Gender-Marketing: Was dahinter steckt und wie du es nutzt, ohne in Fettnäpfchen zu treten

Von Steffen Grigori
Aktualisiert am 07.03.2024 | Lesezeit ca. Min.

Gender-Marketing kann ein Schlüsselaspekt für die gelungene Kundenansprache sein. In Anbetracht der sich wandelnden gesellschaftlichen Auffassungen bezüglich Geschlechterrollen kommt es jedoch darauf an, wie du Gender-Marketing einsetzt, um unangenehme Fauxpas zu vermeiden.

In diesem Artikel erhältst du fundierte Einblicke sowie praxisnahe Ratschläge zum Thema Gender-Marketing – und wie du Fettnäpfchen umgehst.

Es geht dabei unter anderem um Folgendes:

  • Gezielte Ansprache verschiedener Zielgruppen mittels Buyer Personas
  • Vielseitige und respektvolle geschlechtsspezifische Marketingstrategien
  • Anwendung digitaler Instrumente und Muster im Geschlechter-Marketing

Entdecke die vielfältigen Möglichkeiten, wie du Gender-Marketing erfolgreich und diskriminierungsfrei einsetzen kannst, um eine breitere Zielgruppe zu erreichen und deine Marke nachhaltig zu stärken!

Gender-Marketing: Grundlagen und Bedeutung

Gender-Marketing ist ein wichtiger Ansatz, um Zielgruppen präziser zu verstehen und gezielter anzusprechen. Informiere dich über die Entstehung, Grundlagen und Relevanz geschlechtsspezifischer Kommunikation.

Die Entstehung des Gender-Marketing

Der Begriff Gender-Marketing fand in den 1980er Jahren Eingang in die Fachwelt, als klar wurde, dass Frauen und Männer unterschiedliche Bedürfnisse, Vorlieben und Verhaltensweisen haben.

Aus dieser Erkenntnis heraus wurden Konzepte entwickelt, um die jeweilige Zielgruppe durch maßgeschneiderte Marketingmaßnahmen effektiver zu erreichen.

Dabei werden geschlechtsspezifische Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Frauen und Männern für die Ansprache von Produkten und Dienstleistungen genutzt.

Zielgruppenansprache durch geschlechtsspezifische Kommunikation

Ein wesentlicher Bestandteil des Gender-Marketings ist die geschlechtsspezifische Kommunikation. Hierbei werden Stereotypen, Geschlechterrollen und Vorurteile, die in der Gesellschaft verankert sind, in Betracht gezogen, um passende Marketingstrategien zu erarbeiten.

Kommunikationselemente wie Farben, Bilder, Botschaften und Tonalität werden dabei passend auf Frauen und Männer zugeschnitten, um ihre geschlechtsbezogene Wahrnehmung gezielt anzusprechen.

Die Unterscheidung zwischen Geschlechterstereotypen und Geschlechterklischees ist entscheidend, um eine respektvolle geschlechtsspezifische Kommunikation zu gewährleisten.

Dabei sollte darauf geachtet werden, dass Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund des Geschlechts vermieden werden. Gender-Marketing kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Zielgruppen haben.

Einerseits ermöglicht es, den spezifischen Wünschen und Bedürfnissen von Frauen und Männern gerecht zu werden; andererseits kann es dazu führen, dass bestehende Stereotypen verstärkt und gesellschaftliche Unterschiede zementiert werden.

  • Positive Auswirkungen: Bedürfnisgerechte Ansprache und bessere Identifikation mit Produkt- und Dienstleistungsangeboten.
  • Negative Auswirkungen: Verstärkung geschlechtlicher Stereotypen und Erhöhung gesellschaftlicher Unterschiede.

Es ist wichtig, sich immer bewusst zu sein, dass Gender-Marketing sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Eine verantwortungsvolle und abgewogene Implementierung geschlechtsspezifischer Kommunikation ist daher unerlässlich.

Risiken und Stolperfallen im Gender-Marketing

Der verantwortungsbewusste Einsatz von Gender-Marketing ist entscheidend, um Fettnäpfchen zu umgehen und nicht in stereotype Rollenbilder zu verfallen. Dazu gehört, Stereotypen und Klischees zu vermeiden sowie die möglichen Auswirkungen geschlechtsspezifischer Werbung zu berücksichtigen.

Stereotypen und Klischees vermeiden

Obwohl Rollenklischees im Marketing weit verbreitet sind, ist es wichtig, sie zu vermeiden.

Beispielsweise werden typische Frauenprodukte wie Kosmetika oder Haushaltsartikel oftmals durch pinkfarbene Verpackungen und Blumenmuster vermarktet, während Männerprodukte meist kräftige Farben und technische Elemente aufweisen. Solche Klischees festigen letztendlich die bestehenden Rollenbilder, anstatt eine diversere Zielgruppe anzusprechen.

Mehrere Organisationen vergeben regelmäßig Negativpreise für besonders stereotype Werbekampagnen. Darunter ist auch der "Zornige Kaktus" von TERRE DES FEMMES:

Um nicht in diese Kategorie zu fallen, sollten sexistische Klischees wie "Frauen können nicht einparken" oder "Computer sind Männersache" vermieden werden.

Andersrum geht es natürlich auch: Der Positivpreis "Pinker Pudel" zeichnet wiederum Werbung aus, die Geschlechterklischees bewusst hinterfragt:

Geschlechtsspezifische Werbung und ihre Auswirkungen

Durch geschlechtsspezifische Werbung, die stereotype Rollenbilder bedient, können Vorurteile weiter verfestigt werden. Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass sexistische Werbung ihre Zielgruppe eher verärgern als ansprechen kann – mit negativen Auswirkungen auf das Image.

Um den Zaunpfahl-Effekt geschlechtsspezifischer Werbung zu minimieren und ein positives Markenimage aufzubauen, ist es wichtig, Rollenbilder und Stereotypen kritisch zu hinterfragen.

Beziehe Elemente und Farben aus beiden Geschlechtern in Kommunikationsmaßnahmen ein, um den Erwartungen der Zielgruppe zu entsprechen und diskriminierende Tendenzen im Marketing zu bekämpfen.

Das kann zum Beispiel heißen:

  • Kombiniere kräftige Farben und technische Elemente auch bei Frauenprodukten
  • Verwende für Männerprodukte gegebenenfalls sanftere Farben und Muster

Post-Gender-Marketing: Neue Ansätze in der Werbung

Post-Gender-Marketing durchbricht traditionelle Geschlechterklischees und eröffnet Spielraum für innovative Werbestrategien. Dabei sind Diversität, Inklusion und gendergerechte Ansprache wichtige Faktoren.

Beispiele erfolgreicher Post-Gender-Marketing-Kampagnen

Einige Unternehmen haben bereits beeindruckende Post-Gender-Marketing-Kampagnen realisiert, die sich von der binären Geschlechtertrennung lösen und frische Ansätze bei der Repräsentation von Geschlechtsidentitäten verfolgen.

Ein gutes Beispiel ist Billies "Project Body Hair" von 2018:

Diversität und Inklusion als Erfolgsfaktoren

Für eine gelungene Umsetzung von Post-Gender-Marketing sind Diversität und Inklusion ausschlaggebend. Anstatt klassischen geschlechterbezogenen Stereotypen zu folgen, können Firmen geschlechterneutrale Produkte und Kampagnen anstreben oder gezielte Werbestrategien entwickeln, die unterschiedliche Geschlechtsidentitäten ansprechen.

Durch den Fokus auf Diversität und Inklusion wird ein breiteres Publikum erreicht, was wiederum den wirtschaftlichen Erfolg erhöht. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, sowohl männliche als auch weibliche Zielgruppen für gendergerechte Werbung zu sensibilisieren.

Buyer Personas und Gender-Marketing

Für eine nachhaltige Marketingstrategie ist das Verständnis der Konsumenten von großer Bedeutung. Buyer Personas helfen dabei, deren Bedürfnisse und Kaufentscheidungen zu erfassen, und optimieren somit die zielgruppengerechte Ansprache.

Persona-Denken: Von Dualität zur Vielfalt

Die klassische Einteilung der Zielgruppen in "Mädchen" und "Jungen" oder "Frauen" und "Männer" genügt in der modernen Gesellschaft nicht mehr.

Um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebensrealitäten der Konsumentinnen zu berücksichtigen, ist ein erweitertes Verständnis von Geschlecht und Diversität erforderlich.

Ausgehend von diesem Gedanken erstrecken sich moderne Buyer Personas über Geschlechtergrenzen hinaus und beinhalten zusätzlich Faktoren wie kulturelle Identität, Bildung, Beruf und soziale Rolle.

Auf diese Weise lassen sich individuellere und treffsichere Botschaften entwickeln, die speziell auf das jeweilige Publikum zugeschnitten sind.

Individualisierung der Ansprache durch Personas

Buyer Personas ermöglichen dir, dein Marketing an die tatsächlichen Bedürfnisse und Vorlieben deiner Zielgruppen anzupassen. Durch detaillierte Analysen kannst du passgenaue Kommunikationsmaßnahmen entwickeln und eine individuellere Ansprache erzielen.

Folgende hilfreiche Schritte unterstützen dich dabei:

  • Bestimme die relevanten Parameter für deine Zielgruppen, die über Geschlechterstereotypen hinausgehen.
  • Erstelle ausführliche Profile für jede Persona und notiere Eigenschaften, Ziele, Vorlieben sowie Herausforderungen.
  • Entwickle Botschaften und Kommunikationsstrategien, die auf die ermittelten Bedürfnisse und Motivationen der jeweiligen Buyer Persona abgestimmt sind.

Tipps für die Umsetzung geschlechtsspezifischer Marketingstrategien

Eine erfolgreiche Integration von Geschlechteraspekten in Marketingkampagnen und Produktlinien erfordert gezielte Strategien.

Wir stellen die wichtigsten Bereiche vor, bevor wir auf konkrete Maßnahmen eingehen:

Marktforschung: Gezielte Ansprache von Zielgruppen

Der Ausgangspunkt eines erfolgreichen Gender-Marketings ist die umfassende Marktforschung. Unternehmen müssen die unterschiedlichen Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen von Männern und Frauen verstehen.

Dazu helfen demografische, soziokulturelle und psychografische Daten, genderspezifische Konsumentenprofile zu erstellen. Setze Umfragen, Fokusgruppen und Datenanalysen ein, um individuelle Kundenbedürfnisse zu erkennen und maßgeschneiderte Marketingansätze zu entwickeln.

Produktdesign und -angebot: Abstimmung auf Zielgruppen

Die Erkenntnisse aus der Marktforschung sollten Unternehmen dabei unterstützen, Produktlinien und Serviceangebote für die unterschiedlichen Geschlechter gezielt zu gestalten.

Auf dieser Grundlage können spezifische Kernbotschaften entwickelt werden, die den Bedürfnissen von Männern und Frauen gerecht werden. Achte darauf, Stereotypen und Klischees zu vermeiden und ein breites Angebot zu schaffen, das die Vielfalt gesellschaftlicher Geschlechterrollen berücksichtigt.

Kreative Gestaltung geschlechtsspezifischer Werbemaßnahmen

Die Entwicklung ansprechender, geschlechtsspezifischer Werbung verlangt sowohl Kreativität als auch Feingefühl. Stelle sicher, dass du bei der Gestaltung deiner Werbemaßnahmen die Bedürfnisse und Interessen der jeweiligen Zielgruppen berücksichtigst.

Dafür bieten sich zahlreiche Optionen, wie beispielsweise differenzierte Farb- und Formgebungen, Storytelling-Ansätze oder die Verwendung zielgerichteter Keywords in Online-Marketing-Maßnahmen.

Achte jedoch darauf, plakative Klischees und überzeichnete Darstellungen zu vermeiden, die gesellschaftliche Diskussionen auslösen könnten.

Gender-Marketing: 4 Schlüsselstrategien für Erfolg

Gender-Marketing in der digitalen Welt

Die Digitalisierung hat die Möglichkeiten des Gender-Marketings wesentlich erweitert. Erfahre, wie du soziale Medien, Influencer-Marketing und Suchmaschinenoptimierung (SEO) gezielt für eine geschlechtersensible Ansprache nutzen kannst.

Soziale Medien und Influencer-Marketing

Die Macht sozialer Medien für gendersensible Vermarktung liegt in ihrer direkten Kommunikation mit den Zielgruppen und der Möglichkeit, geschlechtsspezifische Interessen präzise anzusprechen.

Um die Potenziale auf Plattformen wie Instagram, Facebook oder TikTok voll auszuschöpfen, beachte folgende Aspekte:

  • Wähle Influencer aus, die eine authentische Verbindung zu deinem Produkt oder deiner Marke haben und deren Werte widerspiegeln. Achte darauf, dass ihr Content Klischees vermeidet und stattdessen auf Vielfalt und Gleichberechtigung setzt.
  • Sei bei der Gestaltung von genderorientiertem Content sensibel. Berücksichtige, dass nicht alle Mitglieder deiner Zielgruppe die gleichen Bedürfnisse teilen. Strukturiere deine Beiträge und Kampagnen so, dass sie für unterschiedliche Geschlechter und Identitäten attraktiv sind.
  • Verwende Inhalte, die zum Austausch und Dialog anregen, um das Engagement deiner Community zu fördern. Gib deinen Followern die Möglichkeit, sich zum Thema Gender-Marketing und zu deinen Produkten zu äußern.

Ein gelungenes Beispiel für geschlechtergerechte Vermarktung auf sozialen Medien ist die Kampagne #LikeAGirl der Marke Always.

Dabei wurden die Herausforderungen von Mädchen während der Pubertät thematisiert, während gleichzeitig gezielt das Selbstbewusstsein dieser jungen Frauen gestärkt wurde.

Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Gender-Marketing

Auch im Bereich der Suchmaschinenoptimierung ist die Integration von Gender-Marketing von großer Bedeutung. SEO kann helfen, unterschiedliche Zielgruppen auf dein Angebot aufmerksam zu machen.

Achte daher auf folgende Punkte:

  • Recherchiere Keywords, die auf verschiedene Geschlechter abzielen, um eine bessere Platzierung in den Suchergebnissen zu erzielen. Verzichte dabei auf stereotypische Begriffe.
  • Passe deine Meta-Tags und Meta-Beschreibungen an, sodass sowohl Männer als auch Frauen und nicht-binäre Menschen sich angesprochen fühlen. Geschlechtsneutrale oder inklusive Formulierungen können hierbei eine Hilfe sein.
  • Verlinke deine Website mit anderen geschlechter- und diversitätsbewussten Seiten, um die Relevanz und Glaubwürdigkeit deiner Angebote zu steigern.

Unternehmen, die auf Gender-Marketing und SEO setzen, können ihre Markenbekanntheit und Reichweite ausbauen, ohne in stereotype oder diskriminierende Muster zu verfallen.

Fazit: Geschlechtergerechtes Marketing als Erfolgsfaktor

Gender-Marketing eröffnet Möglichkeiten, Zielgruppen besser zu verstehen und gezielter anzusprechen, indem geschlechtsspezifische Unterschiede und Gemeinsamkeiten genutzt werden.

Dabei gilt es jedoch, Vorsicht walten zu lassen, um Fettnäpfchen zu vermeiden und Stereotypen nicht zu bedienen. Post-Gender-Marketing und Buyer Personas sind hilfreiche Ansätze, um eine geschlechtergerechte Markenkommunikation zu realisieren.

Aus diesem Artikel ergeben sich folgende zentrale Erkenntnisse:

  • Gender-Marketing: Ermöglicht, Männer und Frauen gezielter anzusprechen und ihre Bedürfnisse abzudecken. Dabei sollten kommunikative Unterschiede berücksichtigt und Klischees vermieden werden.
  • Post-Gender-Marketing: Liefert Ansätze, die mit herkömmlichen Geschlechterklischees brechen und stattdessen Diversität, Inklusion und eine gendergerechte Ansprache in den Mittelpunkt stellen.
  • Buyer Personas: Damit lassen sich detaillierte Profile der Zielgruppen erstellen. So kann die Marketingstrategie an deren individuellen Bedürfnissen und Vorlieben ausgerichtet werden.

Überlege, wie dein Unternehmen Gender-Marketing gewinnbringend einsetzen kann, indem du Klischees vermeidest und Vielfalt sowie Inklusion in den Vordergrund rückst.

Nutze die gewonnenen Erkenntnisse, um deine Marketingstrategie anzupassen und weiteres Wachstumspotenzial zu erschließen – für eine erfolgreiche und zielgruppengerechte Markenkommunikation.

FAQ

Antworten zu häufig auftretenden Fragen sind im Folgenden aufgeführt.

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