Überstunden nach Kündigung: Auszahlen oder abfeiern? Gesetzliche Grundlagen und Tipps für 2024

Von Thomas Sesli, geprüft durch Melina Wandler (zertifizierte Lektorin)
Aktualisiert am 15.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Überstunden sind in nahezu jedem Berufsfeld ein Thema von großer Bedeutung. Wenn ein Arbeitsverhältnis endet, ergeben sich oft Diskussionen und Unklarheiten bezüglich der Auszahlung der bis dahin angefallenen Menge. Wird dieses Thema nicht korrekt behandelt, kann das unangenehme Folgen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben.

Wir beleuchten in diesem Artikel die wichtigsten gesetzlichen Grundlagen und Möglichkeiten, mit denen du Überstunden nach der Kündigung korrekt ausbezahlt bekommst. Dabei thematisieren wir konkret:

  • Wie Arbeitsvertrags- und Gesetzeslagen die Auszahlung von Überstunden beeinflussen
  • Wie die Überstunden korrekt erfasst und berechnet werden
  • Mögliche Lösungsansätze bei Meinungsverschiedenheiten

Mithilfe dieser Informationen wirst du zukünftig vorbereitet sein, um deine Überstunden nach einer Kündigung rechtssicher und konfliktfrei ausgezahlt zu bekommen. Verpasse diese Chance nicht!

Diese rechtlichen Grundlagen musst du kennen

Um die Vorgehensweise und die gesetzlichen Grundlagen bei der Auszahlung von Überstunden nach einer Kündigung zu verstehen, ist es wichtig, die relevanten Faktoren zu betrachten, die auf das Arbeitsverhältnis Einfluss nehmen. Los geht's.

Arbeitszeitgesetz und Überstundenregelung

Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) regelt die Höchstarbeitszeit, Pausen und Ruhezeiten für Arbeitnehmer in Deutschland. Das Gesetz setzt die Rahmenbedingungen, innerhalb derer Überstunden zulässig sind.

Allerdings definiert das Arbeitszeitgesetz nicht direkt, wie Überstunden zu vergüten sind. Dies wird meist durch den Arbeitsvertrag, Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge geregelt. In vielen Fällen sind hier entsprechende Klauseln enthalten, die festlegen, wie Überstunden erfasst und vergütet werden.

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Lesetipp

Alle gesetzlichen Regelungen zum Thema Arbeitszeit haben wir für dich in unserem Artikel Wann beginnt die Arbeitszeit? Alles zu gesetzlichen Regelungen und individuellen Vereinbarungen zusammengefasst.

Arbeitsvertrag und betriebliche Vereinbarungen

Dein Arbeitsvertrag sollte im Idealfall konkrete Regelungen zur Überstundenvergütung enthalten. Oftmals enthalten Arbeitsverträge Ausschlussfristen, welche die Geltendmachung von Überstundenansprüchen zeitlich begrenzen. Betriebliche Vereinbarungen und Tarifverträge können ebenso relevant sein und gegebenenfalls von deinem Arbeitsvertrag abweichen.

Falls keine Regelungen vorhanden sind, gelten die Grundsätze des Bundesarbeitsgerichts: Überstunden müssen angeordnet, geduldet oder zumindest zur Erledigung der Arbeitsaufgaben notwendig gewesen sein. In diesen Fällen hat der Arbeitnehmer grundsätzlich einen Anspruch darauf, dass Überstunden vergütet werden.

Auswirkungen einer Kündigung

Die Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch Kündigung hat Auswirkungen auf die Auszahlung und den Anspruch von Überstunden. Je nach Art der Kündigung – ordentliche Kündigung gemäß der Kündigungsfrist, fristlose Kündigung oder Aufhebungsvertrag – können Unterschiede in der Handhabung bestehen.

Auszahlung von Überstunden: Diese Ansprüche haben Arbeitnehmer

In dieser Übersicht möchten wir klarstellen, welche Ansprüche du als Arbeitnehmer in verschiedenen Kündigungssituationen hinsichtlich deiner Überstunden hast.

Auszahlung bei ordentlicher Kündigung

Im Falle einer ordentlichen Kündigung gemäß Kündigungsfrist hast du als Arbeitnehmer grundsätzlich Anspruch auf die Auszahlung von Überstundenvergütung für die Mehrarbeit, die du über die im Arbeitsvertrag vereinbarte Arbeitszeit hinaus geleistet hast. Die Überstundenabgeltung sollte dabei unter Berücksichtigung eventueller Überstundenzuschläge entsprechend ausgezahlt werden.

Oftmals wird auch eine Vereinbarung über einen Freizeitausgleich oder Urlaubsanspruch getroffen, umgangssprachlich auch als "Abbummeln" der Überstunden bekannt. Achte darauf, deinen Resturlaub sowie den eventuell vereinbarten Freizeitausgleich rechtzeitig vor dem Ausscheiden aus dem Unternehmen zu nehmen, um eine korrekte Abgeltung sicherzustellen.

Auszahlung bei fristloser Kündigung

Wird dir als Arbeitnehmer fristlos gekündigt, können deine Ansprüche auf Auszahlung der Überstundenvergütung bzw. Überstundenabgeltung im Einzelfall abhängig von den Gründen für die fristlose Kündigung eingeschränkt sein.

Dennoch sind auch in diesen Fällen grundsätzlich Überstunden, die du geleistet hast, vom Arbeitgeber auszubezahlen. Berücksichtige hierbei, dass der Überstundenzuschlag sowie eventuelle Freizeitausgleich- oder Urlaubsanspruchsansprüche ebenfalls berücksichtigt werden müssen.

Auszahlung bei einem Aufhebungsvertrag

Wird zwischen dir und deinem Arbeitgeber ein Aufhebungsvertrag geschlossen, haben beide Seiten Verhandlungsspielraum bezüglich der Auszahlung von Überstunden. In diesem Fall solltest du darauf achten, dass die Überstundenvergütung, gegebenenfalls inklusive des Überstundenzuschlags, sowie dein Urlaubsanspruch im Vertrag ausdrücklich geregelt sind. Dadurch kann die von dir erbrachte Arbeitsleistung fair und transparent abgegolten werden.

Verjährung von Überstundenansprüchen

Achte darauf, dass Überstundenansprüche nach einer bestimmten Frist verjähren können. In der Regel beträgt die Verjährungsfrist für den Anspruch auf Überstundenvergütung drei Jahre ab dem Ende des jeweiligen Kalenderjahres, in dem die Überstunden geleistet wurden. Demnach solltest du frühzeitig eine Auszahlung in Erwägung ziehen oder deine Überstunden abbummeln, um nicht das Risiko einer Verjährung einzugehen.

Überstunden nach Kündigung: In 4 Schritten zu einer korrekten Abwicklung
Gern darfst du diese Infografik auf deiner Website einbinden.

Berechnung der Überstunden und Auszahlung

Um die korrekte Auszahlung der Überstunden nach einer Kündigung zu gewährleisten, gibt es mehrere Aspekte zu berücksichtigen, die wir im Folgenden vorstellen.

Erfassung der Überstunden

Der erste Schritt besteht darin, alle geleisteten Überstunden akkurat zu erfassen. Achte darauf, dass du eine genaue Dokumentation darüber führst, wie viele Stunden du über die regelmäßige Arbeitszeit hinaus gearbeitet hast.

Diese Informationen können beispielsweise aus der Arbeitszeiterfassung, elektronischen Zeitnachweisen oder handschriftlichen Aufzeichnungen entnommen werden. Es ist wichtig, dass diese Angaben korrekt und vollständig sind, da sie die Grundlage für die spätere Berechnung der auszuzahlenden Überstunden bilden.

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Lesetipp

In diesem Artikel haben wir die besten Zeiterfassungs-Apps für dich zusammengestellt: Zeiterfassung per App: Die 15 besten Apps für 2024

Berechnung der Auszahlungssumme

Die Auszahlungssumme der Überstunden berechnet sich üblicherweise auf der Basis des vertraglich vereinbarten Monatslohns, der Wochenarbeitsstunden und der dokumentierten Arbeitsstunden über die reguläre Arbeitszeit hinaus. Die wichtigsten Schritte der Berechnung sind:

  • Ermittlung der Vergütung pro Stunde: Teile deinen Monatslohn durch die Anzahl der vertraglich geregelten Wochenarbeitsstunden. Berücksichtige dabei, ob Zuschläge für Nacht- oder Feiertagsarbeit anfallen.
  • Multiplikation: Multipliziere die ermittelte Vergütung pro Stunde mit der Anzahl der geleisteten Überstunden.

Durch diese Berechnung erhältst du die Summe, die für die geleisteten Überstunden auszuzahlen ist.

Beachtung des steuerlichen Aspekts

Nicht unerheblich bei der Auszahlung von Überstunden ist der steuerliche Aspekt. Die Überstundenvergütung wird als Arbeitsentgelt gewertet und ist daher steuer- und sozialversicherungspflichtig. Je nach auszuzahlender Summe und deinem individuellen Steuersatz können hierdurch Abzüge entstehen.

Was zu tun ist, wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer uneinig sind

Sollte es bei der Regelung von Überstunden nach einer Kündigung zu Uneinigkeiten kommen, könnt ihr im Rahmen einer internen Klärung oder durch rechtliche Schritte zu einer Lösung finden.

Interne Klärung und Gespräche

Bist du als Arbeitnehmer der Ansicht, dass dein Arbeitgeber bezüglich der Ableistung von Überstunden oder deren Auszahlung nicht korrekt handelt, solltest du zuerst das direkte Gespräch suchen. Möglicherweise beruht die Unstimmigkeit nur auf einem Missverständnis oder einer Fehlkommunikation. Folgende Schritte können dir dabei helfen, die Situation zu klären:

  • Kontrolliere die vertraglichen Regelungen und die betrieblichen Vereinbarungen bezüglich der Überstundenabrechnung.
  • Prüfe deinen Überstundenausgleich und fordere gegebenenfalls eine klare Aufstellung seitens deines Arbeitgebers an.
  • Suche das Gespräch mit deinem Arbeitgeber, um die Angelegenheit sachlich und konstruktiv zu besprechen.

Falls ihr gemeinsam eine Lösung für den Überstundenabbau oder die Auszahlung findet – beispielsweise durch eine Ausgleichsquittung oder durch das "Abfeiern" der Mehrarbeit – könnt ihr diese in einem Dokument festhalten, das beide Parteien unterschreiben.

Rechtliche Schritte

Wenn ihr in den internen Gesprächen keine Einigung erzielen könnt, besteht die Möglichkeit, rechtliche Schritte einzuleiten, um zu einem gerechten Überstundenausgleich oder einer Auszahlung zu gelangen.

Dazu solltest du im ersten Schritt einen Anwalt für Arbeitsrecht konsultieren. Dies kann notwendig sein, wenn sich der Arbeitgeber hartnäckig weigert, Überstunden auszuzahlen oder anzuerkennen, und er dabei gegen gesetzliche oder vertragliche Regelungen verstößt. Beachte jedoch, dass ein Anwalt Kosten verursacht. Wäge im Vorhinein ab, ob der Nutzen die Kosten überwiegt. Immerhin kann dir ein Anwalt dabei helfen, die Rechtslage zu bewerten, deine Forderungen zu präzisieren und dich anschließend, wenn nötig, vor Gericht vertreten.

Fazit

Nach einer Kündigung kann die Auszahlung von Überstunden relevant werden. Arbeitnehmer sollten dabei auf gesetzliche Grundlagen, ihre Ansprüche und die Berechnungsmethode achten:

  • Rechtliche Grundlagen: Das Arbeitszeitgesetz, Arbeitsverträge und betriebliche Vereinbarungen spielen bei Überstundenregelungen eine wichtige Rolle.
  • Ansprüche: Die Auszahlung von Überstunden variiert je nach Art der Kündigung (ordentlich, fristlos oder Aufhebungsvertrag) und unterliegt einer Verjährungsfrist.
  • Berechnung: Die Erfassung der Überstunden, die Berechnung der Auszahlungssumme und die Beachtung der steuerlichen Aspekte sind essenziell für die korrekte Ausbezahlung.

Die Kenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen und das Verständnis für die jeweiligen Ansprüche ermöglichen beiden Arbeitsvertragsparteien, eine faire Lösung bezüglich der Auszahlung von Überstunden nach einer Kündigung zu finden.

Disclaimer

Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.

FAQ

Im Folgenden findest du häufig gestellte Fragen und die dazugehörigen Antworten.

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