Kernarbeitszeit: Vorteile, Herausforderungen und Best Practices für die erfolgreiche Umsetzung

Von Thomas Sesli, geprüft durch Melina Wandler (zertifizierte Lektorin)
Aktualisiert am 12.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Starre Strukturen haben ausgedient – junge Talente arbeiten heute dort, wo sie ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten können. Ein durchdachtes Arbeitszeitmodell kann bedeutend zu höherer Zufriedenheit und zu einer verbesserten Arbeitsleistung deiner Mitarbeiter beitragen. Weißt du schon, wie du die Vorteile der Kernarbeitszeit als Arbeitgeber zielführend einbringen kannst?

Im Rahmen dieses Artikels bieten wir dir tiefe Einblicke in die Thematik und beleuchten die folgenden Aspekte:

  • Was Kernarbeitszeiten sind und wie sie sich von der Gleitzeit abgrenzen
  • Die lohnenswerten Vorteile der Kernarbeitszeit und Herausforderungen, die es zu meistern gilt
  • Best Practices zur erfolgreichen Einführung und Durchführung von Kernarbeitszeiten

Lies unbedingt weiter, um ein optimal auf dein Unternehmen zugeschnittenes Arbeitszeitmodell zu etablieren.

Grundlegende Regelungen zur Kernarbeitszeit

Im Arbeitsvertrag werden häufig Regelungen zur Kernarbeitszeit und den daran geknüpften Anwesenheits- und Pausenzeiten festgehalten. Für die Länge gibt es keine gesetzlichen Vorgaben.

Grundsätzlich sollte sie jedoch kürzer als die gesamte tägliche Arbeitszeit sein, insbesondere bei zusätzlichen Gleitzeitregelungen. In solchen Fällen darf die Kernarbeitszeit maximal sechs Stunden betragen, um den Arbeitnehmern die Möglichkeit zu lassen, ihre Arbeitszeit flexibel zu gestalten.

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Lesetipp

Du möchtest deinen Mitarbeitern weitere attraktive Angebote machen? In unserem Artikel Benefits für Mitarbeiter: Ideen für attraktive Zusatzleistungen, die deine Angestellten motivieren bekommst du Tipps und Anregungen.

Kernarbeitszeiten bei Teilzeitarbeit

Arbeitnehmer in Teilzeit sollten ebenfalls die Kernarbeitszeiten beachten. Auch hier gelten die Regelungen des Arbeitsvertrags und der Betriebsvereinbarungen. Je nachdem, wie die Arbeitszeit auf die Woche verteilt ist, kann es sein, dass Teilzeitbeschäftigte während der Kernarbeitszeit am Arbeitsplatz präsent sein müssen.

Die Rolle des Betriebsrats

Als Interessenvertretung der Arbeitnehmer hat der Betriebsrat weitreichende Mitbestimmungsrechte bei der Ausgestaltung der Arbeitszeit (§ 87 Abs. 1 Nr. 2 BetrVG). Dadurch kann er sicherstellen, dass die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter angemessen sind und den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen.

Ein zentrales Anliegen des Betriebsrats ist es, flexible Arbeitszeitmodelle zu fördern und dabei die Work-Life-Balance der Mitarbeiter zu berücksichtigen. In vielen Fällen werden Betriebsvereinbarungen zur Regelung der Arbeitszeit getroffen. Diese können zum Beispiel Vorgaben zur Kernarbeitszeit, Gleitzeit und Pausenregelungen beinhalten.

Vereinbarkeit mit der Gleitzeit

Gleitzeit ist eine flexible Arbeitszeitregelung, bei der Arbeitnehmer ihren Arbeitsbeginn und ihr Arbeitsende innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens selbst wählen können. Dieser Zeitrahmen ermöglicht den Arbeitnehmern, ihre Arbeitszeit an individuelle Bedürfnisse anzupassen und dabei ein persönliches Zeitkonto zu führen. Die Kernarbeitszeit ist der unveränderbare Teil der Arbeitszeit, während der alle am Arbeitsplatz anwesend sein müssen.

Die Kernarbeitszeit liegt in der Regel innerhalb der Gleitzeit und dauert üblicherweise zwischen fünf und sechs Stunden pro Tag. Zum Beispiel kann die Kernarbeitszeit von 09:30 Uhr bis 15:00 Uhr festgelegt sein, während die Gleitzeit von 07:00 Uhr bis 09:30 Uhr und von 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr gilt.

Durch das Gleitzeitmodell mit Kernarbeitszeit entstehen folgende Vorteile:

  • Die Arbeitnehmer haben mehr Autonomie und Flexibilität in ihrer Zeitgestaltung.
  • Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wird verbessert.
  • Durch die Kernarbeitszeit ist trotzdem eine feste Zeitspanne für gemeinsame Aktivitäten wie Besprechungen oder Teamarbeit gegeben.
  • Das Zeitkonto ermöglicht es, Überstunden und Zeitausgleich angemessen zu erfassen.

Um Anwesenheitspflichten und Flexibilität in Einklang zu bringen, solltest du eine ausgewogene Mischung aus Kernarbeitszeit und Gleitzeiten anbieten. Dabei ist es auch entscheidend, dass gleitende Arbeitszeiten nicht zu überlangen Arbeitstagen oder zu vielen Arbeitsstunden führen und stattdessen die Gesundheit der Mitarbeiter schützen.

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Lesetipp

Welche gesetzlichen Vorgaben bezüglich der Arbeitszeiten gelten, liest du in unserem Artikel Wann beginnt die Arbeitszeit? Alles zu gesetzlichen Regelungen und individuellen Vereinbarungen.

Vereinbarkeit mit der Vertrauensarbeitszeit

In der Praxis ist die Vertrauensarbeitszeit eine Flexibilisierung der Arbeitszeit ohne feste Arbeitszeitregelung. Bei dieser Form der Arbeitszeitgestaltung sind die Mitarbeiter selbst für die Erfassung der Arbeitszeit verantwortlich und können ihre Arbeitszeit individuell gestalten. Dabei ist es wichtig, dass der Arbeitgeber die Einhaltung der werktäglichen Höchstarbeitszeit und der arbeitszeitgesetzlichen Aufzeichnungspflicht überwacht.

Eine mögliche Kombination von Vertrauensarbeitszeit und Kernzeiten besteht darin, dass der Vorgesetzte bestimmte Zeiten in der Woche festlegt, während derer für die Mitarbeiter eine Anwesenheitspflicht besteht. Diese Zeitblöcke dienen unter anderem dazu, Team- und Kundenmeetings abzuhalten. Außerhalb dieser festgelegten Kernarbeitszeit können die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit flexibel gestalten.

Die Vorteile einer Kernarbeitszeit mit Vertrauensarbeitszeit liegen in der Flexibilität und dem dadurch entstehenden positiven Betriebsklima. Zum einen gewährleistet die Kernarbeitszeit, dass sich das Team regelmäßig sieht und gemeinsam arbeiten kann. Zum anderen erhöht die Flexibilität das gegenseitige Vertrauen zwischen dir und deinem Team und ermöglicht eine bessere Work-Life-Balance.

Kernarbeitszeit: Mit 5 Praxistipps zum Profi-Management
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Konsequenzen bei Verstößen

Die Verletzung der Kernarbeitszeit kann zu verschiedenen Konsequenzen führen, je nach Schwere des Verstoßes und den geltenden Regelungen deines Unternehmens. Eine mögliche Konsequenz ist die Abmahnung, die als formeller Verweis des Arbeitnehmers durch dich dient. Sie warnt den Arbeitnehmer vor weiteren Verstößen und dokumentiert zugleich das Vergehen in der Personalakte.

Bei wiederholter Verletzung der Kernarbeitszeit und entsprechenden Abmahnungen kannst du in bestimmten Fällen eine fristlose Kündigung aussprechen. Eine solche ist jedoch eher die Ausnahme und wird normalerweise nur angewendet, wenn der Arbeitnehmer trotz mehrfacher Abmahnungen weiterhin gegen die vereinbarte Kernarbeitszeit verstößt.

Zur Überprüfung kannst du ein Zeiterfassungssystem einsetzen. Es dokumentiert ohnehin die Arbeitszeiten deiner Mitarbeiter, sodass du den Verstoß gegen die Kernarbeitszeit leicht nachvollziehen kannst.

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Lesetipp

Übrigens ist die Arbeitszeiterfassung auch gesetzlich vorgeschrieben. Alles Wichtige dazu erfährst du in unserem Artikel Gesetz zur Arbeitszeiterfassung: Die wichtigsten Regelungen und was du 2024 beachten musst.

Umgang mit Herausforderungen

Es gibt besondere Anforderungen an Kernzeiten, die je nach Arbeitgeber variieren können:

  • Stoßzeiten: In Zeiten hoher Arbeitsbelastung müssen die Mitarbeiter während der Kernarbeitszeiten besonders flexibel und engagiert sein. Das bedeutet, dass sie möglicherweise länger arbeiten müssen, um Projekte rechtzeitig abzuschließen oder zusätzliche Aufgaben zu erledigen.
  • Wochentage: Manche Unternehmer legen die Kernarbeitszeit an bestimmten Wochentagen anders fest, um die Arbeitsbelastung besser zu verteilen. Zum Beispiel könnte die Kernarbeitszeit am Montag und Mittwoch sechs statt fünf Stunden betragen, um den wöchentlichen Arbeitsaufwand besser bewältigen zu können.
  • Dienstliche Verpflichtungen: Es kann Fälle geben, in denen Kollegen aufgrund von dienstlichen Terminen oder Schulungen nicht in der Lage sind, die gewöhnlichen Kernzeiten einzuhalten.
  • Unverschuldete Abwesenheit: Beispielsweise kann es passieren, dass ein Mitarbeiter aufgrund einer Krankheit oder eines Notfalls seine Arbeit nicht verrichten kann. In solchen Fällen solltest du Verständnis zeigen und eine angemessene Regelung zur entschuldigten Abwesenheit oder zum Nachholen der versäumten Stunden treffen.

Fazit

Insgesamt ist die Kernarbeitszeit ein interessantes Instrument, um die Zusammenarbeit deiner Mitarbeiter effizient zu organisieren. Sie bietet in Kombination mit der Gleitzeit aber auch Arbeitnehmern Vorteile. So können sie ihre Arbeitszeiten besser an persönliche Bedürfnisse und Termine anpassen, was wiederum zu einer verbesserten Work-Life-Balance führt.

Um das Arbeitszeitmodell erfolgreich umzusetzen, empfiehlt es sich, klare Regeln und Richtlinien festzulegen, auch für Teammitglieder, die in Teilzeit arbeiten. Sie sollten in Absprache mit den Mitarbeitern erarbeitet werden, um ein hohes Maß an Akzeptanz und Verständnis für die Bestimmungen zu erreichen. So kann gewährleistet werden, dass Kernzeiten wirksam zur Förderung von Zusammenarbeit und Produktivität in deinem Unternehmen beiträgt.

Disclaimer

Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.

FAQ

Deine offenen Fragen zur Kernarbeitszeit werden hier beantwortet.

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