Wikipedia-Eintrag erstellen: Wie das geht und wie du den Relevanzcheck bestehst

Von Steffen Grigori
Aktualisiert am 12.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Der Brockhaus im Regal hat als Nachschlagewerk schon lange ausgedient: Als beliebteste Enzyklopädie aller Zeiten – mit insgesamt rund 58,9 Millionen Artikeln – ist Wikipedia die erste Anlaufstelle für Forschungsinformationen, Hintergrundmaterial oder einer Antwort auf die Frage, wer bei Game of Thrones am Ende eigentlich auf dem eisernen Thron sitzt.

Aber hast du schon einmal darüber nachgedacht, Wikipedia für die Steigerung deiner Markenbekanntheit zu nutzen?

Das Ziel all deiner Marketingbemühungen sollte die höchstmögliche mediale Auffindbarkeit deiner unternehmerischen Website sein. Neben deinen Social-Media-Kanälen könnte ein Wikipedia-Artikel eine weitere Möglichkeit darstellen, Menschen auf dein Unternehmen und dein Produkt aufmerksam zu machen.

In diesem Beitrag zeigen wir dir, unter welchen Voraussetzungen sich ein Unternehmenseintrag auf Wikipedia für dich lohnt, und begleiten dich mit unserer Anleitung durch den Prozess. 

Wikipedia aus Marketing-Sicht

Ein Eintrag in Wikipedia ist eine der besten Chancen für ein prominentes Ranking in den Google-Suchergebnissen. Wenn du nach einem bestimmten Keyword suchst, musst du in der Regel nicht weit scrollen, bevor du die dazugehörige Wikipedia-Seite sehen kannst:

Darüber hinaus handelt es sich um eine vertrauenswürdige Website, sodass sie häufig eine der ersten Seiten ist, auf die jemand klickt, wenn er mehr über die Aktivitäten eines Unternehmens erfahren möchte.

Die meisten Marketingverantwortlichen legen großen Wert auf einen Wikipedia-Eintrag, der das eigene Unternehmen im bestmöglichen Licht präsentiert. Aber Vorsicht: Die Website ist weder dein Freund noch dein Werbepartner – sie ist eine Enzyklopädie.

Als solche ist Wikipedia ausschließlich den Grundprinzipien der objektiven und wahrheitsgetreuen Darstellung der Inhalte verpflichtet. Dazu gehören naturgemäß auch Kontroversen und kritische Berichterstattungen. So kann es durchaus passieren, dass die faktenbasierte Darstellung eines Unternehmens im Endeffekt anders aussieht als beabsichtigt.

Das spricht dagegen, eine Wikipedia-Seite zu haben

Zunächst einmal hast du nur wenig Kontrolle über den Inhalt deiner Seite. Natürlich kannst du den Originalartikel schreiben, aber vergiss nicht: In der Online-Enzyklopädie steht es Nutzern (sogenannten „Wikipedianern“) frei, Details in deinem Eintrag zu ergänzen, zu löschen oder zu verändern.

So könnten auch verärgerte Kunden, Konkurrenten, entlassene Mitarbeiter oder unzufriedene Geschäftspartner über negative Erfahrungen mit deinem Unternehmen berichten. Das bedeutet, dass du die Seite regelmäßig auf ihre Genauigkeit hin überwachen und gegen Online-Vandalismus verteidigen musst.

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Umgang mit negativen Darstellungen

Die eigenhändige Zensur solch negativer Darstellungen ist in der Regel eine schlechte Idee. Die Wikipedianer werden sich genau anschauen, warum du Kritik von deiner Seite entfernst. Bei Verdacht auf gezielte Eigenwerbung werden die Redakteure nicht zögern, deinen Account zu blockieren. Hier erhältst du praktische Tipps, wie du mit unbegründet negativen Einträgen umgehen kannst.

Schließlich gilt es zu bedenken, dass es für Unternehmen mit Wikipedia-Einträgen im Grunde keinen Raum für Fehler gibt. 

Während die Skandale anderer Wirtschaftsunternehmen in manchen Fällen von den Medien übergangen oder von der Kundschaft wieder vergessen werden, gestaltet sich für ein Unternehmen mit einem Wikipedia-Eintrag der Umgang mit Fehlern deutlich schwieriger. Hier werden in der Regel alle Kontroversen oder Skandale, an denen ein Unternehmen beteiligt ist, für die Öffentlichkeit aufgelistet.

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Kontroversen und Skandale auf Wikipedia

Noch nicht einmal Jimmy Wales, Mitbegründer von Wikipedia, hat die Kontrolle über seine eigene Biografie. Wales geriet 2005 in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, als er seinen eigenen Wikipedia-Artikel herausgab und sich zum alleinigen Gründer der Enzyklopädie erklärte. Infolgedessen enthält die englischsprachige Wikipedia-Biografie von Wales jetzt einen Unterabschnitt mit dem Titel „Kontroverse bezüglich des Status von Wales als Mitbegründer“.

Das spricht dafür, eine Wikipedia Seite zu haben

Der größte Vorteil von Wikipedia ist die schiere Größe und Reichweite. Das digitale Nachschlagewerk ist mit über 35 Millionen Artikeln in über 285 Sprachen eine der meist besuchten Websites der Welt.

Die Verwendung von Wikipedia für dein Unternehmen trägt damit entscheidend dazu bei, deine Sichtbarkeit in den Google-Ergebnissen und deine organische Reichweite durch Backlinks zu verbessern.

Außerdem kann Wikipedia dir dabei helfen, deinen Ruf, deine Glaubwürdigkeit und deine Vorreiterrolle in deiner Marktnische zu verbessern. Kunden – vor allem junge – informieren sich oft vor ihrem Kauf über Unternehmen und wollen eine Art unabhängige Überprüfung deiner unternehmerischen Existenz. Mit einer Wikipedia-Seite kannst du den Lesern grundlegende Informationen über deine Markengeschichte bereitstellen und ihnen dabei helfen, sich von der Seriosität deines Unternehmens zu überzeugen.

Eine Wikipedia-Seite erstellen: Die Relevanzkriterien

Es ist ein berechtigter und nachvollziehbarer Wunsch, dass die meisten Unternehmen einen eigenen Eintrag in dieser globalen Wissensdatenbank haben möchten. Allerdings ist das gar nicht so einfach, denn ein Unternehmen oder eine Person muss zunächst bestimmte Relevanzkriterien erfüllen, um sich überhaupt für einen Eintrag zu qualifizieren:

Wikipedia ist kein allgemeines Personen-, Vereins-, Organisationen- oder Unternehmensverzeichnis. Nur für Personen und Institutionen von enzyklopädischer Bedeutung sollen Artikel angelegt werden. (Quelle: Wikipedia: Was Wikipedia nicht ist)

Die Betreiber der Seite sind sehr darauf bedacht, Wikipedia nicht zu einem Branchenbuch verkommen zu lassen. Aus diesem Grund gelten strenge Relevanzkriterien für einen Eintrag, die sich je nach Themenkategorie voneinander unterscheiden.

So gelten beispielsweise Wirtschaftsunternehmen für einen enzyklopädischen Eintrag nur dann als relevant, wenn sie:   

  • mindestens 1000 Vollzeitmitarbeiter haben oder
  • einen Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Euro vorweisen oder
  • an einer Börse gehandelt werden oder
  • mindestens 20 Betriebsstätten besitzen oder
  • eine marktbeherrschende Stellung oder innovative Vorreiterrolle haben oder
  • eines dieser Kriterien historisch erfüllten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass dein Eintrag eine langanhaltende Bedeutung für die Öffentlichkeit haben sollte.

Du bist dir unsicher, ob dein Beitrag eine langanhaltende Bedeutung für die Öffentlichkeit hat oder ob du die Relevanzkriterien erfüllst? Kein Problem, dann kannst du ganz einfach den kostenlosen Relevanzcheck von Wikipedia nutzen.

Eine Wikipedia-Seite erstellen: Interessenskonflikte

Das Regelwerk der Enzyklopädie besagt im Wesentlichen, dass du keinen Eintrag über dich selbst erstellen solltest, da dies als Interessenkonflikt gewertet wird. Aus diesem Grund beauftragen manche Unternehmen einen professionellen Dienstleister wie aweos, seosupport oder WikiMeisterei zur Erstellung einer Wikipedia-Seite. Allerdings besteht keine Gewähr, dass der Artikel überhaupt veröffentlicht oder nicht doch irgendwann gelöscht wird. 

Noch dazu muss offengelegt werden, wenn ein Artikel in einem kommerziellen Auftrag verfasst wurde. Regelbrüche und verdeckte PR tragen nicht nur zu einem erheblichen Imageschaden bei, sondern können auch rechtliche Folgen nach sich ziehen.

Außerdem solltest du daran denken, dass Wikipedia als freier Zugangsort des weltweiten Wissens konzipiert wurde. Die Einträge werden von Freiwilligen geschrieben und bearbeitet und stehen kostenlos und ohne Werbung zur Verfügung. Das bedeutet, dass die Bezahlung für jemanden, der deine Inhalte für dich erstellt, gegen alle Grundprinzipien verstößt, für die Wikipedia steht.

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Extratipp

Um einen Interessenkonflikt zu vermeiden, könntest du die Erstellung deines Artikels an die Wikipedia-Community auslagern. Alle Artikel haben eine Seite, auf der Mitwirkende Änderungen und Ideen für neue Artikel diskutieren können. Suche nach einem Artikel in der Themenkategorie deiner Branche und poste dann einen Vorschlag für einen Artikel speziell über dein Unternehmen auf der Diskussionsseite.

In 5 Schritten zur eigenen Wikipedia-Seite

Die Erstellung eines eigenen Beitrags ist ein komplexer Prozess. Wenn du deine eigene Wikipedia-Seite schreiben solltest und diese entfernt wird, ist es sehr schwierig, eine neue Seite zu bekommen. Die Redakteure werden bei dem geringsten Verdacht auf gezielte Eigenwerbung oder ungenügende Quellenbelege deinen Namen und dein Benutzerkonto entsprechend markieren und deine weiteren Aktivitäten genauestens überwachen.

Die folgende Anleitung wird dir dabei helfen, einige Stolpersteine im Voraus zu vermeiden.

1. Beginne mit der Recherche

Bevor du anfängst zu schreiben, solltest du dich mit den Richtlinien der Enzyklopädie auf den entsprechenden Hilfeseiten vertraut machen. Damit verringerst du die Wahrscheinlichkeit, dass dein Eintrag aufgrund mangelnder Relevanz gelöscht oder dein Benutzerkonto wegen gezielter Eigenwerbung gesperrt wird.

2. Erstelle dein eigenes Konto

Nur registrierte Benutzer können Wikipedia-Seiten erstellen oder bearbeiten. Am besten agieren Unternehmen als registrierte Nutzer, da alle Aktivitäten nachvollziehbar sind. Pressestellen sind sogar verpflichtet, jedwede Änderungen an Firmeneinträgen öffentlich zu machen. Diese Transparenz schafft Vertrauen und Glaubwürdigkeit – und das ist es, wofür Wikipedia steht.

3. Belegpflicht und Relevanz

Das Themengebiet deines Beitrags muss bereits in glaubwürdigen Quellen behandelt werden. Dazu gehören Zeitschriften, Bücher, Fachliteratur, Zeitungen und Websites, die für die Überprüfung von Fakten bekannt sind. Soziale Medien, Pressemitteilungen oder Unternehmens- und /Berufsprofile gelten hingegen nicht als seriöse Quellenangaben.

Unabhängig davon, wie einzigartig du dein Thema findest, solltest du trotzdem erst nachforschen, ob sich bereits ein anderer Autor thematisch damit auseinandergesetzt hat und ob du die Relevanzkriterien erfüllst. 

4. Die Texterstellung

Wahrscheinlich fällt es dir relativ leicht, über die Vorzüge deines Unternehmens und deiner Produkte zu schreiben – aber einen Beitrag zu entwerfen, der den Wikipedia-Genehmigungsprozess durchläuft und allen Kriterien standhält, ist eine ganz andere Herausforderung.

Damit dein Artikel auf Wikipedia veröffentlicht wird, muss er angemessen neutral sein und genügend glaubwürdige Quellenbelege und Zitate enthalten.

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Achte auf einen neutralen Schreibstil

Dein Schreibstil sollte distanziert und völlig frei von einer „typischen Marketingsprache“ sein. Anstatt zu schreiben, dass dein Unternehmen zu den „führenden Anbietern von Produkt XY“ gehört, solltest du den genauen Rang angeben, den dein Unternehmen auf dem Markt einnimmt. Stelle den Standpunkt zu deinem Thema fair und ausgewogen dar und gewichte alle zur Verfügung stehenden Quellenangaben über dein Unternehmen gleich.

5. Veröffentliche deinen Artikel und überarbeite ihn

Nachdem du deinen Beitrag verfasst hast, kannst du ihn einer passenden Themenkategorie zuordnen und mit thematisch verwandten Artikeln verlinken. Über den Button „Vorschau zeigen“ kannst du vor der Veröffentlichung noch sicherstellen, dass dein Artikel korrekt dargestellt wird.

3 Tipps für die Erstellung deiner Wikipedia-Seite

Nachdem du deinen Beitrag veröffentlicht hast, werden die freiwilligen Autoren der Community den Artikel einer genauen Überprüfung unterziehen. Du wirst automatisch über mangelhafte Quellenangaben oder Verbesserungsvorschläge informiert. In jedem Fall solltest du aber sicherstellen, die Änderungen so schnell wie möglich in deinen Artikel einzuarbeiten, um zu vermeiden, dass er gelöscht wird.

Fazit

Die Veröffentlichung eines Wikipedia-Artikels ist ein komplexer Prozess. In der Regel überwiegen die Vorteile jedoch bei weitem die Herausforderungen und Nachteile. Dennoch solltest du in Ruhe abwägen, ob sich ein eigener Wikipedia-Eintrag für dein Unternehmen lohnt oder nicht.

Damit deine Seite den Relevanzcheck besteht, benötigst du zuverlässige Quellenangaben, die deiner Seite Glaubwürdigkeit verleihen. Orientiere dich an unserem 5-Schritte-Plan und prüfe die relevanten Hilfeseiten der Online-Enzyklopädie, um unschöne Überraschungen zu vermeiden.

FAQ

An dieser Stelle möchten wir einige häufige Fragen zum Thema beantworten.

Quellen:

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