Sollarbeitszeit: Definition und Optimierungspotenziale für Führungskräfte in 2024

Von Thomas Sesli
Aktualisiert am 11.01.2024 | Lesezeit ca. Min.

Stellen wir uns einen Mittwochnachmittag in einem beliebigen Büro vor. Schon eine halbe Stunde vor Feierabend schauen die Mitarbeiter ungeduldig auf die Uhr, der Andrang auf die Kaffeemaschine steigt, das Geraschel bereits eingeräumter Taschen erfüllt den Raum. Klar ist: Gearbeitet wird hier nicht mehr. Wenig verwunderlich scheint es da, dass Arbeitnehmer nur etwa 58 Prozent ihrer Sollarbeitszeit produktiv nutzen.

Solche typischen Szenen verlangen doch danach, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob unser Arbeitsalltag anders als Nine to Five strukturiert sein könnte – oder sogar sollte. Zwar wünschst du dir als Unternehmer zurecht, dass deine Angestellten in jeder Stunde, für die du sie bezahlst, auch produktiv sind. Aber wem kann man vorwerfen, sich in starren Regeln nicht zu entfalten?

Um der Lösung auf die Spur zu kommen, beschäftigen wir uns mit folgenden Aspekten:

  • Definition und Berechnung der Sollarbeitszeit
  • Flexibilisierung der Sollarbeitszeit in vorgegebenem Rahmen mit Gleitzeitmodellen
  • Wie die Zeiterfassung und Führung eines Stundenkontos dank moderner Tools gelingt

Bist du bereit, das Thema aus einer neuen Perspektive zu betrachten? Dann nimm einen großen Schluck aus unserem Füllhorn von Informationen und praktischen Ratschlägen!

Definition und Abgrenzung der Sollarbeitszeit zur gesetzlichen Arbeitszeit

Die Sollarbeitszeit bezeichnet die vorgeschriebene Anzahl an Arbeitsstunden, die ein Arbeitnehmer leisten muss. In der Regel vereinbarst du diese mit ihm im Arbeitsvertrag als wöchentliche Sollstunden. Es ist aber auch möglich, eine monatliche Sollarbeitszeit festzulegen.

Mit der gesetzlichen Arbeitszeit ist sie nicht immer identisch. Diese gibt vor, wie viele Stunden der Mitarbeiter maximal arbeiten darf, während die Sollarbeitszeit angibt, wie viele Stunden er tatsächlich arbeiten soll. Die gesetzliche Regelung sieht in Deutschland eine maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden vor. Allerdings gewähren Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen oft kürzere Wochenarbeitszeiten.

Die Sollarbeitszeit spielt außerdem eine Rolle bei Teilzeitkräften. Hierbei wird die Arbeitszeit in Relation zur Vollzeitarbeit festgelegt – beispielsweise 50 oder 75 Prozent der Sollarbeitszeit einer Vollzeitkraft. So stellst du sicher, dass ein angemessenes Verhältnis zwischen Arbeitsaufwand und Entlohnung besteht.

Was du bei der Berechnung beachten solltest

Nun schauen wir uns an, wie du die Sollarbeitszeit in verschiedenen Zeiteinheiten berechnest – und welche Ausnahmen darauf einen Einfluss haben.

Wochenfaktor

Der Wochenfaktor gibt an, wie viele Wochen ein Monat im Durchschnitt hat. Um den Wochenfaktor grob zu berechnen, teilt man die Anzahl der Wochen pro Jahr (52) durch die Anzahl der Monate im Jahr (12). Das ergibt einen Wochenfaktor von ungefähr 4,33. Die tatsächliche Anzahl der Arbeitstage pro Monat variiert aufgrund von unterschiedlich vielen Wochenenden, Feiertagen und kalendarisch bedingt.

Nehmen wir zum Beispiel eine vertraglich vereinbarte Wochenarbeitszeit von 40 Stunden bei Vollzeitbeschäftigten. Mithilfe des Wochenfaktors lässt sich die durchschnittliche monatliche Sollarbeitszeit berechnen, indem man die vereinbarten Wochenstunden mit dem Wochenfaktor 4,33 multipliziert. Im Beispiel ergibt das eine durchschnittliche monatliche Sollarbeitszeit von etwa 173,2 Stunden.

Tägliche Sollarbeitszeit durch Division

Die Berechnung der täglichen Sollstunden richtet sich nach der wöchentlichen Sollarbeitszeit, die im Arbeitsvertrag festgelegt ist.

Eine allgemein bekannte Formel für die tägliche Arbeitszeit lautet: tägliche Arbeitszeit = Wochenarbeitszeit / Arbeitstage pro Woche. Wenn du beispielsweise eine Sollarbeitszeit von 40 Wochenstunden bei einer 5-Tage-Woche hast, beträgt deine tägliche Arbeitszeit 8 Stunden pro Tag (40 Stunden / 5 Tage).

Hochrechnung auf ein Arbeitsjahr

Ein weiterer Schritt kann die Berechnung der jährlichen Sollstunden sein. Dazu werden die monatlichen Sollstunden mit der Anzahl der Monate oder Wochenstunden mit der Anzahl der Arbeitswochen im Jahr multipliziert.

Hier ein Beispiel:

  • Arbeitsvertragliche Wochenarbeitszeit: 40 Stunden
  • Arbeitstage pro Woche: 5
  • Arbeitstage pro Monat: 21 (exemplarischer Monat)
  • Arbeitsmonate im Jahr: 12

Daraus ergibt sich:

  • Tägliche Sollarbeitszeit: 8 Stunden (40 Stunden / 5 Tage)
  • Monatliche Sollarbeitszeit: 168 Stunden (8 Stunden x 21 Tage)
  • Jährliche Sollarbeitszeit: 2016 Stunden (168 Stunden x 12 Monate)

Die Berechnung der Sollstunden verschafft Arbeitnehmern und Arbeitgebern eine gute Übersicht über die zu erbringenden Arbeitsleistungen. Dieses Wissen hilft, den Arbeitsalltag besser zu organisieren und die Arbeitszeit sinnvoll zu planen.

Umgang mit Feiertagen

An Feiertagen gelten besondere Regelungen, die du beachten musst. Gemäß dem Arbeitszeitgesetz dürfen Mitarbeiter an Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen grundsätzlich nicht beschäftigt werden. Das Beschäftigungsverbot gilt von 0 bis 24 Uhr. Als Ausgleich für die Feiertags- und Sonntagsarbeit sind (unbezahlte) Ruhetage vorgeschrieben.

Die gesetzlichen Feiertage sind je nach Bundesland unterschiedlich, wobei bestimmte Feiertage in ganz Deutschland gelten, wie zum Beispiel der Tag der Deutschen Einheit oder der 1. Mai. Arbeitgeber sind verpflichtet, ihre Arbeitnehmer über die für den jeweiligen Standort gültigen gesetzlichen Feiertage zu informieren.

Für Arbeitnehmer, die an Feiertagen arbeiten müssen, gelten in der Regel Zuschläge oder ein Ausgleich in Form von Freizeit oder zusätzlichem Gehalt. Diese Regelungen können im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag festgehalten sein. Im Zweifelsfall ist es ratsam, sich an qualifizierte Beratungsstellen oder die zuständige Gewerkschaft zu wenden, um alle Aspekte rund um das Thema Sollarbeitszeit ordnungsgemäß zu klären.

Optimale Leistung während der gesamten Sollarbeitszeit

Flexibilität als Produktivitätstreiber

Die Sollarbeitszeit kann auch erfüllt werden, wenn die Mitarbeiter diese nach ihren Bedürfnissen frei auf die Wochentage verteilen, was zudem die Motivation erhöht. Wir stellen ein bekanntes Modell samt Einschränkung vor.

Gleitzeit

Gleitzeitmodelle bieten Arbeitnehmern mehr Flexibilität in der Gestaltung ihrer Arbeitszeit. Bei diesem Arbeitszeitmodell können sie ihre Arbeitszeiten innerhalb eines bestimmten Rahmens selbst festlegen. Diese Modelle sind besonders attraktiv für Unternehmen, die auf Anpassungsfähigkeit an schnell wechselnde Anforderungen angewiesen sind.

Gleitende Arbeitszeit lässt sich gut mit den gesetzlichen Vorschriften in Einklang bringen und zeichnet sich durch die Möglichkeit aus, Arbeitszeiten individuell anzupassen. Die Sollarbeitszeit spielt hier eine wichtige Rolle, da sie festlegt, wie viele Arbeitsstunden ein Arbeitnehmer insgesamt leisten muss – entweder auf wöchentlicher oder monatlicher Basis.

Kernarbeitszeit

Durch die Festlegung einer Kernarbeitszeit lässt sich die Gleitzeit einschränken, wenn in deinem Unternehmen die gemeinsame Anwesenheit des Teams für bestimmte Aufgaben erforderlich ist.

Sie ist der tägliche Zeitraum, in dem Arbeitnehmer arbeiten müssen. Dieser Zeitraum dient als feste Basis für Unternehmen und hilft, gemeinsame Verfügbarkeiten der Mitarbeiter sicherzustellen. Die Kernarbeitszeit kann unterschiedlich ausfallen, abhängig von den Bedürfnissen des Unternehmens und den getroffenen Vereinbarungen.

Kontrollmöglichkeiten

In den nächsten Abschnitten erfährst du, wie die Einhaltung der Sollzeit in allen Arbeitszeitmodellen gleichermaßen überprüft werden kann.

Zeiterfassungssysteme

Die Zeiterfassung ermöglicht Arbeitgebern, die tatsächlichen Arbeitsstunden ihrer Mitarbeiter genau zu überwachen und mit den vorgegebenen Sollstunden abzugleichen. Durch die Nutzung eines modernen Zeiterfassungssystems können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Arbeitnehmer die erforderlichen Stunden leisten und eventuelle Minusstunden vermeiden.

Die Zeiterfassung kann auf verschiedene Weise erfolgen, wie zum Beispiel durch manuelle Stundenzettel oder elektronische Zeiterfassungssysteme. In jedem Fall ist es wichtig, dass die erfassten Daten exakt und zuverlässig sind und den rechtlichen Vorgaben genügen.

Arbeitszeitkonten

Ein Arbeitszeitkonto bietet Mitarbeitern und dir einen schnellen Überblick über die geleisteten Arbeitsstunden im Vergleich zu den vorgegebenen Sollstunden. Mithilfe eines Arbeitszeitkontos können eventuelle Minusstunden oder Überstunden erfasst und entsprechend ausgeglichen werden.

Bei der Verwendung einer Zeiterfassungssoftware, die ein Online-Arbeitszeitkonto beinhaltet, werden Soll- und Ist-Stunden automatisch berechnet, was den administrativen Aufwand reduziert und die Transparenz erhöht. Ein Beispiel für eine solche Software ist Clockodo:

Sollarbeitszeit und Zeiterfassung: Screenshot Clockodo

Beim Führen eines Arbeitszeitkontos ist es wichtig, den Mitarbeitern regelmäßig ihre aktuellen Arbeitszeit- und Stundensalden mitzuteilen oder einen Zugang zum Arbeitszeitkonto zu gewähren, damit sie ihren eigenen Stand kontrollieren können. Dies fördert eine offene und transparente Arbeitskultur, in der beide Parteien gemeinsam auf einen ausgeglichenen Arbeitszeitplan hinarbeiten.

Fazit

Es hat sich gezeigt, dass die Vereinbarung einer Sollarbeitszeit zwischen dir und deinen Mitarbeitern unumgänglich ist, um einen Rahmen für die Zusammenarbeit und Entlohnung zu schaffen. Jedoch gilt es zu bedenken, ob diese in einer starren Vorgabe abgeleistet werden muss – oder vielmehr flexible Arbeitszeitmodelle eine interessante Alternative bieten.

Indem die Realisierung der Soll-Arbeitszeit an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer und die Anforderungen des Unternehmens angepasst wird, kann ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit geschaffen werden, was die Effizienz und das Wohlbefinden der Belegschaft fördert.

Disclaimer

Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig zusammengestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit und Ausschließlichkeit der Inhalte gestellt. Die in diesem Beitrag zur Verfügung gestellten Informationen sind unverbindlich, ersetzen keine juristische Beratung und stellen keine Rechtsauskunft dar.

FAQ

Deine Fragen zum Thema Sollarbeitszeit werden im Folgenden beantwortet.

Quellen:

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