Ein erfolgreiches Gespräch im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements kann den entscheidenden Unterschied für deine berufliche Zukunft machen. Allerdings gibt es viele Herausforderungen und Fragestellungen, die du bei der Vorbereitung und Durchführung beachten solltest.
In diesem Artikel bieten wir dir praxisnahe Lösungen, um bestmöglich auf dein BEM-Gespräch vorbereitet zu sein. Wir werden auf folgende Aspekte eingehen:
- Deine persönlichen Ziele und Erwartungen im Gespräch
- Strategien zur Analyse und Verbesserung deiner Arbeitsfähigkeit
- Nachbereitung und erfolgreiche Umsetzung der Strategien im Anschluss an das BEM-Gespräch
Verpasse nicht die Gelegenheit, deine Fähigkeiten und Potenziale während des BEM-Gesprächs erfolgreich zu präsentieren und so den Grundstein für eine positive berufliche Entwicklung zu legen!
Was passiert bei einem BEM-Gespräch?
Bei einem BEM-Gespräch erörtern Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam Lösungen zur Wiedereingliederung eines Arbeitnehmers nach längerer Krankheit. Ziel ist, die nachhaltige Gesundheit und Arbeitsfähigkeit des Mitarbeiters zu erhalten. Mögliche Maßnahmen sind flexible Arbeitszeiten oder ein ergonomischer Arbeitsplatz.
Die grundsätzlichen Aspekte eines BEM-Gesprächs
Ein BEM-Gespräch ist ein wichtiger Schritt bei der Bewältigung von krankheitsbedingten Fehlzeiten, genereller Arbeitsunfähigkeit und der Wiedereingliederung ins Berufsleben. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit den Grundlagen des BEM-Gesprächs und den beteiligten Parteien.
Ziele und Anwendungsbereiche des BEM
Das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) zielt darauf ab, auf Erkrankung basierende Fehlzeiten zu reduzieren und Zeiten der Arbeitsunfähigkeit zu überwinden. Es soll für die Wiederherstellung, Erhaltung oder Verbesserung der Arbeitsfähigkeit frühzeitig Maßnahmen erörtern und so eine mögliche krankheitsbedingte Kündigung vermeiden. Dabei spielen sowohl präventive als auch rehabilitative Maßnahmen eine wichtige Rolle.
Lesetipp
Alles, was du zu krankheitsbedingten Kündigungen wissen musst, erfährst du in diesem Artikel: Krankheitsbedingte Kündigung: Wichtige Infos zu Regeln, Voraussetzungen und Abfindungen in 2025
Beteiligte Parteien und ihre Rollen
In ein BEM-Gespräch sind verschiedene Parteien involviert, die optimale Lösungen für alle Beteiligten erarbeiten wollen. Dazu gehören unter anderem der Arbeitgeber, der betroffene Arbeitnehmer, der Betriebsrat oder Personalrat, Mitarbeiter eines Integrationsfachdienstes oder Integrationsteams sowie ggf. das Integrationsamt. Auch der Einsatz von externen Fachleuten oder die Zusammenarbeit mit Gleichstellungsbeauftragten oder Schwerbehindertenvertretern kann sinnvoll sein, um gemeinsam Wege zur erfolgreichen Wiedereingliederung in den Betrieb zu finden.
BEM-Gespräch: rechtliche Grundlagen
Die rechtlichen Grundlagen des betrieblichen Eingliederungsmanagements ergeben sich aus dem Sozialgesetzbuch (SGB), insbesondere aus den Paragrafen 166 und 167 SGB IX. Darüber hinaus sind diverse Gerichtsurteile des Bundesarbeitsgerichts und der Landesarbeitsgerichte relevant. Hierbei geht es unter anderem um die Darlegungslast, den Kündigungsschutzprozess sowie die Kündigungsschutzklage. Wichtige Aspekte im BEM-Gespräch sind ebenfalls der Umgang mit gesundheitlichen Daten, die Schweigepflicht und die Beachtung von Mitbestimmungsrechten.
Deine Vorbereitungsstrategie für das BEM-Gespräch
Um in Krankenrückkehrgesprächen optimal vorbereitet zu sein, empfehlen wir dir, eine individuelle Strategie zu entwickeln und verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Dabei helfen wir dir gerne.
Definiere deine Ziele und Erwartungen
Reflektiere vorab, welche Ziele du bei der betrieblichen Wiedereingliederung erreichen möchtest und was du von deinem Arbeitgeber oder Betriebsrat erwartest. Berücksichtige dabei dein Einladungsschreiben zum BEM-Gespräch und gehe auf mögliche Fragen, zum Beispiel die Häufigkeit von kurzen Erkrankungen sowie die erhobenen Krankheitstage betreffend, vorbereitet ein. Unterscheide klar zwischen kurz- und langfristigen Zielen, um gezielte Vorschläge für Maßnahmen und Unterstützung während des Gesprächs präsentieren zu können.
Analysiere deine Arbeitsfähigkeit und deine Bedürfnisse
Versuche, deine derzeitige Arbeitsfähigkeit einzuschätzen und mögliche Einschränkungen aufgrund deiner Erkrankung zu identifizieren. Lege außerdem deine Bedürfnisse bei der Wiederaufnahme deiner Tätigkeit fest. Das kann beispielsweise ein angepasster Arbeitsplatz oder eine flexible Regelung der Arbeitszeiten sein. Damit erfüllst du die Darlegungslast im Gespräch und ermöglichst dem Arbeitgeber, auf deine individuellen Anforderungen einzugehen.
Lesetipp
Eine Möglichkeit der flexiblen Arbeit könnte zum Beispiel die Gleitzeit sein. Mehr dazu hier: Gleitzeit: Definition, gesetzliche Regelungen und Vorteile der flexiblen Arbeit für Unternehmen
Suche Informationen über Maßnahmen und Unterstützung
Erkundige dich proaktiv nach möglichen Unterstützungsmaßnahmen, die von deinem Arbeitgeber oder externen Stellen wie Rehabilitationsträgern angeboten werden. Diese könnten zum Beispiel in Form von Gesundheitsprogrammen, ärztlichen Empfehlungen oder finanzieller Unterstützung bei der Wiedereingliederung helfen. Versuche auch, dich über deine gesetzlichen Rechte im Rahmen der betrieblichen Wiedereingliederung zu informieren und lasse dich bei Bedarf von spezialisierten Personen oder Organisationen in diesem Suchprozess unterstützen und beraten.
Dokumentiere relevante Informationen und Ereignisse
Sammle alle relevanten Informationen zu Gesundheitsdaten und Krankheitsursachen – am besten bescheinigt vom Betriebsarzt – sowie zu Krankenrückkehrgesprächen, die du bereits mit deinem Arbeitgeber geführt hast. Erstelle gegebenenfalls eine argumentative Übersicht samt der Daten, um die Wirksamkeitsvoraussetzung deiner Maßnahmen im BEM-Gespräch transparent begründen zu können. Diese Dokumentation wird dir nicht nur während des BEM-Gesprächs helfen, sondern kann auch zu einer besseren Kontrolle und Bewertung der umgesetzten Maßnahmen beitragen.
Die Durchführung des BEM-Gesprächs
In diesem Kapitel werden die Themen Einladung und Zustimmung zum BEM-Gespräch behandelt, außerdem die Phasen des Gesprächs und empfohlene Kommunikationsstrategien und Fragetechniken.
Einladung und Zustimmung zum BEM-Erstgespräch
Der Arbeitgeber hat die Pflicht, dir als Arbeitnehmer ein Erstgespräch im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements anzubieten und dich schriftlich dazu einzuladen. Dabei gilt es, die Vorgaben des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) einzuhalten. Als Mitarbeiter hast du das Recht, dem Erstgespräch zuzustimmen oder es abzulehnen.
Bei Zustimmung sollte dir der Arbeitgeber ausreichend Zeit geben, um dich bestmöglich auf das BEM-Gespräch vorzubereiten und zu überlegen, ob du externe Fachleute wie den Betriebsrat, das Integrationsteam oder einen Rechtsanwalt hinzuziehen möchtest. Erwäge zudem, eine Vertrauensperson mitzunehmen. Die beteiligten Parteien unterliegen während des Gesprächs der Schweigepflicht, um deine Privatsphäre und Daten zu schützen.
Phasen und Inhalte des Gesprächs
Das BEM-Gespräch gliedert sich in verschiedene Phasen, in denen unterschiedliche Aspekte besprochen werden. Zunächst geht es um deine aktuelle Arbeitsfähigkeit sowie deine individuellen Bedürfnisse und Wünsche, um einen leidensgerechten Arbeitsplatz zu gewährleisten.
Im nächsten Schritt werden mögliche Maßnahmen und Anpassungen am Arbeitsplatz erörtert, um deine Integration in den Arbeitsablauf zu erleichtern. Dabei stehen sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele im Fokus. Schließlich werden gemeinsam konkrete Vereinbarungen getroffen, die dokumentiert und umgesetzt werden.
Kommunikationsstrategien und Fragetechniken
Um ein erfolgreiches BEM-Gespräch zu führen, ist eine offene und transparente Kommunikation zwischen dir und dem Arbeitgeber wichtig. Bereite daher gezielte Fragen und Punkte vor, die du während des Gesprächs ansprechen möchtest. Dabei können sowohl offene als auch geschlossene Fragetechniken zum Einsatz kommen.
Achte darauf, deine Bedenken und Wünsche klar zu formulieren und auf die gemeinsamen Ziele hinzuweisen. In diesem Zusammenhang ist es auch hilfreich, deine bisherigen Erfahrungen und Schwierigkeiten am Arbeitsplatz einzubringen, um die Diskussion zu bereichern und hilfreiche Lösungsansätze zu entwickeln.
Nachbereitung und Umsetzung der Maßnahmen
Die Nachbereitung und erfolgreiche Umsetzung der im BEM-Gespräch vereinbarten Maßnahmen sind für eine nachhaltige Wiedereingliederung in den Betrieb unumgehbar. Erfahre nun, was dabei zu bedenken ist.
Protokoll und Absprachen nachvollziehen
Nach dem BEM-Gespräch ist es wichtig, die getroffenen Vereinbarungen, zum Beispiel alternative Beschäftigungsmöglichkeiten oder die stufenweise Wiedereingliederung in den Betrieb, im Blick zu behalten. Du solltest das Protokoll des Gesprächs sorgfältig durchlesen und auf Unstimmigkeiten oder offene Punkte achten. Bei Fragen oder Unklarheiten wende dich am besten direkt an den Arbeitgeber oder den Personalrat. Bewahre das Protokoll gut auf, um im Zweifelsfall später darauf zurückgreifen zu können.
Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Parteien
Du solltest regelmäßig den Kontakt suchen und den verantwortlichen Parteien Rückmeldung über den Fortschritt und eventuelle Probleme bei der Umsetzung geben, beispielsweise in Bezug auf Anpassungen der Arbeitsumgebung oder die generelle Weiterbeschäftigung. Dies unterstützt dich dabei, dem gemeinsamen Ziel näherzukommen, eine erneute Arbeitsunfähigkeit und Ausfallzeiten zu vermeiden.
Kontrolle und Bewertung der Maßnahmen
Um sicherzustellen, dass die im BEM-Gespräch vereinbarten Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden und eine dauerhafte Reduzierung der arbeitsbedingten Ausfallzeiten bewirken, ist es notwendig, sie regelmäßig zu überprüfen. Die Evaluierung der Maßnahmen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber, dem Betriebsarzt und dem Personalrat. Basierend auf deinen Erfahrungen und der Rückmeldung der anderen Beteiligten können notwendige Anpassungen vorgenommen und möglicherweise weitere Unterstützungsangebote oder Mittel in Anspruch genommen werden.
Fazit
Ein erfolgreiches BEM-Gespräch erfordert eine umfassende Vorbereitung, aktive Kommunikation und eine strukturierte Nachbereitung. Diese Erfolgsfaktoren ermöglichen es dir, gemeinsam mit den beteiligten Parteien und eventuell Fachleuten wie einem Integrationsteam passende Lösungen für deine Situation zu erarbeiten.
- Ziele und Anwendungsbereiche: Verstehe die Rahmenbedingungen des betrieblichen Eingliederungsmanagements und die Rollen der beteiligten Parteien, um das Gespräch optimal vorzubereiten und hilfreiche Lösungsansätze zu erarbeiten.
- Vorbereitung und Strategie: Definiere deine eigenen Erwartungen, analysiere deine Bedürfnisse und recherchiere angebotene Maßnahmen, um das BEM-Gespräch lösungsorientiert anzugehen.
- Ablauf und Nachbereitung: Nutze das BEM-Gespräch für einen offenen Austausch, wende Kommunikationsstrategien an und kontrolliere gemeinsam mit den Verantwortlichen die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen.
Die Ergebnisse eines gut geführten BEM-Gesprächs bieten dir vielfältige Chancen, deinen Arbeitsalltag nachhaltig zu verbessern und deine berufliche Situation zukunftsorientiert zu gestalten.
Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.
FAQ
Hier werden deine offenen Fragen beantwortet.
Ist ein BEM-Gespräch Pflicht?
Ein BEM-Gespräch anzubieten ist Pflicht, wenn ein Mitarbeiter innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen arbeitsunfähig ist. Betriebliches Eingliederungsmanagement hat das Ziel, den Arbeitsplatz langfristig zu sichern. Gesetzliche Grundlage hierfür ist unter anderem § 84 Abs. 2 SGB IX.
Welche Fragen werden im BEM gestellt?
Im BEM-Gespräch stellen Unternehmen Fragen zum Erhalt und zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit, zur Anpassung der Arbeitsbedingungen sowie zur Gestaltung des Arbeitsplatzes. Die Antworten unterstützen Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei der erfolgreichen Integration.
Sollte man ein BEM-Gespräch annehmen?
Ein BEM-Gespräch anzunehmen ist empfehlenswert, da es die Chance bietet, Unterstützung bei Arbeitsproblemen zu erhalten und präventive Maßnahmen zu erörtern. Nutze die Gelegenheit, gemeinsam Lösungen zu finden.
Wie lange dauert ein BEM-Gespräch?
Ein BEM-Gespräch dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten. Die Gesprächsdauer sollte jedoch flexibel gestaltet werden, um individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Zielführendes Zuhören und offenes Kommunizieren sind essenziell.
Wer sollte bei einem BEM-Gespräch dabei sein?
Bei einem BEM-Gespräch sollten der betroffene Mitarbeiter, sein Vorgesetzter und der Betriebsrat teilnehmen. Ziel ist es, gemeinsam Lösungen für die betriebliche Wiedereingliederung zu erarbeiten. Das Gespräch dient dem vorzeitigen Erkennen von Anforderungen und Maßnahmen zur Rehabilitation.
Wie viele BEM-Gespräche sind vor einer Kündigung erforderlich?
Es gibt keine gesetzliche Regelung zur Anzahl der notwendigen BEM-Gespräche vor einer Kündigung. Es ist jedoch üblich, mehrere Gespräche zu führen, um eine angemessene Lösung für den Mitarbeiter zu finden. Dabei sollte stets der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachtet werden.
Wie lange dauert eine BEM-Maßnahme?
Eine BEM-Maßnahme dauert in der Regel zwischen drei und sechs Monaten. Um den Erfolg sicherzustellen, empfiehlt es sich, den betroffenen Mitarbeitern regelmäßig Feedback und Unterstützung anzubieten. So können mögliche Herausforderungen frühzeitig erkannt und gelöst werden.
Wann macht ein BEM-Gespräch Sinn?
Ein BEM-Gespräch macht Sinn, wenn Mitarbeiter häufig krankheitsbedingt fehlen und die Arbeitsfähigkeit gefördert werden soll. Ziel ist es, Ursachen zu klären und präventive Maßnahmen zu erarbeiten. So können langfristige Lösungen für gesundheitsbedingte Probleme gefunden werden.
Kann man ohne ein BEM-Gespräch gekündigt werden?
Ja, ohne BEM-Gespräch kann man gekündigt werden. Das betriebliche Eingliederungsmanagement hilft erkrankten Mitarbeitern, ist aber kein Kündigungsschutz. Informiere dich rechtzeitig über arbeitsrechtliche Grundlagen.
Ist ein BEM-Gespräch vertraulich?
Ein BEM-Gespräch ist grundsätzlich vertraulich, da es dem Schutz und der Wahrung der Persönlichkeitsrechte des betroffenen Arbeitnehmers dient. Datenschutz und Diskretion sind hierbei essenziell. Achte darauf, persönliche Informationen nicht preiszugeben.
Ist man während eines BEM-Gesprächs krankgeschrieben?
Ja, während eines BEM-Gesprächs kann man krankgeschrieben sein. Die Einladung zu einem Gespräch als Teil des betrieblichen Eingliederungsmanagements erfolgt in der Regel, wenn die Krankheitstage eines Jahres sechs Wochen überschreiten – also in einer Phase, in der er potenziell auch krankgeschrieben sein kann.