BEM-Gespräch: Der ultimative Arbeitnehmer-Leitfaden für eine erfolgreiche Vorbereitung

Von Thomas Sesli, geprüft durch Melina Wandler (zertifizierte Lektorin)
Aktualisiert am 07.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Ein erfolgreiches Gespräch im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements kann den entscheidenden Unterschied für deine berufliche Zukunft machen. Allerdings gibt es viele Herausforderungen und Fragestellungen, die du bei der Vorbereitung und Durchführung beachten solltest.

In diesem Artikel bieten wir dir praxisnahe Lösungen, um bestmöglich auf dein BEM-Gespräch vorbereitet zu sein. Wir werden auf folgende Aspekte eingehen:

  • Deine persönlichen Ziele und Erwartungen im Gespräch
  • Strategien zur Analyse und Verbesserung deiner Arbeitsfähigkeit
  • Nachbereitung und erfolgreiche Umsetzung der Strategien im Anschluss an das BEM-Gespräch

Verpasse nicht die Gelegenheit, deine Fähigkeiten und Potenziale während des BEM-Gesprächs erfolgreich zu präsentieren und so den Grundstein für eine positive berufliche Entwicklung zu legen!

Die grundsätzlichen Aspekte eines BEM-Gesprächs

Ein BEM-Gespräch ist ein wichtiger Schritt bei der Bewältigung von krankheitsbedingten Fehlzeiten, genereller Arbeitsunfähigkeit und der Wiedereingliederung ins Berufsleben. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit den Grundlagen des BEM-Gesprächs und den beteiligten Parteien.

Ziele und Anwendungsbereiche des BEM

Das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) zielt darauf ab, auf Erkrankung basierende Fehlzeiten zu reduzieren und Zeiten der Arbeitsunfähigkeit zu überwinden. Es soll für die Wiederherstellung, Erhaltung oder Verbesserung der Arbeitsfähigkeit frühzeitig Maßnahmen erörtern und so eine mögliche krankheitsbedingte Kündigung vermeiden. Dabei spielen sowohl präventive als auch rehabilitative Maßnahmen eine wichtige Rolle.

icon

Lesetipp

Alles, was du zu krankheitsbedingten Kündigungen wissen musst, erfährst du in diesem Artikel: Krankheitsbedingte Kündigung: Wichtige Infos zu Regeln, Voraussetzungen und Abfindungen in 2024

Beteiligte Parteien und ihre Rollen

In ein BEM-Gespräch sind verschiedene Parteien involviert, die optimale Lösungen für alle Beteiligten erarbeiten wollen. Dazu gehören unter anderem der Arbeitgeber, der betroffene Arbeitnehmer, der Betriebsrat oder Personalrat, Mitarbeiter eines Integrationsfachdienstes oder Integrationsteams sowie ggf. das Integrationsamt. Auch der Einsatz von externen Fachleuten oder die Zusammenarbeit mit Gleichstellungsbeauftragten oder Schwerbehindertenvertretern kann sinnvoll sein, um gemeinsam Wege zur erfolgreichen Wiedereingliederung in den Betrieb zu finden.

BEM-Gespräch: rechtliche Grundlagen

Die rechtlichen Grundlagen des betrieblichen Eingliederungsmanagements ergeben sich aus dem Sozialgesetzbuch (SGB), insbesondere aus den Paragrafen 166 und 167 SGB IX. Darüber hinaus sind diverse Gerichtsurteile des Bundesarbeitsgerichts und der Landesarbeitsgerichte relevant. Hierbei geht es unter anderem um die Darlegungslast, den Kündigungsschutzprozess sowie die Kündigungsschutzklage. Wichtige Aspekte im BEM-Gespräch sind ebenfalls der Umgang mit gesundheitlichen Daten, die Schweigepflicht und die Beachtung von Mitbestimmungsrechten.

Deine Vorbereitungsstrategie für das BEM-Gespräch

Um in Krankenrückkehrgesprächen optimal vorbereitet zu sein, empfehlen wir dir, eine individuelle Strategie zu entwickeln und verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Dabei helfen wir dir gerne.

Definiere deine Ziele und Erwartungen

Reflektiere vorab, welche Ziele du bei der betrieblichen Wiedereingliederung erreichen möchtest und was du von deinem Arbeitgeber oder Betriebsrat erwartest. Berücksichtige dabei dein Einladungsschreiben zum BEM-Gespräch und gehe auf mögliche Fragen, zum Beispiel die Häufigkeit von kurzen Erkrankungen sowie die erhobenen Krankheitstage betreffend, vorbereitet ein. Unterscheide klar zwischen kurz- und langfristigen Zielen, um gezielte Vorschläge für Maßnahmen und Unterstützung während des Gesprächs präsentieren zu können.

Analysiere deine Arbeitsfähigkeit und deine Bedürfnisse

Versuche, deine derzeitige Arbeitsfähigkeit einzuschätzen und mögliche Einschränkungen aufgrund deiner Erkrankung zu identifizieren. Lege außerdem deine Bedürfnisse bei der Wiederaufnahme deiner Tätigkeit fest. Das kann beispielsweise ein angepasster Arbeitsplatz oder eine flexible Regelung der Arbeitszeiten sein. Damit erfüllst du die Darlegungslast im Gespräch und ermöglichst dem Arbeitgeber, auf deine individuellen Anforderungen einzugehen.

icon

Lesetipp

Eine Möglichkeit der flexiblen Arbeit könnte zum Beispiel die Gleitzeit sein. Mehr dazu hier: Gleitzeit: Definition, gesetzliche Regelungen und Vorteile der flexiblen Arbeit für Unternehmen

Suche Informationen über Maßnahmen und Unterstützung

Erkundige dich proaktiv nach möglichen Unterstützungsmaßnahmen, die von deinem Arbeitgeber oder externen Stellen wie Rehabilitationsträgern angeboten werden. Diese könnten zum Beispiel in Form von Gesundheitsprogrammen, ärztlichen Empfehlungen oder finanzieller Unterstützung bei der Wiedereingliederung helfen. Versuche auch, dich über deine gesetzlichen Rechte im Rahmen der betrieblichen Wiedereingliederung zu informieren und lasse dich bei Bedarf von spezialisierten Personen oder Organisationen in diesem Suchprozess unterstützen und beraten.

Dokumentiere relevante Informationen und Ereignisse

Sammle alle relevanten Informationen zu Gesundheitsdaten und Krankheitsursachen – am besten bescheinigt vom Betriebsarzt – sowie zu Krankenrückkehrgesprächen, die du bereits mit deinem Arbeitgeber geführt hast. Erstelle gegebenenfalls eine argumentative Übersicht samt der Daten, um die Wirksamkeitsvoraussetzung deiner Maßnahmen im BEM-Gespräch transparent begründen zu können. Diese Dokumentation wird dir nicht nur während des BEM-Gesprächs helfen, sondern kann auch zu einer besseren Kontrolle und Bewertung der umgesetzten Maßnahmen beitragen.

BEM-Gespräch: In 4 Schritten zur erfolgreichen Wiedereingliederung
Gern darfst du diese Infografik auf deiner Webseite einbinden.

Die Durchführung des BEM-Gesprächs

In diesem Kapitel werden die Themen Einladung und Zustimmung zum BEM-Gespräch behandelt, außerdem die Phasen des Gesprächs und empfohlene Kommunikationsstrategien und Fragetechniken.

Einladung und Zustimmung zum BEM-Erstgespräch

Der Arbeitgeber hat die Pflicht, dir als Arbeitnehmer ein Erstgespräch im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements anzubieten und dich schriftlich dazu einzuladen. Dabei gilt es, die Vorgaben des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) einzuhalten. Als Mitarbeiter hast du das Recht, dem Erstgespräch zuzustimmen oder es abzulehnen.

Bei Zustimmung sollte dir der Arbeitgeber ausreichend Zeit geben, um dich bestmöglich auf das BEM-Gespräch vorzubereiten und zu überlegen, ob du externe Fachleute wie den Betriebsrat, das Integrationsteam oder einen Rechtsanwalt hinzuziehen möchtest. Erwäge zudem, eine Vertrauensperson mitzunehmen. Die beteiligten Parteien unterliegen während des Gesprächs der Schweigepflicht, um deine Privatsphäre und Daten zu schützen.

Phasen und Inhalte des Gesprächs

Das BEM-Gespräch gliedert sich in verschiedene Phasen, in denen unterschiedliche Aspekte besprochen werden. Zunächst geht es um deine aktuelle Arbeitsfähigkeit sowie deine individuellen Bedürfnisse und Wünsche, um einen leidensgerechten Arbeitsplatz zu gewährleisten.

Im nächsten Schritt werden mögliche Maßnahmen und Anpassungen am Arbeitsplatz erörtert, um deine Integration in den Arbeitsablauf zu erleichtern. Dabei stehen sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele im Fokus. Schließlich werden gemeinsam konkrete Vereinbarungen getroffen, die dokumentiert und umgesetzt werden.

Kommunikationsstrategien und Fragetechniken

Um ein erfolgreiches BEM-Gespräch zu führen, ist eine offene und transparente Kommunikation zwischen dir und dem Arbeitgeber wichtig. Bereite daher gezielte Fragen und Punkte vor, die du während des Gesprächs ansprechen möchtest. Dabei können sowohl offene als auch geschlossene Fragetechniken zum Einsatz kommen.

Achte darauf, deine Bedenken und Wünsche klar zu formulieren und auf die gemeinsamen Ziele hinzuweisen. In diesem Zusammenhang ist es auch hilfreich, deine bisherigen Erfahrungen und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz einzubringen, um die Diskussion zu bereichern und hilfreiche Lösungsansätze zu entwickeln.

Nachbereitung und Umsetzung der Maßnahmen

Die Nachbereitung und erfolgreiche Umsetzung der im BEM-Gespräch vereinbarten Maßnahmen sind für eine nachhaltige Wiedereingliederung in den Betrieb unumgehbar. Erfahre nun, was dabei zu bedenken ist.

Protokoll und Absprachen nachvollziehen

Nach dem BEM-Gespräch ist es wichtig, die getroffenen Vereinbarungen, zum Beispiel alternative Beschäftigungsmöglichkeiten oder die stufenweise Wiedereingliederung in den Betrieb, im Blick zu behalten. Du solltest das Protokoll des Gesprächs sorgfältig durchlesen und auf Unstimmigkeiten oder offene Punkte achten. Bei Fragen oder Unklarheiten wende dich am besten direkt an den Arbeitgeber oder den Personalrat. Bewahre das Protokoll gut auf, um im Zweifelsfall später darauf zurückgreifen zu können.

Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Parteien

Du solltest regelmäßig den Kontakt suchen und den verantwortlichen Parteien Rückmeldung über den Fortschritt und eventuelle Probleme bei der Umsetzung geben, beispielsweise in Bezug auf Anpassungen der Arbeitsumgebung oder die generelle Weiterbeschäftigung. Dies unterstützt dich dabei, dem gemeinsamen Ziel näherzukommen, eine erneute Arbeitsunfähigkeit und Ausfallzeiten zu vermeiden.

Kontrolle und Bewertung der Maßnahmen

Um sicherzustellen, dass die im BEM-Gespräch vereinbarten Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden und eine dauerhafte Reduzierung der arbeitsbedingten Ausfallzeiten bewirken, ist es notwendig, sie regelmäßig zu überprüfen. Die Evaluierung der Maßnahmen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber, dem Betriebsarzt und dem Personalrat. Basierend auf deinen Erfahrungen und der Rückmeldung der anderen Beteiligten können notwendige Anpassungen vorgenommen und möglicherweise weitere Unterstützungsangebote oder Mittel in Anspruch genommen werden.

Fazit

Ein erfolgreiches BEM-Gespräch erfordert eine umfassende Vorbereitung, aktive Kommunikation und eine strukturierte Nachbereitung. Diese Erfolgsfaktoren ermöglichen es dir, gemeinsam mit den beteiligten Parteien und eventuell Fachleuten wie einem Integrationsteam passende Lösungen für deine Situation zu erarbeiten.

  • Ziele und Anwendungsbereiche: Verstehe die Rahmenbedingungen des betrieblichen Eingliederungsmanagements und die Rollen der beteiligten Parteien, um das Gespräch optimal vorzubereiten und hilfreiche Lösungsansätze zu erarbeiten.
  • Vorbereitung und Strategie: Definiere deine eigenen Erwartungen, analysiere deine Bedürfnisse und recherchiere angebotene Maßnahmen, um das BEM-Gespräch lösungsorientiert anzugehen.
  • Ablauf und Nachbereitung: Nutze das BEM-Gespräch für einen offenen Austausch, wende Kommunikationsstrategien an und kontrolliere gemeinsam mit den Verantwortlichen die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen.

Die Ergebnisse eines gut geführten BEM-Gesprächs bieten dir vielfältige Chancen, deinen Arbeitsalltag nachhaltig zu verbessern und deine berufliche Situation zukunftsorientiert zu gestalten.

Disclaimer

Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.

FAQ

Hier werden deine offenen Fragen beantwortet.

Weitere Artikel