Conjoint-Analyse: Definition und praktisches Beispiel, wie du sie zur Produktoptimierung einsetzen kannst

Von Steffen Grigori
Aktualisiert am 21.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Die Conjoint-Analyse zählt zu den wichtigsten Methoden, um Kundenpräferenzen hinsichtlich verschiedener Produkt- und Dienstleistungsmerkmale zu erforschen. Sie ermöglicht ein tieferes Verständnis für die Relevanz einzelner Merkmale in Kaufentscheidungen und trägt so dazu bei, deine Produkte oder Dienstleistungen zu optimieren.

Wir behandeln die folgenden Aspekte der Conjoint-Analyse:

  • Definition und Funktionsprinzip der Conjoint-Analyse
  • Vor- und Nachteile sowie alternative Analyseverfahren
  • Praxisnahe Anwendungsbeispiele und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Lass dich von den gewonnenen Erkenntnissen inspirieren und entdecke, wie du die Conjoint-Analyse effizient für die Optimierung deines Geschäfts einsetzen kannst!

Ziel und Zweck der Conjoint-Analyse

Die Conjoint-Analyse, auch als Verbundanalyse oder Verbundmessung bekannt, ermöglicht es, die Präferenzen deiner Kunden hinsichtlich einzelner Produkt- oder Dienstleistungsmerkmale zu ermitteln.

Das Hauptziel dieser Analyse ist es, ein Verständnis für die Relevanz einzelner Merkmale bei Kaufentscheidungen zu erlangen. Dadurch kannst du herausfinden, welche Eigenschaften für deine Kunden besonders wichtig sind, und folglich fundiertere Entscheidungen treffen, um dein Produkt oder deine Dienstleistung bestmöglich zu gestalten.

Kundenpräferenzen und Präferenzurteile

Im Zentrum der Conjoint-Analyse stehen die Präferenzurteile deiner Kunden in Bezug auf verschiedene Produkte und Dienstleistungen. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, wird eine Situation geschaffen, die einer realen Kaufsituation stark ähnelt.

Auf diese Weise kannst du die Auswahlentscheidungen deiner Kunden besser nachvollziehen und identifizieren, welche Merkmale bei der Entscheidung für oder gegen ein Produkt oder eine Dienstleistung von besonderer Bedeutung sind.

Funktion der Conjoint-Analyse

Als unterstützende Methode zur Ermittlung von Kundenpräferenzen hilft die Conjoint-Analyse dabei, ein tieferes Verständnis für die Auswahlentscheidungen der Kunden zu erarbeiten. Die aus der Analyse gewonnenen Daten können dir wertvolle Erkenntnisse verschaffen, um dein Angebot gezielt an die Wünsche deiner Kunden anzupassen und somit deine Marktpräsenz zu optimieren.

Die Conjoint-Analyse vergleicht im Rahmen der Erhebung und Auswertung der Daten unterschiedliche Produkt- bzw. Dienstleistungsmerkmale miteinander und ermöglicht es dir, deren Bedeutung in verschiedenen Kombinationen zu bewerten.

Vorteile, Nachteile und Alternativen der Conjoint-Analyse

Die Conjoint-Analyse ist ein leistungsfähiges Instrument mit diversen Vorteilen, weist jedoch auch bestimmte Schwächen auf. In diesem Kapitel werden Stärken und Schwächen der Conjoint-Analyse beleuchtet und Alternativen aufgezeigt.

Vorteile und ihre Bedeutung

Die Conjoint-Analyse bietet mehrere Vorteile, die sie zu einer bevorzugten Analysemethode in Marktforschung und Marketing machen.

Dazu zählen:

  • Realitätsnahe Erkenntnisse: Durch die direkte Erfassung von Kundenpräferenzen mittels Bewertung konkreter Produktkonfigurationen liefert die Conjoint-Analyse realitätsnahe Ergebnisse. Dies ermöglicht fundierte Entscheidungen bezüglich Produkteigenschaften, Preisen und Vermarktungsstrategien.
  • Dekompositionelle Verfahren: Als eines der dekompositionellen Verfahren erlaubt die Conjoint-Analyse, die Bedeutung einzelner Merkmale und ihrer Ausprägungen für die Gesamtbewertung von Produkten zu ermitteln. So können gezielt Werte einzelner Faktoren identifiziert und fokussierte Produktverbesserungen vorangetrieben werden.
  • HilCA: Die Hierarchische individualisierte Limit Conjoint-Analyse (HilCA) ermöglicht die Ermittlung individueller Präferenzprofile und einen besseren Einblick in die Heterogenität der Kundenbedürfnisse und -prioritäten. Dies bildet die Grundlage für zielgerichtete, kundenspezifische Marketingmaßnahmen.

Nachteile und mögliche Lösungsansätze

Trotz der aufgeführten Vorteile existieren auch einige Nachteile der Conjoint-Analyse. Die bedeutendsten sind:

  • Informationswert: Die Methode setzt voraus, dass Konsumenten aufgrund ihrer Entscheidungen über Produkteigenschaften ein hohes Informationsniveau aufweisen. Sind Konsumenten jedoch weniger informiert, verringert sich der Informationswert der Conjoint-Analyse.
  • Überforderung der Befragten: Zu viele Produktoptionen oder Merkmale können bei der Conjoint-Analyse zur Überforderung der Befragten führen. Diesem Risiko lässt sich durch geschickte Gestaltung der Experimente und den Einsatz von Screening-Fragen oder computergestützten adaptiven Fragebögen entgegenwirken.

Ergänzende und alternative Analysemethoden

Abhängig von Fragestellung und Datengrundlage können andere Analysemethoden in Betracht gezogen werden.

Einige Alternativen zur Conjoint-Analyse sind:

  1. Discrete-Choice-Experimente (DCE): Diese Methode untersucht detailliert die Entscheidungsprozesse von Konsumenten und eignet sich besonders gut, wenn die Auswahl zwischen Produkten und Alternativen im Fokus steht.
  2. MaxDiff-Analyse: Für die Ermittlung der Wichtigkeit von Merkmalen im Vergleich zu anderen Merkmalen bietet sich die MaxDiff-Analyse an. Im Gegensatz zur Conjoint-Analyse werden hierbei keine kombinierten Produkte bewertet.
  3. KANO-Modell: Das KANO-Modell ist eine qualitative Methode zur Identifikation von Produktmerkmalen, die zur Kundenzufriedenheit beitragen. Es ergänzt die Conjoint-Analyse sinnvoll, indem gezielt Attribute identifiziert werden, die Kunden besonders schätzen.

Anwendungsgebiete und Beispielprojekte

In diesem Abschnitt präsentieren wir Anwendungsgebiete und Beispielprojekte zur Conjoint-Analyse, um dir ein Verständnis ihrer praktischen Anwendung und ihres potenziellen Nutzens für dein Business zu vermitteln.

Ideale Einsatzbereiche

Die Conjoint-Analyse zeichnet sich in folgenden Bereichen als besonders geeignet aus:

  • Marktsegmentierung: Identifiziere Zielgruppen und ihre Präferenzen, um passgenaue Marketingaktivitäten zu planen.
  • Preisanalyse: Erkenne die Zahlungsbereitschaft deiner Kunden in Bezug auf unterschiedliche Produktmerkmale und -ausprägungen.
  • Preiselastizität: Beobachte, wie empfindlich deine Kunden auf Preisänderungen reagieren, und passe dementsprechend deine Preisstrategie an.
  • Produktalternativen: Untersuche, welche Auswirkungen die verschiedenen Produktmerkmale auf die Kundenzufriedenheit haben.
  • Marktsimulationen: Prognostiziere Marktreaktionen auf Änderungen in deinem Produktportfolio oder auf Innovationen deiner Konkurrenten.

Praktisches Beispiel zur Anwendung

Stelle dir vor, du leitest ein Unternehmen, das Sportuhren produziert, und möchtest herausfinden, welche Merkmale und Eigenschaften für deine Kunden besonders relevant sind. Durch die Durchführung einer Conjoint-Analyse liegt es in deiner Hand, geeignete Kombinationen von Merkmalen wie Größe, Displaytyp, Akkulaufzeit, Farben und Preis zu ermitteln.

Diese Ergebnisse bieten wertvolle Orientierung für die Produktentwicklung und ermöglichen dir, effektivere Produkte und maßgeschneiderte Marketingstrategien zu entwickeln, um die Bedürfnisse deiner Kunden bestmöglich zu erfüllen. In einem solchen Kontext kann die Conjoint-Analyse signifikant zur Verbesserung deines Geschäftserfolgs beitragen und dir dabei helfen, Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

Conjoint-Analyse: 4 Erfolgsfaktoren für optimale Entscheidungen
Gern darfst du diese Infografik auf deiner Webseite einbinden.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Conjoint-Analyse

Die Conjoint-Analyse ist ein methodisch strukturierter Prozess, der in sechs Hauptphasen unterteilt ist. Diese Phasen tragen Schritt für Schritt zu einer erfolgreichen Durchführung bei.

Produkt und Produktmerkmale auswählen

Zu Beginn der Conjoint-Analyse ist es wichtig, dein Produkt oder deine Dienstleistung sowie die relevanten Merkmale festzulegen, die während der Analyse untersucht werden sollen. Triff dabei eine sorgfältige Auswahl, um sicherzustellen, dass die Merkmale für Kaufentscheidungen deiner potenziellen Kunden relevant sind und deren Präferenzen maßgeblich beeinflussen.

Ausprägungen festlegen und Fragebogen erstellen

Sobald die Merkmale identifiziert sind, legst du die verschiedenen Merkmalsausprägungen fest, die innerhalb dieser Merkmale für deine Analyse relevant sind. Anschließend kümmerst du dich um die Erstellung eines Fragebogens, der unterschiedliche Produktkombinationen präsentiert.

In diesem Zusammenhang sind auswahlbasierte Conjoint-Analysen (Choice-Based-Conjoint) besonders empfehlenswert, da sie den Entscheidungsprozess von Kunden im Kaufkontext realistisch abbilden.

Befragung und Datenerhebung

Mithilfe des erstellten Fragebogens führst du eine Kundenbefragung durch. Die Umfrageteilnehmer, auch Testpersonen oder Probanden, erhalten verschiedene Produktkombinationen und sollen basierend auf ihren Präferenzen eine Auswahl treffen.

Das Ziel besteht darin, eine repräsentative Stichprobe deiner Zielgruppe zu befragen, um aussagekräftige Informationen über Kaufwahrscheinlichkeiten und Nutzwerte der unterschiedlichen Merkmalsausprägungen zu ermitteln.

Berechnung der Teilnutzenwerte und Präferenzfunktionen

Nach der Datenerhebung beginnt die eigentliche Analyse. In diesem Schritt werden die Teilnutzenwerte für die einzelnen Merkmalsausprägungen berechnet, indem die Präferenzen der Umfrageteilnehmer ausgewertet werden.

Die ermittelten Teilnutzenwerte ermöglichen es, Präferenzfunktionen für die verschiedenen Merkmale abzuleiten. Eine wichtige Methode zur Ableitung der Teilnutzenwerte ist die sogenannte Normierung, welche die Nutzwerte auf eine vergleichbare Skala bringt.

Interpretation und Nutzung der Ergebnisse

Die richtige Interpretation der Ergebnisse ist entscheidend, um fundierte Marketingentscheidungen abzuleiten. Nutze die errechneten Teilnutzenwerte und Präferenzfunktionen, um die relative Bedeutung der verschiedenen Merkmale und Merkmalsausprägungen für die Kaufentscheidungen deiner Kunden besser zu verstehen. Identifiziere die optimalen Kombinationen für dein Produkt oder deine Dienstleistung, um die Kundenzufriedenheit sowie die Kaufwahrscheinlichkeiten zu maximieren.

Ableiten und Umsetzen von Marketingentscheidungen

Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse kannst du zielgerichtete Marketingentscheidungen treffen, um dein Produkt oder deine Dienstleistung optimal am Markt zu positionieren. Die Conjoint-Analyse liefert wertvolle Informationen für die Gestaltung von Preisstrategien, Produktentwicklung, Verpackungsdesign und Kommunikationsmaßnahmen. Setze die gewonnenen Erkenntnisse praxisnah um, um das Potenzial deines Angebots voll auszuschöpfen und den Erfolg deines Geschäfts zu steigern.

Optimierung und Anpassung der Conjoint-Analyse

Um aussagekräftigere Ergebnisse aus einer Conjoint-Analyse zu erzielen, stehen verschiedene Optimierungs- und Anpassungsmöglichkeiten zur Verfügung. In diesem Absatz erfährst du, wie du diese Ansätze aktiv einsetzen kannst und erhältst praktische Tipps zur Umsetzung.

Qualitative und quantitative Ergänzungen

Um die Conjoint-Analyse aussagekräftiger zu gestalten, empfiehlt es sich, qualitative und quantitative Ergänzungen einzubringen. Damit können zusätzliche Daten und Erkenntnisse gezielt erhoben werden, die eine fundierte Interpretation der gesamten Analyse ermöglichen.

Folgende Ergänzungen bieten sich an:

  • Einbeziehung von Expertenmeinungen zur Überprüfung und Anpassung der gewählten Produktmerkmale und Ausprägungen.
  • Kombination der Conjoint-Analyse mit anderen quantitativen Methoden, beispielsweise Preissensitivitätsanalysen oder Marktanteilsprognosen.
  • Integration von qualitativen Ansätzen, etwa Fokusgruppen, um die Präferenzen und Bedürfnisse der befragten Personengruppen besser zu verstehen.

Einsatz von Softwarelösungen

Die Berechnung der Teilnutzenwerte und die Ermittlung des Gesamtnutzens können sehr umfangreich und komplex sein. Deshalb ist es ratsam, spezialisierte Softwarelösungen zu verwenden, um den Prozess zu vereinfachen und schneller zu validen Ergebnissen zu gelangen.

Diese Programme unterstützen dich bei:

  • Erstellung und Verwaltung des Fragebogens
  • Aggregierter Analyse der erhobenen Daten
  • Berechnung der Teilnutzen und Präferenzfunktionen
  • Auswertung der Ergebnisse und Ableitung von Handlungsempfehlungen

Bekannte Anbieter für Software für die Conjoint-Analyse sind zum Beispiel Qualtrics, Conjointly und XLSTAT.

Iterative Optimierung und Anpassung an Marktveränderungen

Die Conjoint-Analyse sollte als kontinuierliche Überprüfung der Kundennutzen und Präferenzen betrachtet werden statt nur als einmaliges Projekt. Ein ständiges Monitoring und die Anpassung der Produktmerkmale und Ausprägungen ermöglichen es dir, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und zielgerichtete Entscheidungen im Marketing und Produktmanagement zu treffen.

Eine iterative Vorgehensweise beinhaltet:

  • Regelmäßige Durchführung von Conjoint-Analysen, um aktuelle Kundenpräferenzen zu erfassen.
  • Überprüfung der Ergebnisse und Anpassung der Marketingstrategie.
  • Auswertung des Erfolgs der Veränderungen und gegebenenfalls Anpassung der Produktmerkmale.
  • Kontinuierliche Beobachtung von Marktveränderungen und Trends.

Fazit: Conjoint-Analyse – dein Weg zur Kundenpräferenz-Optimierung

Die Conjoint-Analyse erweist sich als Schlüsselmethode im Marketing, um Präferenzen von Kunden hinsichtlich spezifischer Produkt- und Dienstleistungsmerkmale zu ermitteln. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Einflüsse diverser Merkmale und Eigenschaften auf Kaufentscheidungen nachvollziehen und ein fundiertes Produkt- sowie Marketingmanagement ermöglichen.

  • Realitätsnahe Ergebnisse: Indem verschiedene Produktkonfigurationen miteinander verglichen werden, liefert die Conjoint-Analyse realitätsnahe Erkenntnisse. Auf diese Weise können bessere Entscheidungen bei der Gestaltung von Produkten und Vermarktungsstrategien getroffen werden.
  • Erfassung individueller Präferenzen: Mithilfe der hierarchischen individualisierten Limit Conjoint-Analyse (HilCA) lassen sich individuelle Präferenzprofile ermitteln. Diese bilden dann die Grundlage für kundenspezifische Marketingaktionen.
  • Alternative Analysemethoden: Je nach Fragestellung und Datengrundlage eignen sich Discrete-Choice-Experimente, MaxDiff-Analysen und das KANO-Modell als Ergänzungen oder Alternativen zur Conjoint-Analyse.

FAQ

Antworten zu häufig auftretenden Fragen sind im Folgenden aufgeführt.

Weitere Artikel