Ebene bei und geh objektiv an die Verhandlungen heran.

Lass dich nicht auf das erste Angebot ein und sei vorsichtig, wenn es um den Verkauf von Firmenanteilen geht. Sei dir im Klaren darüber, dass der Investor großen Einfluss auf dein Geschäft und deine Entscheidungen nehmen kann, wenn er Anteile an deinem Unternehmen hält.

Bleib hart und beharre auf Dingen, die dir wichtig sind. Auch, wenn du das Geld dringend brauchst, solltest du dich auf keine Vereinbarungen einlassen, bei denen du kein gutes Gefühl hast.

In der Regel wird im Rahmen einer Investition ein sogenannter Beteiligungsvertrag erstellt. In diesem werden alle wesentlichen Eckpunkte für das Investment festgehalten:

  • Höhe des Beteiligungskapital 
  • Höhe der prozentualen Beteiligung
  • Höhe der Beteiligung an deinem Gewinn
  • Mitspracherecht und Kontrollrechte im Unternehmen
  • Garantien
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Achtung

Unterschreibe einen solchen Vertrag niemals, ohne ihn von einem Anwalt prüfen zu lassen. Lass dir alles genau erklären und frag nach, wenn dir einzelne Aspekte unklar sind. Die Konditionen des Beteiligungsvertrags sind von entscheidender Bedeutung für dein Unternehmen – gehe hier also auf keinen Fall leichtsinnig vor.

Die größten Stolperfallen bei der Investorensuche

Begibst du dich auf die Suche nach einem Investor, gibt es einiges zu beachten. Viele Gründer scheitern an einem unsystematischen Vorgehen bei der Investorensuche. Einfach alle möglichen Leute zu kontaktieren, ist keine gute Idee.

  • Konzentriere dich auf erfolgversprechende Geldgeber, die zu deiner Idee und deiner Branche passen. Bereite dich gut vor und spreche sie persönlich an – umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du eine positive Antwort erhältst.
  • Signalisiert ein Investor Interesse, solltest du ihm unmittelbar antworten und dich zu jeder Zeit professionell präsentieren. Bist du auf einem Gründermarkt oder einer ähnlichen Veranstaltung, solltest du Rede und Antwort stehen können.
  • Arbeite zudem nur mit seriösen und ausgereiften Unterlagen. Für einen Investor ist es fraglich, dass du ein Unternehmen aufbauen kannst, wenn du deine Mails nur einmal die Woche beantwortest und mit unprofessionellen Unterlagen arbeitest. Gehe hier also äußerst sorgfältig vor.
  • Das gilt im Übrigen auch für deine Kostenplanung und die Bewertung deines Unternehmens. Bleibe realistisch und rufe keine überzogenen Summen auf. Erfahrene Investoren bemerken dies sofort und werden dich darauf ansprechen, was zu einer unangenehmen Situation für dich führt.
  • Zu guter Letzt ist es wichtig, dass du dich und dein Team harmonisch und vereint zeigst. Nur, wenn alle an einem Strang ziehen, wird ein Investor komplett überzeugt sein. Mietet euch für Besprechungen ein Büro an – das stärkt das Wir-Gefühl und ist deutlich professioneller als ein Treffen in einem Wohnzimmer. Dafür gibt es spezielle Office Solutions wie beispielsweise CONTORA.

Fazit: Systematisches Vorgehen hilft bei der Suche nach Investoren

Suchst du einen Investor für deine Idee, gibt es die verschiedensten Dinge zu beachten. Um dabei nicht den Überblick zu verlieren, hilft ein systematisches Vorgehen. Bring zuerst deine Vorstellungen und Ansprüche aufs Papier, bevor du aktiv nach einem Investor suchst.

Bereite alle wichtigen Unterlagen vor – dann beginnst du mit der Suche und besuchst dafür wichtige Events und klapperst deine Kontakte ab. Für jeden Schritt gilt: Zeige dich und dein Unternehmen professionell und sei immer dazu bereit, deine Idee auf Knopfdruck vorzustellen.

Scheue dich nicht, die verschiedenen Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen, die es für Gründer und Gründerinnen gibt. Das Starthaus Bremen betreut dich beispielsweise von der ersten Idee bis zur Wachstumsphase. Das Investforum der Universität Halle wird staatlich gefördert und bietet dir eine kostenfreie Beratung. Auch bei der IHK stehen dir Experten Rede und Antwort zu allen möglichen Fragen.

FAQ

An dieser Stelle möchten wir einige häufig gestellte Fragen zum Thema beantworten.

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