Dropshipping in Deutschland: Tipps, Anbieter und rechtliche Fallstricke in 2024

Von Sarah Kreilaus
Aktualisiert am 05.01.2024 | Lesezeit ca. Min.
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Lesetipp

Was ist Dropshipping und wie setze ich es gewinnbringend ein? Das erklären wir dir in diesem Artikel. Lies ihn am besten, bevor du dich dem hier vorliegenden Text widmest.

Dropshipping (auch: Streckenhandel, Streckengeschäft) ist ein attraktives Geschäftsmodell, das verspricht, besonders risikoarm zu sein – und sogar dann profitabel, wenn man es nebenberuflich betreibt. Doch auch wenn du dich nicht um die Versandlogistik kümmern musst, solltest du Retouren, Zoll und Einfuhrverbote im Auge behalten. Damit Dropshipping für dich nicht zum Alptraum wird, musst du rechtliche Fallstricke, Zusatzkosten und Vereinbarungen zu Retouren beachten.

Dropshipping: Welche rechtlichen Probleme können auftreten?

Weil du beim Dropshipping kaum Kontakt zur Ware hast, scheint dieses Geschäftsmodell eine sehr einfache Möglichkeit zu sein, dein eigenes Online-Business aufzuziehen.

Doch die schlechte Nachricht zuerst: Nur weil du die Ware nicht siehst, heißt das nicht, dass du nicht für sie verantwortlich bist. Für dich oder deine Kunden kann gerade ein Nicht-EU-Partner für das Dropshipping einige ungeahnte Konsequenzen haben.

Du solltest dich deswegen vor allem bei Partnern außerhalb der EU ohne europäischen Zwischenhändler vor dem Einstieg rechtlich von einem Experten beraten lassen. Die folgenden Punkte müssen dir klar sein, wenn du beim Dropshipping erfolgreich sein möchtest:

  • Wann du wie haftest.
  • Ob Produkte rechtlich problematisch sein können, weil sie gegen EU-Bestimmungen oder Markenrechte verstoßen.
  • Welche Kosten und Pflichten du bei Rücksendungen hast.

Dropshipping und der Zoll: Finanzielles

Wenn dein Dropshipping-Partner nicht aus der EU versendet, kann das für deine Kunden teuer werden: Wenn der Warenwert mehr als 150 € beträgt, müssen seit dem 1. Juli 2021 Einfuhrabgaben bezahlt werden. Bei Beträgen über 150 € fällt zudem Zoll an.

Wie hoch die Gebühren sind, hängt von der Art der Ware ab und richtet sich nach ihrem Wert. Beträge unter einem Euro entfallen, sodass günstige Waren nicht betroffen sind. Passiert deine Ware den Zoll, muss dein Käufer also unter Umständen mit den folgenden Gebühren rechnen:

  • Verbrauchersteuern auf hochsteuerbare Waren wie Alkohol, Tabakprodukte und Kaffee
  • Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 7 oder 19 Prozent ab 22 € Warenwert (Einkaufspreis)
  • Zoll ab einem Warenwert von 150 € je nach Warenart (zwischen 0 und 17 Prozent)

Wie hoch der Zoll für ein bestimmtes Produkt genau ist, ist allerdings nicht so einfach zu bestimmen. Denn je nach Beschaffenheit der Ware kann der Betrag abweichen.

Du solltest dich also in jedem Fall darüber informieren, welche Konsequenzen der Versand aus Nicht-EU-Ländern für deinen Service hat und welche Kosten auf deine Kunden zusätzlich zukommen. Natürlich solltest du auch deine Kunden in diesen Fällen sehr transparent darauf hinweisen, dass ihre Ware aus einem Nicht-EU-Staat stammt und den Zoll passieren muss.

Dropshipping: Abgaben beim Zoll

Dropshipping und der Zoll: Einfuhrverbote

Wenn du Streckengeschäfte eingehst, wirst du das in der Regel nicht mit Zigaretten, Arzneimitteln und Co. tun. Dennoch musst du Einfuhrverbote beachten. Denn nicht nur bestimmte Substanzen und Waren unterliegen gesonderten Einfuhrbestimmungen.

Um den Zoll sicher passieren zu können, muss eine Ware den EU-Bestimmungen genügen. Ein CE-Zeichen ist dadurch bei den meisten Waren Pflicht und sollte selbstverständlich nicht gefälscht sein. So sicherst du dich ab, was im Haftungsfall sehr wichtig für dich ist. Ganz abgesehen davon, dass du deine Kunden natürlich nicht durch unsichere Produkte gefährden möchtest.

Ein Problem mit einigen Dropshipping-Anbietern aus dem asiatischen Raum ist jedoch, dass nicht immer klar ist, ob die Bestimmungen auch tatsächlich eingehalten werden. Das ist bei Ware, die sich bereits in der EU befindet, in der Regel anders.

Ein anderes Problem können Urheberrechtsverletzungen sein. Gefälschte Waren darf der Zoll nicht weitersenden. Auch das könnte ein Problem für deinen Geschäftserfolg sein, denn Plagiate werden nicht nur in der Dropshipping-Szene immer häufiger.

Ebenfalls problematisch sind Inhaltsstoffe, die in der EU als Schadstoff angesehen werden, aber in Asien eingesetzt werden. Ein CE-Zeichen reicht also bei weitem nicht aus, wenn du dir sicher sein willst, dass du ungefährliche Ware importierst.

Um Markenrechtsverletzungen zu vermeiden, ist es beim Bezug aus asiatischen Ländern sinnvoll, auf Markenware zu verzichten. Abgesichert gegen diesen Verstoß bist du, wenn du auf Markenartikel aus Asien verzichtest oder diese ausschließlich beim Hersteller beziehst.

Dropshipping: Wie du plötzlich zum Hersteller wirst und das Risiko trägst

Weil China ein Nicht-EU-Land ist, übertragen sich einige der Pflichten auf dich, sodass du rechtlich gesehen eher in der Hersteller-Rolle bist. Wenn sich also jemand mit der von dir verkauften Ware verletzt, musst du dafür geradestehen. Deswegen ist es sinnvoll, wenn du als GmbH auftrittst, da dann zumindest deine persönliche Haftung beschränkt ist. Entsprechende Versicherungsverträge sind sinnvoll, um auch dein Unternehmen zu schützen.

Und damit endet deine Verantwortung noch nicht. Auch bei der Gewährleistung und bei Retouren bist du üblicherweise derjenige, der in die Verantwortung genommen wird. Aufgrund der internationalen Geschäftsbeziehungen kann das für dich zu einem echten Problem werden. Denn du musst dafür sorgen, dass der Kunde im Zweifel sein Geld zurückerhält. Du kannst es wiederum von deinem Dropshipping-Partner zurückbekommen – auf den Versandkosten bleibst du jedoch meistens sitzen.

Und du musst zudem dem Kunden ermöglichen, die Ware unkompliziert zurückzusenden. Viele Kunden werden zunehmend sensibel, was Rückzahlungsdauer und Versandaufwand angeht. Deswegen muss dein Partner entsprechend kundenfreundlich handeln. Ist das nicht der Fall, hagelt es schlechte Rezensionen und dein Shop verliert Vertrauen.

6 Tipps, wie du dein Risiko beim Dropshipping reduzieren kannst

Was folgt aus diesen möglichen Problemen? Du solltest dein Risiko so gut wie möglich reduzieren. Möglichkeiten hierfür sind die folgenden sechs Tipps:

  • Gründe eine GmbH und versichere sie gut.
  • Wenn du über Dropshipping nachdenkst, solltest du dich auf etablierte Anbieter konzentrieren, die gut erreichbar sind und einen guten Service bieten. Denn Retouren und andere Probleme sind wahrscheinlich und ein Ansprechpartner ist dann Gold wert. 
  • Es kann außerdem sehr sinnvoll sein, Dropshipping-Anbieter aus Deutschland oder zumindest der EU zu wählen. Auf diese Weise hast du nicht das Problem, dass unklar ist, welches Recht gilt oder du auf einmal wie ein Hersteller in Regress genommen wirst. Du kannst in der Regel auch deutlich kürzere Lieferzeiten bieten. Diese Variante ist deutlich risikoärmer.
  • Außerdem solltest du dich im Vorfeld intensiv mit der Retourenquote auseinandersetzen. Diese ist vor allem innerhalb der Branchen recht unterschiedlich. Du solltest auf Waren zurückgreifen, die besonders selten retourniert werden oder dieses Problem immer einpreisen. Sonst schrumpft deine Gewinnspanne und es nutzt dir nichts, dass du Lagerkosten sparst. 
  • Die Konditionen für Rücksendungen sollten vertraglich festgelegt und nicht sehr nachteilig für dich sein. Wenn du mit außereuropäischen Anbietern zusammenarbeitest, kann es sinnvoll sein, wenn es eine zentrale Stelle in der EU gibt, wo Retouren landen.
  • Mit Testbestellungen kannst du die Produktqualität besser einschätzen und eine hohe Retourenquote vermeiden.

Welche deutschen Dropshipping-Anbieter gibt es?

Es gibt einige Hundert deutsche Unternehmen, die Dropshipping anbieten. Diese sind hinsichtlich Größe und Auswahl zwar nicht mit den großen internationalen Anbietern vergleichbar. Dennoch kann es sich gerade für Nischenanbieter und innerhalb bestimmter Branchen lohnen, einen deutschen Partner zu suchen.

Diese müssen die gleichen Qualitätsmerkmale erfüllen wie ein internationaler Anbieter, also:

  • Zuverlässig sein
  • Eine gute Produktqualität anbieten
  • Leicht erreichbar sein
  • Relativ schnell versenden

Gerade der Versand ist ein wichtiger Faktor, warum ein Dropshipping-Anbieter aus Deutschland vor anderen die Nase vorne haben könnte. Deswegen wäre es sinnvoll, wenn das Unternehmen diese Chance auch ergreift und möglichst schnell versendet.

Wenn du wissen willst, welche deutschen Anbieter es für das Dropshipping gibt, musst du ein kostenpflichtiges Lieferantenverzeichnis erwerben. Dieses gibt es beispielsweise auf lieferanten.de und Osmomedia. Spezielle Geschäftsmodelle wie das von Oberlo könnten ggf. auch für dich interessant sein.

Fazit: Dropshipping in Deutschland kann profitabel sein, beinhaltet aber einige Risiken

Dropshipping ist rechtlich nicht unkompliziert und du solltest dich von einem Rechtsanwalt beraten lassen, bevor du als Onlinehändler in dieses Geschäft einsteigst. Dann gilt es, dein Risiko bestmöglich zu mindern, indem du faire Rücksendungsbedingungen verhandelst, eine hohe Produktqualität sicherstellst und keine Produkte vertreibst, die ein großes Risiko darstellen.

Deutsche Anbieter werden in einigen Branchen zunehmend zu einer guten Alternative zu BigBuy, Banggood, AliExpress und Co. Deswegen kann es sich für dich durchaus lohnen, erst einmal nach geeigneten Partnern in Deutschland zu suchen. So vermeidest du viele Rechtsunsicherheiten, hast einen Ansprechpartner vor Ort und läufst weniger in Gefahr, Produkte zu erhalten, die gegen EU-Recht verstoßen.

Disclaimer

Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.

FAQ

An dieser Stelle möchten wir häufig gestellte Fragen zum Thema Dropshipping in Deutschland beantworten.

Quellen:

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