Passwörter und Cyberkriminalität: 15+ Statistiken zur Passwortsicherheit in Deutschland und dem Rest der Welt

Von Stefan Turiak
Aktualisiert am 01.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

In der modernen digitalen Welt stellen sowohl persönliche als auch Geschäftsdaten ein unschätzbares Gut dar. Starke Passwörter sind mit dem schweren Tresor einer Bank vergleichbar, welcher diese Informationsschätze vor kriminellen und unerlaubten Zugriffen schützen soll.

Trotzdem gehen Internetnutzer noch zu leichtfertig beim Vergeben von Passwörtern vor. Die Konsequenzen eines nachlässigen Passwortmanagements können fatal ausfallen. Privatpersonen setzen ihre privaten Informationen und Kontodaten unbefugten Dritten aus. Unternehmen geben nicht nur ihre eigenen, eventuell geheimen Informationen preis, sondern auch die ihrer Kunden, wenn Cyberkriminelle ein Passwort knacken. Das hat im schlimmsten Fall nicht nur rechtliche, sondern auch nachhaltige geschäftsschädigende Konsequenzen.

In diesem Beitrag findest du viele Statistiken zur Nutzung von Passwörtern, zum Beispiel:  

  • Zahlen zur Cyberkriminalität und zum Risikopotenzial schwacher Passwörter
  • Informationen über die Passwort-Gestaltung und -Verwendung von Internetnutzern
  • Daten über die Verwendung von Passwort-Managern, Zwei- und Multi-Faktor-Authentifizierung sowie passwortlosen Alternativen 

Die wichtigsten Statistiken auf einen Blick 

  • Im Jahr 2022 gab es 136.865 registrierte Cyberkriminalfälle in Deutschland
  • Schwache Passwörter gehören zu den größten Gefahren für den deutschen Mittelstand (Stand: 2021)
  • 29 Prozent von 1.143 befragten Personen nutzen ein und dasselbe Passwort für mehrere Dienstleister (Stand: Februar 2022)
  • „Password“ ist das international beliebteste Passwort
  • 89,6 Prozent der deutschen Internetnutzer haben von Passwort-Managern gehört, nur 31,1 Prozent machen davon Gebrauch
  • 63 Prozent der US-amerikanische Verbraucher würde biometrische Daten als Authentifizierungsmethode bevorzugen

Was sind die beliebtesten Passwörter?

Kaum zu glauben, aber einer Untersuchung des Passwortmanager-Anbieters Nordpass zufolge gibt es zahlreiche simple Passwörter, die über Ländergrenzen hinweg immer wieder genutzt werden. Neben Deutschland wurden 30 andere Länder in diese Studie inkludiert.

Falls du ein von dir verwendetes Passwort in der folgenden Liste siehst, solltest du es schnellstens ändern: 

  1. Password 
  2. 123456   
  3. 123456789
  4. Guest
  5. Qwerty
  6. 12345678
  7. 111111
  8. 12345
  9. Col123456
  10. 123123 
Die Top 10 der weltweit am häufigsten benutzten Passwörter
Gern darfst du diese Infografik herunterladen und in deinem Blog, deinem Magazin oder deinem Forum benutzen.

Wie viel Cyberkriminalität gibt es in Deutschland?

 Im Jahr 2022 kam es zu 136.865 registrierten Cyberkriminalitätsfällen innerhalb Deutschlands. Zu diesen Delikten zählen:  

  • Veränderung von Daten und Sabotage von Computern
  • Ausspähen und Abfangen von Daten 
  • Computerbetrug
  • Daten-Hehlerei
  • Fälschung von beweiserheblichen Daten 

 Eine weitere Erhebung aus demselben Jahr hielt fest, dass 46 Prozent deutscher Unternehmen bereits einmal einer Cyber-Attacke zum Opfer gefallen sind. Hieraus ergab sich ein gesamtwirtschaftlicher Schaden in Höhe von 200 Milliarden Euro.

Wie viel Gefahr geht von zu schwachen Passwörtern aus?

Eine Studie von Dezember 2021 fand heraus, dass schwache Passwörter mit 57,3 Prozent den ersten Platz in den Top 10 der größten Cyber-Gefahren im Arbeitsumfeld des deutschen Mittelstandes einnahmen.

Danach folgten unter anderem die Nutzung öffentlicher WLAN-Netzwerke, verspätet durchgeführte System-Updates sowie Router und Telefone, deren Werkseinstellungen nicht geändert wurden. 

Hier eine Gesamtübersicht:

  1. Schwache Passwörter: 57,3 Prozent
  2. Nutzung öffentlicher WLAN-Netzwerke: 47,6 Prozent
  3. Verspätet ausgeführte System-Updates: 42,5 Prozent 
  4. Eigene Geräte der Mitarbeiter im internen WLAN-Netzwerk: 41,9 Prozent
  5. Social-Media-Nutzung am Arbeitsplatz: 35,8 Prozent 
  6. Geschäftlicher E-Mail-Verkehr: 32,1 Prozent
  7. Werkseinstellungen in Routern oder Telefonen: 30,5 Prozent
  8. Kommunikation mit Kunden oder Kollegen per Messenger-Diensten: 26,4 Prozent
  9. Einsatz der Firmenkarte: 20,7 Prozent
  10. Website mit Terminbuchung und Kontaktformular: 20,4 Prozent
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Wie viele Internetnutzer verwenden ein einziges Passwort für mehrere Accounts?

In einer Bitkom-Studie vom Februar 2022 gaben 29 Prozent von 1.143 befragten Personen an, dass sie für unterschiedliche Internet-Dienstleistung ein und dasselbe Passwort nutzen. 75 Prozent achten aber immerhin auf eine Mischung aus Sonderzeichen, Zahlen und Buchstaben. 

Eine weitere Umfrage vom März 2023 zeichnet dagegen ein weitaus besorgniserregendes Bild: Etwa die Hälfte der Teilnehmer verwendet zumindest teilweise identische Passwörter für diverse Online-Plattformen. Einer Google-Umfrage zufolge gebrauchen in den USA dagegen nur 13 Prozent der Amerikaner dasselbe Passwort für mehrere Accounts.  

Wie viele Menschen haben ihr Passwort bereits mit anderen Personen geteilt?

Passwörter mit anderen Personen teilen? Das kommt öfter vor, als du dir vielleicht vorstellst, und zwar nicht nur bei Netflix oder anderen Streamingdiensten. Eine bitwarden-Studie verrät, dass viele Internetnutzer Passwörter für diverse Dienstleister an Partner, Freunde und Familie weitergeben:  

  • 22 Prozent gaben ein Passwort für eine ihrer Streaming-Plattform weiter
  • 20 Prozent teilten ihre Zugangsdaten zu einem E-Mail-Konto
  • 17 Prozent teilten ihr Passwort für ihren Social-Media-Account 
  • 17 Prozent teilten sich mit anderen Personen einen Shopping-Account 

Wo achten Internetuser besonders auf die Passwortsicherheit?

Nicht verwunderlich dagegen ist, dass Webnutzer ein besonderes Bedürfnis nach Passwortsicherheit haben, wenn es um die eigenen Finanzen geht. Das legte eine Studie von 2021 dar.

Demnach achten 88 Prozent der Verbraucher, insbesondere beim Online-Banking und 71 Prozent bei Bezahlsystemen, auf die Erstellung eines sicheren Passworts. Nur 50 Prozent lassen bei der eigenen E-Mail-Adresse auf vergleichbare Weise Vorsicht walten. 

Wie kreativ sind US-Nutzer bei der Erstellung ihrer Passwörter? 

Kreativität bei der Wahl des Passworts oder gar Willkür bei der Auswahl von Zeichen, Sonderzeichen und Zahlen steht bei den meisten Verbraucherinnen und Verbrauchern in den USA ebenfalls nicht im Vordergrund. Das beweisen folgende Zahlen einer Google-Harris-Umfrage: 

  • 33 Prozent nutzen den Namen ihres Haustieres
  • 22 Prozent gebrauchen sogar ihren eigenen Namen 
  • 15 Prozent verwenden den Namen ihres Ehe- bzw. Lebensabschnittspartners
  • 14 Prozent greifen auf die Namen ihrer Kinder zurück

Wie viele Nutzer erneuern regelmäßig ihr Passwort?

Alarmierend wirkt auf den ersten Blick eine Umfrage von YouGov und Statista von 2023 bezüglich regelmäßiger Erneuerungen von Passwörtern. 12 Prozent der Befragten sahen anscheinend keine Notwendigkeit darin, ihre Passwörter überhaupt zu ändern. 27 Prozent setzen immerhin in unregelmäßigen zeitlichen Abständen eine solche Änderung um. 

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwarnt an dieser Stelle jedoch: Nicht das häufige Wechseln des Passworts sei für die Cybersicherheit entscheidend, sondern vielmehr dessen Qualität.

Wer aber schon mit einem Datenleck oder Identitätsdiebstahl zu kämpfen hat oder eines der oben genannten beliebten Passwörter verwendet, sollte in jedem Fall einen Wechsel vornehmen.

Ein sicheres Passwort wählen
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Wie verbreitet sind Passwort-Manager?

Passwort-Manager gehören zu den einfachen Möglichkeiten, um ein schwer zu erratendes Passwort in kürzester Zeit zu erstellen und diese sicher für die Wiederverwendung zu speichern. 

Dennoch werden diese praktischen Helfer hierzulande noch zögerlich in Anspruch genommen, wie eine Statistik aus dem Jahr 2021 beweist. Während 89,6 Prozent von der Dienstleistung eines Passwort-Managers wissen, machen lediglich 31,1 Prozent davon Gebrauch.

Im internationalen Vergleich steht Deutschland damit sogar etwas besser da, wie die Studie von bitwarden beweist. Demnach verwenden gerade einmal 30 Prozent der Befragten einen Passwort-Manager. Zu den bevorzugten Methoden zur Passwortverwaltung gehören beispielsweise folgende Optionen:   

  • 55 Prozent nutzen ihr Gedächtnis
  • 32 Prozent halten ihre Passwörter mit Stift und Papier fest
  • 23 Prozent speichern ihre Passwörter in einem Dokument auf ihrem Computer ab
  • 20 Prozent nutzen ein E-Mail-Programm für die Passwortverwaltung
Wie verwalten Deutsche ihre Passwörter?
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Die Schweiz fällt bei der Nutzung von Passwort-Managern sogar noch weiter zurück. Lediglich 25,5 Prozent gebrauchten im Jahr 2022 ein entsprechendes Tool. Immerhin nutzten nur 5,8 Prozent identische Passwörter für unterschiedliche Internetdienste, während sich 32 Prozent ihre Zugangsdaten einfach merkten. 

Warum nutzen so wenige Menschen Passwort-Manager?

Auch wenn es sich um eine möglichst einfache Methode handelt, komplexe Passwörter zu generieren und jederzeit wiederzuverwenden, gaben Teilnehmer der bitwarden-Studie zahlreiche Gründe für ihre Abneigung gegenüber Passwort-Managern an:  

  • 38 Prozent sind davon überzeugt, dass ihr aktuelles System auch so funktioniert
  • 32 Prozent möchten nicht für einen Passwort-Manager bezahlen
  • 27 Prozent sind unsicher, welche Anwendung sie nutzen sollen 
  • 27 Prozent haben Angst, dass sich Cyberkriminelle Zugang zu den Passwort-Managern verschaffen 
  • 21 Prozent wissen nicht, wie sie beginnen sollen

Wie viele Menschen nutzen Zwei-Faktor-Authentifizierung oder andere Authentifizierungsmethoden?

Die Zwei- oder Multi-Faktor-Authentifizierung gilt als sicherer als das einfache herkömmliche Passwort.

Hierbei wird neben der herkömmlichen Eingabe von Zugangsdaten noch eine weitere Verifizierung der Identität der jeweiligen User verlangt. Oftmals sendet der Dienstleister einen weiteren Zugang in der Form eines mehrstelligen Zahlencodes per E-Mail oder SMS an die entsprechende Person, die anschließend in ein dafür vorgesehenes Textfeld eingetragen werden muss.

Seit 2019 ist diese Vorgehensweise für Onlinebanking-Dienste innerhalb der Europäischen Union verpflichtend. Im Jahr 2021 setzten 49 Prozent der deutschen Webnutzer diese Art der Identitätsüberprüfung auch für mindestens eine weitere Dienstleistung ein.

Wie groß ist das Interesse an der passwortlosen Authentifizierung?

Alternativen zu althergebrachten Passwörtern scheinen innerhalb Deutschlands durchaus auf Interesse zu stoßen. So ergab eine Onlineumfrage, dass 31 Prozent lieber biometrische Daten für die Authentifizierung nutzen würden – dabei beziehen sie sich auf Fingerabdrücke, Gesichts- oder Augen-Scans. Lediglich 22 Prozent möchten die guten alten Passwörter beibehalten.

In den USA ist der Wunsch nach der biometrischen Verifizierung sogar noch größer. Die durch Yubico gesponserte Studie des Ponemon Institute fand heraus, dass 63 Prozent der amerikanischen Respondenten biometrische Daten als Authentifizierungsmethode dem Passwort vorziehen würden.

Wie viele Organisationen weltweit verwenden oder planen die Nutzung von passwortlosen Alternativen?

Eine weltweite Untersuchung von Ping Identity gab preis, dass weltweit 67 Prozent der befragten Organisationen bereits biometrische Authentifizierungsmöglichkeiten implementiert haben oder dies planen.

49 Prozent konzentrieren sich dagegen auf PINs und 38 Prozent auf physische Hardware-Sicherheitsschlüssel. Dieselbe Studie fand heraus, dass 96 Prozent von globalen IT-Experten die Zukunft der Cybersicherheit in den genannten passwortlosen Optionen sehen.

Wie entwickelt sich der Markt der passwortlosen Authentifizierung?

Der weltweite Markt für die passwortlose Verifizierung wurde 2022 auf 15,6 Milliarden US-Dollar eingeschätzt und soll bis 2030 auf über 53 Milliarden US-Dollar anwachsen.

Der globale Markt für die Multi-Faktor-Authentifizierung wurde 2022 auf 17,9 Milliarden US-Dollar geschätzt und soll bis 2030 ebenfalls auf 53 Milliarden Dollar wachsen.  

Fazit: Passwörter haben noch nicht ausgedient, entwickeln sich aber rasant weiter

Die Nutzung eines starken Passworts gilt weiterhin als Standard bei der Abwehr von Cyberkriminalität. Passwörter erweisen sich als besonders nützlich, wenn sie lang sind und aus willkürlichen Anordnungen von Zahlen, Sonderzeichen und Buchstaben bestehen. 

Studien zeigen jedoch, dass innerhalb Deutschlands, aber auch über die Landesgrenzen hinaus ein Hang zur Bequemlichkeit herrscht. Das bedeutet, dass Internet-User ein und dasselbe Passwort für mehrere Accounts oder möglichst einfache Passwörter wie den Geburtstag eines Kindes, den Namen des Lebenspartners oder eines Haustieres verwenden. 

Praktischen Hilfstools wie Passwort-Managern scheinen User allerdings weiterhin skeptisch gegenüberzustehen. Ironischerweise geben viele Personen Angst vor Hackerangriffen als Begründung an, sind aber auch von einem unübersichtlichen Angebot entsprechender Dienstleister verunsichert. 

Passwortlose biometrische Erkennungsmerkmale wie Fingerabdrücke, Retina- und Gesichtsscan scheinen aber Alternativen darzustellen, mit denen sich Nutzer wohlfühlen und in denen IT-Experten eine echte Chance im Kampf gegen die Hacker-Angriffe sehen.

Quellen:

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