Raucherpausen: Erlaubt oder nicht? Chancen, Herausforderungen und gesetzliche Bestimmungen für 2024

Von Thomas Sesli
Aktualisiert am 12.02.2024 | Lesezeit ca. Min.

Lockerer Smalltalk, der sich in blauem Tabakrauch verliert: Wie bei Mad Men wird zwar nicht mehr gequalmt, aber Raucherpausen sind nach wie vor präsent im Arbeitsalltag und sorgen immer wieder für Diskussionsstoff.

Häufig fühlen sich Nichtraucher gegenüber ihren rauchenden Kollegen benachteiligt. Die Herausforderung, mit der Debatte angemessen umzugehen, betrifft das Arbeitsrecht, aber auch ganz prinzipielle Fragen deiner Unternehmensführung.

Diese Aspekte des zweischneidigen Themas behandeln wir für dich:

  • Rechtlicher Hintergrund: Welche Rahmenbedingungen definiert das Gesetz für Arbeitspausen und was bedeutet das für Raucherpausen?
  • Vor- und Nachteile: Was spricht für eine tolerante Haltung gegenüber Raucherpausen und was nicht?
  • Unternehmenskultur: Wie triffst du eine Entscheidung, die allen Bedürfnissen deiner Mitarbeiter gerecht wird?

Raucherpausen: Wer raucht überhaupt?

Insgesamt rauchen deutschlandweit 22,7 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren und somit 11,6 Millionen Menschen. Bildungs- und Qualifikationsniveau haben hierbei eine Auswirkung auf den Raucheranteil verschiedener Berufsgruppen: In akademischen Berufen rauchen deutlich weniger Menschen als in Dienstleistungsberufen.

Generell wurde festgestellt, dass Berufstätige (33,9 Prozent der Männer und 26,5 Prozent der Frauen) weniger Tabak konsumieren als Arbeitslose (55,8 Prozent der Männer und 42,7 Prozent der Frauen). Kommen wir damit zur Rechtsfrage: Ist es für Angestellte denn erlaubt, während der Arbeitszeit zu rauchen?

Raucherpausen: Gesetzliche Grundlagen

In Deutschland gibt es keine gesetzliche Regelung, die das Recht auf spezielle Raucherpausen vorsieht. Pauschal verboten ist der Zigarettenkonsum auf der Arbeit ebenfalls nicht.

Ob und unter welchen Bedingungen das Rauchen während der Arbeitszeit erlaubt ist, hat der Arbeitgeber zu entscheiden. Gibt es einen Betriebsrat, hat dieser nach § 87 des Betriebsverfassungsgesetzes ein Mitbestimmungsrecht.

Beschäftigte haben laut Arbeitszeitgesetz (ArbZG) nach sechs Stunden Arbeitstätigkeit Anspruch auf eine halbstündige Ruhepause, die sie frei gestalten dürfen. Davor müssen sie sich ausstempeln. Eine rechtlich sichere Möglichkeit für rauchende Mitarbeiter ist also, den Konsum auf die regulären Pausen zu beschränken.

Raucherpausen: Der Arbeitgeber entscheidet, muss aber Kompromisse finden

Da eine einzige Raucherpause während eines ganzen Arbeitstages häufig nicht genügt, kommen Arbeitgeber Rauchern in der Regel entgegen: Es wird etwa ein spezieller Raucherraum eingerichtet. Du darfst Raucherpausen aber auch pauschal verbieten. Bei einem Verstoß gegen die Arbeitsstättenverordnung ist sogar eine Abmahnung gerechtfertigt.

Dein Ermessensspielraum hat also hohes Gewicht. Bei der Festlegung einer Richtlinie solltest du aber Kompromisse eingehen können und so eine Lösung finden, die sowohl arbeitsrechtlich im Rahmen ist als auch den Bedürfnissen deiner Mitarbeiter gerecht wird. Denn fühlen sich alle am Arbeitsplatz wohl, steigert das auch die Produktivität.

3 Gründe für einen Laissez-faire-Umgang mit Raucherpausen

Argumente beider Seiten, die dir bei deiner Entscheidung helfen können, führen wir nun für dich auf. Zunächst erfährst du, welche vielleicht ungeahnten Perspektiven Raucherpausen für dein Unternehmen bieten.

Entspannung und Stressabbau

Raucherpausen können für Mitarbeiter Entspannung und Stressabbau während der Arbeitszeit bedeuten. Kurz vom Schreibtisch aufstehen, hinausgehen, nicht an die Arbeit denken und dann gestärkt an den Arbeitsplatz zurückkehren – für viele Raucher ist das ein wichtiger Teil ihres Arbeitsalltags.

Soziale Interaktion und Ideenaustausch

Raucherpausen bieten die Gelegenheit für soziale Interaktionen und informellen, ungezwungenen Austausch unter Kollegen. Dadurch kann ein besserer Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft gefördert werden. Eventuell werden bei den unbekümmerten Gesprächen auch ausgefallene Ideen zur Arbeit geäußert, die in einem ernsteren Rahmen eher verschwiegen werden.

Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit

Raucherpausen können entschieden zur Mitarbeiterzufriedenheit beitragen – das Rauchen ist Rauchern schließlich ein Bedürfnis, und indem du die Bedürfnisse deiner Angestellten berücksichtigst, stärkst du ihre Bindung ans Unternehmen.

Raucherpausen: 5 Methoden für den richtigen Umgang

3 Gründe für einen kritischen Umgang mit Raucherpausen

Die nachfolgend aufgelisteten Risiken von Raucherpausen solltest du bedenken und abwägen.

Produktivitätsverluste durch Arbeitsunterbrechungen

Raucherpausen können von einer Herausforderung zu einem ernsten Problem werden, wenn sie die Produktivität der Arbeitnehmer beeinträchtigen. Jede zusätzliche Pause während der Arbeitszeit unterbricht die eigentliche Tätigkeit und bedeutet einen Zeitverlust. Um die tatsächlich geforderte effektive Arbeitszeit zu erreichen, wäre also ein deutlich längerer Aufenthalt am Arbeitsplatz nötig.

Konflikte zwischen Rauchern und Nichtrauchern

Ein weiteres potenzielles Problem im Zusammenhang mit Raucherpausen ist der Konflikt zweier Mitarbeiterparteien. Nichtraucher fühlen sich häufig benachteiligt, wenn Raucher zusätzliche Pausen während der regulären Arbeitszeit nutzen. Dies kann zu Spannungen und Konflikten innerhalb des Arbeitsumfelds führen und die Zusammenarbeit deiner Mitarbeiter beeinträchtigen.

Gesundheitsrisiken

Rauchen bringt gesundheitliche Risiken mit sich. Vor allem die Lunge wird hierbei meist massiv geschädigt. 89 Prozent der Fälle von Lungenkrebs bei Männern sowie 83 Prozent der Erkrankungen an Lungenkrebs bei Frauen werden durch das Rauchen verursacht.

Daneben ist Passivrauch für enthaltsame Kollegen ein Problem. Er kann zu zahlreichen Erkrankungen führen und die Lungenkrebswahrscheinlichkeit um bis zu 30 Prozent steigern. Vor allem, wenn sich die Belastung über eine längere Zeit erstreckt, kann dies fatale Auswirkungen auf die Atemwege sowie das Herz-Kreislaufsystem haben.

Die Gewährung von Raucherpausen kann also als Mangel an Fürsorge gegenüber allen Mitarbeitern angesehen werden.

Ausblick und Empfehlungen für dein Unternehmen

Angesichts des zunehmenden Bewusstseins für die Gesundheit am Arbeitsplatz ist es wichtig, dass dein Unternehmen angemessene Regelungen für Raucherpausen schafft. Dabei kann der Betriebsrat eine wichtige Rolle spielen, um die Interessen und Bedürfnisse aller Mitarbeitenden angemessen und fair zu berücksichtigen.

Eine mögliche Handhabung ist, klar definierte Raucherpausen einzuführen, um den Bedürfnissen aller Mitarbeiter gerecht zu werden. Praktikabel wäre eine bestimmte Anzahl von zusätzlichen Pausenzeiten, die für das Rauchen vorgesehen sind und nicht von der regulären Arbeitszeit abgezogen werden.

Es ist aber wichtig, Nichtrauchern gleiche Bedingungen zu bieten, indem sie ebenfalls kurze Auszeiten während der Arbeitszeit nehmen dürfen.

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Tipp

Versuche, den Raucheranteil in deinem Unternehmen zu ermitteln. Davon ausgehend können sich kollektive oder individuelle Lösungen anbieten. Beispielsweise müssen bei einigen wenigen Rauchern nicht alle Mitarbeiter zusätzliche Pausenzeiten eingeräumt bekommen.

Zudem sollte das Unternehmen effektiven Nichtraucherschutz gewährleisten, um die Gesundheit am Arbeitsplatz zu schützen. Hierzu sollten etwa spezielle Raucherzonen eingerichtet und Rauchen in geschlossenen Räumen komplett untersagt werden.

Bedenke auch, dass sich gesetzliche Bestimmungen und gesellschaftliche Ansichten zum Rauchen in der Zukunft weiter ändern könnten. Deshalb ist es ratsam, die Politik und Praktiken deines Unternehmens fortwährend zu überprüfen und anzupassen.

Fazit

Eine klare Regelung ist unvermeidlich, um Diskussionen und Konflikte innerhalb der Belegschaft zu vermeiden und die Rechte von Nichtrauchern zu schützen. Durch offene Kommunikation und viel gegenseitiges Verständnis können beide Parteien eine effektive und zufriedenstellende Regelung für das Rauchen am Arbeitsplatz erreichen.

Sei dir dabei bewusst, dass du mit erwachsenen Menschen zu tun hast, die für ihre Gesundheit selbst verantwortlich sind. Verantwortlich sind sie aber auch dafür, die vereinbarte Arbeitsleistung zu erbringen. Maßgebend für deine Richtlinie als Unternehmer sollte also der Output sein.

Disclaimer

Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.

FAQ

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Quellen:

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