Quiet Quitting: Was es bedeutet, welche Ursachen es hat und welche Alternativen es dazu gibt

Von Thomas Sesli, geprüft durch Melina Wandler (zertifizierte Lektorin)
Aktualisiert am 22.04.2024 | Lesezeit ca. Min.

Ein Phänomen, das in der Arbeitswelt nicht immer sofort Beachtung findet, ist Quiet Quitting. Es hat weitreichende Folgen sowohl für die individuelle Arbeitsleistung als auch für das gesamte Arbeitsumfeld. Doch welche Ursachen stecken hinter dieser stillen Kündigung und welche Alternativen gibt es?

In diesem Artikel beleuchten wir das Quiet Quitting und bringen dir die Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung näher. Du erfährst dabei:

  • Welche Rolle die Arbeitswelt und der Wertewandel in der Entstehung spielen
  • Die vielfältigen Ursachen, die zu Quiet Quitting führen können, und wie man diese erkennt
  • Strategien zur Förderung eines erfüllenden Arbeitslebens

Quiet Quitting: Bedeutung und Hintergrund

Der Begriff Quiet Quitting wird in der Arbeitswelt immer präsenter. Doch woher kommt er und welche Rolle spielt er in Deutschland?

Ursprung des Begriffs und Verbindung zu TikTok

Der Ausdruck Quiet Quitting wurde zunächst im Zusammenhang mit der Social-Media-Plattform TikTok geprägt. Ein Content Creator mit dem Benutzernamen Zaid Leppelin beschrieb 2022 in einem viralen Clip das Phänomen, dass Mitarbeiter ihre Arbeitsleistung und ihr Engagement schrittweise und unbemerkt reduzieren, ohne das Arbeitsverhältnis offiziell zu beenden.

Diese passive Form des Quittings zieht eine neue Art des Berufsausstiegs nach sich, die inzwischen in verschiedenen Ländern zunehmend Beachtung findet.

Verbreitung und Relevanz in Deutschland

Auch in Deutschland bleibt das Phänomen Quiet Quitting nicht unbemerkt. Die Popularität dieses Trends lässt sich auf eine Kombination aus verschiedenen Faktoren zurückführen:

  • Hohe Arbeitsbelastung und grenzenlose Verfügbarkeit
  • Mangelnde Wertschätzung am Arbeitsplatz
  • Generationsbedingte Verschiebungen der Werte und Prioritäten der Arbeitnehmer

In vielen Fällen klaffen die Erwartungen der Mitarbeiter und die Realität am Arbeitsplatz auseinander, was Frustration und letztendlich eine resignative Arbeitsweise zur Folge hat.

Exkurs: Wertewandel und Selbstverwirklichung im Job als Forderung der Gen Z

Die Generation Z, die Menschen der Geburtsjahrgänge 1997 bis 2012 umfasst, zeichnet sich durch einen besonderen Fokus auf die Work-Life-Balance, Selbstverwirklichung und persönliche Werte aus. Beim Einstieg in die Arbeitswelt erwarten sie von Unternehmen, dass diese auf ihre Bedürfnisse eingehen:

  1. Befriedigende und erfüllende Arbeitsinhalte
  2. Aufgaben, die zu ihren Fähigkeiten und Talenten passen
  3. Ein angenehmes Arbeitsumfeld

Wenn die Arbeitsrealität allerdings nicht diesen Erwartungen gerecht wird und die jungen Arbeitnehmer sich nicht ausreichend geschätzt oder respektiert fühlen, kann das zu Quiet Quitting führen. Dieser stille Protest hat weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Arbeitsumfeld und löst seinerseits einen Trend in der Arbeitswelt aus.

Ursachen und Gründe für Quiet Quitting

Zur Bekämpfung von Quiet Quitting ist es von Bedeutung, die Ursachen und Gründe für das immer häufiger vorkommende Phänomen zu verstehen. Im Folgenden beleuchten wir die wichtigsten Faktoren.

Überstunden und hohe Arbeitsbelastung

Eine der Hauptgründe für Quiet Quitting ist die Notwendigkeit, Überstunden zu leisten. In vielen Unternehmen sind leider unbezahlte Überstunden üblich und werden teils sogar von den Arbeitgebern erwartet. Dadurch steigt die Arbeitsbelastung betroffener Menschen, was im Laufe der Zeit zu chronischer Erschöpfung und einer Vernachlässigung der Lebensziele beitragen kann.

Hinzu kommen negative Auswirkungen auf die Work-Life-Balance, die häufig den Wunsch zur Folge haben, sich zur Stressreduktion von der Arbeit zurückzuziehen.

Fehlende Wertschätzung und Anerkennung

Führungskräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Quiet Quitting. Indem sie durch positives Feedback und die Anerkennung der Leistungen das Bedürfnis nach Wertschätzung und Selbstwirksamkeit erfüllen, erhöht sich auch die Arbeitszufriedenheit und die Motivation. Wird dieses Bedürfnis jedoch vernachlässigt, kann das Vertrauen in den Arbeitgeber erodieren. Letztendlich führt die fehlende Anerkennung dazu, dass Mitarbeiter sich zurückziehen und die Verbindung zum Unternehmen zunehmend verlieren.

Mangel an Zielen und persönlicher Weiterentwicklung

Menschen, die das Gefühl haben, in ihrer beruflichen Laufbahn festzustecken und keine Perspektive für ihre persönliche und fachliche Weiterentwicklung erkennen, verlieren sich oft im Quiet Quitting.

Die Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen sind hierbei entscheidend: Fehlen klare Ziele, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Herausforderungen, die zur persönlichen Entfaltung beitragen, steigt die Unzufriedenheit und der Rückzugswunsch nimmt zu. Daher sollten Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Perspektiven aufzeigen und gezielt in die Entwicklung ihrer Fach- und Führungskräfte investieren, um Quiet Quitting zu vermeiden.

Strategien gegen Quiet Quitting

Um Quiet Quitting zu vermeiden oder zu bekämpfen, bieten wir dir nun verschiedene Lösungsansätze und stellen Alternativen vor, die dir helfen können, ein erfülltes Arbeitsleben zu gestalten.

Quiet Thriving: Möglichkeiten eines erfolgreichen Arbeitslebens

Anstatt Quiet Quitting in Betracht zu ziehen, kannst du das Konzept des Quiet Thriving als Alternative nutzen. Hierbei liegt der Fokus darauf, dein volles Potenzial im Job auszuschöpfen und Erfüllung im Verrichten deines Dienstes zu finden. Konzentriere dich auf die Möglichkeiten, die dir dein Arbeitsumfeld bieten kann. Ein erfolgreicher Weg ist es, proaktiv nach Chancen zu suchen und flexible Strategien anzuwenden.

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Lesetipp

Was du sonst noch tun kannst, wenn dir das Arbeiten gerade keinen Spaß macht, haben wir in diesem Artikel für dich zusammengestellt: Keine Lust zu arbeiten: Ursachen und wirkungsvolle Strategien gegen die Arbeitsmüdigkeit

Kommunikation im Unternehmen

Eine offene und ehrliche Kommunikation hilft dabei, Missverständnisse zu beseitigen, die Zusammenarbeit zu fördern und ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen. So lassen sich Probleme wie Quiet Quitting frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen können ergriffen werden.

Handlungsoptionen und Entwicklungspotenziale statt Rückzug

Wenn du das Gefühl hast, dass die Gefahr von Quiet Quitting besteht, solltest du zunächst mögliche Handlungsoptionen im Arbeitsumfeld erkunden. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, neue Herausforderungen oder Aufgaben anzunehmen. Sprich mit deinem Arbeitgeber oder mit Kollegen über Chancen zur Veränderung und Weiterentwicklung, etwa durch zusätzliche Verantwortlichkeiten oder Fortbildungen. So zeigst du Engagement und dass du bereit bist, die Extrameile zu gehen.

Nutze ebenfalls die Gelegenheit, deine Arbeitsbedingungen und den Umgang miteinander zu optimieren. Sollten jedoch keine zufriedenstellenden Lösungen gefunden werden, erwäge, deinem jetzigen Arbeitgeber gegenüber eine Kündigung auszusprechen und eine neue Stelle zu suchen, die besser zu deinen Bedürfnissen, Lebenszielen und Ambitionen passt.

Quiet Quitting aus Sicht der Arbeitgeber

Betrachten wir nun die Rolle des Arbeitsumfelds und das Gegenstück zu Quiet Quitting – Quiet Firing.

Rolle der Führungskräfte und Manager

Führungskräfte und Manager tragen eine wesentliche Verantwortung bei der Erkennung von Quiet-Quitting-Tendenzen in ihrem Unternehmen. Ein wachsames Auge auf das eigene Team hilft, Anzeichen von Rückzug und Demotivation frühzeitig zu entdecken. Hierbei sind mehrere Aspekte von besonderer Bedeutung:

  • Kommunikation: Es ist wichtig ein offenes Gesprächsklima zu fördern, sodass Mitarbeitende ihre Probleme und Unzufriedenheit ansprechen können.
  • Feedback: In regelmäßigen Feedbackgesprächen sollten sowohl die Arbeitsleistung als auch persönliche Befindlichkeiten berücksichtigt werden.
  • Verantwortung: Die Mitarbeiter können durch das Übertragen von sinnvollen Aufgaben und das Setzen individueller Ziele gestärkt werden.
  • Teamdynamik: Um etwaige Konflikte oder Dysfunktionen aufzudecken, sollte die Stimmung innerhalb des Teams ebenfalls beobachtet werden.
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Lesetipps

Quiet Firing: das Gegenstück zu Quiet Quitting

Während Menschen, die Quiet Quitting praktizieren, sich innerlich zurückziehen und ihre Arbeit mit minimalem Engagement verrichten, ist Quiet Firing das Gegenstück dazu. Hierbei wird dem Mitarbeiter die Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung, Anerkennung oder gar Arbeit verwehrt – jedoch ohne offizielle Kündigung.

Ein solches Vorgehen birgt für das Unternehmen Risiken und kann folgende negative Auswirkungen haben:

  • Das Betriebsklima verschlechtert sich, da die Belegschaft das Gefühl hat, jederzeit „informell“ entlassen werden zu können.
  • Leistungsstarke Mitarbeitende verlieren den Antrieb, sich voll einzubringen, aus Furcht vor einer unsicheren Zukunft.
  • Die Fluktuation erhöht sich, da betroffene Mitarbeiter nach alternativen Arbeitsmöglichkeiten suchen und das Unternehmen verlassen.

Deshalb sollten Firmen das Quiet Firing vermeiden und stattdessen offen, ehrlich und transparent mit ihren Mitarbeitern kommunizieren. Gemeinsam können Lösungen für vorhandene Probleme gefunden werden, um ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen und das Risiko von Quiet Quitting zu reduzieren.

Quiet Quitting: 4 Best Practices zur Prävention
Gern darfst du diese Infografik auf deiner Webseite einbinden.

Personalmanagement-Lösungen bei Quiet Quitting

Gezielte Personalmanagement-Lösungen können Quiet Quitting effektiv bekämpfen. Die folgenden Strategien unterstützen Unternehmen dabei.

Intrinsische Motivation von Mitarbeitern fördern

Für Unternehmen ist es wichtig, Mitarbeiter persönlich zu motivieren und ihre Leidenschaft für die Arbeit zu wecken. So können sie beispielsweise:

  • Individuelle Interessen, Fähigkeiten und Ziele der Mitarbeiter berücksichtigen
  • Mitarbeitern Handlungsspielräume bieten, in denen sie ihre Potenziale entfalten können
  • Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse einbinden und ihnen ein Gefühl von Selbstwirksamkeit vermitteln
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Lesetipp

Förderung von Führungskräfte-Engagement

Führungskräfte als Berater, Vorbilder und Kümmerer haben großen Einfluss auf Mitarbeiter, die einem Risiko für Quiet Quitting ausgesetzt sind. Um dieses Risiko zu minimieren, sollten Führungskräfte:

  • Aktiv in das Arbeitsumfeld ihrer Mitarbeiter eingebunden sein
  • Offene Kommunikation unterstützen
  • Interesse an persönlichen und beruflichen Belangen der Teammitglieder zeigen
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Lesetipp

Incentives für gute Arbeitsleistung

Arbeitgeber sollten ihre Arbeitskräfte für gute Leistungen belohnen und sie dazu ermutigen, sich langfristig und engagiert im Unternehmen einzubringen. Neben finanziellen Anreizen können auch soziale Incentives sowie individuelle Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten motivierend wirken. Hierbei sollten Unternehmen:

  • Auf die Bedürfnisse und Präferenzen der Mitarbeiter eingehen
  • Passgenaue Anreize schaffen

Fazit: Quiet Quitting als Herausforderung und Chance

In Deutschland ist das Phänomen keineswegs unbekannt und resultiert aus einer Vielzahl von Gründen, die von übermäßiger Arbeitsbelastung bis hin zu einem Wandel der Wertevorstellungen jüngerer Arbeitnehmergenerationen reichen. Ein Umdenken in den Bereichen Unternehmenskultur und Führung ist also nötig, um diesem Trend entgegenzuwirken.

Hier die drei zentralen Erkenntnisse:

  • Ursachen: Exzessive Überstunden, fehlende Anerkennung und unzureichende Entwicklungsperspektiven zählen zu den Hauptgründen für Quiet Quitting.
  • Prävention: Ausgeprägte Kommunikation und ein hohes Engagement der Führungskräfte sind entscheidend für die Früherkennung und Vermeidung von Quiet-Quitting-Tendenzen.
  • Alternativen: Ansätze wie Quiet Thriving und das Erschließen neuer Entwicklungschancen ermöglichen ein erfüllteres Arbeitsleben. Gehe die Extrameile für mehr Erfüllung im Job.

FAQ

Häufig gestellte Fragen und entsprechende Antworten findest du direkt hier.

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