Arbeitszeugnisse sind für deine berufliche Zukunft von großer Bedeutung und prägen den ersten Eindruck bei potenziellen Arbeitgebern.
Doch wie gehst du korrekt vor, um ein Arbeitszeugnis anzufordern, und welche Fristen solltest du beachten?
In unserem Artikel informieren wir dich umfassend über das Anfordern von Arbeitszeugnissen und geben dir konkrete Handlungsanweisungen, um deine Rechte als Arbeitnehmer erfolgreich durchzusetzen.
Dabei erhältst du Einblicke in folgende Themenbereiche:
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen und für wen ein Zeugnisanspruch besteht
- Den optimalen Zeitpunkt zur Anforderung des Arbeitszeugnisses sowie die dabei einzuhaltenden Fristen
- Die richtige Vorgehensweise bei der Überprüfung von Arbeitszeugnissen und das Entschlüsseln verborgener Formulierungen
Finde wertvolle Tipps und Lösungsvorschläge, die dir dabei helfen, ein aussagekräftiges Arbeitszeugnis zu erhalten und somit deine Chancen auf eine erfolgreiche Karriere zu erhöhen!
Was kann ich tun, wenn ich kein Arbeitszeugnis bekomme?
Sprich zunächst deinen ehemaligen Arbeitgeber an und fordere es schriftlich ein. Bleibt die Anfrage erfolglos, ziehe rechtliche Schritte in Betracht oder kontaktiere einen Anwalt für Arbeitsrecht. Kommuniziere potenziellen Arbeitgebern gegenüber transparent die Situation.
Arbeitszeugnis anfordern: Der rechtliche Rahmen
Es gibt verschiedene gesetzliche Regelungen rund ums Arbeitszeugnis, die sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber relevant sind. In diesem Abschnitt erfährst du mehr dazu.
Das Arbeitszeugnis als Bestandteil deines Arbeitsverhältnisses
Der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis ist fest im deutschen Arbeitsrecht verankert. Gemäß § 109 der Gewerbeordnung (GewO) und § 630 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) steht Arbeitnehmern bei Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses das Recht auf ein schriftliches Zeugnis vom Arbeitgeber zu. Dein Zeugnisanspruch ist somit gesetzlich garantiert und ein integraler Bestandteil des Arbeitsverhältnisses.
Anspruchsberechtigte Arbeitnehmer
Der gesetzliche Zeugnisanspruch ist für verschiedene festangestellte Arbeitnehmergruppen relevant.
Dazu zählen:
- Voll- und Teilzeitbeschäftigte
- Minijobber
- Praktikanten
- Führungskräfte und leitende Angestellte
- Fach- und Hilfskräfte
Ausgenommen vom gesetzlichen Zeugnisanspruch sind allerdings Selbstständige und Freiberufler, da sie rechtlich nicht als Arbeitnehmer gelten. Die Bedeutung des gesetzlichen Zeugnisanspruchs für Arbeitnehmer wird sowohl vom Landesarbeitsgericht als auch vom Bundesarbeitsgericht betont, da er maßgeblich für künftige Bewerbungen und die Positionierung auf dem Arbeitsmarkt ist.
Zeitpunkt der Anforderung: Wann du aktiv werden solltest
Der richtige Zeitpunkt für die Anforderung deines Arbeitszeugnisses hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen die Art deines Dienstverhältnisses und die Frage, ob eine Kündigung vorliegt oder nicht.
Im Folgenden werden drei Szenarien dargestellt, die unterschiedliche Vorgehensweisen erforderlich machen.
Szenario 1: Arbeitszeugnis während des bestehenden Arbeitsverhältnisses
Möglicherweise besteht der Bedarf nach einem Arbeitszeugnis schon während des laufenden Arbeitsverhältnisses. In solchen Fällen spricht man von einem Zwischenzeugnis.
Dieses kann zum Beispiel bei internen Stellenwechseln, längeren Auszeiten oder bei der aktiven Suche nach einer neuen Beschäftigung erforderlich sein. Um ein Zwischenzeugnis zu beantragen, empfiehlt es sich, eine schriftliche Begründung bei der zuständigen Personalabteilung oder dem Vorgesetzten einzureichen.
Szenario 2: Arbeitszeugnis bei Kündigung durch den Arbeitnehmer
Entscheidest du dich dafür, dein Arbeitsverhältnis selbstständig zu beenden, solltest du in deinem Kündigungsschreiben ausdrücklich darauf hinweisen, dass du deinen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis geltend machst.
Dadurch verschaffst du deinem Arbeitgeber genügend Zeit, ein aussagekräftiges Zeugnis zu erstellen und es dir bis zum Ende der Beschäftigung auszuhändigen. Hierbei ist es ratsam, eine angemessene Frist zu setzen, die für die Erstellung eines solchen Dokuments ausreichend Spielraum lässt.
Lesetipp
Wenn du Hilfe beim Formulieren deines Kündigungsschreibens brauchst, lies hier weiter: Kündigungsschreiben an den Arbeitgeber: Darauf musst du achten (inkl. kostenlose Mustervorlage)
Szenario 3: Arbeitszeugnis bei Kündigung durch den Arbeitgeber
Im Fall einer Kündigung seitens des Arbeitgebers steht dir ebenfalls ein Arbeitszeugnis zu. In dieser Situation ist es sinnvoll, das Zeugnis zeitnah nach Bekanntgabe der Kündigung einzufordern.
Achte darauf, auch hier eine adäquate Frist zu setzen, innerhalb derer das Arbeitszeugnis ausgestellt werden soll. So kannst du zügig weiterführenden Tätigkeiten nachgehen und bist bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz bestmöglich vorbereitet.
Lesetipp
Du wurdest gekündigt? Hier erfährst du alles zu Kündigungsgründen: Kündigungsgründe: Infos, Beispiele und Besonderheiten für ordentliche und außerordentliche Kündigungen
Fristen und Vorgehen: Wie du ein Arbeitszeugnis korrekt anforderst
Das ordnungsgemäße Anfordern eines Arbeitszeugnisses ist wichtig, um Ausschlussfristen einzuhalten und eine schnelle Bearbeitung durch die Personalabteilung zu fördern.
In diesem Absatz werfen wir einen genaueren Blick auf die wesentlichen Punkte, die du beachten solltest.
Gesetzliche Fristen
Um sicherzustellen, dass deine Anforderung wirksam ist, ist es entscheidend, rechtzeitig zu handeln. Generell verjährt der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis gemäß allgemeinem Vertragsrecht innerhalb von drei Jahren.
Dennoch empfehlen wir, auf mögliche Ausschlussfristen in deinem Arbeits- oder Tarifvertrag zu achten, da diese unter Umständen kürzere Fristen festlegen können. Lässt du eine solche Frist verstreichen, könnte es schwieriger werden, ein Arbeitszeugnis von deinem Arbeitgeber zu erhalten.
Muster für Anforderung im Kündigungsschreiben
Für festangestellte Arbeitnehmer, die selbst kündigen, bietet sich die Gelegenheit, das Arbeitszeugnis unmittelbar im Kündigungsschreiben zu erbitten.
Hier findest du ein Beispiel, das du nutzen kannst:
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit kündige ich mein Arbeitsverhältnis bei [Firmenname] fristgemäß zum [Kündigungstermin]. Bitte stellen Sie mir ein qualifiziertes Arbeitszeugnis aus, in dem meine erbrachten Leistungen und mein Verhalten während meiner Beschäftigung bescheinigt werden.
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen
[Dein Name]
Muster für separate Anforderung des Arbeitszeugnisses
Falls du es vorziehst, das Arbeitszeugnis getrennt anzufordern, kannst du das folgende Muster verwenden:
Sehr geehrte Damen und Herren,
in Anbetracht der Beendigung meines Arbeitsverhältnisses bei [Firmenname] zum [Beendigungstermin] bitte ich Sie, mir ein qualifiziertes Arbeitszeugnis zu erstellen. Ich möchte, dass das Zeugnis meine erbrachten Leistungen und mein Verhalten während meiner Beschäftigung berücksichtigt. Ich freue mich auf die zeitnahe Erstellung des Zeugnisses und verbleibe mit freundlichen Grüßen
[Dein Name]
Ungeachtet der gewählten Vorgehensweise sollte die Anforderung höflich und klar formuliert sein, damit du dein Arbeitszeugnis zügig und problemlos erhältst und es bei zukünftigen Bewerbungen einsetzen kannst.
Verzug oder Verweigerung des Arbeitszeugnisses
Wenn dein Unternehmen die Ausstellung des Arbeitszeugnisses verzögert oder verweigert, ist es wichtig, schnell zu handeln und die nächsten Schritte zu kennen.
In diesem Kapitel erfährst du, welche rechtlichen Optionen dir zur Verfügung stehen und wann es ratsam ist, eine Rechtsberatung oder Schlichtungsstellen in Anspruch zu nehmen.
Deine rechtlichen Optionen
Wenn dein Unternehmen das Arbeitszeugnis nicht fristgerecht ausstellt, solltest du zunächst versuchen, dies freundlich einzufordern. Falls das jedoch keinen Erfolg bringt, kannst du auf dein gesetzliches Recht bestehen und einen Anspruch auf das Zeugnis geltend machen.
Hierbei solltest du folgende Schritte berücksichtigen:
- Formuliere einen schriftlichen Mahnbrief, in dem du dein Unternehmen dazu aufforderst, das Arbeitszeugnis auszustellen, und setze dabei eine angemessene Frist.
- Lässt das Unternehmen diese Frist verstreichen, besteht die Möglichkeit, gerichtliche Schritte einzuleiten und Klage zu erheben. In diesem Fall empfiehlt es sich, einen Rechtsbeistand hinzuzuziehen.
- Kommt das Unternehmen der gerichtlichen Aufforderung nicht nach, kann ein Ordnungsgeld verhängt werden, das dazu dient, die Ausstellung des Zeugnisses durchzusetzen.
Es ist ratsam, keine Zeit zu verlieren und frühzeitig auf dein Recht auf ein Arbeitszeugnis zu pochen, um Unannehmlichkeiten bei der Suche nach einer neuen Stelle zu vermeiden.
Einschaltung von Rechtsberatung und Schlichtungsstellen
Um eine Eskalation der Situation zu verhindern, kann es hilfreich sein, frühzeitig eine Rechtsberatung oder Schlichtungsstelle einzuschalten. Eine Rechtsberatung kann dir wichtige Hinweise für das weitere Vorgehen geben und gegebenenfalls alle notwendigen Schritte einleiten.
Schlichtungsstellen, wie zum Beispiel eine Gewerkschaft oder die zuständige Kammer, können als Vermittler in Konfliktsituationen agieren und dazu beitragen, dass das Arbeitszeugnis letztendlich ausgestellt wird.
Überlege genau, wann der Einsatz von Schlichtungsstellen oder Rechtsberatung sinnvoll ist und handle entsprechend, um das Arbeitszeugnis von deinem Arbeitgeber zu erhalten.
Arbeitszeugnis prüfen und bewerten
Ein Arbeitszeugnis dient als abschließender Akzent deines Arbeitsverhältnisses und sollte deine Leistungen wohlwollend und berufsfördernd präsentieren.
Wichtige Kriterien für ein qualifiziertes Arbeitszeugnis
Um ein qualifiziertes Arbeitszeugnis optimal für deine Bewerbung zu nutzen, muss es bestimmte Kriterien erfüllen:
- Persönliche Daten: Dein Name, Geburtsdatum und -ort sowie die Dauer deines Arbeitsverhältnisses sollten korrekt aufgeführt sein.
- Tätigkeiten und Verantwortungsbereiche: Deine Aufgaben und Zuständigkeiten müssen umfassend und konkret im Arbeitszeugnis beschrieben werden.
- Leistungen und Erfolge: Eine Bewertung deiner Leistungen, die auf Fakten basiert und deine persönlichen sowie beruflichen Kompetenzen hervorhebt, ist unerlässlich.
- Formulierungen: Achte darauf, dass das Arbeitszeugnis professionell und wohlwollend formuliert ist, ohne versteckte Kritik oder negative Aussagen.
- Form: Dein Arbeitszeugnis sollte auf Firmenpapier ausgestellt und mit einer korrekten Unterschrift versehen sein.
Zeugniscodes richtig verstehen
Obwohl Arbeitszeugnisse gemäß der rechtlichen Vorgabe wohlwollend verfasst sein müssen, greifen Arbeitgeber oftmals auf sogenannte "Zeugniscodes" zurück, um ihre tatsächliche Einschätzung deiner Arbeitsleistung subtil zu vermitteln.
Achte beim Prüfen deines Arbeitszeugnisses auf solche Codes, um sicherzustellen, dass es deinen Leistungen gerecht wird:
- Allzu allgemeine Formulierungen gilt es kritisch zu hinterfragen, da sie darauf hindeuten könnten, dass der Arbeitgeber keine positiven Details über dein Engagement nennen wollte oder konnte.
- Die Reihenfolge der aufgeführten Eigenschaften und Fachkenntnisse sollte beobachtet werden. Eine unvorteilhafte Reihenfolge kann trotz positiver Formulierungen eine eher negative Bewertung implizieren.
- Sei wachsam bei der Verwendung von einschränkenden Floskeln. Sie könnten darauf hindeuten, dass der Arbeitgeber mit deinen Leistungen nicht vollständig zufrieden war.
- Fehlende Informationen oder ein abruptes Ende des Arbeitszeugnisses können als Anzeichen dafür gewertet werden, dass der Arbeitgeber mit deinen Leistungen unzufrieden war.
Sollte dein Arbeitszeugnis negative oder irreführende Formulierungen enthalten, ist es ratsam, den Arbeitgeber darauf anzusprechen und eine Überarbeitung des Zeugnisses anzuregen.
Falls dies keinen Erfolg bringt, stehen auch hier rechtliche Schritte als Option zur Verfügung.
Fazit: Das Arbeitszeugnis erfolgreich anfordern und nutzen
In diesem Artikel erhältst du wertvolle Informationen darüber, wie du als Arbeitnehmer ein Arbeitszeugnis oder Zwischenzeugnis anforderst und welche Fristen dabei einzuhalten sind.
Darüber hinaus erläutern wir rechtliche Aspekte, Vorgehensweisen bei der Anforderung sowie die Prüfung und Bewertung eines Arbeitszeugnisses.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Artikel lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Rechtlicher Rahmen: Der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis für Arbeitnehmer ist in Deutschland durch § 109 der Gewerbeordnung (GewO) und § 630 BGB festgeschrieben.
- Anforderungszeitpunkt: Der passende Zeitpunkt für die Anforderung eines Arbeitszeugnisses hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Art des Dienstverhältnisses und der Kündigungssituation.
- Arbeitszeugnis prüfen: Bei der Bewertung des Arbeitszeugnisses sind Aspekte wie persönliche Daten, Tätigkeiten, Leistungen und mögliche versteckte Kritik sorgfältig zu analysieren.
Der richtige Umgang mit dem Thema Arbeitszeugnis kann entscheidend für deinen weiteren beruflichen Werdegang sein. Nutze diesen Ratgeberartikel als solide Grundlage, um bestmöglich von deinem gesetzlichen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis zu profitieren.
Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.
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FAQ
Häufig auftretende Fragen und ihre Antworten sind im Folgenden zusammengefasst.
Was ist der Unterschied zwischen einem Zwischenzeugnis und einem Arbeitszeugnis?
Der Unterschied liegt im Zeitpunkt und Anlass der Ausstellung. Ein Zwischenzeugnis wird während eines bestehenden Arbeitsverhältnisses erstellt, etwa auf Wunsch des Mitarbeiters. Ein Arbeitszeugnis erstellt der Arbeitgeber am Ende eines Arbeitsverhältnisses zur Dokumentation der Leistungen des Arbeitnehmers.
Kann ich ein Arbeitszeugnis per E-Mail anfordern?
Ja, du kannst ein Arbeitszeugnis per E-Mail anfordern. Schreibe eine höfliche, formelle Anfrage an deinen Vorgesetzten und erwähne den gewünschten Zeugnistyp. Achte darauf, deine Anforderung fristgerecht zu stellen.
Wie lange kann ich rückwirkend ein Arbeitszeugnis einfordern?
Rückwirkend kannst du ein Arbeitszeugnis bis zu drei Jahre nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses einfordern, bevor der Anspruch verjährt. Um dies zu tun, setze am besten schriftlich eine angemessene Frist für deinen ehemaligen Arbeitgeber.
Sind Arbeitgeber verpflichtet, mir ein Arbeitszeugnis auszustellen?
Ja, Arbeitgeber sind zur Ausstellung eines Arbeitszeugnisses verpflichtet. Beantrage dein Zeugnis schriftlich, um rechtlich abgesichert zu sein. Die Termineinhaltung und aussagekräftige, berufsfördernde Inhalte sind dabei essenziell. Bei Nichteinhaltung kann vor dem Landesarbeitsgericht geklagt werden.